Bild: Gemeinsam aktiv für die Belange von Parkinson-Patienten (v.l.): Prof. Tobias Warnecke, Parkinson-Nurse Theresa Becking, Logopädin Sigrid Ahring, Physiotherapeutin Lena Frenz, Ergotherapeutin Margarete Berg und Dirk Robrecht, Leiter der Zentralen Einrichtung Therapeutische Gesundheitsberufe am UKM.

Multidisziplinäre Fallkonferenzen sind innerhalb von medizinischen Institutionen mittlerweile nahezu Standard, sobald aber mehrere ambulante und stationäre Gesundheitsversorger institutionsübergreifend involviert sind, läuft die Abstimmung häufig gar nicht. Für Betroffene der Parkinson-Krankheit soll ab Juli mithilfe der neuen digitalen Plattform „JamesAKTIV“ eine koordinierte, patientenzentrierte Versorgung sichergestellt werden.

Münster (ukm/maz) – Die Symptome der Parkinson-Krankheit sind vielfältig, die dauerhafte Therapie der Gehirnerkrankung ist dementsprechend komplex: Neben regelmäßigen Arztbesuchen, Physio- und Ergotherapie umfasst sie auch Logopädie und die Einstellung der richtigen Medikamentendosis. Jedoch sitzen die dafür verantwortlichen niedergelassenen Ärzte, Therapeuten diverser Fachdisziplinen und Mediziner stationärer Einrichtungen selten zusammen an einem Tisch. „Wir sehen immer wieder, dass das Potenzial der aktivierenden Therapien nicht vollständig für den Patienten ausgeschöpft werden kann. Deshalb haben wir eine Plattform entwickelt, die durch eine Art digitaler Karteikarte und durch gemeinsame Fallkonferenzen die Arbeit aller an der Therapie beteiligten Fachdisziplinen, egal ob ambulant oder stationär, vereint“, erklärt Prof. Tobias Warnecke, Oberarzt in der Klinik für Neurologie mit Institut für Translationale Neurologie am UKM (Universitätsklinikum Münster).

Die neue Plattform „JamesAKTIV“ (in Anlehnung an den britischen Arzt und Entdecker James Parkinson) startet im Laufe des Julis und erfolgt innerhalb des vom Innovationsfonds über dreieinhalb Jahre geförderten Projektes „ParkinsonAKTIV“. Mittels einer sogenannten Quickcard, einer Art digitaler Patienten-Karteikarte, in die der niedergelassene Neurologe ebenso den aktuellen Gesundheitszustand eintragen kann, wie der betreuende Mediziner eines Krankenhauses oder der Physiotherapeut, dem in der Behandlung eine Veränderung aufgefallen ist, soll ein Austausch stattfinden. „Wir wollen Interdisziplinarität über die Grenzen einzelner Institutionen hinweg leben und damit eine koordinierte, patientenzentrierte Versorgung von Parkinson-Patienten sicherstellen“, erklärt Warnecke. Gemeinsame Fallkonferenzen, die bei Bedarf von den Behandlern im System angefordert werden können, runden das Angebot ab. Dafür können im Rahmen eines Assessment-Centers auch Mediziner und Therapeuten hinzugezogen werden, die nicht unmittelbar an der Versorgung des jeweiligen Patienten beteiligt sind. „Durch diese unabhängige, interdisziplinäre Fallbegutachtung können noch mal wieder andere Ideen, andere Therapieansätze eingebracht werden, weil der Patient durch eine andere Brille betrachtet wird“, sagt Warnecke, der u.a. auch Sprecher des Parkinsonnetz Münsterland+ (PNM+) ist, einem Zusammenschluss von rund 150 Experten verschiedener Fachgruppen sowie Betroffenen und Angehörigen.

Auch Tom Ackermann, Vorstandsvorsitzender der AOK NORDWEST, die neben den Teilnehmern des PNM+ als Krankenkasse das Projekt unterstützt, begrüßt die Programmierung und Inbetriebnahme der neuen digitalen Plattform: „Mit dem Start des ParkinsonAKTIV-Projektes und der neuen Kommunikationsplattform JamesAKTIV wird sich die vernetzte Versorgung für Parkinson-Erkrankte zunächst im Raum Münster, Osnabrück und im Tecklenburger Land spürbar verbessern. Nach erfolgreicher Pilotierung wird es unsere gemeinsame Aufgabe sein, diese Versorgungsstruktur in andere Regionen auszurollen“, sagt Tom Ackermann.