Bild: Eine Probandin lässt sich von einer Mitarbeiterin im Studienzentrum Münster der NAKO untersuchen (Foto: WWU / E. Wibberg)

Heidelberg/Münster – Zu den Folgen, die eine Verschlechterung der psychischen Gesundheit charakterisieren, zählt – neben Angst- und Depressionssymptomen sowie vermehrtem Stress – auch verstärkte Einsamkeit. Das geht aus der Studie „Einsamkeit während der ersten Welle der SARS-CoV-2 Pandemie“ hervor, deren Ergebnisse ein Autorenteam der NAKO-Gesundheitsstudie um Prof. Klaus Berger von der Universität Münster (WWU) jetzt veröffentlicht hat. Einsamkeit wird in der im „Bundesgesundheitsblatt“ veröffentlichten Untersuchung als selbst wahrgenommene Qualität der Beziehungen zu anderen Menschen verstanden.

Im April und Mai 2020, also während des ersten „harten Lockdowns“ in Deutschland, wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der NAKO-Gesundheitsstudie gebeten, sich zusätzlich an einer speziellen COVID-19-Befragung zu beteiligen. Nach den ersten 30 Tagen standen den Forschenden knapp 114.000 ausgefüllte Fragebögen zur Verfügung, was bereits einer Antwortquote von fast 60 Prozent entspricht. Dieser Datenpool bildet die Grundlage der jetzt publizierten Studie. Bis zum Ende der COVID-Erhebung im Sommer 2020 stieg die Beteiligung sogar auf 82 Prozent der NAKO-Probanden.

Als einsam betrachtete sich mit 32 Prozent fast ein Drittel der Teilnehmer – darunter deutlich mehr Frauen als Männer (37 zu 26 %). Ältere Personen waren weniger betroffen als junge. Insgesamt gaben 80 Prozent an, dass sie manchmal oder oft das Gefühl des Fehlens der Gesellschaft anderer empfunden hatten. Jede/r zweite fühlte sich während des ersten Lockdowns einsamer als zuvor – Frauen häufiger als Männer (57 zu 44 %). „Personen, die während der Pandemie Einsamkeit empfanden, gaben bereits in der NAKO-Basisuntersuchung mehr Symptome von Depression und Angst an als solche, die hiervon nicht betroffen waren“, so Prof. Berger, Direktor des Instituts für Epidemiologie und Sozialmedizin der WWU und Erstautor der aktuellen NAKO-Studie. Außerdem seien Personen ohne Lebensgemeinschaft oder Teilnehmer, die Angst vor Corona angaben, stärker von Einsamkeit betroffen, so eine weitere Beobachtung der Autorengruppe.

Hintergrund: NAKO Gesundheitsstudie

Die NAKO-Gesundheitsstudie ist ein gemeinsames Projekt von 27 wissenschaftlichen Institutionen, die sich zusammengeschlossen haben, um gemeinsam die bislang größte bevölkerungsbasierte und prospektive Langzeitstudie in Deutschland durchzuführen. Ab 2014 wurden 205.000 Männer und Frauen zwischen 20 und 69 Jahren, die nach dem Zufallsprinzip aus den kommunalen Melderegistern ausgewählt wurden, in den 18 Studienzentren der NAKO medizinisch untersucht und nach ihren Lebensumständen befragt. Ziel ist es, chronische Erkrankungen wie Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rheuma, Infektionen und Depression genauer zu erforschen. Derart soll eine Grundlage geschaffen werden, um Prävention, Früherkennung und Behandlung dieser weit verbreiteten Krankheiten zu verbessern.

Aus Münster haben über 10.000 Bürgerinnen und Bürger die NAKO durch ihre Teilnahme unterstützt. Hier, wie an allen Studienzentren, läuft derzeit die Zweituntersuchung, bei der alle NAKO-Teilnehmenden wieder eingeladen werden. Die Medizinische Fakultät der Universität Münster, seit Jahrzehnten eine Hochburg der Epidemiologie, fördert die Mammutstudie über zehn Jahre hinweg mit insgesamt zwei Millionen Euro.

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