Bild: Meike Ista beim Interview für das TV-Format von Joko & Klaas. (© Foto (UKM))

Sie wollten auf die schwierige Situation der Pflegenden in Deutschland aufmerksam machen und die Reaktionen gehen durch die Decke: Die Entertainer Joko & Klaas zeigten gestern – erstmals im deutschen Fernsehen, zur Prime Time und sieben Stunden lang bis spät in die Nacht – eine ganz normale Schicht einer Pflegekraft. Meike Ista, Kinder- und Intensivpflegekraft des Knochenmarktransplantationszentrums (KMT) am UKM hatte sich dafür Mitte März die GoPro-Kamera umgeschnallt und ihre tägliche Arbeit selbst gefilmt.

Münster (ukm/aw) – Die hastags #nichtselbstverständlich und #JKLive trendeten bei twitter schon wenige Minuten nach Sendestart (20:15 Uhr). Bis zum Ende der Ausstrahlung mitten in der Nacht riss die positive Resonanz in den Medien und den sozialen Netzwerken schier nicht ab. Ungeschnitten und in Echtzeit, ohne Werbeunterbrechung mit freundlicher Unterstützung ihres „Haussenders“: Joko & Klaas ist es einmal mehr gelungen, den Finger in eine gesellschaftliche Wunde zu legen. Zahlreiche Pflegekräfte aus der ganzen Republik kamen zu Wort und erzählten aus ihrer Warte, was im Pflegealltag besonders toll, aber auch besonders hart ist. Wie sie persönlich immer wieder an ihre eigenen Grenzen stoßen und was es braucht, damit der Beruf den Stellenwert bekommt, den er verdient. Möglich wurde dieses Projekt unter anderem, weil UKM-Pflegekraft Meike Ista bereit war, aus der Ich-Perspektive per Kamera ihren persönlichen Arbeitsalltag zu zeigen. Eine ganz normale Sieben-Stunden-Schicht auf der Station 2 der KMT am UKM (Universitätsklinikum Münster) – Dieser Stream bildete die Grundlage für das gesamte Format. „Die GoPro-Kamera vor der Brust hatte ich schon nach einigen Minuten vergessen“, sagt Ista.

Die Zuschauer konnten Meike Ista bei der Arbeit zusehen: unermüdlich und in hohem Tempo. Dabei immer mit großem persönlichen Engagement. Die 28-Jährige widmet sich Patienten, die lebensgefährlich erkrankt sind und die die Strapazen einer Knochenmarktransplantation hinter sich haben. Meike Ista verabreicht Medikationen und desinfiziert akribisch die Patientenzimmer sowie das medizinische Equipment. Das ist notwendig, weil das Immunsystem nach einer Knochenmarktransplantation komplett heruntergefahren ist. Dabei ist sie stets gutgelaunt, einfühlsam und zugewandt. Trotz des hohen Pensums überwiegt bei ihr die Freude an ihrer hochspezialisierten Arbeit. „Ich wollte für das Format zeigen, wie Pflege wirklich ist“, begründet Meike Ista ihre Entscheidung.

Die Entscheidung, das unkonventionelle und mutige Format zu unterstützen, wurde aus der Überzeugung getroffen, dass die Pflege mehr Aufmerksamkeit braucht. UKM-Pflegedirektor Thomas van den Hooven war es wichtig, dem Diskurs zur Pflege damit Raum zu geben. „Pflege steht dicht an der Seite des Patienten. Wir können in unserem Beruf ganz viel erleben: Von der Geburt bis hin zur Sterbebegleitung, also in den extremen Lebenssituationen. Das kann man nicht in jedem Beruf, dazu braucht es Herz und Verstand. Die Performance des Teams auf Station war sehr gut und die der Kollegin Ista einfach extrem gut! Manchmal aufgeregt und das war gut so und gleichzeitig nahbar und professionell. Das war eine tolle Werbung für den Beruf!“, freut sich van den Hooven.

Er hofft nun, dass das Format in ganz Deutschland endlich die nötige Aufmerksamkeit für die Situation der Pflegenden geweckt hat. Die Quote der Sendung spricht dafür: Der Tages-Marktanteil lag bei 11,3 Prozent in der relevanten Altersgruppe der 14- bis 49-Jährigen. „Nun gilt es, dass diese Aufmerksamkeit auch in Maßnahmen mündet, die den Pflegeberuf nachhaltig aufwerten“, so der UKM-Pflegedirektor.