Bild: Gut vernetzt über Landesgrenzen hinweg: Projektleiter de Leng (Mitte, hockend) und sein Team, bestehend aus Christian Mol und Dr. Koen Vincken aus Utrecht sowie Sandra Wiegand, Miriam Schulte und Friedrich Pawelka aus Münster (© Foto: P. Leßmann)

Uni mit „Social-Distance“ – ein Thema auch nach der Pandemie

Münster (mfm/sw) – Ein Bildschirm voller Kacheln statt einem Hörsaal mit vielen Gesichtern: Video-Vorlesungen prägten ab dem Frühjahr 2020 den Alltag der Studierenden. Doch gerade die Medizin, die normalerweise auf Labor, Modell und Patient angewiesen ist, war kaum für Vorlesungen aus dem „Home-Office“ gerüstet. Das länderübergreifende Projekt cLovid soll hier Abhilfe leisten – und den Universitäten Hilfsmittel an die Hand geben, mit denen das Medizinstudium auch digital aktiver und kollaborativer gestaltet werden kann. Der Deutsche Akademische Austauschdienst, als zuständige nationale Agentur für „Erasmus+“-Partnerschaftsprogramme der EU, bewilligte nun das Projekt der Universität Münster und stellt dafür knapp 280.000 Euro zur Verfügung.

Mikroskopische Bilder in 2D, Videokonferenzen und „Breakout-Sessions“ – all das gibt es bereits und ist für Medizinstudierende keine Neuheit. Dr. med. habil. Bas de Leng, Projektleiter von cLovid und Leiter des Kompetenzzentrums E-Learning am Institut für Ausbildung und Studienangelegenheiten (IfAS) der münsterschen Unimediziner, geht das allerdings noch nicht weit genug: „Was fehlt, sind Lernpakete, die die wichtigsten Dinge vereinen – nämlich aufgabenbasiertes und kollaboratives Lernen. Das bedeutet Zusammenarbeiten an einem Präparat – auch über Ländergrenzen hinweg.“ Gerade in visuellen Fächern wie der mikroskopischen Pathologie soll cLovid Abhilfe leisten. Die Idee: eine – auch internationale – Zusammenarbeit am mikroskopischen Präparat – als hochaufgelöstes mikroskopisches Bild.

Das Erasmus+-Projekt setzt auf das Zusammenspiel aus Einzel- und Gruppenarbeit – das bedeutet konkret: cLovid erschafft ein Prüfungsprogramm, das die individuelle Arbeit am Präparat mit verschiedenen Prüfungsaufgaben ermöglicht. Danach folgt der interaktive Part: der Austausch – und Diskurs – der Ergebnisse über das „Learning Dashboard“. Kurzum: Mit cLovid wird eine Plattform entstehen, die verschiedene Lernoptionen vereint und die Lehre interaktiver und unkomplizierter gestaltet – ein intelligentes und digitales „Gesamtpaket“, das de Leng und seine strategischen Partner in Europa bislang vermisst haben.
Ein Vorteil der „Social-Distance-Uni“: Sie kennt keine Grenzen – zumindest keine Ländergrenzen. CLovid soll als EU-Projekt Studierende aus verschiedenen Ländern miteinander vernetzen. Ein mögliches Szenario: Studierende aus Münster und Turku, Finnland, arbeiten zunächst individuell in Kleingruppen über die Plattform VQuest an denselben Bildern; anschließend kommen die Studierenden in – möglichst gemischten – Gruppen über das Learning Dashboard zusammen und können ihre Ergebnisse austauschen – für mehr Diskussion und Vernetzung der Medizinstudierenden europaweit, auch losgelöst von der Corona-Pandemie.
De Leng ist zufrieden: CLovid erreichte bei der Bewilligung das außergewöhnliche Ergebnis von 86 von 100 Punkten. In fast allen Bewertungskategorien erzielte das Projekt ein Prädikat von „sehr gut“. Der DAAD fördert cLovid, was für „Collaborative Learning and Decisionmaking Skills“ steht, zunächst bis Ende Februar 2023. Neben der Universität Münster sind noch weitere Universitäten und Institute am EU-weiten Projekt beteiligt – so das Image Science Institute der Universität Utrecht sowie das Centre for Research on Learning and Instruction of Faculty of Education der finnischen Universität Turku.

Website von cLovid