Organspende: UKM schult Mitarbeitende bei eigenen Fortbildungen

Organspende: UKM schult Mitarbeitende bei eigenen Fortbildungen

Bild: Prof. Markus Holling, stellvertretender Direktor der Klinik für Neurochirurgie, erläutert den Ablauf der Hirntoddiagnostik.

Organspende ist kein Alltagsgeschäft – deshalb müssen alle, die auf einer Intensivstation arbeiten, wissen, wie sie abläuft und was zu tun ist. Um ärztliches und pflegerisches Personal für diese besonderen Anforderungen zu schulen, bietet das UKM (Universitätsklinikum Münster) regelmäßig interprofessionelle und interdisziplinäre Fortbildungen an, auf denen der Ablauf einer Hirntoddiagnostik und Organspende möglichst realitätsnah gezeigt werden soll – eigens engagierte Schauspieler inklusive.

Organspende-Fortbildungen: Realitätsnah simulierte Ausnahmesituation

Münster (ukm/lwi) – Es ist nur eine fiktive Situation, aber trotzdem wird der Ernst der Lage an diesem Morgen im UKM Trainingszentrum schnell deutlich: Ein Tandem aus Ärzteschaft und Pflege soll den Eltern einer Patientin vermitteln, dass ihre Tochter nach einem Unglück vermutlich hirntot ist, alle Hirnfunktionen also unumkehrbar ausgefallen sind, und ihr Herz-Kreislauf-System allein aufgrund intensivmedizinsicher Maßnahmen und durch die Unterstützung von Geräten weiterarbeitet. Um Gewissheit zu haben, dass alle Hirnfunktionen irreversibel erloschen sind, soll eine entsprechende diagnostische Untersuchung ihrer Tochter durchgeführt werden, wie sie in der Intensivmedizin in so einer Situation üblich ist. Wird dabei das sehr seltene Ereignis des „irreversiblen Hirnfunktionsausfalls“ (umgangssprachlich Hirntod) festgestellt, muss spätestens im Anschluss auch über das Thema Organspende gesprochen werden, so sieht es das Transplantationsgesetz vor.

Das ist kein einfaches Thema – auch nicht im Übungsszenario am UKM, denn die Eltern sind hier extra engagierte Schauspielerinnen und Schauspieler, die dem Behandlungsteam bei seiner schwierigen Aufgabe einiges abverlangen. Diese hingegen sind „echt“ und arbeiten auf verschiedenen Intensivstationen der Uniklinik. Sieben von ihnen haben Anfang Dezember an der Organspende-Simulation teilgenommen, die das UKM drei Mal jährlich in Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) anbietet.

„Es ist wichtig, dass alle – sowohl von pflegerischer als auch ärztlicher Seite – sicher in dem Thema sind. Organspende ist ein seltenes Ereignis, aber wenn es stattfindet, muss jeder wissen, was er zu tun hat – und das kann man am besten lernen, in dem man es praktisch übt“, sagt Dorothee Lamann, Transplantations- und Organspende-beauftragte am UKM. Entsprechend umfangreich werden in der simulierten Organspende alle relevanten Bereiche betrachtet – von der Aufklärung und Spendererkennung, über die Diagnostik des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls und die intensivmedizinischen Maßnahmen und Pflege hirntoter Patienten bis hin zu eingangs erwähnten Angehörigengesprächen, um den Willen des Verstorbenen hinsichtlich einer potenziellen Organspende zu erkunden. Darüber hinaus wird auch die Verabschiedung vor der im Operationssaal durchgeführten Organentnahme simuliert. „Das Ganze soll realitätsnah nachgestellt werden. Da kann jeder erfahren: Was macht das mit mir, was kann ich gut, was kann nicht gut und welche Fragen stellen sich mir?“, sagt Lamann.

Organspende:  In einem simulierten Angehörigengespräch spielen Schauspieler die Eltern einer Intensiv-Patientin. Foto © UKM

Bild: In einem simulierten Angehörigengespräch spielen Schauspieler die Eltern einer Intensiv-Patientin.

Da der festgestellte Hirntod die Voraussetzung für eine postmortale Organspende ist, ist auch die konkrete Hirntoddiagnostik Thema der interprofessionellen und interdisziplinären Fortbildung. Prof. Markus Holling, stellvertretender Direktor der Klinik für Neurochirurgie, zeigt den Teilnehmenden den Ablauf der Untersuchung, die nur Fachärztinnen und -ärzte mit viel Erfahrung in der Behandlung von schwerst Schädel-Hirn-Verletzten nach einer exakt definierten Richtlinie vornehmen dürfen. Diese ist bindend – ein Abweichen von den vorgegebenen Untersuchungen ist also nicht erlaubt. Auch die Pflegenden sollen mit dem Verfahren vertraut sein, damit sie Angehörige gut betreuen und auf die mögliche Diagnose Hirntod vorbereiten können.

„Die Hirntoddiagnostik besteht aus drei großen Blöcken“, sagt Holling. „Im ersten Schritt wird die Voraussetzung geprüft, also u.a. ausgeschlossen, dass es aufgrund einer Intoxikation mit Giften oder durch Medikamente zu dem Bewusstseinsverlust gekommen ist. In einem zweiten Schritt wird das klinische Syndrom getestet: Werden Kontaktversuche oder Schmerzen wahrgenommen, etwa durch erhöhten Herzschlag oder erhöhten Blutdruck? Dann werden penibel die Hirnstammreflexe getestet: Gibt es Augenbewegungen? Ist der Gleichgewichtssinn aktiv? Besteht bei einem Apnoe-Test ein Atemreflex? Die Irrevisibilität als dritter Schritt wird schließlich durch eine erneute Untersuchung oder apparative Zusatzdiagnostik erbracht. Mit bildgebenden Verfahren wird dann entweder gezeigt, dass es keine Durchblutung des Gehirns mehr gibt, oder dass die Zellen keine gesteuerten elektrischen Signale mehr senden.“

Ein hochkomplexes und mitunter auch hochemotionales Thema also. Die Einblicke in die Diagnostik, die Situation der Angehörigen, die Pflege hirntoter Patientinnen und Patienten – all das ist tatsächlich kein Alltagsgeschäft, wie die Veranstaltung am UKM den Teilnehmenden zeigt. Umso wichtiger, dass sie sich mit dem Thema vertraut machen und wissen, wie eine Organspende im Fall der Fälle abläuft.

Hier können Sie sich das Video: »Im Rahmen der Fortbildung erfahren die Teilnehmenden, wie eine Organspende abläuft« ansehen. Und hier ein weiterer passende Beitrag zum Thema Organspende: »Organspendeausweis: Bekannter Wille fördert Zustimmung von Angehörigen erheblich«
Pelikanhaus: Eröffnung einer besonderen Unterkunft

Pelikanhaus: Eröffnung einer besonderen Unterkunft

Bild: Gute Laune bei der Eröffnung des Pelikanhauses (v.l.): Andreas Barthold (Hauptgeschäftsführer Alexianer), Priv.-Doz. Dr. Otfried Debus (Chefarzt Clemenshospital), Ute Janinhoff-Foyer (Geschäftsführerin Janinhoff Klinkermanufaktur), Hubertus Foyer, (Geschäftsführer Janinhoff Klinkermanufaktur), Dr. Hartmut Beiker (Vorsitzender des Stiftungskuratoriums der Alexianerbrüder), Dr. Georg Hülskamp (Chefarzt Clemenshospital), Dr. Martina Klein (Leitung Fundraising Alexianer), Dr. Jochen Reidegeld (Aufsichtsratsvorsitzender Alexianer Misericordia), Sascha John (Hauptgeschäftsführer Alexianer), Sabrina Schulz (Referentin Fundraising Clemenshospital) und Maik Büscher (Regionalgeschäftsführer Alexianer Misericordia).

Pelikanhaus Neubau am Clemenshospital wird Zuhause auf Zeit für Angehörige schwerkranker Kinder

Münster – Aus einer ersten Idee im Jahr 2018 ist Großes geworden: Das Pelikanhaus öffnet seine Türen. Der Neubau am Clemenshospital in Münster ermöglicht es den Angehörigen schwer erkrankter Kinder und Jugendlicher in unmittelbarer Nähe der Klinik zu wohnen, in der die jungen Patienten behandelt werden. Das Besondere: Es sind mehr als 4,3 Millionen Euro Spenden für den Bau des Gebäudes eingegangen, darunter viele Zuwendungen von Unterstützern aus der Region wie Brillux und Janinhoff oder deutschlandweit tätigen Organisationen wie der Toni Kroos Stiftung. Zur Eröffnungsfeier am 3. Dezember kamen mehr als 200 Gäste.

Insgesamt 12 gemütliche Familienzimmer sind in dem Neubau entstanden, dazu kommen noch Gemeinschaftsräume sowie der einladende Garten. Das Pelikanhaus ermöglicht es den Angehörigen viel Zeit mit ihren erkrankten Kindern und Jugendlichen zu verbringen. Es dient den Angehörigen als naher Rückzugsort, um zwischenzeitig von der belastenden Situation auch mal Abstand zu bekommen.

„Es ist wichtig, dass auch die Eltern Auszeiten haben. Die schwere Erkrankung eines Kindes belastet oft die ganze Familie. Hier können die Eltern und Geschwister Kraft tanken, sich ablenken und sich mit anderen Betroffenen austauschen“, so Dr. Hartmut Beiker, Vorsitzender des Stiftungskuratoriums der Alexianerbrüder. Das sei Balsam für die Seele.

Das bestätigt auch Priv.-Doz. Dr. Otfried Debus, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Clemenshospital: „Genau diese Kraft ist wichtig, um die jungen Patienten bestmöglich auf ihrem Weg zu unterstützen“.

Das gesamte Projekt wurde über Spenden finanziert, auch der zukünftige Betrieb soll auf diese Weise gewährleistet sein. „Die Bandbreite reicht von sehr fantasievollen Aktionen durch engagierte Menschen aus der Region, bis zur Großspende im sechsstelligen Bereich. Auch Kolleginnen und Kollegen der Alexianer, insbesondere des Clemenshospitals haben sich immer wieder beteiligt“, freut sich Dr. Martina Klein vom Fundraising der Alexianer, die gemeinsam mit Kollegin Sabrina Schulz das Bauprojekt seit Jahren vorantreibt. Dafür wurde das Team sogar mit dem Deutschen Fundraising Preis 2023 ausgezeichnet. Der höchste finanzielle Berg ist zwar geschafft, dennoch werden auch künftig etwa 120.000 Euro pro Jahr Spenden für das Pelikanhaus benötigt – rund 50.000 Euro sind bereits eingegangen. Auch ein Förderverein wurde bereits gegründet und unterstützt das Projekt.

Das Pelikanhaus richtet sich an alle Familien von Kindern, die im Clemenshospital behandelt werden. Besonders wichtig ist das Angebot für Patienten der kinderneurologischen Frührehabilitation des Clemenshospitals, die dort zum Teil mehrere Monate in Behandlung sind.
Baulich bietet das Pelikanhaus modernen Komfort: Die Familienzimmer sind dank bodentiefer Fenster lichtdurchflutet, die Zimmer sind groß genug, um neben den Eltern auch Geschwisterkinder zu beherbergen. Drei der Räume sind besonders auf die Bedürfnisse von Gästen mit Rollstühlen ausgerichtet. In einem großen Gemeinschaftsraum mit Küchenbereich können sich die Gäste des Pelikanhauses untereinander austauschen, der ebenfalls neu angelegte Garten bietet grüne Rückzugsorte. Beheizt wird das Gebäude über eine moderne Wärmepumpe, auf dem Gebäudedach sorgt eine Photovoltaikanlage für die umweltfreundliche Stromerzeugung.

Vertreterinnen und Vertreter der Alexianer sowie Unterstützerinnen und Unterstützer des Pelikanhauses freuen sich, dass bald die ersten Angehörigen in das „Zuhause auf Zeit“ beim Clemenshospital einziehen werden. Für die musikalische Unterstützung sorgten bei der Eröffnungsfeier die Zucchini Sistaz (in Grün). Fpoto © Clemenshospital Münster

Bild: Vertreterinnen und Vertreter der Alexianer sowie Unterstützerinnen und Unterstützer des Pelikanhauses freuen sich, dass bald die ersten Angehörigen in das „Zuhause auf Zeit“ beim Clemenshospital einziehen werden. Für die musikalische Unterstützung sorgten bei der Eröffnungsfeier die Zucchini Sistaz (in Grün).

Der überwiegende Teil der Firmen, die am Bau des Pelikanhauses beteiligt waren, sind Betriebe aus der Region, was Geschäftsführer Maik Büscher betont: „Wir haben hier mit starken lokalen Partnern aus vielen Gewerken zusammengearbeitet, die uns ein tolles und wichtiges Wohnprojekt realisiert haben. Ich freue mich, dass wir so gemeinsam eine Entlastung für die Familien in diesen schwierigen Situationen geschaffen haben.“

Mit Führungen durch das Gebäude, einem Festakt in der Gnadenkirche und musikalischer Einstimmung durch die „Zucchini Sistaz“ wurden die Türen geöffnet. Das Clemenshospital ist ein Krankenhaus der Alexianer, der Pelikan ist das Wappentier, das in der christlichen Deutung für bedingungslose Liebe steht.

Charity-Bäume: Bäume voller Wünsche

Charity-Bäume: Bäume voller Wünsche

Bild: Dr. Martina Klein (l.) und Fredrik Horstmann vor den Charity-Bäumen.

Münster – Vier Weihnachtsbäume und ein ausladender, roter Sessel erwarten aktuell die Kundinnen und Kunden von Galeria Münster in der Ludgeristraße 1. Doch diese Bäume sind mehr als reine Dekoration, sie bringen Weihnachtsfreude zu Menschen, die oftmals nur wenig Freude im Leben haben. An den „Charity-Bäume n“ hängen insgesamt 750 Zettel mit Wünschen im Höchstwert von 25 Euro von Bewohnerinnen und Bewohnern des Kinderheims St. Mauritz, des Frauenhauses und unterschiedlicher Einrichtungen der Alexianer.

„Man wird demütig wenn man liest, wie bescheiden viele dieser Wünsche sind“, zeigt sich Filialgeschäftsführer Fredrik Horstmann beeindruckt. Die Kundinnen und Kunden können sich einen oder mehrere Wünsche aussuchen und direkt vor Ort kaufen. Von Hand wird das Geschenk dann liebevoll verpackt und zu den Empfängerinnen und Empfängern gebracht. Nicht eingelöste Geschenkwünsche übernimmt das Kaufhaus, „Es bleibt kein Wunsch offen“, wie Horstmann betont. „Viele Bewohnerinnen oder Bewohner in unseren Alexianer-Einrichtungen verfügen nur über eingeschränkte finanzielle Mittel, da bringen selbst kleine Geschenke sehr viel Freude“, berichtet die Leiterin des Fundraisings der Alexianer, Dr. Martina Klein. Die Aktion läuft noch bis zum 8. Dezember.

Sprachentwicklungsstörungen können flexibel behandelt werden

Sprachentwicklungsstörungen können flexibel behandelt werden

Bild: Online-Therapien bei Sprachentwicklungsstörungen haben sich im Rahmen der Studie als sehr wirksam herausgestellt.

Sprachentwicklungsstörungen: Jedes zehnte Kind betroffen

Fast zehn Prozent aller Kinder in Deutschland haben eine Sprachentwicklungsstörung bzw. -verzögerung. Die gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Folgen sind enorm, denn Sprachentwicklungsstörungen sind oft Vorläufer für Schwierigkeiten beim Lese-Rechtschreib-Erwerb. Die THESES-Studie der Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie am UKM hat sich seit 2020 mit der Wirksamkeit verschiedener Therapieansätze befasst. Gefördert wurde das Projekt von der Albert und Barbara von Metzler-Stiftung* und der Leopold-Klinge-Stiftung. Jetzt liegen die Ergebnisse der randomisiert-kontrollierten zweiarmigen Studie an insgesamt 354 Kindern vor.

Münster (ukm/aw) – Spricht mein Kind altersgemäß? Oder hat es Schwierigkeiten grammatikalisch korrekte Sätze zu bilden oder Wörter richtig auszusprechen? Das sind Fragen, die sich Eltern von kleinen Kindern stellen. Bis zu einem Alter von drei Jahren hat vieles, was (Vor-)Schulkinder vorübergehend sprachlich als Phänomen zeigen, nicht unbedingt Krankheitswert. „Es gibt sogenannte ‚Late-Talker‘, von denen ein Teil mit wachsendem Alter sprachliche Rückstände wieder aufholt“, sagt die Studienleiterin der THESES-Studie, Prof. Katrin Neumann, Direktorin der Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie am UKM (Universitätsklinikum Münster). „Wenn aber doch eine Sprachentwicklungsstörung diagnostiziert wird, ist es enorm wichtig, diese schnell und gezielt zu behandeln. Denn Sprachentwicklungsstörungen wirken sich lebenslang auf Bildungs-, Berufs- und Partnerschaftschancen aus.“ Neumann leitet vier vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) geförderte Projekte zu Sprachentwicklungs- und Hörstörungen und koordinierte die kürzlich veröffentlichten interdisziplinären S3-Leitlinien „Therapie von Sprachentwicklungsstörungen“.

Sprachentwicklungsstörungen (SES) stellen mit 57 Prozent die häufigste Diagnose dar, bei der eine sprachtherapeutische Behandlung angezeigt ist. Gleichzeitig wurden die Erfolge der verschiedenen Therapiesettings in ihrer Wirksamkeit bisher kaum überprüft. In der THESES-Studie wurden anhand der Datenanalyse von insgesamt 354 Kindern zum einen die Standardtherapie in Form einer ambulanten Einzeltherapie, die stationäre Intensivtherapie sowie die ambulante Kleingruppentherapie als Intensiv- und Wiederauffrischungstherapie untersucht. „Die Ergebnisse belegen die Wirksamkeit vor allem der ambulanten Kleingruppentherapie, die auch online stattfinden kann, aber auch die stationäre Therapie zeigt Vorteile“, schildert Neumann die Hauptergebnisse. „Im Nachhinein hat es sich als Glücksfall für die Studie herausgestellt, dass die Forschungsgruppe während der Corona-Pandemie spontan Online-Therapien mit ins Studiendesign mit aufnehmen mussten, die sich dann nicht als Notbehelf, sondern im Gegenteil als mit am wirksamsten herausgestellt haben“, freut sich Sigrun Stosius, Vorstand der Frankfurter Metzler-Stiftung*. Im Ergebnis seien Online-Therapien den Standardtherapien sogar überlegen, wahrscheinlich wegen des Einbezugs der Eltern zuhause und des hohen kommunikativen Anteils, folgern die Forschenden.

Mit den Ergebnissen aus der THESES-Studie plädiert Logopädiewissenschaftlerin und Studienkoordinatorin Dr. Denise Siemons-Lühring dafür, die Therapie-Landschaft bunter zu gestalten: „Aktuell muss schon bei Verordnung in der Arztpraxis das jeweilige Behandlungssetting festgelegt werden. Dies macht den flexiblen Einsatz verschiedener Therapiesettings unmöglich. Therapien in Präsenz fallen häufiger aus, wenn beispielsweise ein Geschwisterkind krank ist und die Eltern nicht zur Praxis kommen können. Ersatzweise die Therapie online durchzuführen, wäre Stand jetzt nicht möglich. Da müsste die Verordnungspraxis flexibler werden, vor allem sollte es keine Obergrenze für online durchgeführte Sprachtherapien geben.“

Einblick in die künftige Weiterentwicklung von Sprachtherapien gibt der Neuro- und Sprachwissenschaftler Dr. habil. Lars Meyer, Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften und zugleich Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Pädaudiologie am UKM. Seine Mitarbeit zielt darauf ab, neurowissenschaftliche Methoden, insbesondere bildgebende Verfahren, zur Steigerung der Effizienz von Sprachtherapie nutzbar zu machen, teils unter Zuhilfenahme von KI. Auch setzen die Forschenden inzwischen auf moderne Medien: Das Team um Prof. Katrin Neumann erforscht neue Projekte zur Therapie phonologischer Aussprachestörungen und setzt dabei Hör- und Bilderbücher ein. Das – zusammen mit dem Ansatz der Online-Therapien – wird Eltern und Kinder entlasten und bietet neue Möglichkeiten, dem häufigen Phänomen der Sprachentwicklungsstörung zu begegnen, bevor sich deren Folgen im weiteren Leben manifestieren.

Die im Text genannten Verantwortlichen der Studie stehen der interessierten Öffentlichkeit und Medienvertreterinnen und -vertretern am Freitag, 29. November, vormittags für Rückfragen und weitere Informationen zur Verfügung. Wenn Sie Interesse an einem persönlichen Gespräch bzw. einem Austausch per Telefon oder Videocall haben, kommen Sie gerne auf uns zu.
AlexOnline: Leber und Galle im Fokus

AlexOnline: Leber und Galle im Fokus

Bild: Prof. Dr. Dr. Matthias Hoffmann (l.) und Priv.-Doz. Dr. Ulrich Peitz (r.) berichten über Erkrankungen der Leber und der Galle

Am Mittwoch, 27.11., findet um 18 Uhr in der Alexianer Waschküche, Bahnhofstraße 6, die nächste Veranstaltung aus der Reihe AlexOnline statt. Unter dem Titel „Mir ist etwas über die Leber gelaufen“ berichten Prof. Dr. Dr. Matthias Hoffmann, Chefarzt der Klinik für Allgemein-​, Viszeral-​ und Gefäßchirurgie und Priv.-Doz. Dr. Ulrich Peitz, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie des Clemenshospitals, über gut- und bösartige Erkrankungen der Leber und der Gallenwege.

Obwohl die Leber ein relativ robustes Organ ist, dessen Gewebe sich nach Verletzungen sehr gut regenerieren kann, gehören Lebererkrankungen weltweit zu den größten Gesundheitsproblemen und sind verantwortlich für eine der häufigsten Todesursachen. Studien gehen davon aus, dass in Deutschland über fünf Millionen Menschen unter einer akuten oder chronischen Lebererkrankung leiden. Die Gallenblase speichert Verdauungssäfte, die von der Leber produziert werden. Von dort gelangen die Sekrete über die Gallengänge in den Darm, wo sie hauptsächlich die Fettverdauung übernehmen. Bilden sich in der Gallenblase sogenannte Gallensteine, können diese die Gallengänge verstopfen und heftige Schmerzen verursachen. Rund zehn Prozent der Bevölkerung leiden unter Gallensteinen. Die Experten des Clemenshospitals gehen in ihrem Vortrag auf die Ursachen unterschiedlicher Leber- und Gallenerkrankungen ein und berichten, welche modernen Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Neben der Teilnahme in der Alexianer Waschküche besteht die Möglichkeit, den Vortrag online unter www.alexonline-muenster.de zu verfolgen. Bei der Teilnahme vor Ort wird zur besseren Planung um eine Anmeldung per Mail an alexonline.ms@alexianer.de gebeten. Unter der gleichen Adresse können den Experten ab sofort und während der Übertragung Fragen gestellt werden, die anonym beantwortet werden. Während der Onlineübertragung gibt es zudem eine Chatfunktion. Die Teilnahme ist in beiden Fällen kostenlos.

Generalistische Pflegeausbildung

Generalistische Pflegeausbildung

Bild: „Ich finde, die Onkologie ist ein total breiter und spannender Bereich. Nach meiner Ausbildung habe ich mich ganz bewusst die Arbeit hier entschieden“, erzählt Anna Mohrig, die am UKM eine generalistische Pflegeausbildung absolviert hat. (UKM/Ibrahim)

Generalistische Pflegeausbildung: Als Allround-Talent der Pflege auf der Kinderkrebsstation

Die 2020 in Deutschland eingeführte generalistische Pflegeausbildung bietet im Vergleich zu den früheren, spezialisierten Ausbildungswegen ein breiteres Profil. Während Pflegende zuvor eine spezifische Ausbildung in der Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege oder Kinderkrankenpflege absolvierten, vereint die neue Ausbildung diese Bereiche zu einem umfassenden, einheitlichen Qualifikationsmix. Am UKM sind im Oktober wieder 50 Auszubildende in die generalistische Pflegeausbildung gestartet, die am vergangenen Wochenende – neben vielen anderen Ausbildungsberufen am UKM – auch auf der „Jobmesse Münster | Osnabrück“ am FMO beworben wurde.

Münster (ukm/jug) – Im Pflegestützpunkt der Station 17 A West sitzt Anna Mohrig, von hier aus hat sie die Zimmer aller jungen Patientinnen und Patienten im Blick. Auf der Kinderkrebsstation des UKM (Universitätsklinikum Münster) versorgt sie Kinder und Jugendliche mit Krebserkrankungen. „Ich finde, die Onkologie ist ein total breiter und spannender Bereich. Nach meiner Ausbildung habe ich mich ganz bewusst die Arbeit hier entschieden“, erzählt die Pflegefachfrau.

Anna Mohrig hat im vergangenen Jahr ihr Examen gemacht, davor hat sie die generalistische Pflegeausbildung absolviert: Die Ausbildung qualifiziert Pflegefachkräfte umfassend für die Pflege von Menschen aller Altersgruppen in unterschiedlichen Versorgungsbereichen – in der stationären Akutpflege, der Langzeitpflege und der ambulanten Pflege. Nach bestandenem Examen erhalten die Absolventinnen und Absolventen den Titel Pflegefachfrau/-mann/-person.

„Das Ziel der generalistischen Ausbildung in der Pflege besteht darin, eine breiter angelegte Qualifikation zu schaffen, die Pflegekräfte umfassender auf verschiedene Versorgungsbereiche vorbereitet. Im Vergleich zur früheren, spezialisierten Ausbildung verfolgt sie mehrere Ziele: breitere Fachkompetenz, Anpassung an den gesellschaftlichen Pflegebedarf, EU-weite Anerkennung, Stärkung der Attraktivität des Berufs durch mehr Flexibilität“, fasst Klaus Lenfers, Leiter der UKM-Pflegeschule, zusammen. Seit der Einführung der neuen Ausbildung haben am UKM bislang 150 Auszubildende die generalistische Pflegeausbildung durchlaufen.

Anna Mohrig sieht vor allem die Vorteile der Generalistik, die ihr einen breiten Horizont ermöglicht: „In der Ausbildung habe ich sehr viel Verschiedenes gesehen. Einsätze in der Chirurgie oder etwa internistische Bereiche gehörten dazu, auch mein Einsatz auf der Intensivstation war total interessant.“ Hinzu kommt die Vielfalt eines Universitätsklinikums: „Ich habe mich damals bewusst für die Ausbildung in der Uniklinik entschieden, weil ich bei einem Maximalversorger spezialisierte Diagnostik und Therapien kennenlernen wollte.“

Mit dem Abschluss als Pflegefachfrau oder Pflegefachmann können Examinierte später zwischen den Bereichen wechseln – sie sind nicht mehr auf einen bestimmten Pflegebereich festgelegt. Je nach persönlichen Interessen können die Pflegenden in verschiedenen Versorgungsbereichen tätig werden, am UKM also in den pädiatrischen oder Erwachsenen-Bereichen. „Die generalistisch ausgebildeten Pflegefachpersonen bringen ein höheres Maß an Flexibilität mit, haben in ihrer Ausbildung schon mal ‚über den Tellerrand‘ geschaut. Davon können die Teams auf den Stationen auf Dauer profitieren“, betont UKM-Pflegedirektor Thomas van den Hooven. Doch was bedeutet der niedrigere Grad an Spezialisierung? „Natürlich hat die Generalistik einen Preis. Gerade hier in der Klinik sind die Einsatzdauern verkürzt und die Auszubildenden sehen weniger Bereiche des UKM. Um dies zu adressieren, sind wir gerade dabei, für alle Absolventinnen und Absolventen der Generalistik Angebote zu schaffen, mit denen wir einen guten Einstieg in den Klinikalltag ermöglichen.“

Für Anna Mohrig war die generalistische Ausbildung genau der richtige Weg in den Pflegeberuf, sie hat im Sommer bereits die Fachweiterbildung Onkologie & Palliativpflege begonnen. Im Oktober sind am UKM die nächsten 50 Auszubildenden in den vielseitigen Pflegeberuf gestartet.

Video: Mit der generalistischen Pflege-Ausbildung in den onkologischen Bereich – diesen Weg hat Anna Mohrig gewählt. Im Video berichtet sie, warum sie sich für diesen Weg entschieden hat.