Bild: Immer an ihrer Seite: Altenpflegerin Christel Spahn unterstützt Schwester Theophila Krüer vor, während und nach ihrem operativen Eingriff. (Foto: SFH Münster)

Prämiertes Betreuungskonzept seit 20 Jahren erfolgreich

Perioperative Altersmedizin im St. Franziskus-Hospital optimiert die Versorgung älterer Menschen rund um eine Operation

Münster – An die ersten Minuten im Aufwachraum des St. Franziskus-Hospitals Münster kann sich Schwester Theophila Krüer noch gut erinnern: „Ich habe die Augen geöffnet und direkt in ein bekanntes Gesicht geschaut“, sagt sie. „Das hat mir sehr geholfen und mich sofort beruhigt.“ An ihrem Bett stand Altenpflegerin Christel Spahn. Sie war schon bei der stationären Aufnahme der 86-Jährigen dabei, begleitete sie zu den Vorbereitungsgesprächen und der Narkoseeinleitung im OP. Das sind Maßnahmen eines speziellen Betreuungskonzeptes älterer Patienten, das im Franziskus Hospital in diesem Jahr das 20. Jubiläum seiner Erfolgsgeschichte feiert.

Als sich Schwester Theophila im Juli dieses Jahres in der Klinik für Orthopädie operieren ließ, übernahm das Team der Perioperativen Altersmedizin einen Teil der Versorgung. „Sobald sich ein älterer Mensch einem Eingriff mit Narkose unterziehen muss, überprüfen wir, ob ein erhöhtes Risiko für Komplikationen wie postoperative Verwirrtheit besteht“, erläutert Dr. Wibke Brenneisen, Oberärztin der Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin. „Mit einer auf den Patienten abgestimmten Narkoseführung, unserer besonderen Form der Betreuung und ergänzenden Maßnahmen in einem Team aus Pflegekräften, Ärzten und Physiotherapeuten können wir die Wahrscheinlichkeit, dass ein Delir auftritt, deutlich minimieren und gleichzeitig das Wohlbefinden der Patientinnen und Patienten signifikant verbessern“, ergänzt Professor Dr. Ulrich Göbel, Chefarzt der Klinik für Anästhesie und operative Intensivmedizin.

So profitierte auch Schwester Theophila in vielerlei Hinsicht von ihrer festen Bezugsperson im Krankenhaus. „Für ältere Menschen ist es oft wichtig, immer die gleiche Person zu sehen“, weiß Christel Spahn, Altenpflegerin im Team der Perioperativen Altersmedizin. In den ersten Tagen des Aufenthalts ist sie eine konstante Ansprechpartnerin und unterstützt sowohl praktisch als auch emotional. „Nähe ist wichtig“, erklärt sie, „aber auch Unterstützung bei organisatorischen Dingen.“ Sie ist bei Arztgesprächen dabei, gibt Informationen weiter, fasst komplizierte Inhalte verständlich zusammen. „Bei der Narkoseeinleitung im OP spürte ich ihre Hand auf meiner Schulter – das ist wirklich nicht selbstverständlich“, sagt Schwester Theophila und spricht dabei aus eigener Erfahrung: Im Orden der Vorsehungsschwestern arbeitete sie selbst viele Jahre als Krankenpflegerin. „Ich weiß, dass die Pflegenden oftmals wenig Zeit haben. Umso schöner ist es, dass es hier ein Team gibt, das sich so intensiv zusätzlich kümmern kann.“

Die Perioperative Altersmedizin am St. Franziskus-Hospital startete 2001 als vom Bundesministerium für Gesundheit gefördertes Modellprojekt und wurde schnell so erfolgreich, dass sie 2003 in die Regelversorgung im Hospital übernommen wurde. Seither werden ältere Menschen, die ein besonders hohes Risiko für ein postoperatives Delir haben, rund um eine Operation von examinierten Alten- bzw. Gesundheits- und Krankenpflegerinnen betreut, um Angst, Stress und die damit verbundenen gesundheitlichen Folgen erfolgreich zu mindern. Das inzwischen mehrfach prämierte Konzept senkt nachweislich die Delir-Rate und steigert die Behandlungsqualität ebenso wie die Zufriedenheit der Patienten und ihrer Angehörigen.

Aus dem einstigen deutschlandweiten Leuchtturmprojekt ist ein etabliertes Erfolgskonzept entstanden, das Schule macht. Durch weitere Fördermittel von Land NRW werden vom Franziskus Hospital aus seit vielen Jahren auch andere Einrichtungen geschult. Auch im Jubiläumsjahr werden im Rahmen des fortführenden Projekts „Der alte Mensch im OP“ Symposien für Mitarbeitende externer Krankenhäuser veranstaltet.