Münstersche Physiologen erfolgreich in Europa: EU bewilligt vier Millionen Euro für die Erforschung von Bauchspeicheldrüsenkrebs

Münstersche Physiologen erfolgreich in Europa: EU bewilligt vier Millionen Euro für die Erforschung von Bauchspeicheldrüsenkrebs

Bild: Prof. Albrecht Schwab im Labor (Foto: FZ / S. Marschalkowski)

Münster(mfm/sw) – EU-Förderung für die Erforschung des Bauchspeicheldrüsenkrebs: Das vom Institut für Physiologie II der Universität Münster aus koordinierte „Marie Skłodwska Curie Innovative Training Network“ mit der Bezeichnung pHioniC erhält vier Millionen Euro – und geht somit in eine zweite Runde. „Mit unserer Bewerbung konnten wir uns in einem hochrangigen Umfeld durchsetzen“, freut sich Prof. Albrecht Schwab. Das erfolgreiche Konsortium sei bei rund 400 Bewerbungen unter die besten zehn gekommen. Es umfasst zwölf Partner aus sieben europäischen Ländern und wird in den nächsten vier Jahren 15 internationale Doktoranden ausbilden. Rund 400.000 Euro der Fördersumme entfallen auf den Standort Münster.

Das pHioniC-Projekt („pH and Ion Transport in Pancreatic Cancer“, deutsch: pH und Ionentransport bei Bauspeicheldrüsenkrebs) befasst sich mit einem hochaktuellen Gebiet der Krebsforschung. „Es geht um die Funktion von Ionentransportproteinen. Im gesunden Drüsengewebe sind diese gewissermaßen die ‚Arbeitstiere‘ der Drüsenzellen, weil sie zum Beispiel den Bauchspeichel produzieren. Die Krebszellen ‚missbrauchen‘ jedoch diese Proteine, so dass die eigentlich ‚harmlosen‘ Transportproteine nun maßgeblich zur Ausprägung der bösartigen Eigenschaften der Krebszellen beitragen“, erläutert Prof. Schwab.

Die Aufklärung der zugrunde liegenden Mechanismen steht im Zentrum des pHioniC-Projekts. Langfristiges Ziel ist es, ausgehend von einer Hemmung von Transportproteinen vollkommen neue Konzepte für die Krebstherapie zu entwickeln. Dabei können Schwab und seine europäischen Kollegen auf eine reichhaltige Erfahrung mit solchen Therapiekonzepten in anderen medizinischen Disziplinen zurückgreifen: In der Bluthochdrucktherapie oder als lokale Betäubungsmittel werden nämlich schon seit Jahrzehnten Medikamente eingesetzt, deren Wirkung auf der Blockade von Ionentransportproteinen beruht. Jetzt gelte es, so der Leiter des pHioniC-Netzwerks, „dieses erfolgreiche Prinzip auch in der Krebstherapie zu erproben“.
Das “Marie Skłodwska Curie Innovative Training Network” ist ein Förderprogramm der EU, das internationale Doktorandenausbildungsnetzwerke finanziert. Die Förderungen laufen bis zu vier Jahren. Ziel des von der Europäischen Kommission gegründeten Projektes ist es, innovative und weitsichtige Forscher zu unterstützen – und das in Form eines internationalen Netzwerkes. Über pHioniC hinaus ist das Institut für Physiologie II noch an einem weiteren Marie Skłodwska Curie Innovative Training Network beteiligt. Prof. Herrmann Schillers ist Partner in dem von Italien aus koordiniertem „Phys2BioMed-Netzwerk“ („Biomechanics in health and disease: advanced physical tools for innovative early diagnosis“). Die Forschung in Münster wird durch 250.000 Euro bezuschusst. Bei diesem Projekt arbeiten die Forscher an der mechanischen Charakterisierung von klinisch relevanten Zellen und Geweben für diagnostische Zwecke. Im Fokus steht die Früherkennung von Krebs anhand mechanischer Eigenschaften von Gewebeproben.

Kieferorthopädie im Kreuzfeuer: Alles nur Ästhetik?

Kieferorthopädie im Kreuzfeuer: Alles nur Ästhetik?

Bild: Prof. Dr. Ariane Hohoff, Direktorin der Poliklinik für Kieferorthopädie.

Münster (ukm/aw) – Ein vom Bundesgesundheitsministerium in Auftrag gegebenes Gutachten erweckte jüngst den Eindruck, dass viele kieferorthopädische Behandlungen nicht nachhaltig oder gar nicht erst notwendig seien. Ist Kieferorthopädie also nur reine Ästhetik? Eine Auffassung, die laut Prof. Ariane Hohoff, Direktorin der Poliklinik für Kieferorthopädie am UKM (Universitätsklinikum Münster), weder wissenschaftlich noch medizinisch-praktisch zu halten ist.

Frau Prof. Hohoff, bleibt durch das vom Bundesgesundheitsministerium in Auftrag gegebene Gutachten beim Patienten nicht einfach nur hängen, dass Kieferorthopädie in Form einer Korrektur des Gebisses durch Zahnspangen oft unnötig ist? Und ist das die richtige Sicht?
Nein, es ist absolut nicht die richtige Sicht und das steht vor allem so auch gar nicht in dem Gutachten! Das Gutachten hat einen Nutzen der kieferorthopädischen Behandlung bereits ganz klar bestätigt: Es wird festgestellt, dass Patientinnen und Patienten mit kieferorthopädischer Behandlung eine hohe orale Lebensqualität haben. Letztere beinhaltet zum Beispiel die Freiheit von Schmerzen und eine ungestörte Funktion (essen, sprechen).
Mit Blick auf die Themen Zahnverlust, Zahnlockerung, Karies und Parodontitis gibt das Gutachten, „keine abschließende Einschätzung [… ], ob und welche langfristigen Auswirkungen die angewendeten kieferorthopädischen Therapieregime auf die Mundgesundheit haben.“ Dass etwas „nicht einschätzbar“ ist, heißt aber nicht, dass eine Behandlung unnötig ist bzw. nicht wirkt. Die Forschung entwickelt sich weiter: Inzwischen gibt es zwei neuere relevante Untersuchungen, die nachweisen, dass es bei Zahn- und Kieferfehlstellungen ein höheres Risiko für Karies und Parodontalerkrankungen gibt. Die Kieferorthopädie kann dabei präventiv wirken, indem sie die Fehlstellungen behebt.

Sind Zahnspangen eine Modeerscheinung?
Eine Studie aus dem Jahr 2018 zeigt, dass in Deutschland etwa jedes vierte Kind bzw. jeder vierte Jugendliche zwischen drei und siebzehn Jahren in ständiger kieferorthopädischer Behandlung ist. Klinische Gebissanomalien gibt es aber bei weit über der Hälfte aller Kinder, hierbei sind auffällige Röntgenbefunde noch gar nicht mitgezählt. Die gesetzlichen Krankenversicherungen finanzieren nur die Behandlung mittlerer bis schwerer Befunde. Kiefer und Zähne sind aber ein wesentlicher Faktor auch für die psychosoziale Gesundheit. Es gibt eine weitere Studie aus dem Jahr 2013, die zeigt, dass Zähne in der Schule Mobbing-Faktor Nr. 1 sind – noch vor mangelnder körperlicher Stärke oder dem Gewicht. Und auch die Weltgesundheitsorganisation definiert ganz klar, dass das psychosoziale Wohlbefinden zur oralen und allgemeinen Gesundheit unzweifelhaft dazugehört. Dass durch Kieferorthopädie die orale Lebensqualität hoch ist, bestätigt ja auch das vom Bundesgesundheitsministerium in Auftrag gegebene Gutachten.

Die zahnmedizinische Vorsorge hat über viele Jahre erreicht, dass 81 Prozent der 12-Jährigen in Deutschland kariesfrei sind. Viele Menschen gehen zwei Mal im Jahr zum Zahnarzt und nehmen eine professionelle Zahnreinigung in Anspruch. Eltern leiten ihre Kinder zum Zähneputzen und Benutzen von Zahnseide an und achten darauf, ebenso wie auf die Stellung der Zähne und Kiefer.
Es gibt viele andere Bereiche der Medizin, in denen der Nutzen einer Behandlung nie in Frage gestellt wird. Kein Mensch würde behaupten, dass man glücklich hundert Jahre alt werden kann, wenn das eine Bein zehn Zentimeter kürzer ist als das andere. Jeder würde sofort über orthopädische Maßnahmen nachdenken. Diese Logik sollte man auch auf die Kieferorthopädie übertragen.

Was würden Sie Menschen entgegenhalten, die sagen, dass so ein paar schief stehende Zähne doch nicht die Gesundheit beeinträchtigen?
Man wird immer Menschen vorzeigen können, die mit Rauchen, Alkoholkonsum oder „schiefen Zähnen“ 100 Jahre alt geworden sind. Das heißt aber nicht, dass es kein Gesundheitsrisiko gibt. Schon alleine gekippt stehende Zähne können unter Umständen dazu führen, dass jemand anfängt, zu knirschen. Das wiederum kann muskuläre Verspannungen und Kopfschmerzen verursachen. Aber das ist auch nicht der Punkt: Es geht in der Kieferorthopädie um ganz andere Dinge als um nur „schief stehende Zähne“. Das sagt ja auch schon der Name der Disziplin, in dem es um „Kiefer“ und „Orthopädie“ geht. Es geht darum, dass wir Wachstumsschäden an den Kiefern und Gelenken verhindern können. Es geht darum, dass wir Lücken schließen, wo Zähne nicht angelegt sind, so dass Zahnersatz überflüssig wird. Es geht darum, dass wir im Kiefer „steckengebliebene“ Zähne in die Mundhöhle einstellen. Es geht darum, dass wir Frontzahnverletzungen verhindern. Wenn zum Beispiel Unter- und Oberkieferschneidezähne horizontal drei bis vier Millimeter zu weit voneinander entfernt sind – im Volksmund „Häschenzähne“ genannt – verdoppelt sich das Risiko, dass diese bei einem Sturz zu Schaden kommen. Und es geht darum, dass wir Patienten mit schweren Fehlbildungen helfen, ein annähernd normales Gesicht zu bekommen und atmen zu können. Das alles ist Kieferorthopädie!
Es wird geschätzt, dass allein Fehlstellungen weltweit über 235 Millionen Zahnverletzungen ausmacht, die ja auch einen volkswirtschaftlichen Schaden darstellen. Ganz zu schweigen von den medizinischen, funktionellen und psychosozialen Folgen, die der Einzelne trägt, wenn diese Zähne, mit denen er abbeißen, lächeln und sprechen muss dauerhaft beschädigt sind.

Wird es die Kieferorthopädie als zahnmedizinische Disziplin weiter geben?
Zweifellos, sie ist fest im Studium der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde verankert, denn es wird immer Menschen geben, die mit den beschriebenen Erkrankungen im Kiefer- und Gesichtsbereich geboren werden oder sie erwerben. Die Befunde sind ja da – sowohl bei den niedergelassenen Ärzten als auch hier an der Uniklinik. Wir behandeln hier übrigens unter anderem auch ganz normale „Fälle“, denn wir bilden ja auch Fachzahnärzte für Kieferorthopädie aus – und das natürlich nicht gleich an den schwierigsten Befunden. Ich sage immer zu meinen Studierenden: „Herzlich willkommen zum schönsten Fach der Welt.“ Denn in vielen Fällen handeln wir ja nicht erst, wenn etwas schon unumkehrbar „kaputt“ ist, wie zum Beispiel bei einer Karies oder nach einer Frontzahnverletzung, sondern wir begleiten unsere Patienten im besten Fall in einem frühen Stadium und können tatsächlich präventiv helfen.

Infoabend: Ängste, Zwänge und Depression im Jugendalter

Infoabend: Ängste, Zwänge und Depression im Jugendalter

Münster – Erwachsen zu werden ist nicht immer ganz einfach. Zusätzliche Probleme, wie z. B. die Trennung der Eltern, ein Umzug, Liebeskummer, Leistungsdruck oder Ärger mit Anderen, machen es noch schwerer. Im Jugendalter ist das Risiko, an Ängsten, Zwängen oder Depressionen zu erkranken besonders hoch. Je früher psychische Erkrankungen behandelt werden, desto besser sind die Chancen, gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln und das eigene Leben selbstbestimmt gestalten zu können.

Am 20. März informieren Dr. med. YooJeong Lee, leitende Oberärztin der Christoph-Dornier-Klinik, und Dipl.-Psych. Vera Frühauf Jugendliche und Erwachsene über Anzeichen, Gründe und Behandlungsmöglichkeiten von Angst-, Zwangs- und depressiven Erkrankungen im Jugendalter. Die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin leitet den Bereich Jugendliche und junge Erwachsene und ist stellvertretende leitende Psychotherapeutin der Klinik.

Thema: Ängste, Zwänge und Depression im Jugendalter
Datum: Samstag, 20.03.2019
Ort: Tibusstraße 7-11
Uhrzeit: 18.00 Uhr

Der Infoabend richtet sich an Betroffene, Angehörige und Interessierte. Der Eintritt ist frei. Um Anmeldung wird gebeten unter 0251 48 10-102 oder im Internet unter www.christoph-dornier-klinik.de.

Sicherheitshinweis zu Herzschrittmachern des Herstellers Medtronic

Sicherheitshinweis zu Herzschrittmachern des Herstellers Medtronic

Der Hersteller Medtronic hat Herzschrittmacher aus einem bestimmten Produktionszeitraum zurückgerufen, die auch 125 Patienten des UKM implantiert wurden. Aus diesem Anlass hat das UKM eine Patienten-Hotline eingerichtet und die Betroffenen informiert.

Münster (ukm/aw) – Ende Januar 2019 hat der Hersteller Medtronic einen Sicherheitshinweis für bestimmte Herzschrittmachersysteme veröffentlicht.
Betroffen sind Zweikammer-Systeme, die zwischen dem 10.03.2017 und 07.01.2019 implantiert wurden. Die betroffenen Herzschrittmacher haben die Markennamen Adapta, Versa, Sensia, Relia, Attesta und Sphera sowie Vitatron der A, E, G und Q Serie. Laut Medtronic soll es in sehr seltenen Fällen und nur in einem bestimmten Modus zu einer Pause in der Stimulation des Herzschrittmachers gekommen sein. Informationen des Herstellers dazu finden Sie hier.

Das UKM (Universitätsklinikum Münster) hat 125 Patienten, bei denen Herzschrittmacher dieser Markennamen im betreffenden Zeitraum im UKM eingesetzt wurden, informiert. Für die meisten Patienten ist ein Update der Schrittmachersoftware ausreichend. Im Einzelfall kann nach sorgfältiger Abwägung von Risiken ein Wechsel des Herzschrittmachers erforderlich sein. „Das Software-Update ist uns von Medtronic für das zweite Halbjahr 2019 angekündigt, dann werden wir es bei unseren Patienten aufspielen können. Insgesamt ist das Risiko sehr gering, wir besprechen aber mit jedem betroffenen Patienten das weitere Vorgehen und wägen den Einzelfall ab“, sagt Prof. Lars Eckardt, Direktor der Klinik für Kardiologie II, Rhythmologie.

Die Klinik für Kardiologie II hat eine Experten-Hotline (T 0251 – 83 43322) geschaltet, bei der sich Patienten melden können, die sich Sorgen machen. Die Hotline ist werktags von 8 bis 17 Uhr besetzt. Weitere Informationen gibt es auch auf der Homepage der Klinik für Kardiologie II.

Mehr Massel als Brassel: Türmerin Martje Saljé und Autorin Marion Lohoff-Börger veranstalten Masematte-Abend

Mehr Massel als Brassel: Türmerin Martje Saljé und Autorin Marion Lohoff-Börger veranstalten Masematte-Abend

Bild: Münsters Türmerin Martje Saljé (l.) und die Autorin Marion Lohoff-Börger engagieren sich für die Palliativstation der Raphaelsklinik.

Mit Masematte Gutes tun

Münster – Bis auf den letzten Platz gefüllt war die Alexianer Waschküche gegenüber vom Hauptbahnhof, als die Autorin Marion Lohoff-Börger und Münsters musikalische Türmerin Martje Saljé zum Masematte-Abend einluden. Das Thema war die Liebe, schließlich war Valentinstag. „Masematte umfasst rund 600 Worte nur leider keines für die Liebe“, erklärte Lohoff-Börger. Dass es trotz dieses Mangels sehr lustig zugehen kann, wenn es auf Münsters Geheimsprache um das schönste aller Gefühle geht, zeigte sich zum Beispiel bei der bekannten Geschichte um den schwarzen Schwan Petra, der sich vor über zwölf Jahren auf dem Aasee in ein Tretboot verliebte. Da musste mit der „Trampelpünte“ auch schonmal ein neuer Masematte-Begriffe konstruiert werden. Auch Zuhörer, die nicht mit Masematte aufgewachsen sind, stellte der Abend vor nicht allzu große Probleme. Viele Vokabeln erklärte die Autorin den Zuhörern im Vorfeld und wenn es kompliziert wurde, bewies die Türmerin bemerkenswerte Qualitäten als Simultanübersetzerin. Martje Saljé zeigte an der Gitarre und am Klavier einmal mehr ihr musikalisches Talent, startete den Abend mit einem Medley bekannter Liebeslieder und begeisterte das Publikum unter anderem mit Liedern von Udo Lindenberg, Rio Reiser oder Herbert Grönemeyer. Dessen Lied „Der Weg“, in dem er den Tod seiner Frau thematisiert, verwies auf den Anlass des Abends, dessen Einnahmen dem Förderverein Palliativmedizin der Raphaelsklinik gespendet wurden. „Valentinstag ist nicht nur der Tag der Liebe sondern auch der Nächstenliebe“ unterstrich die Vereinsvorsitzende Gaby Marbach. Die Spendeneinnahmen des Abends schienen diese Vermutung zu bestätigen, 2220 Euro kamen insgesamt zusammen, die von einem Unterstützer noch verdoppelt werden. „Auf der Palliativstation werden schwerstkranke Menschen betreut, bei denen eine Heilung nicht mehr möglich ist“, erklärte Marbach, betonte aber gleichzeitig: „Das oberste Ziel aller, die auf der Palliativstation der Raphaelsklinik arbeiten, ist das Leben und die Lebensqualität“. Die Vereinsmittel dienen dazu, das Umfeld auf der Station wohnlicher zu gestalten, aber auch um Angebote wie die Musiktherapie zu ermöglichen, die von den Kassen nicht finanziert werden. [www.palliativ-muenster.de]