Bild: Leitet das jetzt vom G-BA bewilligte „TrachCare“-Projekt: Klinikdirektorin Prof. Claudia Rudack (Foto: Uni MS/W. Gerharz)

„TrachCare“: Versorgungsforschung zu einem Thema mit Luft nach oben

Münster (mfm/jg) – Luftröhrenschnitt: ein Wort so bildhaft, dass die beschwerliche Situation der Betroffenen bereits anklingt. Wie die Therapie von Patientinnen und Patienten mit einer künstlichen Öffnung der Luftröhre verläuft, hängt vom individuellen Fall ab. Ein Bild des „großen Ganzen“ fehlt daher – bis jetzt: Im Projekt „TrachCare“ untersuchen mehrere Partner erstmals umfassend die Versorgungssituation der Betroffenen in Deutschland. Dies ermöglicht der Innovationsfonds des „Gemeinsamen Bundesausschusses“ (G-BA), der das Vorhaben für drei Jahre mit rund 1,1 Millionen Euro fördert. Die Leitung des Forschungsverbundes liegt bei der Universität Münster.

„Bei dem auch als Tracheostoma bekannten Eingriff wird die Luftröhre der Betroffenen geöffnet und mit einer Atmungshilfe ausgestattet“, erläutert Prof. Claudia Rudack, Direktorin der münsterschen Uniklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und als solche Leiterin der „TrachCare“-Arbeitsgruppe. Die Gründe für die Maßnahme sind vielfältig: Schlaganfälle, Krebs oder chronische Atemwegserkrankungen sind nur einige der Auslöser, die in Deutschland jährlich zu rund 60.000 Fällen führen; die Altersgruppe, Therapiedauer und Form variieren ebenfalls. Die Versorgungssituation der Patientinnen und Patienten in Deutschland ist daher unübersichtlich – noch: „Das Projektteam erarbeitet erstmals eine umfassende Analyse der bestehenden Versorgungsabläufe. Wir beginnen beim ersten Kontakt der Betroffenen mit medizinischen Fachkräften über verfolgen dann die womöglich länger andauernde Betreuung bis hin zur Schließung des Tracheostomas“, so Rudack zum Vorgehen bei „TrachCare“.

Bei dem Verbundprojekt werden nicht nur Routinedaten und Informationen aus der Literatur berücksichtigt, sondern auch Betroffene, deren Angehörige und medizinische Einrichtungen zu verschiedenen Aspekten der Versorgung befragt. „Das Ziel ist es, Verbesserungsmöglichkeiten bei der Therapie zu identifizieren und entsprechende Handlungsempfehlungen zu geben. Damit soll die Versorgung der Patienten insgesamt optimiert werden“, resümiert die Projektleiterin. Dieser Ansatz entspricht der Grundidee, die hinter dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses steht: Jährlich stellt das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland 200 Millionen Euro bereit, um die Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung zu verbessern. An „TrachCare“ sind als Projektpartner unter anderem die Krankenkassen AOK und IKK classic sowie fachlich das Klinikum Osnabrück beteiligt.