Bild: Für sie ist die Pandemie auch weiterhin ein Thema: Dekan Prof. Frank Ulrich Müller (r.) mit Prof. Alexander Mellmann, Direktor des Institutes für Hygiene und als solcher einer vielen Corona-Forschenden an der Medizinischen Fakultät (Foto: Uni MS/Erk Wibberg)
Interdisziplinäre und vielschichtige Forschung: Universität Münster untersucht Corona-Pandemie auf zahlreichen Ebenen
Münster (mfm/jg) – Pandemie vorbei? Nicht in der Forschung: Rund dreieinhalb Jahre nach Beginn der Corona-Krise untersucht die Universität Münster das Virus und die Pandemie weiterhin in zahlreichen Einzelprojekten und interdisziplinären Kooperationen – vorne mit dabei: die Medizinische Fakultät in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum (UKM).
Sie gleicht einem weitläufigen, dicht verzweigten Wurzelgebilde. „Um die Corona-Forschung der medizinischen Fachbereiche vollständig zu umreißen, ist sie zu komplex“, folgert daher Prof. André Karch, Leiter der klinischen Epidemiologie. „Dennoch kann man grob drei Schwerpunkte identifizieren, die sich mit dem Corona-Virus und der Pandemie befassen: die Grundlagenforschung, die Pandemiebekämpfung und die Pandemic-Preparedness, also das „Vorbereitetsein“. Welche dieser „Triebe“ wann wie stark im Fokus steht, unterscheidet sich zum einen von Disziplin zu Disziplin und hängt zum anderen davon ab, welcher Bereich gegenwärtig gefragt ist. Der Bedarf zu Pandemiebeginn? Akute Eindämmung der Krise – als Reaktion auf die ersten Ausbrüche galt es vor allem, den steigenden Infektionszahlen mit effektiven Maßnahmen wie der schnellen Bereitstellung von Corona-Tests zu begegnen. Diese Forschung wird auch mittelfristig weiterbetrieben; die Virologie arbeitet aktuell etwa an einer „Proof of Concept“-Studie, die sich mit der breiten Wirksamkeit des von ihr entwickelten Medikaments beschäftigt. Da aber keine unmittelbaren Eingriffe mehr nötig sind, rückt vermehrt die Vorbereitung auf künftige Pandemien in den Vordergrund.
Die Grundlagenforschung, die allgemeinen Fragen wie der nach den Entwicklungsstufen von Corona-Viren nachgeht, ist dabei eng mit den weiteren Zweigen vernetzt. „Indem wir dem Virus in Echtzeit bei seiner Evolution zugesehen haben, können wir nun ganz tief in unterschiedliche Verständnisebenen kommen“, so Karch. Einen besonderen Schwerpunkt verfolgt hierbei das NRW-weite Netzwerk „Beyond COVID-19“. Das Ziel: Verstehen, was hinter dem Post/Long-Covid-Syndrom steckt und mit welchen Therapien den Betroffenen geholfen werden kann. „Die große Herausforderung bei der Arbeit mit Long-Covid ist, dass Bedarf und Verfügbarkeit aufeinandertreffen“, hebt Privat-Dozent Dr. Phil-Robin Tepasse hervor, der den Funktionsbereich Klinische Infektiologie in der Medizinischen Klinik B der Uniklinik leitet. „Aktuelle Grundlagenforschung muss notgedrungen schnell mit klinischer Anwendung verknüpft werden. Wir haben hier mit Patienten zu tun, die direkt klinische Hilfe brauchen, während wir zugleich aber noch nicht umfassend über die Basis von Long-Covid Bescheid wissen.“
In vielen Projekten greifen daher verschiedene Forschungsebenen ineinander. So stehen die Inhalte von Grundlagenforschung einerseits für sich, werden andererseits aber auch in Fragen der Pandemievorbereitung einbezogen. Ein Beispiel: „Im Projekt ‚OptimAgent‘ untersuchen wir zusammen mit weiteren Fachdisziplinen unter anderem, wie man anhand von GPS-Handydaten Verhaltensänderungen in Echtzeit weltweit messen kann“, so Karch. „Das ist der grundlegende Teil. In einem weiteren Schritt schauen wir, wie man diese Ergebnisse auch in Bezug auf Pandemien verwenden und zu deren Überwachung beziehungsweise Eindämmung nutzen kann – das fällt dann unter Pandemic-Preparedness“. OptimAgent ist dabei nur eines von mehreren disziplinübergreifenden Modellierungsprojekten, die daran arbeiten, epidemische Entwicklungen in verschiedener Hinsicht abbilden und verfolgen zu können.
Ein Vorhaben, bei dem die interdisziplinären Knotenpunkte besonders eng zusammenlaufen, ist das Netzwerk Universitätsmedizin (NUM). Im April 2020 durch das Bundesforschungsministerium initiiert und seitdem durch dieses finanziell gefördert, hat es das Ziel, die Corona-Forschung in Deutschland besser zu koordinieren. „Von Anfang an war klar, dass die Bewältigung der Pandemie größtmögliche Zusammenarbeit benötigt“, sagt Dr. Jana Zimmermann, die die lokale Stabsstelle in Münster administrativ betreut. „Die Problemlage lässt sich nicht aus einer Disziplin allein erschließen, weswegen bei NUM unterschiedliche Fachbereiche zusammenarbeiten.“ Das Projekt befindet sich mittlerweile in der zweiten Förderperiode, die Universität Münster ist an zehn Projekten beteiligt, für die bis 2025 insgesamt 4,5 Mio. Euro an die Medizinische Fakultät fließen.
Zu diesen zählt auch „CollPan“, das im September startet. Angeleitet von Prof. Alexander Mellmann vom Institut für Hygiene untersuchen die Projektpartner, ob sich die Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung negativ auf andere Lebensbereiche ausgewirkt haben: „Um in Zukunft die bestmöglichen Entscheidungen zu treffen, reflektieren wir, inwiefern es zu Kollateralschäden gekommen ist“, erläutert Mellmann. „Zum Beispiel werten wir aus, ob die Entscheidung, an der Uniklinik Corona-Patienten gegenüber weiteren Patienten bevorzugt aufzunehmen, unter dem Strich nicht mehr Leid verursacht als verhindert hat.“
Außerdem nimmt das Institut für Hygiene auch das eigene Krankenhauspersonal in den Blick. Durch den Vergleich von Daten vor und nach dem Pandemiebeginn wird ermittelt, ob die emotionale Belastung das Verhalten am Arbeitsplatz beeinflusst hat. Wurden die Hygienemaßnahmen reibungslos umgesetzt, stand aus lauter Verunsicherung der Selbstschutz oder die Sicherheit der Patienten im Vordergrund? „Um zu entscheiden, wie man sich bei unerwarteten Ausbrüchen oder gar neuen Pandemien verhält, sind diese Fragen enorm wichtig“, so Mellmann. Wann es denn wieder so weit sein könnte? „Das ist wie bei der Feuerwehr: Man kann nie sicher sagen, ob es morgen brennt, in zehn Jahren oder nie wieder. Entscheidend ist, dass man auf alle Fälle vorbereitet ist“, sagt der Mediziner.
Im Blick auf potenzielle Pandemien oder unerwartete Ausbrüche ist es folglich der Anspruch, Strategiekonzepte zu entwickeln, die unmittelbar greifen – ein Vorhaben, dem sich besonders das NUM-Projekt „Prepared“ widmet. „Wir wollen hier die Pandemievorbereitung auf möglichst breite Beine stellen“, erklärt Karch. „Dazu zählt nicht nur, dass wir die Infrastrukturen für eine bestmögliche medizinische Versorgung in diesen Fällen schaffen, sondern auch die Kommunikationswege in die Politik möglichst effektiv gestalten.“
Die größte Gefahr für eine weitere Pandemie geht dabei von Erkrankungen aus, die vom Tier auf den Menschen übergehen. „Alle Pandemien, ob Pest, Influenza oder Covid, sind durch zoonotische Erreger entstanden“, betont Prof. Stephan Ludwig, Leiter des Instituts für Virologie. Seit 2009 ist in Münster die Koordinationsstelle der Nationalen Forschungsplattform für Zoonoseforschung beheimatet – noch: „Die Corona-Pandemie hat erneut bewiesen, wie eng die Gesundheit des Menschen mit der Umwelt insgesamt verbunden ist. Deswegen planen wir aktuell, die Plattform für Zoonoseforschung zu einer One-Health-Plattform auszweiten, um beispielsweise auch Faktoren der Ökologie oder Biodiversität zu beachten.“
Die Lehre der Pandemie und zugleich die Richtung für die Zukunft lautet daher: Wenn alles zusammenhängt, muss auch alles zusammenarbeiten. „In Sachen interdisziplinärer Zusammenarbeit hat Corona einen großen Sprung nach vorn bewirkt. Noch nie hat sich die Forschung so schnell gemeinsam für ein gemeinsames Ziel eingesetzt. Auch die Translation zwischen Forschung und Klinik hat selten so direkt stattgefunden“, betont Ludwig. Demgemäß ist der Virologe seit Juni 2020 Mitglied der Kommission für Pandemieforschung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die auch gegenwärtig noch regelmäßig tagt; neben medizinischen Fachbereichen sind unter anderem die Wirtschaftswissenschaften, Jura oder die Soziologie vertreten.
Auf unterschiedlichen, sich ergänzenden Ebenen ist die Corona-Forschung der Universitätsmedizin in vollem Gange – und wird so schnell auch nicht an Fahrt verlieren: „Schätzungsweise werden wir mindestens noch die nächsten fünf bis zehn Jahre damit zu tun haben, die verschiedenen Bereiche zu vertiefen. Erst dann vermögen wir den Entscheidern so viel Wissen an die Hand zu geben, dass diese fundiert agieren können“, schaut Mellmann nach vorn.
Bild: Dipl.-Ing. Christine Rumpf – hier bei der Begutachtung eines In-vitro-Tests zum Nachweis von Biofilm – kann sich über eine Projektförderung vom Mukoviszidose e.V. freuen (Foto: Uni Münster/ M. Heine)
Mukoviszidose-Forschung: der Biofilm-Bildung von S. aureus auf der Spur
Bonn/Münster – Die Bildung von Biofilmen und die Entwicklung von mukoiden Formen macht Staphylococcus aureus in der Lunge von Mukoviszidose-Patienten schwer therapierbar. Ein Verständnis der molekularen Mechanismen und genetischen Hintergründe einer übermäßigen Biofilm-Bildung des Bakteriums kann neue Therapieoptionen sowie wirkungsvollere Medikamente für die chronische S.-aureus-Infektion bei Betroffenen der Stoffwechselkankheit erschließen. Diesem Thema widmet sich die Arbeitsgruppe um Dipl.-Ing. Christine Rumpf vom Institut für Medizinische Mikrobiologie der Universität Münster in ihrem aktuellen Forschungsprojekt. Der Mukoviszidose e.V. fördert das Projekt mit rund 112.000 Euro.
Biofilm-Bildung wird vermutlich durch Umgebungsbedingungen beeinflusst
Viele Menschen mit Mukoviszidose haben chronische Infektionen mit dem weitverbreiteten Keim Staphylococcus aureus (S. aureus), der sowohl symptomlos vorkommen, aber auch schwere Lungenentzündungen verursachen und über lange Zeit in den Atemwegen überleben kann. Diskutiert wird in der Forschung auch, ob der Keim ein Wegbereiter für andere Erreger ist, die den Verlauf der auch Cystische Fibrose (CF) genannten Krankheit verschlechtern können (z.B. Pseudomonas aeruginosa).
Eine große Herausforderung bei der Behandlung von Infektionen mit S. aureus ist seine Fähigkeit, Biofilme zu bilden und sich zu mukoiden Formen zu entwickeln. Die Mechanismen, die zur Entstehung der mukoiden Formen führen, sind bislang eher wenig untersucht. Der Biofilm bildet sich wahrscheinlich abhängig von den vorherrschenden Umgebungsbedingungen in der Lunge von Menschen mit Mukoviszidose, wie der Verfügbarkeit von Nahrungsstoffen, Sauerstoff, dem pH-Wert und der Immunzellaktivität.
Übermäßig viel Biofilm durch genetische Veränderung
Die Arbeitsgruppe um Rumpf hat kürzlich eine besondere Form mukoider S.-aureus-Isolate entdeckt, die übermäßig viel Biofilm produzieren und eine genetische Besonderheit aufweisen: Hier fehlen fünf Bausteine in der DNA eines bestimmten Bereiches, wodurch die überschießende Biofilmbildung verursacht wird (5bp-Deletion). Diese S.-aureus-Form tritt insbesondere bei Menschen mit Mukoviszidose auf, sie ist aber hinsichtlich ihrer klinischen Bedeutung noch nicht charakterisiert – möglicherweise verschaffen sich die Bakterien hierdurch einen Überlebensvorteil, der es ihnen ermöglicht, langfristig in der Lunge von CF-Betroffenen zu verbleiben. Hier setzen die Forschenden an mit dem Ziel, die molekularen Mechanismen und genetischen Veränderungen zu untersuchen, die zur Entstehung von mukoiden und übermäßig Biofilme-bildenden S.-aureus-Formen führen. Außerdem soll geklärt werden, welche Umgebungsbedingungen (z.B. viel/wenig Salz, verschiedene pH-Werte, Anwesenheit von Pseudomonas aeruginosa oder Immunzellen, etc.) dieses Verhalten auslösen und wie diese S.-aureus-Formen mit den Lungenepithelzellen und Immunzellen interagieren.
Molekulares Verständnis der Biofilm-Bildung eröffnet neue Therapieoptionen
Diese grundlegende Erforschung der molekularen Hintergründe der Bildung von mukoiden und übermäßig Biofilm-bildenden S.-aureus-Formen, die eine erfolgreiche Bekämpfung der Keime erschweren, legt den Grundstein, um neue Therapieoptionen sowie wirkungsvollere Medikamente für die chronische S.-aureus-Infektion in den Atemwegen von Menschen mit Mukoviszidose zu entwickeln.
Mit seiner Forschungsförderung unterstützt der Mukoviszidose e.V. ein breites Spektrum an Projekten von der medizinischen Grundlagenforschung bis hin zu klinischen Studien, um Therapieoptionen und Lebensqualität für Betroffene zu verbessern. In Deutschland sind mehr als 8.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene von der unheilbaren Erbkrankheit betroffen. Durch eine Störung des Salz- und Wasserhaushalts im Körper bildet sich bei Mukoviszidose-Patienten ein zähflüssiges Sekret, das Organe wie die Lunge und die Bauchspeicheldrüse irreparabel schädigt. Jedes Jahr werden in Deutschland etwa 150 bis 200 Kinder mit der seltenen Krankheit geboren.
Bereits zum 42. Mal läuft in diesem Jahr vom 8. bis 15. Oktober die bundesweite „Woche des Sehens“. Die Augenklinik des UKM nimmt die Woche zum Anlass, am Donnerstag, 12. Oktober, im Rahmen eines Infoabends über Behandlungsmöglichkeiten von Augenerkrankungen aufzuklären. Sehen ohne Brille oder das selbstständige Messen des Augeninnendrucks sind einige der Themen.
Münster (ukm/lwi) – Die bundesweite Aktionskampagne „Woche des Sehens“ hat es sich auch in diesem Jahr zum Ziel gesetzt, auf die Bedeutung eines guten Sehvermögens hinzuweisen, über Ursachen vermeidbarer Erblindung aufzuklären und die oft schwierige Situation für sehbehinderte und blinde Menschen in den Fokus zu nehmen.
Das UKM (Universitätsklinikum Münster) beteiligt sich an der Aktionswoche und greift dabei das diesjährige Motto „Augen als Fenster zur Welt“ auf. In der Klinik für Augenheilkunde wird es am Donnerstag, 12. Oktober, ab 17 Uhr insgesamt fünf Vorträge zu unterschiedlichen Themen rund um das Sehen geben. Im Fokus stehen dabei Diagnostik und Therapie von Augenerkrankungen. Die Expertinnen und Experten gehen etwa der Frage nach, welche Möglichkeiten es für ein Sehen ohne Brille gibt, wie gut sich der Augeninnendruck selbst messen lässt, oder sie besprechen die AMD, die altersbedingte Makuladegeneration, bei der die Makula, also der zentrale Bereich der Netzhaut, erkrankt – in Deutschland die häufigste Ursache für ein Erblinden.
In einem anderen Vortrag wird es um Operationsmöglichkeiten beim Katarakt gehen, dem Grauen Star also, der jeden Menschen irgendwann in seinem Leben betrifft. „Genauso, wie die Haare grau werden, wird auch irgendwann die Linse im Auge grau und trübt ein“, sagt Dr. Jens Storp von der Klinik für Augenheilkunde am UKM. Für wen in einem solchen Fall eine ambulante, und für wen eine stationäre Operation sinnvoll ist, auch das wird am 12. Oktober Thema sein.
Die Teilnahme ist kostenfrei. Nähere Informationen zur UKM-Augenklinik finden Sie auch »hier«.
Thema: „Augen als Fenster zur Welt – Vorträge zu Diagnostik und Therapie von Augenerkrankungen“ Datum: Donnerstag, 12. Oktober, 17 Uhr Ort: Hörsaal der Klinik für Augenheilkunde am UKM, Gebäude D15, Domagkstraße 15, 48149 Münster
Abwechslungsreicher Patiententag der Münsteraner Allianz gegen Krebs
Münster – „Wir haben uns zusammengetan, um das Beste zu erreichen.“ Mit diesen Worten hat Dr. Rüdiger Liersch den Patienteninformationstag der Münsteraner Allianz gegen Krebs (MAgKs) eröffnet. Der ärztliche Leiter der MAgKs betonte, dass es wichtig sei, miteinander zu sprechen. In der Krebstherapie, aber auch an diesem Nachmittag, an dem Expertinnen und Experten über das umfassende medizinische, pflegerische und therapeutische Angebot der MAgKs rund um das Thema Krebs informierten.
Die MAgKs – das gemeinsame onkologische Zentrum von Clemenshospital, Raphaelsklinik und Fachklinik Hornheide – hatte Interessierte, Betroffene und Angehörige in der vergangenen Woche in die Alexianer Waschküche am Hauptbahnhof Münster eingeladen. Zunächst informierte Gudrun Bruns über die Krebsberatungsstelle Münster. Sie betonte, dass die Diagnose Krebs unterschiedliche Gefühle und Gedanken auslöse. „In dieser Situation offen und ehrlich miteinander umzugehen ist wichtig, um sich Orientierung zu geben.“ In allen drei Kliniken der MAgKs bietet die Krebsberatungsstelle psychoonkologische Beratungen an.
Informative medizinische Vorträge
Das Verfahren HIPEC, bei dem ein chirurgischer Eingriff mit einer Chemoperfusion in die Bauchhöhle verbunden wird, stellte Prof. Dr. Udo Sulkowski vor. Der Chefarzt der Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie am Clemenshospital betonte, dass das Verfahren mit Augenmaß und Vernunft eingesetzt werden müsse. Es kommt bei der Behandlung von Bauchfellkrebs zum Einsatz, in seiner Klinik gibt es im Jahr rund 20 entsprechende Eingriffe. Bei entsprechendem Einsatz sind bei Bauchfellbefall insbesondere beim Dickdarmkrebs langfristige Überlebenszeiten und in Einzelfällen Heilungen zu erzielen.
Bild: Prof. Dr. Udo Sulkowski, Chefarzt der Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie am Clemenshospital
Wie eine Immuntherapie in der Krebsbehandlung abläuft, stellte PD Dr. Grit-Sophie Herter-Spie, Oberärztin der Onkologie an der Fachklinik Hornheide, am Beispiel von schwarzem Hautkrebs vor. Seit 2015 wendet sie dieses Verfahren an, bei dem die Abwehrzellen (T-Zellen) im Körper aktiviert werden und den Tumor angreifen und konnte deshalb bereits auf ein gutes Erfahrungsportfolio im Umgang mit der Therapie zurückgreifen. Verabreicht werden die Antikörper individuell auf den Patienten abgestimmt als Infusionstherapie.
Bild: Dr. Rüdiger Liersch, ärztliche Leiter der MAgKs, eröffnete mit seinem Vortrag den Patienteninformationstag der Münsteraner Allianz gegen Krebs (MAgKs).
Pflegerische und therapeutische Angebote
Zwischen den Vorträgen hatten die Gäste Gelegenheit, mit Expertinnen zu den Themen Ernährung und Physiotherapie sowie Vertretern und Vertreterinnen von Sozialdienst und Selbsthilfegruppen in Kontakt zu treten. „Zum einen gibt es die medizinische Behandlung“, sagte Liersch. „Aber die Krebstherapie ist mehr, auch alles andere muss passen. Von Beratungen über die Ernährung bis hin zur Physiotherapie. Diese Unterstützung ist ganz entscheidend“, hob er hervor und lud zum Austausch ein.
„Es besteht so viel Unwissenheit und ich möchte helfen, dass sich das ändert“, sagte Peter Michalski, Vorsitzender der Leukämie & Lymphom-Selbsthilfegruppe Münsterland e.V. Stefanie Stumpe, Vorsitzende der Gesprächs- und Aktionskreise Krebsbetroffene in Münster und Everswinkel, betonte, dass es bei den Treffen um einen Erfahrungsaustausch gehe. „Wir sprechen nicht nur über die Krankheit, aber auch. Es darf gelacht und geweint werden.“
Corona-Impfung: Warum es nicht mehr wichtig ist, welche Variante gerade vorherrscht
Münster (ukm/aw) – Eigentlich möchte man ja lieber nichts mehr von diesem Virus hören. Dennoch steht die Infektsaison vor der Tür und zumindest die Frage nach der Impfung taucht erneut auf. Prof. Stephan Ludwig, Direktor des Instituts für Molekulare Virologie am UKM, fasst im Sinne eines FAQ zusammen, für wen eine Impfung mit den neuen angepassten Corona-Impfstoffen wichtig ist, und er erklärt auch, warum wir eigentlich gar nicht mehr wissen, welche Corona-Variante gerade aktuell ist.
Herr Prof. Ludwig, muss ich mich – dreieinhalb Jahre nach dem Auftauchen von SARS-CoV-2 – auch in diesem Herbst wieder impfen lassen?
Die STIKO empfiehlt das Impfen nicht mehr für die gesamte Bevölkerung, sondern erst für Menschen ab 60 Jahren. Außerdem natürlich für Menschen mit Vorerkrankungen oder Immunsupprimierte. Auch für Menschen, die im Gesundheitssystem arbeiten oder in Altenheimen ist eine Auffrischung der Impfung sinnvoll. Ebenso für Schwangere oder für Frauen, die sich mit einem Kinderwunsch tragen, weil das Risiko einer Corona-Infektion in der Schwangerschaft größer ist.
Wenn ich jetzt geimpft bin oder die Infektion mit SARS-CoV-2 gerade erst durchgemacht habe, wie lange bin ich danach noch geschützt?
Hier geht man davon aus, dass ein dreimaliger Kontakt mit dem Antigen – also entweder geimpft oder infiziert – ausreicht, um auch gegen neue Varianten einen relativ guten Schutz zu haben. Falls der letzte Kontakt mit dem Antigen schon ein Jahr oder noch länger zurückliegt, sollte man aber in jedem Fall über eine Auffrischung nachdenken.
Wie früh oder spät im Jahr soll ich mich impfen lassen?
Es ist sinnvoll, wenn man für die Corona-Auffrischungsimpfungen in einen Zyklus kommt ähnlich wie bei der Grippeimpfung. Da ist es ja auch so, dass man sich im Herbst impfen lässt und die Wirkung über den ganzen Winter hält. Es braucht ja auch eine Zeit, bis der Impfschutz nach der Impfung aufgebaut ist, sodass er eigentlich bis ins späte Frühjahr halten sollte.
Wie sinnvoll ist eine Doppel-Impfung gegen SARS-CoV-2 und Grippe?
Die Doppel-Impfung ist alleine schon deshalb sinnvoll, weil sie nur einen Arztbesuch erfordert. Außerdem hat es den Vorteil, dass man nur einmal mit möglichen Impfreaktionen zu tun hat, wie Schmerzen an der Einstichstelle oder erhöhter Temperatur, was bei empfindlichen Menschen nie ganz auszuschließen ist. Es ist auf keinen Fall so, dass sich – gleichzeitig verabreicht – beide Impfungen in irgendeiner Weise stören.
An welche Varianten sind die aktuellen Impfstoffe angepasst und welche Varianten herrschen eigentlich gerade vor?
Die aktuellen Impfstoffe sind an die XBB-Variante angepasst, die seit März/April in Deutschland quasi die Kontrolle übernommen hat. Dabei handelt es sich aber immer noch um eine Omikron-Variante. Wir wissen tatsächlich nicht, welche Variante gerade vorherrschend ist. Das ist aber auch nicht schlimm. Es handelt sich bei den jetzigen Subvarianten im Umlauf immer um solche, die sich im genetische Korsett von Omikron bewegen. Das sind also nicht mehr grundlegend neue Varianten, die starke Krankheitssymptome verursachen. Wir gehen daher davon aus, dass die angepassten Impfstoffe gegen alle weiteren Subtypen von Omikron wirksam sind.
Cerberus, Eris, Pirola: Wer legt eigentlich die Namen für die Corona-Varianten fest?
Die eigentliche Nomenklatur der SARS-CoV-Viren, die auch die WHO offiziell nutzt, ist das was wir in Abkürzungen kennen, also XBB.1.5, eg.5, BQ.1.1. Tatsächlich sind diese Namen, die man sonst so hört, also beispielsweise Cerberus, der Höllenhund oder aktuell Eris, von Wissenschaftlern ausgedacht und sie finden dann, weil sie so griffig sind, Eingang in die Umgangssprache. Das sind aber keine offiziellen Bezeichnungen für die Varianten.
Infektionen mit Omikron verlaufen in der Regel weit weniger schwer als solche mit früheren Varianten. Warum hat sich das Virus so entwickelt, dass es weniger gefährlich ist?
Die ersten Varianten von SARS-CoV-2 haben sich noch sehr tief in der Lunge vermehrt. Das macht die Menschen sehr schnell sehr krank. Mit der Folge, dass die Betroffenen im Bett liegen müssen, sich das Virus so aber auch nicht gut weiterverbreiten kann. Die neueren Varianten haben sich deswegen so selektioniert, dass sie sich meist im oberen Bereich der Lunge vermehren. Wenn ein Virus weit oben ist, wird es leichter ausgehustet. Außerdem sind die Patientinnen und Patienten weniger krank, können unter Leute gehen und so kann sich das Virus besser verbreiten. Der bessere Übertragungsweg ist von Vorteil für das Virus und deshalb haben sich Omikron-Varianten durchgesetzt.
Münster – Nach äußerst erfolgreichen 13 Jahren als Vorstandsmitglied bei der St. Franziskus-Stiftung wurde mit Dr. med. Daisy Hünefeld eine der prägenden weiblichen Führungspersönlichkeiten im deutschen Krankenhauswesen in den Ruhestand verabschiedet. Während der Verabschiedungsfeier in der Mutterhauskirche der Mauritzer Franziskanerinnen würdigten der Kuratoriumsvorsitzende Dr. Ludger Hellenthal und der Vorstandsvorsitzende Dr. Nils Brüggemann das langjährige Wirken und die Verdienste von Frau Dr. Hünefeld. Rund 350 geladene Gäste aus dem deutschen Gesundheitswesen, Wegbegleiter sowie Führungskräfte aus allen Einrichtungen der Franziskus Stiftung und auch die Ordensschwestern der Mauritzer Franziskanerinnen ergriffen die Gelegenheit, um sich persönlich zu verabschieden.
Schwester M. Diethilde Bövingloh, Provinzoberin der Mauritzer Franziskanerinnen, selber bis Ende 2012 Mitglied im Vorstand der St. Franziskus-Stiftung, ließ es sich nicht nehmen die Verabschiedungsfeier zu moderieren. Dr. Ludger Hellenthal, Vorsitzender des Stiftungskuratoriums, dankte in seiner Laudatio im Namen des gesamten Kuratoriums Dr. Daisy Hünefeld für ihr stiftungsweit prägendes Wirken während der vergangenen 13 Jahre im Vorstand. Dabei hob er hervor, dass mit Dr. Daisy Hünefeld damals erstmalig ein Vorstandsmitglied mit medizinischem Schwerpunkt in das Gremium berufen wurde: „Mit ihrem medizinischen und betriebswirtschaftlichen Hintergrund stellte Dr. Daisy Hünefeld als Ärztin mit Blick für Zahlen neue Weichen. Neben zahlreichen Initiativen zur strategischen Weiterentwicklung der Medizin und Pflege hat sie insbesondere die Digitalisierung vorangebracht, sodass wir beispielsweise als eine der ersten Krankenhausgruppen mit einer vollintegrierten Patienten-App live gehen konnten.“
Der Vorstandsvorsitzende Dr. Nils Brüggemann dankte mit ebenso persönlichen wie humorvollen Worten für die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit im Vorstand und betonte, dass die Franziskus Stiftung durch das Wirken von Dr. Daisy Hünefeld in vielen Bereichen eine Vorreiterrolle übernehmen konnte.
Er verwies dabei auf die Entwicklung von Versorgungsclustern, mit denen die Spitzenmedizin von regionalen medizinischen Kompetenzzentren auch in der Fläche für die Gesundheitsversorgung der Patientinnen und Patienten verfügbar wurde. Auch dank des 2014 gegründeten Kompetenzzentrums für Mikrobiologie und Hygiene, das den Deutschen Preis für Patientensicherheit erhielt, steuerten die Stiftungseinrichtungen sicher durch die Corona-Pandemie. Dieser Mut, Innovationen Raum zu geben, auch mal etwas zu wagen, ohne dabei leichtsinnig zu werden, hat zu der erfolgreichen Entwicklung der gesamten Stiftung beigetragen. Dr. Daisy Hünefeld zog ein persönliches Fazit: „Es gibt bei allen Höhen und Tiefen, dem ständigen Wandel und zunehmenden Anforderungen im Gesundheitswesen bestimmte Schlüsselfaktoren, die Basis für unseren Erfolg sind: Die Franziskanische Wertekultur, eine klare Vorstellung unserer Gesamtaufgabe sowie die Fähigkeit, sich neuen Herausforderungen mit Innovationskraft zu stellen und die Chancen, die sich daraus ergeben, zu nutzen.“ Ihr Dank galt insbesondere den Mitarbeitenden stiftungsweit: „Ihr großes Engagement in den Stiftungseinrichtungen und Ihre hohe Identifikation mit dem Erbe der Ordensschwestern, mit dem eigenen Anspruch, die Menschen, die sich uns anvertrauen bestmöglich zu versorgen, werde ich in sehr guter Erinnerung behalten.“
Das über 100-köpfige „Freie Musical-Ensemble Münster“, unter der Gesamtleitung von Dr. Ingo Budweg und der Regie von Frau Dr. Canan Toksoy, beide leitende Oberärzte im Herz-Jesu-Krankenhaus Münster-Hiltrup, einem Krankenhaus in der Trägerschaft der St. Franziskus-Stiftung, begeisterte abschließend mit Musikdarbietungen, passend zu den biographischen Stationen von Dr. Daisy Hünefeld und sorgte für einen furiosen musikalischen Ausklang und langanhaltende, stehende Ovationen.
Die Nachfolge von Dr. Daisy Hünefeld wird ab dem 1. Oktober Dr. med. Ulrich Knopp antreten.
Die St. Franziskus-Stiftung Münster zählt zu den größten konfessionellen Krankenhausgruppen Deutschlands. Sie wird nach modernen Managementkonzepten geführt. Die Stiftung trägt Verantwortung für derzeit 14 Krankenhäuser sowie neun Behinderten- und Senioreneinrichtungen in den Ländern Nordrhein-Westfalen und Bremen. Darüber hinaus hält sie Beteiligungen u.a. an ambulanten Rehabilitationszentren, Pflegediensten und Hospizen. In den Einrichtungen der Franziskus Stiftung werden jährlich über 550.000 Menschen stationär und ambulant behandelt, in den Langzeiteinrichtungen etwa 1.000 Menschen betreut. Über 15.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen für kranke, behinderte und alte Menschen. Der Vorstand besteht aus Dr. Nils Brüggemann (Vorsitzender) und Dr. Daisy Hünefeld (Vorstand).
Das „Freie Musical Ensemble Münster“ (FME) wurde 1999 von Ingo Budweg gegründet. Ziel war es in Eigenregie das Musiktheaterstück „Anatevka“ mit einem Chorensemble und Orchester aufzuführen. Seitdem wurden bis zur Pandemie fast jedes Jahr ein Musicalprojekt oder ein Konzert auf die Bühne des Konzertsaales der Waldorfschule in Münster gebracht. Besonders an dem Ensemble ist, dass jeder mitmachen darf und alles wird selbst erarbeitet: der Bühnenbau, die Requisiten, die Kostüme, Regie, Choreographie, Orchester, Organisation und Koordination. Am Ende entsteht ein Gesamtprojekt, an dem jeder seinen Anteil und sein Talent beigetragen hat, es lebt vom Spirit, dem Herzblut und der Leidenschaft eines jeden Einzelnen.
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