Bild: Freuen sich über das neue Bettenangebot, von dem Menschen mit psychosomatischen Symptomen künftig profitieren: Klinikdirektor Prof. Rupert Conrad und der Kaufmännische Direktor des UKM, Dr. Christoph Hoppenheit. © Foto: UKM/Wibberg

Neue moderne Räume und zusätzliche Betten: Die Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie ist von bisher 14 auf nun 22 Betten erweitert worden. Ein neuer Schwerpunkt liegt auf der Behandlung junger Erwachsener. Neu hinzugekommen ist ein Wahlleistungstrakt. Modernisierte Räumlichkeiten tragen zu einer komfortablen Aufenthaltsqualität für Patientinnen und Patienten bei.

Münster (ukm/aw) – Mit dem neuen und erweiterten stationären Angebot reagiert die Klinik auf den wachsenden Bedarf an psychosomatischer Therapie. Prof. Rupert Conrad, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am UKM, unterstreicht die Bedeutung der Umgebung für die Therapie. „Wir wollen denjenigen, die unsere therapeutische Unterstützung benötigen, einen Schutzraum bieten, in dem sie sich vollkommen wohlfühlen können und der ihnen hilft, sich auf sich und ihre Bedürfnisse zu konzentrieren“, sagt Conrad. Und auch der Kaufmännische Direktor, Dr. Christoph Hoppenheit, freut sich über die Erweiterung und die Modernisierung der Klinik. „Ich bin sehr zufrieden, dass wir nun auch unsere Räumlichkeiten entsprechend der ausgezeichneten medizinischen Standards, die Patientinnen und Patienten in dieser Klinik vorfinden, anpassen konnten. Die Aufenthaltsdauer von Menschen mit einer behandlungsbedürftigen psychosomatischen Symptomatik ist im Durchschnitt sehr viel länger als in anderen medizinischen Disziplinen“, so Hoppenheit.

An den Wänden der hellen und freundlichen Zimmer hängen gerahmte unterschiedliche „Münster-Motive“. Die stimmungsvollen Fotos von Aasee, Schloss, Promenade und Hafen haben gemeinsam, dass auf ihnen ein Weg im Bildmittelpunkt steht: „Wir haben uns bewusst für dieses symbolische Leitmotiv entschieden. Kernelement unserer Behandlung ist die Unterstützung bei der Bewältigung von Entwicklungsschritten, die bisher aufgrund der psychischen Erkrankung nicht gegangen werden konnten.“ Die Klinik hat die Schwerpunkte Essstörungen, stressassoziierte körperliche Beschwerden und Traumafolgestörungen sowie die Behandlung junger Erwachsener mit Problemen an der Schwelle zwischen Kindheit und Erwachsenenalter. Die sogenannte Transitionspsychosomatik wendet sich an Betroffene im Alter zwischen 18 und 29 Jahren und unterstützt sie darin, ihren Weg zu beschreiten.

Drei Fragen an Prof. Rupert Conrad, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Herr Prof. Conrad, warum haben gerade junge Erwachsene scheinbar immer öfter Schwierigkeiten, ihren Weg zu finden?
Das junge Erwachsenenalter zeigt die größte Häufigkeit psychischer Störungen. Studien zufolge erfüllt jeder dritte junge Erwachsene die Kriterien für psychische Erkrankungen, auf der anderen Seite werden Hilfsangebote gerade von dieser Altersgruppe am wenigsten in Anspruch genommen. Das Phänomen des verlängerten Erwachsenwerdens hat etwas mit den komplexer werdenden Anforderungen in dieser Altersphase zu tun. Also Identitätsbildung, Sicherstellung einer beruflichen Perspektive und auch die Ablösung vom Elternhaus – das alles bei gleichzeitig unsicheren Rahmenbedingungen mit finanzieller Unsicherheit und wenig Stabilität in Partnerschaften. Gleichzeitig ist durch die sozialen Medien der Druck zur Selbstoptimierung gestiegen. Der ständige Vergleich mit Gleichaltrigen macht es notwendig, sich möglichst gut und attraktiv darzustellen. Das ist kaum vereinbar mit eigenen Zweifeln und Ängsten.

Ist das auch eine Frage der Erziehung?
Das hat sicher auch etwas mit der Erziehung zu tun, aber vor allem mit dem gesamten sozio-kulturellen Umfeld. In einer wirtschaftlich hoch entwickelten Gesellschaft versuchen Eltern ihren Kindern bis weit ins junge Erwachsenenalter alle Möglichkeiten zur Bildung zu geben, was ja grundsätzlich eine positive Entwicklung ist. Der Anspruch, die bestmögliche Auswahl aus diesem Angebot zu treffen, insbesondere bei elterlicher Überbehütung – Stichwort „Helikopter-Eltern“ – stellt für viele junge Erwachsene eine Überforderung dar.

Welches sind die typischen Störungen von jungen Erwachsenen und wie behandeln Sie diese?
Der Fokus liegt auf der Behandlung von Essstörungen, stressassoziierten körperlichen Beschwerden sowie der Bewältigung chronischer körperlicher Erkrankungen, Traumafolgestörungen und Angsterkrankungen. Viele Betroffene zeigen als Begleiterkrankung Depressionen, sodass Betroffene regelmäßig mehr als eine Diagnose haben. Es ist vor allem wichtig, zum Beispiel eine sich entwickelnde Angststörung oder Essstörung möglichst früh zu erkennen und zu behandeln, bevor sie chronisch wird. Unser integratives Therapiesetting mit psychodynamischem Schwerpunkt bietet Einzel- und Gruppentherapiesitzungen, Bewegungs- und Gestaltungstherapie, soziales Kompetenz- oder auch Entspannungs- und Achtsamkeitstraining. Daneben auch medikamentöse Behandlung und systemische Interventionen. Die Dauer der Behandlung liegt in den meisten Fällen zwischen sechs und zwölf Wochen. Junge Erwachsene sollen die Klinik in dieser Zeit als geschützten Raum erleben, wo sie sich nicht verstecken oder verstellen müssen und offen mit Gleichaltrigen reden können.