Bild: Dr. Hannah Linke, Leiterin der Ambulanz für erworbene Immunschwäche in der Medizinischen Klinik D am UKM (Universitätsklinikum Münster).
HIV – „Wir sind nah dran an den Wunden unserer Zeit“
Münster (ukm/aw) – Dr. Hannah Linke leitet seit März dieses Jahres als Oberärztin die Ambulanz für erworbene Immunschwäche in der Medizinischen Klinik D am UKM (Universitätsklinikum Münster). Sie folgte nach über 30 Jahren auf Dr. Doris Reichelt, die in den Ruhestand ging. Die Ambulanz behandelt insgesamt rund 700 Menschen aus Münster und der weiteren Region, die mit dem HI-Virus (HIV) infiziert sind, ebenso wie Menschen, die unter der vollen Ausprägung der Immunschwäche AIDS leiden.
Frau Dr. Linke, nicht nur am Welt-AIDS-Tag, sondern jeden Tag widmen Sie sich der Behandlung und Begleitung HIV-infizierter Menschen. Was ist ihre Motivation?
Ich glaube, meine Stärke liegt in der Kommunikation mit Menschen und das kann man speziell für unsere Patientinnen und Patienten gut gebrauchen. Ich bin in Botswana geboren, als mein Vater dort als Arzt gearbeitet hat. Auch wenn ich dort nicht aufgewachsen bin, hat mich das Wissen um diesen Hintergrund geprägt. Später habe ich mein Praktisches Jahr in Botswana in der Kinderheilkunde gemacht und bin dort zum ersten Mal mit HIV in Berührung gekommen. Als ich 2015 das Stellenangebot zunächst als Assistenzärztin hier in der Ambulanz bekam, musste ich erst einmal eine Nacht darüber schlafen. Dann hat es sich aber immer stimmiger angefühlt und ich kann sagen, der Kreis hat sich ein Stück weit für mich geschlossen. Zu uns kommen Menschen aus der ganzen Welt – man bekommt hier viel mit.
Seit diesem Frühjahr sehen sie vermehrt Geflüchtete aus der Ukraine in der Ambulanz?
Alle HIV-Ambulanzen in Deutschland gehen seit dem Frühjahr damit um, dass sich vermehrt Frauen und Männer aus der Ukraine, die hierher fliehen mussten, an sie wenden. Der Anstieg der Patient*innenzahlen liegt einfach darin begründet, dass die Ukraine in Europa die zweithöchste Prävalenz (Häufigkeit) an HIV-Infektionen aufweist. Träger des Virus wurden, wenn die Infektion bei ihnen bekannt war, schon in der Ukraine adäquat behandelt und wir können das hier gut fortführen. Aber alle Geflüchteten bringen ihre individuelle Geschichte mit. Sie sind zum Teil durch Kriegsgeschehen und Flucht traumatisiert. Hinzu kommt, dass sie nun Angst vor den Folgen haben, wenn ihre Infektion hier bekannt wird. Ich hatte eine schwangere Geflüchtete, die sich zwei Monate nicht getraut hat, der Familie, bei der sie untergebracht war und mit der sie gut auskam, zu sagen, dass sie einen Termin in einer HIV-Ambulanz braucht. Zum Glück hat diese Familie aber ganz fürsorglich reagiert und sich sehr gekümmert. Andere Infizierte erfahren erst hier vor Ort, dass sie HIV-positiv sind. Geflüchtet, in einem fremden Land und dann diese Diagnose – das ist eine große Herausforderung.
Eine Herausforderung in diesem Jahr waren auch die weltweit auftretenden Fälle von Affenpocken gegen die sich nach Empfehlung des Robert-Koch-Instituts vor allem homosexuelle Männer impfen lassen sollen?
Die Impfempfehlung des RKI betraf Männer, die Sex mit Männern haben (MSM). Aus medizinischer Sicht ist diese Zielgruppe richtig definiert, denn die meisten Patienten stammten aus dieser Risikogruppe. Trotzdem fühlten sich viele Betroffene an die Stigmatisierung von homosexuellen Männern in den Anfängen der AIDS-Epidemie in den 80er Jahren erinnert. Vor allem bei unseren älteren Patienten, die das Aufkommen des HI-Virus miterlebt haben, sind dieselben Ängste und Gefühle von Stigmatisierung wieder hochgekommen. Die saßen hier teilweise und sagten: „Jetzt sind es wieder wir“. Das kann ich nachvollziehen: Da kommt ein wenig bekanntes Virus und wieder betrifft es speziell Menschen, die sich gesellschaftlich teilweise immer noch diskriminiert fühlen, allein aufgrund ihrer sexuellen Orientierung. Das HI-Virus betrifft ganz häufig gesellschaftlich vulnerable Gruppen. Wir spüren die Gesamtheit der Krisen viel unmittelbarer, weil unsere Klientel größtenteils direkt davon betroffen ist. Und deshalb ist die HIV-Medizin auch immer so nah dran an den Wunden unserer Zeit.
Inzwischen sind HIV und AIDS fast in Vergessenheit geraten, andere Themen bestimmen unsere Zeit. Was würden sie sich für die gesellschaftliche Diskussion rund um HIV und seine Betroffenen wünschen?
Ich würde mir wünschen, dass die Menschen mehr auf dem Schirm haben, dass ein Leben mit HIV ein langes und – da wo es behandelt wird – gutes Leben sein kann. Die Infektion mit dem HI-Virus ist durch die antiretrovirale Therapie (ART) in der Mehrzahl der Fälle im Griff zu behalten. Wenn das Virus im Blut nicht nachweisbar ist, dann ist jemand auch nicht ansteckend. Unter ART kann ein infizierter, mit einem nicht-infizierten Partner sogar ungeschützten Geschlechtsverkehr haben, ohne dass ein Infektionsrisiko besteht. Die Lebenserwartung von Infizierten, die frühzeitig behandelt werden, unterscheidet sich kaum von denen gesunder Personen. Auch die Möglichkeiten der Ansteckungsprävention sollte mehr besprochen werden. Bislang wissen hauptsächlich die Risikogruppen, dass es eine vorbeugende Therapie gegen eine potenzielle Übertragung des Virus gibt. Und zum Schluss wünsche ich mir, dass eine HIV-Infektion auch von den ärztlichen Kolleg*innen immer als Möglichkeit bei der Ursachen suche bestimmter Krankheitssymptome in Erwägung gezogen wird. Denn je früher eine Blutuntersuchung das Virus nachweist, desto besser behandelbar sind die Betroffenen.
Bild: (v.l.) Priv.-Doz. Dr. Ulrich Peitz und Prof. Dr. Dr. Matthias Hoffmann leiten das Darmkrebszentrum Raphaelsklinik Münster.
Münster – Experten des Darmkrebszentrums der Raphaelsklinik, einem Krankenhaus der Alexianer, beobachten seit einiger Zeit eine beunruhigende Tendenz: „Während bei älteren Menschen dank der steigenden Nutzung der Vorsorgeangebote die Häufigkeit von Darmkrebs langsam sinkt, kommen in den letzten Jahren immer häufiger ungewöhnlich junge Patientinnen und Patienten zur Behandlung in unser Zentrum“, wie der Leiter des Darmkrebszentrums und Chefarzt der Raphaelsklinik, Prof. Dr. Dr. Matthias Hoffmann, erläutert. Mehrere Studien aus Europa und den USA bestätigen diese Entwicklung auch auf internationaler Ebene. So haben zum Beispiel Forscher der Erasmus-Universität in Rotterdam herausgefunden, dass es in den letzten 25 Jahren in Europa einen starken Zuwachs an Darmkrebserkrankungen bei jungen Erwachsenen gab. Zwischen 2004 und 2016 stiegen die Zahlen in jedem Jahr um acht Prozent.
Als Sebastian Krey vor zwei Jahren erstmals Blut im Stuhl entdeckte, dachte er an alles Mögliche, nur nicht an Darmkrebs, „Ich hatte in den letzten Jahren viel Stress, der Beruf war sehr fordernd, außerdem haben wir das Haus umgebaut, ich stand immer unter Volldampf“, wie der 35-Jährige berichtet. Oft war erst spät abends Zeit zum Essen und das kam dann meist aus der Tiefkühltruhe, „In der Zeit habe ich mich wirklich nicht sehr gesund ernährt“, bedauert Krey. Plötzlich litt der sportliche junge Mann unter ständiger Müdigkeit, die ihn schließlich zum Arzt gehen ließ. „Die Darmspiegelung hat dann gezeigt, dass ich einen Tumor habe. Ich war total überrascht, auch der Arzt hatte bei einem 35-Jährigen nicht damit gerechnet“, wie der Wettringer berichtet. „Das Problem ist, dass viele Ärztinnen und Ärzte bei jungen Patientinnen und Patienten trotz entsprechender Symptome zunächst nicht an eine Darmkrebserkrankung denken und erst in andere Richtungen therapieren. Dabei darf man bei der Behandlung keine Zeit verlieren“, stellt Hoffmann nachdrücklich fest.
Wird die Erkrankung zu spät erkannt, kommt es nicht selten zu Komplikationen wie Metastasen in der Leber, die eine Heilung deutlich erschweren. „Ich rate inzwischen in meinem Freundeskreis auch den Jüngeren, bei Symptomen wie Blut im Stuhl, Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfung oder unklarer Leistungsschwäche zum Arzt zu gehen und gegebenenfalls eine Darmspiegelung durchführen zu lassen. Jung zu sein, scheint nicht vor schweren Krankheiten zu schützen!“, wie Krey betont. Dies gilt ganz besonders auch vor dem 50. Lebensjahr, ab dem die Vorsorgekoloskopie normalerweise empfohlen wird.
Bild: Dr. Kira Uphaus ist Chefärztin des Departments für Altersmedizin in der Raphaelsklinik.
Münster – Diabetes mellitus, auch Zuckerkrankheit genannt, ist sehr häufig. In Deutschland leiden fast neun Millionen Menschen unter dieser Volkskrankheit, pro Tag kommen rund 1 600 Neuerkrankungen hinzu. Diabetes kann zahlreiche Folgeerkrankungen nach sich ziehen, Durchblutungsstörungen, Augenerkrankungen, Nierenschäden und ein deutlich erhöhtes Schlaganfall-Risiko gehören dazu. Um das Risiko einer Folgeerkrankung zu verringern, ist eine medizinische Betreuung des Erkrankten unbedingt notwendig. Am Mittwoch, 30.11., geht um 18 Uhr in der Alexianer Waschküche, Bahnhofstraße 6, die Reihe „Alex Online“ in die nächste Runde. Dr. Kira Uphaus, Fachärztin für Innere Medizin und Chefärztin des Departments für Altersmedizin der Raphaelsklinik, berichtet über Ursachen, Diagnostik und Therapie des Diabetes mellitus.
Die Live-Übertragung kann sowohl vor Ort als auch im Internet auf der Seite www.alexonline-muenster.de verfolgt werden. Ab sofort können Fragen zum Thema per Mail an alexonline.ms@alexianer.de oder während der Übertragung über eine Chatfunktion gestellt werden, die Expertin im Studio beantworten die Fragen anonym während der Sendung. Da die Teilnehmerzahl in der Alexianer Waschküche begrenzt ist, ist für eine Teilnahme an der Veranstaltung vor Ort eine Anmeldung per Mail an alexonline.ms@alexianer.de notwendig. Die Teilnahme ist sowohl online als auch vor Ort kostenlos.
AlexOnline
Thema:Bittersüß – Volkskrankheit Diabetes melitus
Datum: Mittwoch, 30.11.2022 Ort: Alexianer Waschküche, Bahnhofstraße 6, Münster Uhrzeit: ab 18 Uhr Zusatzinfo: Für Teilnahme vor Ort ist eine Anmeldung erforderlich
Bild: „Der kostenfreie Test ab 35 ist eine Chance, die wir nutzen sollten“, betont Dr. Ramona Pauli, Fachärztin für Allgemeinmedizin und Innere Medizin im MVZ am Isartor in München, die Chancen der Hepatitis-Früherkennung. Foto: djd/www.roche.de
Im Rahmen des „Check-up 35“ kann man sich einmalig kostenfrei testen lassen
(djd) – Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leben 354 Millionen Menschen weltweit mit Hepatitis B und C. Die heimtückischen Virusinfektionen können chronisch werden, wenn sie unerkannt bleiben, und zu schweren Leberschäden führen. Die positive Nachricht: Hepatitis B und C sind heute gut behandelbar – je früher, desto besser. Mit einem einfachen und kostenfreien Bluttest im Rahmen des Check-up 35 kann man nun herausfinden, ob man betroffen ist, und damit Hepatitis den Schrecken nehmen.
Rat der Expertin: Ärztin oder Arzt aktiv auf Hepatitis-Test ansprechen
„Der kostenfreie Test ab 35 ist eine Chance, die wir nutzen sollten“, betont auch Dr. Ramona Pauli, Fachärztin für Allgemeinmedizin und Innere Medizin im MVZ am Isartor in München, die Chancen der Früherkennung: „Unsere Leber ist ein ’schweigsames‘ Organ, das sich erst bemerkbar macht, wenn schon starke Schäden aufgetreten sind. Deshalb bleibt eine Hepatitis-Erkrankung oft jahrelang unerkannt.“ Die moderne Diagnostik gebe die Chance, eine Hepatitis-Infektion frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, bevor Symptome auftreten, so die Münchner Ärztin. Mehr Infos findet man beispielsweise unter www.roche.de/hepatitis. Seit 2021 können sich Menschen ab 35 Jahren in Deutschland einmalig kostenfrei auf Hepatitis testen lassen. „Wenn wir unseren Patientinnen und Patienten den Test anbieten, wird er sehr gut angenommen. Aktiv nachgefragt wird er allerdings noch sehr wenig“, so Pauli. Viele Menschen würden nicht wissen, dass sie sich im Rahmen des Check-up 35 oder auch unabhängig davon einmalig kostenfrei auf Hepatitis testen lassen können. Andere würden das eigene Risiko verdrängen. Oft wird Patientinnen und Patienten beim Check-up 35 auch gar kein Hepatitis-Test angeboten. Daher der Tipp von Dr. Pauli: Man sollte Ärztin oder Arzt aktiv darauf ansprechen. Der Test sei in wenigen Minuten gemacht und könne im Ernstfall Leben retten.
Hepatitis über hohe Impfquoten weiter reduzieren
Gegen Hepatitis A und B gibt es eine Schutzimpfung, die seit Mitte der 1990er-Jahre für Kinder als Kassenleistung angeboten wird – und inzwischen von den meisten Kinderärzten durchgeführt wird. Auch Erwachsene können und sollten die Impfung wahrnehmen. Für Hepatitis C, das von Blut zu Blut übertragen wird, gibt es dagegen bis heute keine Impfung. „Hepatitis A und B können wir über gute Impfquoten weiter reduzieren, Hepatitis C ist gut behandel- und heilbar. Je mehr Menschen behandelt werden, desto weniger Übertragungen gibt es. Dafür müssen wir noch mehr Menschen testen, um die Erkrankung frühzeitig zu erkennen, bevor sie an andere weitergegeben wird“, so der Aufruf von Ramona Pauli.
Bild: Die „LeseLeeze“ zu Besuch im Clemenshospital (v.l.): Sabrina Schulz (Fundraising), Katrin Florian (Stiftung „Bürger für Münster“), Priv.-Doz. Dr. Otfried Debus (Chefarzt), Karin Wrede (Heilpädagogin), Maria Pleus, Theodor Ganz und Lisa Bogatzki vom ehrenamtlichen LeseLeezen-Team.
Münster – „Das Buch ist das zentrale Medium, um Wissen zu vermitteln“, da sind sich die Initiatoren der Aktion „LeseLeeze“ sicher. Im Bauch des großen, farbenfrohen Lastenrads schlummern jedoch nicht nur jede Menge Bücher, sondern auch Sitzgelegenheiten, Picknickdecken, Kissen, Maltische und vieles mehr. Normalerweise ist die „LeseLeeze“ an Spielplätzen, Schwimmbädern, Kindergärten oder Schulen zu finden, jetzt lenkte Theodor Ganz das schwere Fahrzeug in das Foyer des Clemenshospitals, einem Krankenhaus der Alexianer.
Gemeinsam mit seinen ebenfalls ehrenamtlich tätigen Kolleginnen Maria Pleus und Lisa Bogatzki war ihr Ziel diesmal die Patientinnen und Patienten der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin zu unterhalten. „Normalerweise wollen wir Kindern, die im Umgang mit Büchern nicht so geübt sind, das Medium näherbringen. Hier im Krankenhaus geht es aber natürlich auch darum, für Abwechslung und Ablenkung zu sorgen“, wie die Besucher mit der auffälligen „LeseLeeze“ erläutern. Realisiert wurde die rollende Wunderkiste als Gemeinschaftsprojekt der Stadtbücherei mit der Stiftung „Bürger für Münster“ und dem Freundeskreis der Stadtbücherei.
Neben Büchern und anderen Utensilien haben die ehrenamtlichen Lesepatinnen und -paten etwas sehr Wertvolles im Gepäck, Zeit: „Je nach den Bedürfnissen der Kinder weiten wir unser Angebot vom Lesen und Vorlesen auf andere Aktivitäten wie zum Beispiel Malen oder Basteln aus.“ Zukünftig soll die LeseLeeze regelmäßig im Clemenshospital Halt machen, um den jungen Patientinnen und Patienten den Klinikalltag etwas zu verschönern.
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