Münster (mfm/lt) – Diabetes mellitus, landläufig auch „Zucker“ genannt, ist die am häufigsten vorkommende Stoffwechselkrankheit in Deutschland. Mittlerweile muss jeder Zehnte damit leben. Gleichzeitig ist Diabetes einer der Hauptrisikofaktoren für die Entstehung einer koronaren Herzkrankheit, da ein chronisch erhöhter Blutzuckerspiegel mit der Zeit Gefäße und Organe angreift. Dilvin Semo, Ärztin und Forscherin an der Universität Münster (WWU), hat in einer Studie untersucht, wie eine Diabeteserkrankung zu chronischen Entzündungen in Gefäßen führen kann. Bei dem diesjährigen Diabetes-Kongress stellte sie ihre Ergebnisse vor – und erhielt dafür den mit 500 Euro dotierten Posterpreis der als Veranstalter fungierenden Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DGG).
Mit ihrer Studie „Diabetes mellitus leads to an impaired reverse migration capacity of CD14++ monocytes causing a subluminal accumulation“ konnte Semo aufzeigen, dass Monozyten eine entscheidende Rolle bei dem Entzündungsprozess spielen. Sie sind eine Unterkategorie der im Blut vorkommenden Leukozyten, der weißen Blutkörperchen, und ein wichtiger Teil unseres Immunsystems. Monozyten werden im Knochenmark gebildet, von wo aus sie in durch den Blutkreislauf in Gewebe immigrieren. „Dort entwickeln sich zu Makrophagen weiter, sogenannten ‚Fresszellen‘, die eindringende Erreger in sich aufnehmen und zersetzen“, erläutert die Assistenzärztin, die zum Team der Forschungsgruppe „Molekulare Kardiologie“ an der münsterschen Uniklinik für Kardiologie I gehört.
Die 28-jährige Nachwuchsforscherin konnte beweisen, dass die Monozyten bei Patienten mit Diabetes vom Typ 2 eine geringere Migrationskapazität aufweisen, also nicht mehr durch die Gefäßwände wandern, sich anhäufen und Entzündungen verursachen können. „Die Ergebnisse von Frau Semos Studie lassen darauf schließen, dass kardiovaskuläre Entzündungen bei Diabetespatienten reduziert werden könnten, wenn man die Migrationskapazität der Monozyten wiederherstellt“, lobt Klinikdirektor Prof. Holger Reinecke die Arbeit seiner Arbeitsgruppenkollegin. Die neuen Erkenntnisse ließen auf neue Therapiemöglichkeiten und auf eine Verbesserung der Lebenserwartung und -qualität der Betroffenen hoffen.