Nach Zufallsbefund: Doppel-OP im St. Franziskus-Hospital rettet 62-Jährigem das Leben

Nach Zufallsbefund: Doppel-OP im St. Franziskus-Hospital rettet 62-Jährigem das Leben

Bild: Dank eines Zufallsbefundes bei einer Vorsorgeuntersuchung konnten PD Dr. Martin Austermann, Chefarzt der Gefäßchirurgie des St. Franziskus-Hospitals (l.), und Prof. Dr. Matthias Brüwer, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie (r.), das Leben von Rolf W. retten.

Münster – Rolf W. fühlte sich im März noch gut und gesund. Lediglich Probleme mit der Verdauung beschäftigen ihn seit vielen Jahren. Alle fünf Jahre geht er deswegen zur Darmkrebsvorsorge. Für ihn war es keine Frage, auch während der Corona-Pandemie seinen Vorsorgetermin wahrzunehmen. Im Vorgespräch erzählte er dem Arzt, dass er in den zurückliegenden Jahren öfter Probleme mit einem sogenannten „Reflux“ hatte. Hierbei kommt es zum Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre. Der niedergelassene Gastroenterologe entschied, neben der Darm- auch eine Magenspiegelung durchzuführen. Das hat dem 62-Jährigen das Leben gerettet: Der Arzt entdeckte ein Krebsgeschwür in der Speiseröhre und überwies seinen Patienten ins St. Franziskus-Hospital Münster.

Hier führten die Mediziner zur weiteren Abklärung eine Computertomografie durch. Die Untersuchung zeigte, dass der Krebs früh genug entdeckt wurde und noch nicht gestreut hatte. Gleichzeitig fanden die Ärzte zwei große Aneurysmen der Hauptschlagader und der Beckenarterien. Diese hatten bisher keine Beschwerden verursacht und wären ohne die CT-Aufnahmen vermutlich noch länger unentdeckt geblieben. Das Gefährliche daran: Ab einer bestimmten Größe droht ein Riss, der lebensbedrohlich sein kann. Die beiden Chefärzte PD Dr. Martin Austermann (Gefäßchirurgie) und Prof. Dr. Matthias Brüwer (Chirurgie) stimmten das operative Vorgehen eng ab. Zunächst versorgten die Gefäßchirurgen die Aneurysmen. „Wir mussten diese zuerst operieren, damit sie nicht während der aufwendigen Tumorentfernung platzen“, erklärt PD Dr. Austermann. Er setzte minimal-invasiv zwei Y-Endoprothesen von den Leisten aus ein. Nach viertägiger Regeneration entfernten die Chirurgen dann den Speiseröhrenkrebs. „Diese Operation gehört zu den anspruchsvollsten in unserem Fachgebiet und wird nur in spezialisierten Zentren durchgeführt. Bei dieser mehrstündigen Operation werden Teile des Magens und der Speiseröhre samt dem umliegenden Lymphgewebe entfernt und im Anschluss beides durch Bildung eines Schlauches aus dem verbleibenden Restmagen verbunden“, berichtet Prof. Dr. Brüwer.

Rolf W. hat beide Eingriffe gut überstanden: „Ich bin sehr glücklich, dass beide Erkrankungen rechtzeitig erkannt und ich optimal im Franziskus Hospital behandelt wurde“, sagt er. Große Einschränkungen hat er nicht zu befürchten. „Er muss zwar noch etwas Geduld aufbringen, bis er wieder richtig fit ist und seine Ernährung auf mehrere kleine Portionen umstellen. Ansonsten kann er sein Leben aber ganz normal weiterführen“, so Prof. Dr. Brüwer. Die weiteren engmaschigen Kontrolltermine wird der gebürtige Hammer selbstverständlich wahrnehmen. Sein Beispiel zeigt eindrücklich: Vorsorgeuntersuchungen und Arzttermine sollten nicht aufgeschoben werden – auch nicht in Zeiten von Corona. Je früher eine Erkrankung erkannt wird, desto besser sind oftmals die Heilungs- und Überlebenschancen.

Stereotaktische Photodynamische Therapie: Mit rotem Laserlicht gegen Hirntumore

Stereotaktische Photodynamische Therapie: Mit rotem Laserlicht gegen Hirntumore

Bild: Der „Patient 1“ wurde mit der neuen Stereotaktischen Photodynamischen Therapie behandelt.

Das Glioblastom ist der am schwierigsten zu bekämpfende Hirntumor. Weil sich Gliome kaum vollständig entfernen lassen und schnell nachwachsen, ist dieser Tumor tückisch. Bisher kannte man nur konservative Therapieformen. Univ.-Prof. Walter Stummer, Direktor der Klinik für Neurochirurgie am UKM (Universitätsklinikum Münster) hat mit einem Team aus Wissenschaftlern und weiteren Ärzten die sogenannte Stereotaktische Photodynamische Therapie (PDT) entwickelt. Dabei werden feinste Glasfasern – computergestützt millimetergenau geplant – im Tumorgewebe platziert. Unter Einwirkung von rotem Laserlichts geht der Tumor so zu Grunde.

Münster (ukm/aw) – Die zur Dokumentation gedrehten Bilder aus dem OP beeindrucken: Lange, rotglühende Glasfasern führen direkt in den Schädel von Arlo R.. In den Tumor des Patienten werden darüber rote Laserimpulse geleitet. R. ist der erste Patient weltweit, der im Rahmen einer neuen Studie mit der Stereotaktischen Photodynamischen Therapie behandelt wurde. „Ich stand vor der Wahl: Entweder nehme ich erneut eine Hirn-OP in Kauf oder ich probiere es mit einer Teilnahme an der Studie“, sagt der 40-Jährige. Die neuartige Therapie erklärt Studienleiter Univ.-Prof. Walter Stummer so: „Das rote Laserlicht, das wir in den Tumor bringen, lässt die Tumorzellen in Verbindung mit dem Sauerstoff in den Zellen anschwellen und platzen. Im Grunde genommen wirkt das Ganze wie eine Operation – nur, dass wir das millimetergenau mit Glasfasern machen.“

Vor der OP müssen die Ärzte den Tumor allerdings sensibilisieren. „Zunächst muss Tumor gegenüber Licht empfindlich gemacht werden. Dazu geben wir dem Patienten 5-Aminolävulinsäure (kurz: 5-ALA). Das führt dazu, dass sich – beschränkt auf das Tumorgewebe – ein roter Farbstoff, das Protoporphyrin IX, ausbildet“, so Stummer. Das bewirkt zum einen, dass das Tumorgewebe unter einem bestimmten Licht leuchtet (fluoresziert). Das Operationsfeld wird also genau markiert. Zum anderen werden die Krebszellen durch das Protoporhyrin anfällig für Laserlicht. „Wir können auf diese Weise den Tumor sehr selektiv zerstören. Bei schwer zugänglichen, tiefliegenden Tumoren ist das gegenüber konservativen Operation ein großer Vorteil und manchmal die einzige Möglichkeit.“ Gegenüber einer Operation kombiniert mit Chemotherapie und Bestrahlung glaubt Stummer die PDT auch deshalb im Vorteil, weil die Nebenwirkungen ausbleiben. Die PDT schränkt Patienten kaum ein: Lediglich eine erhöhte Sonnenempfindlichkeit in den ersten 24 Stunden geht mit der Therapie einher. Ansonsten wird das 5-ALA verstoffwechselt und das Protoporphyrin abgebaut.

Arlo R., der „Patient 1“, ist zuversichtlich, dass mit der neuen Methode sein Gliom in Schach gehalten werden kann. „Die postoperative Kernspintomographie hat gezeigt, dass der Tumor unter dem Eingriff geschmolzen ist, die erhoffte Wirkung wurde also auf jeden Fall erzielt. Ich sehe die jetzige Therapie als zusätzliche Chance auf möglichst langes Überleben.“

Info:
Die hinter der Steoerotaktischen Photodynamischen Therapie stehende Arbeitshypothese wird seit April in einer randomisierten Studie unter Leitung des UKM und der Medizinischen Fakultät der WWU Münster zusammen mit den neurochirurgischen Zentren in Dresden, München, Essen und Düsseldorf überprüft. Insgesamt 100 Patienten werden innerhalb der Studie behandelt. Die Finanzierung läuft über die Deutsche Krebshilfe. Deren Neuroonkologischen Arbeitsgemeinschaft ist auch Schirmherrin. Weitere Unterstützung erhält die Studie durch Industrie (Photonamic), die mit dem Verleih von Lasergeräten an einzelne teilnehmenden Zentren Sachmittel stellt.

St. Franziskus-Hospital Münster als eines der „World’s Best Hospitals“ ausgezeichnet

St. Franziskus-Hospital Münster als eines der „World’s Best Hospitals“ ausgezeichnet

Bild: Für Geschäftsführerin Annika Wolter ist die Auszeichnung „World’s Best Hospital 2021“ ein Verdienst des gesamten „Team Franziskus“ (© Foto: St. Franziskus-Hospital Münster)

Münster – Das amerikanische Nachrichtenmagazin Newsweek hat das St. Franziskus-Hospital Münster im Rahmen des Rankings „World’s Best Hospitals 2021“ auf Platz 38 im deutschlandweiten Vergleich geführt. Damit erhält das Krankenhaus diese Auszeichnung bereits zum dritten Mal in Folge und konnte sich zum Vorjahr um 15 Plätze verbessern. Die in der unabhängigen Studie genannten 2.000 Krankenhäuser aus 25 Ländern zeichnen sich laut Newsweek durch herausragende Leistungen aus, darunter angesehene Ärzte, erstklassige Pflege und modernste Technologien. Die Rangliste basiert auf Krankenhaus-Empfehlungen von medizinischen Experten. Darüber hinaus wurden zahlreiche Erfahrungsberichte von Patienten sowie medizinische Schlüsselindikatoren aus den Qualitätsberichten berücksichtigt. „Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung, die in erster Linie eine Auszeichnung an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Franziskus Hospitals ist. Sie allein haben durch ihren unermüdlichen Einsatz – coronabedingt auch noch unter deutlich erschwerten Bedingungen – zu diesem Erfolg beigetragen“, so Geschäftsführerin Annika Wolter. In Deutschland bekamen insgesamt 172 Kliniken die Auszeichnung „World’s Best Hospitals 2021“.

Weitere Informationen zur Rangliste finden Sie hier.

Neuer Ausbildungsberuf im St. Franziskus-Hospital: Anästhesietechnischer Assistent

Neuer Ausbildungsberuf im St. Franziskus-Hospital: Anästhesietechnischer Assistent

Bild: Tägliche Aufgabe von Anästhesietechnischen Assistenten: Unterstützung bei Narkosen. © Quelle: AdobeStock, torwaiphoto

Münster – Ab dem 1. August 2021 bildet das St. Franziskus-Hospital Münster Anästhesietechnische Assistenten (ATA) (m/w/d) aus. Dies ist ein noch recht junges Berufsbild im deutschen Gesundheitswesen. ATAs unterstützen bei der Vorbereitung, Durchführung und Nachbetreuung der Narkose. Während einer Operation assistieren sie dem Anästhesisten und arbeiten eng mit den Pflegenden und Chirurgen im OP zusammen.

Die Ausbildung ermöglicht den direkten Erwerb einer anästhesietechnischen Fachqualifikation. Bisher war dies nur über eine Pflegeausbildung mit einer anschließenden Fachweiterbildung möglich. Die ATA-Ausbildung ist somit eine attraktive, praxisnahe Ausbildung. „Die Azubis verbringen die meiste Zeit im OP und überall dort, wo eine Anästhesie gebraucht wird. Nach der Ausbildung werden sie direkt in den vielfältigen Bereichen eingesetzt.“, erklärt Pflege-Bereichsleiter Oliver Tietzel. Er sieht in den künftigen ATAs eine optimale Unterstützung für die Teams im OP. Das Hospital sei mit rund 26.000 Narkosen jährlich und einem großen Leistungsspektrum ein hervorragend geeigneter Ausbildungsbetrieb. „Von der lokalen Betäubung für kleine Eingriffe bis zu komplexen Anästhesien bei schwerwiegenden und langdauernden Operationen können die ATAs im Hospital alles erlernen. Dadurch bieten wir eine sehr abwechslungsreiche und hoch spezialisierte Ausbildung an“, so Tietzel.

Technikinteresse, Teamfähigkeit und Empathie sind gefragt

Die Auszubildenden lernen unter anderem, Zugänge zu legen und die Einleitung des Narkoseverfahrens zu begleiten. Sie erfahren, wie Patienten vor, während und nach einer Narkose betreut werden. Dafür ist besonders Empathie gefragt, da viele Patienten Angst vor Operationen haben.
Voraussetzung für die dreijährige duale Ausbildung ist die Fachoberschulreife oder ein gleichwertiger Schulabschluss. Bewerber sollten mindestens 17 Jahre alt und sowohl an Menschen als auch an Technik interessiert sein. Darüber hinaus gehören Team- und Kommunikationsfähigkeit sowie Flexibilität zum Anforderungsprofil.

Fälle aus dem echten Leben – Simulationstraining für die Notaufnahme

Fälle aus dem echten Leben – Simulationstraining für die Notaufnahme

Bild: Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung trainieren die richtige Vorgehensweise in Notfallsituationen mithilfe von Schauspielpatientinnen.(© Foto (UKM))

Münster (ukm/fh) – Im Notfall richtig und schnell handeln: Nirgendwo ist dies so wichtig wie in der Notaufnahme im Krankenhaus. Beim ersten „Iron Man Day“ am UKM haben acht Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung jetzt genau das trainiert – das innovative Simulationstraining bereitet ärztliches Personal im UKM Trainingszentrum auf verschiedene Notfallszenarien vor. „Wir finden es besonders wichtig, dass nicht nur der Umgang mit Trauma-, also Unfallpatienten geübt wird, sondern auch mit internistischen und neurologischen Notfällen, die im Vergleich viel häufiger auftreten. So können wir die Patientensicherheit dauerhaft erhöhen“, erklärt Prof. Philipp Kümpers, Leiter der UKM Notaufnahme, Mitinitiator- und Namensgeber des Simulationstrainings. In insgesamt drei Blöcken mit jeweils zwei realistischen Szenarien lernen die Teilnehmenden, wie sie schematisch in solchen Fällen vorgehen und die Patienten am besten versorgen können. Hinzu kommen außerdem ein Briefing im Vorhinein und verschiedene Tutorials, wie zum Beispiel ein Sono-Crash-Kurs, sowie ein anschließendes Debriefing mit Feedback.

Während des Simulationstrainings trafen die Teilnehmenden unter anderem auf eine Patientin mit Anaphylaxie (einer starken allergischen Reaktion) und eine Patientin mit gastrointestinalen Blutung (akuter Blutverlust im Verdauungstrakt), die mithilfe des IRON MAN Protokolls behandelt wurden. Das Protokoll haben Kümpers und seine Arbeitsgruppe „konservativer Schockraum“ in den letzten anderthalb Jahren entworfen und immer wieder überarbeitet. Es ermöglicht ein routinemäßiges Vorgehen im Schockraum und orientiert sich am ABCDE-Schema. ABCDE steht hierbei für Airway (Atemwege), Breathing (Beatmung), Circulation (Kreislauf), Disability (Defizit, neurologisch) und Exposure/Environment (Exploration). Anhand einfacher Kriterien (V2iSiOn rule) kann zudem frühzeitig bestimmt werden, welche Patienten nach dem IRON MAN Protokoll behandelt werden sollten. Diese wurden erst kürzlich an über 2000 Patienten validiert.

In Zukunft soll das Training regelmäßig am UKM Trainingszentrum stattfinden und auch noch anderes medizinisches Personal auf zukünftige Situationen in der Notaufnahme vorbereiten. „Unser Fokus liegt vor allem auf der Interdisziplinarität, weswegen wir Ärzte und Pflegende aus verschiedenen Fachbereichen einbinden“, so Prof. Philipp Kümpers. Am nächsten Termin, dem 8. Juni, wird dann auch Pflegepersonal an den Simulationen teilnehmen und mithilfe des IRON MAN Protokolls das Schockraumtraining durchführen.