Münster (ukm/lwi.) – Nach langem Ringen und zuletzt einiger Ungewissheit steht es jetzt fest: Ab dem 1. April (Ostermontag) kommt die Cannabis-Legalisierung. Im Interview spricht der Direktor der Klinik für Psychische Gesundheit am UKM, Prof. Bernhard Baune, über Gefahren des Konsums und Auswirkungen auf den Klinik-Alltag.
Herr Prof. Baune, wie bewerten Sie die Legalisierung von Cannabis? Prof. Bernhard Baune: Cannabis kann Vor- und Nachteile haben. Vorteile in bestimmten medizinischen Bereichen, Nachteile vor allem bei bestimmtem psychischen Erkrankungen. Einerseits ist eine Legalisierung günstig, um zu entkriminalisieren, oder den Konsum in soziale Formen zu gießen – wobei das nicht heißen muss, dass er reduziert wird –, auf medizinscher Seite würde ich die Probleme für die psychische Gesundheit aber nicht unterschätzen.
Wann gilt der Konsum als gesundheitsgefährdend? Baune: Gesundheitsgefährdend kann Cannabis generell immer sein. In der Regel ist das dosis- und konsumabhängig und es gibt natürlich auch Nebenwirkungen, die bei einer normalen Dosierung auftreten können: Das kann von Übelkeit oder Erbrechen zu anderen Nebenwirkungen führen wie Herzrasen, Blutdrucksteigerung, Blutdruckabfälle – also sehr konträre Wirkungen.
Wer ist besonders gefährdet? Baune: Unsere Fachgesellschaft, die DGPPN (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde) weist auf die Risiken hin, durch Cannabiskonsum Psychosen auslösen zu können, auf Konzentrationsschwierigkeiten, Müdigkeit und Schlappheit. Das ist für Menschen besonders gefährlich, wenn sie schon unter einer Psychose leiden oder ein hohes Risiko dafür haben. Auch bei Menschen mit einer Depression können psychotische Symptome auftreten. Häufig wird Cannabis ja auch eingenommen, um Angststörungen zu lindern. Dass Cannabidiol kann angstlösend wirken, gleichzeitig kann es aber auch Angst in Einzelfällen verstärken. Unruhe, Angstzustände, Schlafstörungen, das sind ja häufig Anlässe für junge Menschen, Cannabis einzunehmen – doch dafür ist es kein geeignetes Medikament.
Sie sprechen jungen Menschen an – was gibt es für die zu beachten? Baune: Gerade beim jungen, sich entwickelnden Gehirn im Alter zwischen 14 und 25 Jahren etwa besteht eine erhöhte Anfälligkeit für die Entwicklung psychischer Erkrankungen. Da sehen wir auch die meisten Entwicklungen psychischer Erkrankungen im Entstehungsprozess. Wenn also schon konsumiert werden muss, dann nicht vor dem 25. Lebensjahr. Je höher das Lebensalter, desto weniger Nebenwirkungen wird man auf psychischer Seite haben.
Gibt es Anzeichen, bei denen man seinen Konsum hinterfragen und sich Hilfe holen sollte? Baune: Anzeichen könnten sein, dass sich die Wahrnehmung verändert. Dass man das Gefühl hat, jemand verfolgt einen oder dass man paranoides Denken entwickelt; dass Dinge passieren, die man nicht erklären kann, oder man denkt, gewisse Dinge passieren nur ganz spezifisch für einen selbst: Ein Auto fährt dort entlang, nur weil ich jetzt gerade hier bin – so eine Art von Wahnentwicklung. Das sind alles Beispiele, bei denen wir noch nicht von einer Psychose oder Schizophrenie sprechen würden, aber von ersten Anzeichen psychotischen Erlebens. Da ist es wichtig, diese Symptome wahrzunehmen und sich ärztlich vorzustellen.
Gibt es Anzeichen, die für Eltern relevant sind? Baune: Gerade im etwas jüngeren Lebensalter, wenn die Kinder noch zur Schule gehen oder im Rahmen einer Ausbildung oder eines Studiums noch zuhause wohnen, kann es sein, dass sie sich zurückziehen, sozial isolieren, sich in ihrem Zimmer einschließen und häufig den Kontakt zu den Eltern reduzieren oder abbrechen, obwohl man noch zusammen lebt. Das kann Hinweise dafür geben, dass vielleicht eine psychische Nebenwirkung aufgetreten ist. Dann sollten Eltern versuchen, Hilfe zu bekommen, da sie in so einer Situation auch überfordert sein können.
Was ändert sich mit der Legalisierung im Klinik-Alltag? Baune: Das medizinische Cannabis, das es seit 2017 in Deutschland legal auf Rezept gibt, wird dadurch in keiner Weise berührt – weder eingeschränkt, noch erweitert. Medizinisch kann Cannabis Menschen mit schweren chronisch Erkrankungen oder Schmerzerkrankungen im Rahmen von Tumorerkrankungen helfen, aber auch bei einigen neurologischen Erkrankungen wie bestimmten Nervenstörungen wird es in seltenen Fällen eingesetzt. Cannabis wird aber immer nur in Einzelfällen verschrieben. Es ist also nicht für die breite Masse gedacht und an medizinische Bedingungen geknüpft.
Daten von größeren Studien zeigen aber, dass eine Legalisierung dazu beitragen kann, dass Psychosefälle gerade bei jungen Menschen häufiger werden. Menschen, die bislang davor zurückgeschreckt haben, probieren Cannabis dann vielleicht doch mal aus, weil es auch leichter zugänglich ist. Dementsprechend gibt es auch eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass sie dann hier in der Klinik vorstellig werden. Das ist auch ein Grund, warum wir uns in der Suchtambulanz, in unserer Suchtsprechstunde, auch auf Cannabis fokussieren.
Münster – Eine interdisziplinäre Studie der Medizinischen Fakultät der Universität Münster und der Zentralen Einrichtung für Palliativmedizin am UKM (Universitätsklinikum Münster) soll Palliativ-Patientinnen und -Patienten den Übergang von stationärer zu ambulanter Versorgung erleichtern. So soll den Betroffenen in ihrer letzten Lebensphase eine Rückkehr nach Hause ohne den bekannten „Drehtür-Effekt“, also die ständige Wiederaufnahme in einer Klinik, ermöglicht werden. Auf der anderen Seite sollen aber auch drohende Versorgungslücken abgewendet werden. Die Schober-Stiftung fördert das palliativmedizinische Projekt „EntMedPall“ mit einer Spende in Höhe von 40.000 Euro an die Stiftung Universitätsmedizin Münster.
Nach einer stationären Behandlung im Krankenhaus besteht für Betroffene immer der Wunsch, möglichst schnell wieder in die vertraute häusliche Umgebung zurückzukehren. Das gilt insbesondere für Menschen mit fortgeschrittenen schwerwiegenden Erkrankungen, die eine stationäre palliative Versorgung erfordern. „Die meisten Patientinnen und Patienten möchten ihre letzte Lebensphase zu Hause verbringen und können die Entlassung kaum abwarten. Bei einer unzureichenden Planung besteht allerdings ein hohes Risiko von Versorgungslücken und einer ständigen Rückkehr in die Klinik“, erklärt Philipp Lenz, Leiter der Palliativmedizin im UKM.
Während dieser Übergänge von der stationären in eine ambulante Behandlung können sich immer wieder Hürden ergeben, die eine kontinuierliche Versorgung und damit die Gesamtsituation der Betroffenen erschweren, beispielsweise durch die fehlende Verfügbarkeit von Medikamenten. Arzneimittel dürfen von Krankenhäusern nicht für mehrere Tage mitgegeben werden, nicht alle Medikamente sind im ambulanten Bereich verschreibungsfähig und verordnete Medikamente können durch Lieferengpässe in den Apotheken auch einmal nicht vorrätig sein.
Die UKM-Apotheke bildet deshalb im Projekt „EntMedPall“ eine besondere Brücke, die einen lückenlosen Übergang in die ambulante Versorgung gewährleisten soll. „Durch eine interprofessionelle Abstimmung sollen Medikationspläne angepasst und mit den Patientinnen und Patienten sowie mit Angehörigen und Mitarbeitenden des Palliativnetzes besprochen werden, um so die bestmögliche Arzneimitteltherapie sicherzustellen“, erläutert Dr. Christoph Klaas, Leiter der UKM-Apotheke.
Die Schober-Stiftung sieht großes Potential in diesem Projekt und stellt dafür 40.000 Euro bereit. „Wir wollen mit der Unterstützung eine Brücke für Erwachsene mit lebensbegrenzenden Erkrankungen bauen und dazu beitragen, dass die Versorgungswege in der Palliativmedizin langfristig verbessert und gesichert werden“, betont Dr. Anna Schober von der Schober-Stiftung. Mit der Spende der Schober-Stiftung wird im Rahmen der Studie unter anderem über ein Jahr die Stelle einer Apothekerin finanziert.
Weiterhin wird der Entlass-Prozess von Palliativ-Patientinnen und -Patienten bezüglich der Arzneimitteltherapie standardisiert und umfangreich begleitet, wodurch weniger Rückfragen und Unklarheiten entstehen sollen. Hier erfolgt eine enge Zusammenarbeit und Abstimmung mit dem Palliativnetz Münster. Ziel ist es, mit der Optimierung der Arzneimitteltherapie auch das stationäre und ambulant tätige Personal zu entlasten. Vor allem aber sollen die Palliativ-Patientinnen und -Patienten profitieren: „Die Verbesserung der palliativen Versorgung ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Wir sind sehr dankbar für die großzügige Unterstützung der Schober-Stiftung und freuen uns, durch enge Zusammenarbeit die Verbindungen im palliativen Versorgungsnetz stärken zu können“, bekräftigt Univ.-Prof. Dr. med. Dr. h.c. Hugo Van Aken, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Universitätsmedizin Münster. Damit Betroffene in ihrer letzten Lebensphase nach einem Krankenhausaufenthalt reibungslos in das gewohnte Umfeld zurückzukehren können.
Bild: Die Therapietiere von Bianca Terhürne unterstützen die Behandlung von Kindern im Alexianer Clemenshospital Münster. Mit Pudel Lotti und Teacup-Schweinchen Peppa Wutz kuschelt ein Junge im Rollstuhl, der auf der kinderneurologischen Früh-Reha behandelt wird, am liebsten. (Foto: Clemenshospital)
Pudel und Schweinchen als tierische Therapeuten im Clemenshospital
Münster – Aufgeregt wuseln die Therapietiere: Pudel Flocke und Lotti durch das Spielzimmer der Station E2 im Clemenshospital. Die norwegische Waldkatze Feeli thront auf ihrem Kissen, das winzige Teacup-Schweinchen, Peppa Wutz, wartet in der Transportbox auf seinen Einsatz. Vier Meerschweinchen und zwei Kaninchen haben es sich auf dem Tisch gemütlich gemacht, den Bianca Terhürne mit Antirutsch- und Kuscheldecken präpariert hat.
Seit mittlerweile sechs Jahren gehört die tiergestützte Therapie einmal in der Woche zum Therapieprogramm der Kinderstationen im Clemenshospital. Auf der E2, der kinder-psychosomatischen Station und der kinderneurologischen Früh-Reha bringen die Vierbeiner von Bianca Terhürne Entspannung, helfen beim Abbau von Ängsten oder ermuntern zum Kuscheln.
Bianca Terhürne ist examinierte Krankenschwester und Fachkraft für Tiergestützte Intervention ISAAT (International Society for Animal Assisted Therapy). Das heißt, sie ist ausgebildet für Therapie, Pädagogik und Aktivitäten mit verschiedenen Tieren. Dazu verfügt sie über Sachkundenachweise nach dem Tierschutzgesetz. Auch die Tiere sind alle speziell ausgebildet und müssen ständig trainiert und weitergebildet werden, damit sie in der Therapie zum Einsatz kommen können. Terhürne betont: „Sie werden zu nichts gezwungen oder überredet – auch nicht mit Leckerli.“ Jedes einzelne Tier entscheide selbst, was es will und was nicht.
Karin Wrede, Heiltherapeutin im Clemenshospital, hat den Überblick, welche Kinder an diesem Tag für den Besuch der Tiere infrage kommen. „Dabei wird außer auf die medizinischen Aspekte selbstverständlich auch auf persönliche Vorlieben und Abneigungen Rücksicht genommen“, erklärt sie. Eine Information dazu geht vorab an Bianca Terhürne, damit sich die für den jeweiligen Tag geeignetsten Tiere auf den Weg zum Clemenshospital machen.
Die Kinder kommen mit ihren Eltern oder allein. Bevor sie das Spielzimmer für die Therapiestunde betreten, müssen sie einen Einmal-Kittel anziehen und sich die Hände desinfizieren. Die Therapie findet in Kleingruppen statt, immer zwei an einem Vormittag.
In der zweiten Gruppe sind heute zwei Jungen und ein Mädchen dabei. Während der jüngere Junge mit Pudel Lotti begeistert Leckerli-Suchen spielt, hat das Mädchen ihre anfängliche Scheu vor Tieren ganz allmählich, mit den Meerschweinchen überwunden. Sie macht lockende Geräusche vor deren Holzhäuschen-Versteck und streichelt, wenn sich eines der Tiere zeigt.
Der ältere Junge im Rollstuhl genießt derweil sichtlich die Nähe von Pudel Flocke und Teacup-Schweinchen Peppa Wutz (Therapietiere). Die Tiere auf dem Schoß vergräbt er die anfangs noch verkrampften Finger in Fell und Borsten. Auch seinen Kopf versucht er mit viel Mühe so zu drehen, dass er Flocke und Peppa Wutz besser sehen kann. „Die Tiere motivieren, auch mal Dinge zu versuchen, von denen die Kinder eigentlich dachten, sie klappen nicht“, verweist Karin Wrede auf einen wichtigen Punkt, mit dem Tiere die eigentliche Therapie unterstützen. Als Bianca Terhürne eine Spieluhr startet, fallen dem Jungen und den beiden Tieren schließlich – ganz entspannt – die Augen zu. Die Mutter des Jungen ist sichtlich erleichtert und freut sich mit ihrem Sohn über diese bereichernden Momente.
Bianca Terhürne ist schon lange mit den Alexianern verbunden. Vor ihrer Selbstständigkeit war sie 2000 bis 2015 als Stationsleitung und Fachkrankenschwester für Allgemeine Psychiatrie auf dem Alexianer-Campus in Amelsbüren tätig. Mit einem Hund und Eseln startete sie dort 2005 ihren Weg in die Tiergestützte Intervention, bevor sie sich 2015 komplett selbstständig machte. Außer im Clemenshospital ist sie nun auch an verschiedenen Schulen, in Kindertagesstätten, Altenhilfeeinrichtungen und therapeutischen Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, im Maßregelvollzug, in Hospizen, in der Jugendhilfe, sowie im Rahmen von Fortbildungen und Teamtagen tätig. Finanziert werden ihre Besuche im Clemenshospital durch den Henri-Thaler-Verein, der sich für schwerkranke Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsene sowie deren Eltern engagiert.
Nach zwei Gruppenstunden mit jeweils 40 Minuten ist der Besuch der Therapietiere im Krankenhaus vorbei. Sie machen es sich wieder in ihren Boxen und Käfigen gemütlich und treten im Wagen von Bianca Terhürne die Heimreise an. Zurück im Clemenshospital bleiben entspannte Kinder, denen die Tiere im Krankenhaus den Tag versüßt und sie mit neuer Motivation wieder in den Klinikalltag entlassen haben.
Weitere Informationen zur tiergestützten Therapie finden Sie unter anderem bei Wikipedia
Bild: Teilnehmende des Trainings beobachten die Visite, die Medizinstudierender Mark Schlarmann durchführt, aus dem Nebenraum mit einer semitransparenten Scheibe. (Foto: UKM/Wibberg)
Welche Aufgaben hat welche Berufsgruppe? Wie schafft man es, auf Augenhöhe zu kommunizieren? Die Bedeutung der interprofessionellen Zusammenarbeit in den Pflege- und Gesundheitsberufen wird immer deutlicher. Im „Simulationskrankenhaus“ Studienhospital Münster lernen angehende Pflegefachpersonen bereits in der Ausbildung zusammen mit Medizinstudierenden in interprofessionellen Teams, wie sie ihre Fähigkeiten effektiv kombinieren können, um später in der Praxis die bestmögliche Patientenversorgung zu gewährleisten.
Münster (ukm/ik) – „Fehler sind hier erlaubt“, sagt Karina Sensen, Kursleiterin an der Schule für Pflegeberufe am UKM. Das sechsköpfige Team aus der Medizinischen Fakultät der Universität Münster und der Schule für Pflegeberufe am UKM (Universitätsklinikum Münster) hat eine geschützte Lernumgebung geschaffen, in der Auszubildende in der Pflege und Studierende der Humanmedizin in den ersten Austausch kommen und gemeinsam an Simulationspatientinnen und –patienten üben können. „Es geht dabei inhaltlich weniger um die optimale medizinische Behandlung, sondern viel mehr um den Dialog zwischen den beiden Professionen“, führt Sensen weiter aus. Entstanden ist die Idee aus dem zweitägigen Visitentraining der Medizinstudierenden, das bei ihnen schon länger auf dem Lehrplan steht: „Wir sind da mit eingestiegen, so dass am zweiten Tag die interprofessionelle Zusammenarbeit im Fokus steht. Unser Ziel ist es, dass alle Auszubildenden während ihrer dreijährigen Ausbildung am UKM dieses Training einmal absolviert haben“, so Sensen.
„Dieses Training ist eine gute und wichtige Abwechslung zum Theorieunterricht“, berichtet Theresa Rohde, Auszubildende in der Pflege. Bevor es ans Patientenbett geht, findet ein ausführliches Briefing statt. Teilnehmende lernen sich kennen und lesen sich in den Patientenfall ein. Der Tag ist auf die Minute durchgetaktet: Jeweils eine Auszubildende bzw. ein Auszubildender und eine Studierende bzw. ein Studierender aus dem Team gehen nacheinander in ein Gespräch mit Simulationspatientinnen und -patienten und erledigen professionstypische Aufgaben. Während sie die Visite durchführen, schauen und hören andere Teilnehmende aus dem Nebenraum mit einer semitransparenten Scheibe zu und machen fleißig Notizen. Abschließend diskutiert jede Gruppe, was gut und nicht besonders gut gelaufen ist, und was man verbessern würde. „Jede Profession hat ihren eigenen Fokus und guckt anders auf den Patienten. Zum Beispiel behandelten wir im ersten Fall eine Patientin mit Handgelenkfraktur. In unseren Reflexionsgesprächen stellten wir dann fest, dass jede Berufsgruppe wichtige Aspekte einbrachte, an die die anderen vielleicht nicht gedacht hätten. Diese Erfahrungen haben uns definitiv neue Erkenntnisse und Blickwinkel ermöglicht“, so die 24-Jährige.
Bild: Reflexionsgespräche sind ein wichtiger Bestandteil des Trainings. (Foto: UKM/Wibberg)
Solche Aha-Erlebnisse wie ‚das könnt ihr?‘ oder ‚darin seid ihr gut?‘ sind genau das, was dieses Training von den anderen praktischen Übungen unterscheidet. Wertvoll sei zudem das ausführliche Feedback von den Simulationspatientinnen und -patienten, wie sie sich im Gespräch mit den Auszubildenden der Pflege und den Medizinstudierenden gefühlt haben. „Es ist sehr hilfreich, zu hören, wie der Patient dich im Gespräch wahrnimmt. So was hört man selten in der Praxis“, sagt Mark Schlarmann, Medizinstudent im 5. Fachsemester. Der frühzeitige Dialog soll die Entwicklung einer gegenüber den anderen Professionen wertschätzenden Identität fördern, damit später examinierte Pflegefachpersonen und junges ärztliches Personal einander mit Respekt auf Augenhöhe begegnen und Stärken der anderen Professionen zum Wohl der Patientinnen und Patienten nutzen können.
Bild: Zecken sind klein, aber gefährlich: Bei einem Stich können Zecken Krankheiten wie die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. Foto: DJD/DEVK/KPixMining – stock.adobe.com
Ein kleiner Zecken-Stich kann zum großen Problem werden
(DJD) – Zecken halten sich in Wäldern, Parks und Gärten auf und lauern dort im Gras oder Gebüsch auf ihren nächsten Wirt: Sie sind nicht nur lästig, sondern stellen auch eine Gesundheitsgefahr dar. Bei einem Stich können die winzigen Spinnentiere Krankheiten wie die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen, eine entzündliche Erkrankung des Gehirns oder der Hirnhäute.
Zecken-Alarm: Immer mehr FSME-Risikogebiete
Wohl auch bedingt durch den Klimawandel hat sich die FSME in Deutschland zuletzt immer stärker ausgebreitet. So meldete das Robert Koch-Institut (RKI) im Februar 2024 zwei weitere betroffene Regionen. Insgesamt gelten nun 180 Stadt- und Landkreise als Risikogebiete, vorwiegend in den südöstlichen Bundesländern. Lyme-Borreliose tritt dagegen in ganz Deutschland gleichermaßen auf und ist wesentlich häufiger. Laut RKI werden jährlich mehr als 200.000 Menschen deswegen behandelt. Die durch Bakterien übertragene Krankheit zeigt sich zunächst meist durch eine kreisförmige, sich ausbreitende Rötung nah der Einstichstelle (Wanderröte) und kann auch Nerven und Gelenke befallen.
Am weitesten verbreitet ist der gemeine Holzbock. Inzwischen sind aber auch andere Arten eingewandert wie die deutlich größere Hyalomma-Zecke, die auffällig gestreifte Beine hat. Derzeit gelten in Deutschland laut Robert Koch-Institut 178 Kreise als Risikogebiete. Auch in anderen europäischen Ländern ist das Virus weit verbreitet. Wer in einem Risikogebiet lebt oder dorthin reisen will, sollte sich impfen lassen. Gegen FSME schützt eine aus drei Einzeldosen bestehende Impfung, die alle drei bis fünf Jahre aufzufrischen ist. In dringenden Fällen, etwa vor einer Urlaubsreise, ist eine Schnellimmunisierung möglich. Die Impfung bezahlt die Krankenkasse.
Geld von privater Unfallversicherung
Neben FSME übertragen Zecken auch Borreliose – und zwar nicht nur in speziellen Gebieten, sondern überall auf der Welt. Die Auslöser sind Bakterien, die Gelenk- und Hirnhautentzündung, Herzprobleme und Gesichtslähmung verursachen können. Die Spätfolgen sind oft dauerhaft. Einige Betroffene leiden lebenslang unter Schmerzen und Lähmungen. Gegen Borreliose gibt es keine wirksame Impfung. Wer daran erkrankt, kann mit einer privaten Unfallversicherung die finanziellen Einbußen bei schwerem Verlauf abfedern. Die DEVK etwa zahlt dann die vereinbarte Versicherungssumme. Neben Infektionskrankheiten wie Borreliose und FSME sind hier auch allergische Reaktionen versichert. Detaillierte Informationen zum Unfallschutz gibt es unter www.devk.de/unfall.
Vor Zecken schützen
Am besten ist es, einen Zeckenstich von vorneherein zu vermeiden. Vor FSME kann man sich durch eine Impfung schützen. Gegen Borreliose gibt es dagegen keine Prävention – außer dem Vermeiden von Zeckenstichen. Wer durch Wald und Flur streift, sollte daher lange Hosen und Ärmel tragen. Die Hosenbeine stecken idealerweise in den Socken. Helle Kleidung ist günstiger, denn darauf sieht man die Spinnentiere besser. Bei freien Hautpartien hilft es, Insektenabwehrmittel aufzutragen. Eine effektive Methode, die Parasiten fernzuhalten, sind Repellents wie Anti Brumm Zecken Stopp (Apotheke). Mit der Kombination aus gut hautverträglichem Icaridin und dem pflanzlich basierten Wirkstoff Eukalyptus citriodora Öl bietet es bis zu acht Stunden zuverlässigen Schutz vor den gefährlichen Blutsaugern. Das Spray ist gut verträglich und bei sparsamer Anwendung schon für Kinder ab zwei Jahren geeignet. Nach einem Aufenthalt im Freien sollte man den Körper sorgfältig nach Zecken absuchen.
Das Zeckenrisiko im Garten lässt sich außerdem verringern, wenn man den Rasen kurzhält, Laub und Gestrüpp entfernt und schattenwerfende Pflanzen zurückschneidet. Denn Zecken mögen es feucht und schattig, während sie trockene, sonnige Plätze meiden. Weitere Tipps zum Zeckenschutz gibt es unter www.antibrumm.de. Wer einen der Blutsauger entdeckt, sollte diesen mit einer Pinzette oder einer speziellen Zeckenzange aus der Haut ziehen.
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