Amalgam verschwindet aus den Zahnarztpraxen

Amalgam verschwindet aus den Zahnarztpraxen

Bild: Amalgam, lange Standard für Zahnfüllungen, wird aus Umweltschutzgründen ab 2025 verboten und verschwindet aus Zahnarztpraxen. © Foto (Kauzio, Public domain, via Wikimedia Commons – https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Filling.jpg)

Münster (ukm/lwi) – Wenn es um Zahnfüllungen geht, war Amalgam Jahrzehnte lang der Standard, den auch Krankenkassen ihren gesetzlich Versicherten finanziert haben. Aus Umweltschutzgründen wird das Material ab 2025 verboten. Nebeneffekt: Amalgam verschwindet auch aus den Zahnarztpraxen. Dort war es dank vieler Alternativen zuletzt aber ohnehin nicht mehr sehr verbreitet, wie Prof. Dr. Till Dammaschke, Oberarzt in der Poliklinik für Parodontologie und Zahnerhaltung am UKM, im Interview erläutert.

Amalgam: Interview zum Thema mit Prof. Dr. Till Dammaschke, Oberarzt in der Poliklinik für Parodontologie und Zahnerhaltung am UKM. (foto UKM)Herr Prof. Dammaschke, was genau ist Amalgam eigentlich?

Prof. Dr. Till Dammaschke: Amalgame sind flüssige, knetbare oder feste Legierungen aus Quecksilber und weiteren Metallen. Historisch gesehen sind sie schon im 7. Jahrhundert in China zum Füllen von Zähnen beschrieben worden. In Deutschland sind handschriftliche Rezepturen seit dem 16. Jahrhundert bekannt. Im 19. Jahrhundert startete die industrielle Herstellung von Amalgamen in den USA und Europa. Für zahnärztliche Zwecke kamen zuletzt Legierungspulver (Alloys) zum Einsatz, bei denen Quecksilber im Verhältnis 1:1 mit Silber (65 Prozent), Zinn (30 Prozent) und Kupfer (5 Prozent) vermischt wurde.

Was hat Amalgam lange so beliebt gemacht?

Dammaschke: Die relativ einfache Verarbeitung. Amalgam kann gut in Zahnform gebracht werden, erhärtet innerhalb von Minuten und ist auch als nicht so perfekt gelegte Füllung relativ lange haltbar. Zudem funktioniert die Aushärtung auch im feuchten Mundmilieu, also etwa unter Zutritt von Speichel oder Blut.

Wie verbreitet ist Amalgam noch?

Dammaschke: Im Bereich der Ärztekammer Westfalen-Lippe ist der Anteil der gelegten Amalgamfüllungen in den Jahren 2021 bis 2023 von etwa 3,5 auf 1,4 Prozent zurückgegangen. Deutschlandweit bestehen wohl nur zwei bis drei Prozent der neu gelegten Füllungen aus Amalgam. In der Poliklinik für Parodontologie und Zahnerhaltung am UKM verarbeiten wir seit etwa zehn Jahren kein Amalgam mehr. Auch in der Lehre spielt das Material für die Studierenden keine Rolle mehr.

Warum gibt es dann jetzt überhaupt das Verbot?

Dammaschke: Zunächst muss hier betont werden, dass Amalgam aus Umweltschutzgründen verboten wird. Die EU und viele weitere Staaten wollen mit der „Minamata-Konvention“ die Quecksilberemissionen in die Umwelt reduzieren. Amalgamfüllungen sind weiterhin gesundheitlich unbedenklich, auch dann, wenn sie verschluckt werden sollten. Gesundheitlich belastend können nur die Quecksilberdämpfe sein, die beim Legen oder Herausbohren der Füllung entstehen. Diese werden heutzutage aber durch Absauganlagen abgesaugt. In Deutschland sind zudem alle Zahnarztpraxen mit Amalgamabscheidern ausgestattet, so dass hier eine fachgerechte Entsorgung gewährleistet wird.

Was gab und gibt es jetzt für Alternativen?

Dammaschke: Grundsätzlich sind Komposite, häufig auch als Kunststofffüllungen bezeichnet, die Alternative. Kommen hier solche zum Einsatz, für die der Zahn zunächst (mit Dentinadhäsiven) vorbehandelt werden muss, damit sie haften, sind diese so haltbar wie Amalgamfüllungen. Dafür ist allerdings eine Zuzahlung nötig. In die Regelversorgung der Krankenkassen kommen hingegen nur „selbstadhäsive“, also selbsthaftende Materialien wie beispielsweise Glasionomerzemente (GIZ) oder Kunststoff-modifizierte Glasionomerzemente (KM-GIZ). Diese stellen für sich allein genommen aber keinen gleichwertigen Ersatz für Amalgam dar, weil ihre Haltbarkeit und die Erfolgsraten zumeist geringer sind.

Wie beurteilen Sie das Verbot aus medizinischer Sicht?

Dammaschke: Die Zahl der gelegten Amalgamfüllungen ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen, da glücklicherweise die Kariesprophylaxe greift und insgesamt weniger Füllungen gelegt werden müssen. Zudem besteht seitens der Patientinnen und Patienten schon seit längerem der Wusch nach „zahnfarbenen“ Restaurationen. Insofern hat sich die minimalinvasive Kompositfüllung längst etabliert. Leider gibt es Patientinnen und Patienten, die weiterhin auf eine zuzahlungsfreie Regelversorgung angewiesen sind, und denen nun statt Amalgam nur selbstadhäsive Materialien zur Verfügung stehen.

Psychische Erkrankungen: Wenn die Psyche nicht mehr mitmacht

Psychische Erkrankungen: Wenn die Psyche nicht mehr mitmacht

Bild: Immer mehr Menschen fühlen sich psychisch stark belastet. Foto: DJD/DEVK/Prostock-studio – stock.adobe.com

Aktuelle Umfrage zeigt: Viele Deutsche fühlen sich psychisch belastet

(djd) – In unserer modernen Arbeitswelt nehmen psychische Erkrankungen eine immer größere Rolle ein. Stress, Überlastung, Burnout und Depressionen zählen inzwischen zu den häufigsten Ursachen für längere Ausfälle im Berufsleben.

Vor allem jüngere Menschen betroffen

Laut einer Civey-Umfrage im Auftrag der DEVK bewerten 72,4 Prozent der Deutschen ihre psychische Gesundheit zwar als sehr gut oder gut, doch 22,9 Prozent fühlen sich belastet. Besonders betroffen sind jüngere Menschen: Während 83 Prozent der über 65-Jährigen ihre mentale Gesundheit als gut einschätzen, fühlen sich rund 32 Prozent der 30- bis 39-Jährigen psychisch belastet. Auch zwischen den Geschlechtern zeigen sich Unterschiede. Frauen fühlen sich häufiger mental angeschlagen als Männer (24,2 Prozent gegenüber 21,6 Prozent). Ein weiterer wesentlicher Faktor ist der Bildungsstand: Fast die Hälfte der Personen ohne Schulabschluss schätzt ihre mentale Gesundheit als schlecht ein. Im Gegensatz dazu fühlen sich 95,3 Prozent der noch in Ausbildung befindlichen Personen mental stabil.

Berufsunfähigkeit – ein häufig unterschätztes Risiko

Psychische Erkrankungen führen häufig zu Berufsunfähigkeit. 27,2 Prozent der Befragten waren bereits aufgrund psychischer Probleme arbeitsunfähig, bei den 50- bis 64-Jährigen liegt dieser Wert sogar bei über 33 Prozent. Besonders alarmierend ist die Situation bei Menschen ohne Schulabschluss. Fast 46 Prozent von ihnen haben Erfahrungen mit Arbeitsunfähigkeit wegen psychischer Belastung gemacht. Aber auch Studierende sind nicht immun: 37 Prozent von ihnen berichten, bereits aufgrund psychischer Probleme arbeitsunfähig gewesen zu sein.

Vorbeugen und absichern

Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, das Risiko psychischer Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und durch Prävention und Unterstützung entgegenzuwirken. Ein finanzieller Schutz durch eine Berufsunfähigkeitsversicherung, etwa bei der DEVK, kann in solchen Fällen existenziell sein – unter www.devk.de/bu kann man sich informieren. Diese sichert das Einkommen, wenn man aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten kann. Daneben gilt es, die mentale Gesundheit zu stärken. Wie die Umfrage zeigt, setzen dabei viele auf Aktivitäten in der Natur (54,3 Prozent) und soziale Kontakte mit Freunden und Familie (41,8 Prozent). Sport und Reisen werden ebenfalls häufig als Methoden zur Förderung des psychischen Wohlbefindens genannt. Aber auch bewusstes Lachen, Atemübungen und regelmäßige Entspannungspausen sind effektive Mittel gegen Stress, die sich leicht in den Alltag integrieren lassen.

KI: Wenn Hörgeräte intelligent werden

KI: Wenn Hörgeräte intelligent werden

Bild: Moderator und Entertainer Thomas Gottschalk sieht in technischen Innovationen eine Chance für die eigene Gesundheit. Bei Hörgeräten setzt er deshalb auf KI. Foto: DJD/Geers/Zum goldenen Hirschen

Künstliche Intelligenz (KI) eröffnet neue Möglichkeiten in der Hörakustik

(djd) – Hochgerechnet 11,6 Millionen Menschen in Deutschland haben nach eigenen Angaben Schwierigkeiten beim Hören. Das ergab eine von Geers beauftragte Umfrage, bei der im Mai 2024 mehr als 1.000 Personen ab 25 Jahren befragt wurden. Zwar leidet nicht jeder, der subjektive Angaben zu Hörschwierigkeiten macht, auch wirklich an Schwerhörigkeit. Allerdings untermauern Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Umfrageergebnisse: Danach wird bis 2050 jeder Vierte von Hörverlust betroffen sein – in Deutschland wären das etwa 16 Millionen Menschen.

KI Hörgeräte: Sprachverstehen steht im Vordergrund

Gute Hörlösungen werden deshalb immer gefragter, denn sie ermöglichen es, trotz einer Schwerhörigkeit zu hören und zu verstehen. Eine Hörversorgung ermöglicht somit die soziale Teilhabe und kann auch dazu beitragen, die Lebensqualität und geistige Fitness im Alter zu erhalten. „Am wichtigsten ist dabei das Sprachverständnis“, erklärt die Neurowissenschaftlerin Dr. Maren Stropahl, Leiterin der Audiologie bei Geers. „Die Verbesserung des Sprachverstehens in anspruchsvollen Hörsituationen ist seit langem im Fokus der Weiterentwicklung der Hörgeräte-Technologie. In lauten Umgebungen ist es häufig noch anstrengender und schwieriger für Menschen mit Schwerhörigkeit aktiv an Gesprächen teilzuhaben.“ Für eine echte Revolution im Bereich des Sprachverstehens sorgt zurzeit künstliche Intelligenz (KI). Denn intelligente Hörsysteme wie beispielsweise das Phonak Audéo SphereTM Infinio können die Hörsituation in Echtzeit analysieren und Sprache effizient von störenden Hintergrundgeräuschen trennen. So wird das Sprachverstehen verbessert und die Höranstrengung deutlich reduziert. „Dazu sind moderne Hörgeräte zuverlässige Begleiter im Alltag, trotzen Regen und Schweiß und lassen sich natürlich problemlos mit anderen Geräten verbinden, etwa für Freisprechanrufe oder Streaming“, ergänzt Stropahl.

Thomas Gottschalk hört schon mit KI

Auch Entertainer Thomas Gottschalk setzt bei seinen Hörgeräten auf Geers und künstliche Intelligenz aus der Sonova-Gruppe. „Gerade in meinem Beruf weiß ich, wie wichtig gutes Hören und Zuhören für gelungene Gespräche und die Teilhabe am sozialen Leben sind“, sagt er und will in puncto Hörgeräte auch mit veralteten Sichtweisen aufräumen: „Hörgeräte haben über die letzten Jahre einen völligen Imagewandel hingelegt, das merke ich auch in meinem Umfeld. Mittlerweile ist es cool und stylish, ein High-Tech-Gerät (KI Hörgeräte) am Ohr zu tragen, die Jugend lebt das eindrucksvoll vor. Technische Innovation ist eine Chance, die man sich nicht durch Vorurteile oder verstaubte Meinungen anderer wegnehmen lassen darf – schon gar nicht, wenn es um die eigene Gesundheit geht.“

Wünschebaum-Aktion: UKM sammelt wieder Spenden

Wünschebaum-Aktion: UKM sammelt wieder Spenden

Bild: Vertreterinnen und Vertreter der Johanniter, Lebenshilfe Münster, LichtBlick Seniorenhilfe sowie des Universitätsklinikums Münster freuen sich gemeinsam über die vielen Spenden, die im Rahmen der Wünschebaum-Aktion am Donnerstag im UKM überreicht wurden. Foto (UKM/Wibberg)

Nach dem Erfolg im vergangenen Jahr fand am UKM im Dezember erneut die Wünschebaum-Aktion zugunsten hilfsbedürftiger Menschen statt. An diesmal drei Standorten konnten Mitarbeitende Wunschzettel von den Bäumen nehmen, um sozialen Einrichtungen und Einzelpersonen in der Weihnachtszeit eine Freude zu bereiten. Zum Abschluss der Aktion wurden jetzt die zahlreichen Sach- und Geldspenden an die teilnehmenden Einrichtungen überreicht.

Wünschebaum-Aktion: Gemeinsam Freude schenken

Münster (ukm/lw) – Hilfsbedürftigen Menschen eine Freude zu bereiten oder sie zu unterstützen – das war auch in diesem Jahr wieder das Ziel des UKM-Wünschebaums. Bereits das zweite Jahr in Folge konnten sich Patientinnen und Patienten, Mitarbeitende sowie Besucherinnen und Besucher zur Weihnachtszeit für Menschen mit Behinderung, von Altersarmut betroffene Seniorinnen und Senioren oder Wohnungslose engagieren. Wer helfen wollte, suchte sich einen Zettel vom Baum aus und erfüllte den Wunsch – entweder in Form einer Geldspende oder als Geschenk, das schön verpackt wieder zum Baum gebracht wurde. Anders als im Vorjahr, standen in diesem Jahr aber mehrere der geschmückten Bäume im UKM (Universitätsklinikum Münster): am Eingang der Verwaltung, im Foyer der Zahnklinik und in der Cafeteria. „Mit den drei Standorten gab es in diesem Jahr gleich mehrere Anlaufstellen und verkürzte Wege, um noch mehr Menschen am UKM mit der Aktion zu erreichen. Das ist uns gelungen, so dass wir dank des umfassenden Engagements aller Beteiligten auch in diesem Jahr wieder viele hilfsbedürftige Menschen in der Weihnachtszeit unterstützen können“, freut sich Dr. Christoph Hoppenheit, kaufmännischer Direktor und stellvertretender Vorstandsvorsitzender des UKM.

Über gut zwei Wochen wurden auf diesem Weg zahlreiche Wünsche erfüllt, die nun über die lokalen Institutionen „Wohnungslosen-Winterhilfe“ der Johanniter, „LichtBlick Seniorenhilfe“ und „Lebenshilfe Münster“ den hilfsbedürftigen Menschen zugutekommen. Insbesondere zur Weihnachtszeit sorgen diese dafür, Menschen in prekären Lebenslagen eine besondere Freude zu bereiten und sie in der kalten Jahreszeit zu unterstützen.

Die Johanniter freuen sich über Geldspenden für ihre mobile Hilfe, die an verschiedenen Orten in Münster Bedürftige mit heißen Getränken, warmen Suppen und Winterschlafsäcken versorgt. Der Verein „LichtBlick Seniorenhilfe“ hat Geschenkideen für ältere Menschen vorgeschlagen, die von Altersarmut betroffen sind. Seniorinnen und Senioren können sich nun wieder über praktische und herzliche Geschenke wie Wärmflaschen, Schuhanzieher oder kleine Tischweihnachtsbäume freuen. Die „Lebenshilfe Münster“ begleitet Menschen mit Behinderung in betreuten Wohnprojekten oder im eigenen Zuhause. Menschen aus diesen Projekten haben konkrete kleine Wünsche geäußert, die am Wünschebaum hingen und die nun bei einer Weihnachtsfeier erfüllt werden.

Am Donnerstag fand die Aktion mit der Übergabe der Geschenke und Spenden an die beteiligten Einrichtungen ihren Abschluss. Zur nächsten Weihnachtszeit aber sollen die Wünschebäume wieder ans UKM zurückkehren.

Prof. Dr. Walter Stummer erhält Olivecrona Award

Prof. Dr. Walter Stummer erhält Olivecrona Award

Bild: Prof. Walter Stummer, Direktor der UKM-Neurochirurgie, wurde am vergangenen Freitag in Stockholm von Prof. Margret Jensdottir, Präsidentin der Schwedischen Gesellschaft für Neurochirurgie, mit dem Olivecrona Award geehrt.

Alle ein bis zwei Jahre seit 1976 wird durch das Karolinska Institut in Stockholm der Olivecrona Award vergeben. Zuerkannt wird der Preis Mediziner und Medizinerinnen für ihren wissenschaftlichen Beitrag zur Verbesserung der chirurgischen Therapiestandards bei neurochirurgischen Eingriffen. Der Olivecrona Award ist damit die höchste wissenschaftliche Ehre, die Neurochirurginnen und -chirurgen zuteilwerden kann.

Höchste wissenschaftliche Auszeichnung in Stockholm für Uni-Prof. Dr. Walter Stummer

Münster (ukm/aw) – Am vergangenen Freitag, 06. Dezember, wurde der Preis im Rahmen des alljährlichen Olivecrona Symposiums erstmals an einen Deutschen verliehen: Univ.-Prof. Dr. Walter Stummer, Direktor der Klinik für Neurochirurgie am UKM (Universitätsklinikum Münster), bekam die Anerkennung für seine forscherischen wie chirurgischen Leistungen. Die feierliche Preisverleihung erfolgte im Rahmen des 41. Herbert Olivecrona Symposiums in Stockholm. Zuvor hatte Stummer bei der Veranstaltung einen Ehrenvortrag zur Hirntumorchirurgie hochgradig maligner Gliome (Tumor des ZNS) gehalten.

Prof. Dr. Walter Stummer entwickelte Ende der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts die Technik der fluoreszenz-gestützten Resektion von Hirntumoren, die inzwischen weltweit zugelassen ist und als Standard bei der Operation von Hirntumoren gilt. „Die Idee war, Patientinnen und Patienten vor der Operation Medikamente zu verabreichen, die sich in Abgrenzung zu nicht erkranktem Gewebe nur im Hirntumor selbst selektiv in einen fluoreszierenden Farbstoff umwandeln. Dadurch wird das Tumorgewebe unter der Operation besser erkennbar und der Tumor ist sicherer zu entfernen“, erklärt Stummer das von ihm entdeckte Verfahren. Das, was der Stummer als Pionier begründet hat, findet inzwischen auch in anderen chirurgischen Fächern Anwendung und hat so Einzug in Operationssäle auf der ganzen Welt gehalten.
Darüber hinaus trug Stummer mit zahlreichen Studien, unter anderem zur minimalinvasiven Therapie mittels Laser, zur Hirntumortherapie bei. Seine wissenschaftlichen Arbeiten zählen zu den am häufigsten zitierten Arbeiten in der gesamten Neurochirurgie. Zusätzlich entwickelte der Neurochirurg zusammen mit der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) das deutschlandweit anerkannte System zur Zertifizierung von neuro-onkologischen Zentren. Als erstes Zentrum wurde das UKM-Hirntumorzentrum 2012 innerhalb dieses Systems zertifiziert, inzwischen sind es 57 Standorte in ganz Deutschland.

Prof. Dr. Walter Stummer, der zur Preisverleihung mit seiner Familie nach Stockholm gereist war, blickt nicht ohne Stolz auf die Ehrung durch das Karolinska Institut: „Dieser Preis ist nicht nur eine Auszeichnung meiner Arbeit, sondern geht auch an die Mitarbeitenden, die mich im Laufe der Jahre begleitet haben sowie an die mit uns kooperierenden Neurochirurginnen und -chirurgen. Ohne die Unterstützung des UKM und der Medizinischen Fakultät der Universität Münster wäre dies nicht möglich gewesen“, freut sich Stummer. Und auch der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des UKM, Univ.-Prof. Alex W. Friedrich, gratuliert dem Direktor der UKM-Neurochirurgie ganz herzlich: „Der Olivecrona Award für chirurgische Leistungen auf dem Gebiet der Neuroonkologie bedeutet eine Würdigung des Gesamtwirkens eines Neurochirurgen. Prof. Walter Stummer hat diese sehr hochkarätige Auszeichnung und Ehrung für seine Leistungen für die Patienten/innen und sein Fachgebiet vollends verdient“.

Univ.-Prof. Walter Stummer hat seine Ausbildung zum Neurochirurgen an der Ludwig-Maximilians-Universität München absolviert, promovierte mit „Summa cum laude“ am dortigen Institut für Chirurgische Forschung. 2003 wurde er als Stellvertretender Direktor der Neurochirurgie an das Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) berufen. 2009 erhielt er den Ruf auf den Lehrstuhl für Neurochirurgie an der Universität Münster. Seit 2021 leitet er zusätzlich die Klinik für Neurochirurgie am Klinikum Osnabrück welches in diesem Jahr als Hirntumorzentrum von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert wurde.