Übergewicht als Risikofaktor Nr. 1 für Brustkrebs

Übergewicht als Risikofaktor Nr. 1 für Brustkrebs

Münster (ukm/aw) – Die Diskussion um die Einnahme von Hormonen in Zusammenhang mit der Entstehung Brustkrebs wird seit Jahren geführt. Kaum im Bewusstsein der öffentlichen Meinung verankert ist dagegen ein Faktor, der genauso gut Brustkrebs begünstigt: Starkes Übergewicht hat dieselben negativen Konsequenzen bei der Tumorentstehung wie eine Hormoneinnahme. „Seit 1975 hat sich weltweit die Zahl der Menschen mit starkem Übergewicht (Adipositas) verdreifacht – mit bisher unabsehbaren Folgen auch in Sachen Brustkrebs“, sagt Prof. Ludwig Kiesel, Direktor der Universitäts-Frauenklinik am UKM.

Herr Prof. Kiesel, inwiefern beeinflusst Übergewicht das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken?
Das hängt sehr davon ab, von welchem Lebensabschnitt wir reden. Einfach gesagt: Wenn in der Zeit nach den Wechseljahren Übergewicht vorliegt, ist das ungünstig für das Brustkrebsrisiko. Interessanterweise gilt das nicht unbedingt für die Zeit vor den Wechseljahren. Es gibt sogar Studien, die dann ein niedrigeres Risiko zeigen können, wenn vor den Wechseljahren schon Übergewicht da war. Da gibt es viele Erklärungsansätze, beispielsweise scheint die Hormonlage eine wichtige Rolle zu spielen. Vor den Wechseljahren haben Frauen eine hohe eigene weiblich Hormonbildung – das ist eine grundsätzlich andere Risikokonstellation als nach den Wechseljahren. Wenn danach weniger Hormone vorhanden sind, dann scheint eine zusätzliche Einnahme von Hormonen oder ein Übergewicht mehr Effekt auf das Brustkrebsrisiko zu haben als davor.

Physiologisch nehmen Frauen ja aber in und nach den Wechseljahren oft von ganz alleine zu…
Möglichst früh abzunehmen, ist sicherlich hilfreich. Am besten in Kombination mit einer vermehrten körperlichen Bewegung. Gewichtabnahme ist gut, allerdings in der Gesamtauswirkung nicht ganz so gut, als wenn man vorher gar nicht zugenommen hätte. Das heißt auch für die Zukunft hat jede Gewichtszunahme einen negativen Effekt auf die Brustkrebsentstehung, allerdings kann man das etwas durch eine Gewichtsabnahme korrigieren. Vereinfacht gesagt ist es ideal, wenn man gar nicht zugenommen hat, auch wenn da natürlich noch viele andere Faktoren eine Rolle spielen. Gewicht spielt bei der Entstehung von Brustkrebs immer eine Rolle – man hat sogar herausgefunden, dass ein niedriges Geburtsgewicht mit einem geringeren Risiko, später zu erkranken, einhergeht.

Angesicht seiner Gesellschaft, in der das Übergewicht rasant zunimmt, sind das keine guten Aussichten…
Nein, in der Tat nicht. Seit 1975 hat sich die Zahl der Menschen mit Adipositas weltweit nahezu verdreifacht. Da geht es aber gar nicht so sehr um die vermeintlich „leichteren Fälle“ mit einem leicht erhöhten BMI. Entscheidend ist das zentrale Fett rund um die Körpermitte. Weniger dicke Beine oder ein dicker Po bilden ein Risiko. Gefährlich wird es, wenn die inneren Organe mitbetroffen sind. Es kommt darauf an, wo das Fett sitzt, und das wird leider oft genetisch vorgegeben. Das Fett am Bauch ist ein aktives Organ – früher dachte man, das ist nur ein Speicher für schlechte Zeiten. Inzwischen hat man verstanden, dass ein Zusammenhang zwischen dem aktiven Fett und den entzündlichen Vorgängen, die es im Körper auslöst und der Entstehung von Krebs besteht. Das betrifft natürlich auch den Brustkrebs.

Kann man das Risiko Übergewicht und das Risiko Hormontherapie gegeneinander abwägen?
Ja, das kann man tatsächlich gegeneinander abwägen: Deutliches Übergewicht hat nahezu dieselbe Wirkung wie eine Hormontherapie. Letztendlich ist es in Zahlen fast genauso ungünstig, deutliches Übergewicht zu haben, wie über mehrere Jahre Hormone einzunehmen. Nun ist Hormontherapie ja aber nicht gleich Hormontherapie. Wenn eine Frau nur Östrogene einnimmt, ist das Risiko deutlich geringer als wenn sie ein Kombipräparat aus Östrogenen und Gestagenen einnimmt. Generell gilt: Je länger man Hormone einnimmt, desto ungünstiger wirkt es sich aus. Kurzzeitig allerdings – unter einem Jahr Einnahmedauer – hat eine Hormongabe dagegen keine nennenswerten Folgen und kann helfen, Symptome wie Hitzewallungen zu überwinden.

Was wäre nun ihr Appell an Frauen, die Brustkrebs möglichst vermeiden wollen?
Zum Ersten: Unbedingt aufs Gewicht achten – möglichst auch schon vor den Wechseljahren, denn der Kalorienverbrauch nimmt dann deutlich ab. Das heißt, man muss die Ernährungsweise rechtzeitig anpassen. Zweitens: Sie müssen nicht nur weniger essen, sondern gleichzeitig auch mehr Sport machen, um die Muskelmasse zu erhalten. Trotzdem kann man all das nur bedingt beeinflussen. Ich habe eine Patientin, die war Zeit ihres Lebens eine sehr schlanke Marathonläuferin und hat nach den Wechseljahren nun plötzlich einen ganz anderen Körper. Und das, obwohl sie weiter läuft und sich gesund ernährt. Also: Da darf man sich auch nicht immer ein schlechtes Gewissen machen, man muss nicht immer automatisch etwas falsch gemacht haben, wenn man in diesem Lebensabschnitt zunimmt.

Für mehr Lebensqualität: Neues Verfahren gegen diastolische Herzinsuffizienz

Für mehr Lebensqualität: Neues Verfahren gegen diastolische Herzinsuffizienz

Bild: Erfolgreiche Behandlung mit dem neuen Verfahren gegen diastolische Herzinsuffizienz: (v.l.) Studienleiter Dr. Rudin Pistullin mit Patient Ralf Mondorf sowie die Klinikdirektoren Prof. Holger Reinecke und Prof. Helmut Baumgartner und Oberarzt Dr. Gerrit Kaleschke aus den Kardiologischen Einrichtungen am UKM.

Herzinsuffizienz wächst sich zur Volkskrankheit aus. Bei der Hälfte der Erkrankten handelt es sich um die bis vor wenigen Jahren kaum erkannte diastolische Herzinsuffizienz. Betroffene schleppen sich mit Atemnot und Wassereinlagerungen durch den Alltag – eine medikamentöse Therapie gibt es bisher nicht. Ein neues minimalinvasives Verfahren gibt Patienten jetzt Hoffnung: Das UKM (Universitätsklinikum Münster) ist weltweit eines von nur zehn Zentren, das dieses inzwischen zugelassene Verfahren jetzt im Rahmen einer Beobachtungsstudie durchführt.

Münster (ukm/aw) – Weltweit leiden mehr als 26 Millionen Menschen unter Herzinsuffizienz. Einer von ihnen ist Ralf Mondorf aus Sendenhorst. Bei dem 65-Jährigen traten die Beschwerden der Herzinsuffizienz im vergangenen Oktober erst richtig auf. „Bei einem Rückflug aus dem Urlaub fühlte ich mich urplötzlich schlecht. Es war so, als hätten mich auf einmal alle Kräfte verlassen.“, erinnert er sich. Zurück in Sendenhorst folgte eine Reihe von Arztbesuchen, denn Ralf Mondorf konnte sich quasi kaum noch vom heimischen Sofa wegbewegen. „Ich bekam fast keine Luft und konnte nur ein paar Schritte in der Wohnung herumgehen“, sagt er rückblickend. Schließlich stellte Mondorfs Kardiologe die richtige Diagnose: Diastolische Herzinsuffizienz. In Abgrenzung zur systolischen Herzinsuffizienzkann sich das Herz hier nicht mehr richtig mit Blut befüllen. Die linke Herzkammer ist versteift und hat ihre Elastizität verloren – sie reagiert wie ein ausgeleiertes Gummiband.

Wegen seiner starken Beschwerden und erheblich eingeschränkten Lebensqualität überwies der niedergelassene Kardiologe seinen Patienten ans UKM mit der Bitte, an ihm ein neuartiges minimalinvasives Verfahren auszuprobieren. „Herr Mondorf war tatsächlich der erste Patient unserer Studie“, sagt Studienleiter Dr. Rudin Pistulli aus der Klinik für Kardiologie I: Koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz am UKM. „Durch einen Katheter-Eingriff nehmen wir den Druck aus der oberen linken Herzkammer“ erklärt Pistulli. Und er erläutert weiter: „Wir setzen ein Implantat, das man sich wie ein Schirmchen vorstellen kann, zwischen den beiden Herzvorhöfen ein, nachdem wir ein kleines Loch in die Herzscheidewand stechen. Doch statt, wie bei ähnlichen Verfahren üblich, eine ungewollte Öffnung oder Loch der Vorhofscheidewand zu verschließen, hält dieses Implantat das „erwünschte“ Loch offen, weil es einen integrierten Kanal enthält“, beschreibt Pistulli. Das Implantat sorgt so dafür, dass ein Blutfluss vom linken zum rechten Vorhof entsteht und somit der Druck im ersten sinkt. Somit wirkt es ähnlich wie ein Überdruckventil.

Das Schirmchen wird per Herzkatheter durch eine Leistenvene zum Herzen geführt – der Eingriff ist damit minimalinvasiv und dauert nur etwa eine Stunde. Möglich ist das Verfahren auch durch die enge Zusammenarbeit mit den Kollegen aus der Klinik für Kardiologie III: Angeborene Herzfehler (EMAH) und Klappenerkrankungen, die eine langjährige Expertise in solchen interventionellen Verfahren besitzen.

Ralf Mondorf konnte das Krankenhaus zwei Tage nach dem Katheter-Eingriff wieder verlassen. Seither geht es für ihn langsam bergauf: „Ich werde in kleinen Schritten wieder belastbarer. Meine Lebensqualität kommt langsam zurück“, freut er sich.

Simeox: Spende erleichtert Mukoviszidose-​Patienten das Atmen

Simeox: Spende erleichtert Mukoviszidose-​Patienten das Atmen

Bild: Freuen sich über die Neuanschaffung der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin (v.l.): Dr. Peter Küster, Wilhelm Bremer, Ramona Brandt, Thomas Silies und Dr. Alexandra Papavassilis (über das Gerät: Simeox).

Münster – Es gibt Dinge bei denen man sich fragt, warum da vorher noch niemand drauf gekommen ist. Ein solches Gerät ist der Simeox, der jetzt dank einer Spende der CF-​Selbsthilfegruppe Osnabrück in der Klinik für Kinder-​ und Jugendmedizin des Clemenshospitals zum Einsatz kommt. Der zweite stellvertretende Vorsitzende Wilhelm Bremer und der erste Beisitzer des Vereins, Thomas Silies, kamen persönlich nach Münster, um die Spende zu übergeben.

CF steht für cystische Fibrose, besser bekannt als Mukoviszidose. Bei der Behandlung dieser tückischen Erbkrankheit, bei der in erster Linie die Lunge betroffen ist, hat das Clemenshospital eine Spitzenposition in der Region inne. Mukoviszidose lässt den Schleim in der Lunge zäh und schwer abhustbar werden. Das Gerät im Wert von 6683 Euro überträgt über die Atemluft Vibrationen in die Lunge, also genau dorthin, wo der Schleim gelöst werden muss, damit dieser leichter abgehustet werden kann. „Wir setzen das Gerät dort ein, wo unsere Übungen nicht mehr weiterhelfen“, erläutert die Physiotherapeutin Ramona Brandt. Bevor der Simeox angeschafft wurde, hat er im Clemenshospital einen Probelauf absolviert, dessen Erfolg alle Beteiligten beeindruckt hat.„An der Entwicklung dieses Gerätes war der Vater eines an Mukoviszidose erkrankten Kindes maßgeblich beteiligt.

Bis zur Marktreife war es allerdings ein langer Prozess, an dem zahlreiche Wissenschaftler und Ingenieure lange getüftelt haben, bis die spezifischen Druckschwankungen des Luftstroms diese beeindruckende Wirkung entfalten konnten“, berichtet Brandt. Die Anwendung hingegen ist sehr einfach. Der Patient atmet ganz normal über ein Mundstück, das über einen Schlauch mit dem Gerät verbunden ist. Der Luftstrom vibriert in unterschiedlichen Stärken und bewirkt auf diese Weise die Schleimlösung.