Bild: Die Beteiligten der Studie zur Beckenringfraktur – v.l.n.r: Prof. René Hartensuer, Dr. Moritz Lodde, Prof. Michael J. Raschke und Prof. Christoph Katthagen – freuen sich über den Forschungspreis der Mainzer Trauma-Stiftung (Foto: privat)

Münster (mfm/lt) – Beim Staubwischen von der Leiter gefallen, auf der Treppe ausgerutscht oder beim Skifahren gestürzt, wie Alt-Bundeskanzlerin Merkel 2014: Eine Verletzung am Becken kann schneller passieren als man denkt. Eine der möglichen Folgen ist die Beckenringfraktur – ein Bruch, der die Stabilität des Skelettteils gefährden kann, welcher die Beine mit dem Rumpf verbindet. Bislang besteht unter Medizinern noch Uneinigkeit, wie solche Frakturen am besten operativ zu behandeln sind. Forschende der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster haben mehr Klarheit geschaffen – und für ihre Studie nun den Forschungspreis der Mainzer Trauma-Stiftung erhalten. Als Erstautor der Publikation konnte Dr. Moritz Lodde die Auszeichnung in Empfang nehmen, die für herausragende Arbeiten in der Alterstraumatologie vergeben wird und mit 5.000 Euro dotiert ist.

Verstärkt durch veränderte Freizeitaktivitäten und den demographischen Wandel treten Beckenringfrakturen immer häufiger auf. Bei ausbleibender Heilung unter konservativer Therapie erfolgt eine operative Versorgung – für die verschiedene Verfahren zur Verfügung stehen, wie das Einsetzen einer Iliosakralschraube zur Stabilisierung des hinteren Beckenrings. Die Arbeitsgruppe der münsterschen Uniklinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie hat in Kooperation mit dem AO Research Institute in Davos/Schweiz verschiedene Operationsverfahren verglichen und Empfehlungen formuliert. Dafür wurden Frakturen an 50 künstlichen Becken simuliert und die unterschiedlichen OP-Techniken getestet.

In ihrer Studie „Biomechanical Comparison of Five Fixation Techniques for Unstable Fragility Fractures of the Pelvic Ring“ zeigen die Wissenschaftler, dass die Kombination aus Iliosakralschraube und Platten-Osteosynthese für den Beckenring biomechanisch besonders stabil ist. „Unsere Ergebnisse setzen wir bereits erfolgreich im klinischen Alltag in der Patientenversorgung um“, berichtet Klinikdirektor Prof. Michael Raschke. Der Preis unterstreiche die hervorragende Arbeit der Einrichtung im Feld der Alterstraumatologie, freut sich der Teamleiter gemeinsam mit dem Preisträger Lodde, der seiner Arbeitsgruppe als wissenschaftlicher Mitarbeiter angehört. Die jährlich von der Mainzer Trauma-Stiftung vergebene Auszeichnung würdigt Studien, die sich mit den Mechanismen der Skelettalterung sowie der Entwicklung von optimalen Behandlungsmethoden in der Alterstraumatologie befassen. Die Stiftung wurde 2016 von Prof. Pol Rommens gegründet, dem früheren Direktor der Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Mainz. PubMed-Link zur Studie