Bild: Die Medizinerin Luise Erpenbeck ist seit August 2021 Professorin für Translationale und Experimentelle Immundermatologie an der münsterschen Uniklinik für Hautkrankheiten (Foto: WWU/E. Wibberg)

Münster/Göttingen – Weltweit wurden in verhältnismäßig kurzer Zeit verschiedene Impfstoffe gegen das Corona-Virus Sars-Cov-2 entwickelt, teils mit neuartigen Technologien. Dennoch gibt es noch offene Fragen zu der optimalen Kombination von Impfstoffen und zu der durch die Impfung hervorgerufenen Immunantwort. Ein Forschungsteam, dem auch die inzwischen an der Universität Münster tätige Professorin Luise Erpenbeck angehörte, hat die komplexe Immunantwort nach unterschiedlichen Impfregimen untersucht. Die Ergebnisse der COV-ADAPT-Studie („Humorale und zelluläre Immunantwort des adaptiven Immunsystems nach Impfung oder natürlicher COVID-Infektion“) sind jetzt in der renommierten Fachzeitschrift „Allergy“ (Europan Journal of Allergy and Clinical Immunology) erschienen.

Die Arbeitsgruppe der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) fand in Untersuchungen an einem Kollektiv von mehr als 400 Probanden – sämtlich Mitarbeitende der eigenen Einrichtung – heraus: Die Zweitimpfung mit dem mRNA-Impfstoff von Biontech (BNT162b2) steigert sehr wirksam die Immunantwort. „Dabei war es unwichtig, ob die Probanden zuvor bei der Erstimpfung den Impfstoff von AstraZeneca (ChAdOx1 nCoV-19) oder von Biontech erhalten hatten. Hingegen konnte eine Zweitimpfung mit AstraZeneca die Immunantwort kaum verbessern“, sagt Prof. Erpenbeck, eine der Senior-Autoren der Publikation, Mitglied der UMG-Arbeitsgruppe und 2021 an die Universität Münster berufen.

In der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten COV-ADAPT-Studie wurden drei unterschiedliche Kombinationen von Erst- und Zweitimpfungen im Zeitraum von Mai bis Juli 2021 genauer auf ihre Wirkung hin betrachtet. Darunter waren Impfregime mit nur einem Impfstoff (Erst- und Zweitimpfung mit Astra bzw. Biontech) und die Kombination aus Astra als Erstimpfung sowie Biontech als Zweitimpfung. Das Team analysierte nicht nur die Antikörper-Bildung nach der Impfung, sondern auch die Aktivität bestimmter Abwehrzellen (T-Zellen), die besonders wichtig für die Abwehr von Virusinfektionen sind. Dabei zeigte sich, dass die Antikörper-Entwicklung – die sogenannte „humorale Immunantwort“ – und die T-Zell-Aktivität – die „zelluläre Immunantwort“ – voneinander abhängig waren. Es sei daher nicht davon auszugehen, dass ein niedriger Antikörper-Spiegel nach Impfung durch eine hohe T-Zell-Antwort ausgeglichen wird, so eine zentrale Erkenntnis der interdisziplinär angelegten Studie. Das Forscherteam plant, die Immunantwort der Probanden weiter zu verfolgen, um auch Langzeit-Erkenntnisse über diese zu erlangen. [PubMed-Link zur Studie]

Originalveröffentlichung: Interdependencies of cellular and humoral immune responses in heterologous and homologous SARS-CoV-2 vaccination. Moritz M. Hollstein, Lennart Münsterkötter, Michael P. Schön, Armin Bergmann, Thea M. Husar, Anna Abratis, Abass Eidizadeh, Meike Schaffrinski, Karolin Zachmann, Anne Schmitz, Jason S. Holsapple, Hedwig Stanisz-Bogeski, Julie Schanz, Andreas Fischer, Uwe Groß, Andreas Leha, Andreas E. Zautner, Moritz Schnelle, Luise Erpenbeck. Allergy. First Published: 06 February 2022. https://doi.org/10.1111/all.15247