Robotische Leberchirurgie: Erfahrungen und Wissen weitergeben
Münster (ukm/lwi) – „Es ist ein bedeutender Schritt in Richtung Demokratisierung einer Technologie, die bisher als eine Art Königswissen behandelt wurde“, sagt Prof. Andreas Pascher. Der Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie am UKM (Universitätsklinikum Münster) hat im Oktober gemeinsam mit seinem Team die ersten Gäste im „Hospitationszentrum für robotische Leberchirurgie“ empfangen. Medizinerinnen und Mediziner aus ganz Europa können hier an robotergestützten leberchirurgischen Eingriffen partizipieren, um einerseits ihr eigenes Wissen weiterzuentwickeln und andererseits auch eigene Erfahrungen für den Austausch mit nach Münster zu bringen. „Weiterbildung in der operativen Chirurgie darf kein Zufall sein“, sagt Pascher. „Und diese Form ist der beste und sicherste Weg, unsere Erfahrung weiterzugeben – und zwar getragen vom gesamten Team.“
In etwa Dreiviertel der Leberresektionen (Entfernung von z.B. tumorösem Gewebe aus der Leber) am UKM kommt inzwischen der von Chirurginnen und Chirurgen gesteuerte Da-Vinci-Operationsroboter zum Einsatz. Mit seiner Hilfe können die Medizinerinnen und Mediziner minimalinvasiv, und gleichzeitig noch präziser operieren als bei einer klassischen Laparoskopie, also einer Bauchspieglung „von Hand“. Am UKM wird inzwischen jede Form der Leberchirurgie robotisch angeboten.
Entsprechend attraktiv und vielfältig ist das Angebot des Hospitationszentrums für anfragende Kliniken und Zentren. „Das ist aber typischerweise niemand, der neu mit der robotischen Operation anfängt“, sagt Pascher, „sondern in der Regel erfahrene und geschätzte Kolleginnen und Kollegen, die einen nächsten Entwicklungsschritt machen möchten“. Konkret geben die Gäste im Vorfeld der Hospitation ihren Ausbildungsstand an und fragen nach einer Teilnahme an spezifischen Operationen und Verfahren. „Wenn die Hospitanten da sind, erklären wir am Anfang erstmal das ganze Setup, weil auch das ein wichtiger Teil der robotischen Operation ist: Wie ist der Patient bzw. die Patientin gelagert, wie werden die Trokare (Punktionsinstrumente) und wie wird der Roboter positioniert; das machen wir alles gemeinsam. Dann wird die Operation durchgeführt und danach gibt es natürlich noch ein Abschlussgespräch und auch darüber hinaus weiteren Kontakt zu den Kliniken,“ erläutert Dr. Benjamin Strücker, leitender Oberarzt und Bereichsleiter der Leber- und Pankreaschirurgie am UKM, den Tagesablauf einer Hospitation.
Die ersten Gäste vom Universitätsklinikum Marburg hat das UKM nun empfangen: Prof. Detlef K. Bartsch, Direktor der dortigen „Klinik für Visceral-, Thorax- und Gefäßchirurgie“ sowie Oberarzt Dott. Mag. Michele Fiodarliso waren am 11. Oktober in der Viszeralchirurgie in Münster zu Gast: „Prof. Bartsch und ich sind heute hier und wollen die Zusammenarbeit mit dem UKM starten, um Tipps und Tricks über die robotische Leberchirurgie zu lernen. Heute ist der erste Tag, aber sicher nicht der letzte“, blickt Fiodarliso in die Zukunft der Zusammenarbeit mit dem UKM. Von der hat auch Strücker bereits eine Vorstellung: „Wir rechnen im Moment damit, dass wir eine bis zwei Hospitationen im Monat ableisten werden“, sagt er.