Bild: Experten-Trias zur Behandlung des diabetischen Fußsyndroms: (v.l.) Dr. Miroslav Yordanov und Prof. Alexander Oberhuber (Gefäßchirurgie), Prof. Tobias Hirsch (Plastische Chirurgie) sowie Dr. Elena Vorona und Dr. Reinhold Gellner (Diabetologie). (© Foto UKM/Heine)

Die Zahl der Patient*innen mit Diabetes Mellitus hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Die durch die Krankheit oft langjährigen Schädigungen von Schlagadern und Nerven der unteren Extremitäten führen letztlich zu einer zunehmenden Verschlechterung der Durchblutung von Beinen und Füßen. In der Vergangenheit blieb als letzte Therapie-Option häufig nur die Amputation. Diese aber birgt lebensbedrohliche Komplikationen. Eine interdisziplinäre Sprechstunde am UKM (Universitätsklinikum Münster) berät nun diese Patient*innen, um Amputationen schon weit im Vorfeld abzuwenden.

Münster (ukm/aw) – Schlecht heilende Wunden, die sich bis tief in die Gewebsschichten des Fußes und sogar bis auf den Knochen ausbreiten können: Diesem landläufig als „offenes Bein“ bezeichneten Zustand liegt häufig ein diabetisches Fußsyndrom (DFS) zugrunde. Ein Team unter Beteiligung von Experten aus der Gefäßchirurgie, Diabetologie und Plastischen Chirurgie des Universitätsklinikums Münster und der Fachklinik Hornheide hat sich nun zusammengeschlossen, um die Patient*innen ganzheitlich zu behandeln und interdisziplinär die bestmögliche Therapie bei diesem komplexen Krankheitsbild zu ermöglichen.

„Wenn das DFS nicht rechtzeitig oder nicht korrekt behandelt wird, kann das im schlimmsten Fall eine Amputation des betroffenen Fußes nach sich ziehen und, je nach Ausbreitung, sogar Teile des Unterschenkels betreffen“, weiß Univ.-Prof. Alexander Oberhuber, Direktor der Klinik für Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie am UKM. „Eine Amputation als Resultat einer schlechten Durchblutung geht leider mit einer deutlich verkürzten Lebenserwartung und einem starken Verlust an Lebensqualität einher“, so Oberhuber weiter, „Wir als Gefäßchirurgen versuchen daher in erster Linie, das erkrankte Gewebe zu re-vaskularisieren, also die Durchblutung wiederherzustellen, um einen komplizierten Verlauf abzuwenden und die optimale Voraussetzung zu schaffen für eine Weiterversorgung und Wunddeckung in der Plastischen Chirurgie.“

Doch nicht immer kommen Patient*innen rechtzeitig oder lassen sich die peripheren Durchblutungsstörungen ausreichend behandeln: Bei über 70 Prozent der jährlich rund 40.000 Amputationen in Deutschland liegt ursächlich eine Diagnose Diabetes Mellitus zu Grunde. Anlass genug, sich diese Patientenklientel schon von der Erstdiagnose an genauer anzuschauen. „Ein wichtiger Teil der Arbeit in unserer Ambulanz ist die Prophylaxe und Prävention des DFS. Unser erklärtes Ziel aus diabetologischer Sicht ist es, durch engmaschige Betreuung Betroffene frühzeitig zu identifizieren und in unserer Sprechstunde zu beraten“, sagt Dr. Elena Vorona, Ärztliche Leiterin des Funktionsbereichs Endokrinologie/Diabetologie in der Medizinische Klinik B.

Liegt ein großer Weichteilverlust vor, wird der Part der ebenfalls an der Sprechstunde beteiligten Plastischen Chirurgie bedeutsam. „Dank modernster mikrochirurgischer Verfahren können wir in vielen Fällen eine drohende Amputation abwenden“, sagt Univ.-Prof. Tobias Hirsch, Chefarzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie an der Fachklinik Hornheide in Münster und Leiter der Plastischen Chirurgie am UKM. „Wir versorgen die Wunde mittels Transplantation von Haut, Fettzellen oder durch spezielle mikrochirurgische Weichgewebsrekonstruktionen. Eine Heilung wird so wahrscheinlicher und schneller“, so Prof. Tobias Hirsch.

Die interdisziplinäre Sprechstunde wendet sich ab sofort an diabetologische Patienten aller Sektoren, die eine konsiliarische Einschätzung wünschen. Eine Anmeldung zur Sprechstunde erfolgt telefonisch unter: 0251 83 45782 oder per Mail an DFS@ukmuenster.de