Spende: Flohmarkt bewirkt Gutes

Spende: Flohmarkt bewirkt Gutes

Bild: Die Leiterin des Fundraisings der Alexianer, Dr. Martina Klein (l.) freut sich über die Spende für das Pelikanhaus, die von Lotte Diemel und Anna Büscher mit ihrem Sohn Till übergeben wurde. (Foto © Clemenshospital)

Münster – Was vor über 30 Jahren in Südkirchen als kleiner Second-Hand-Flohmarkt für Baby- und Kinderbedarf begann, hat sich zu einer echten Institution entwickelt mit Hunderten Verkäuferinnen und Verkäufern und 15.000 Produkten wie Kleidung, Spielzeug oder Büchern. Organisiert wird der Flohmarkt vom Verein „Südkirchen hilft Kindern e.V.“, unterstützt von zahllosen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. 20 Prozent der Einnahmen kommen regelmäßig gemeinnützigen Zwecken zugute, die das Wohl von Kindern und Jugendlichen fördern.

So kann sich in diesem Jahr das Clemenshospital über eine Spende in Höhe von 1.000 Euro freuen, die für den Bau und Betrieb des Pelikanhauses vorgesehen ist. Den Kontakt zum Clemenshospital stellte der Nordkirchener Bernd Eggenstein her, dessen Kinder Anton und Klara auf der Kinderintensivstation behandelt wurden und der sich seither für das Projekt Pelikanhaus engagiert.

Das Pelikanhaus, mit dessen Fertigstellung im Spätsommer gerechnet wird, soll Angehörigen schwerkranker Kinder als Unterbringungsmöglichkeit in unmittelbarer Nähe zum Clemenshospital dienen. Der Bau und der Betrieb werden durch Spenden finanziert.

Neurotraumatologische Frührehabilitation – eine Erfolgsgeschichte aus dem Clemenshospital

Neurotraumatologische Frührehabilitation – eine Erfolgsgeschichte aus dem Clemenshospital

Bild: Ege Ercigiz umgeben von seinen Eltern Mümtaz und Keziban Ercigiz (r.) und dem pflegerischen, therapeutischen und ärztlichen Team der Neurotraumatologischen Frührehabilitation des Clemenshospitals. (Foto © Clemenshospital)

Neurotraumatologische Frührehabilitation des Clemenshospitals: Schritt für Schritt zurück ins Leben

Münster – Für den bald 17-jährigen Dortmunder Ege Ercigiz gibt es nur ein Ziel, Polizist zu werden. Seine Ausbildung absolviert er in seiner Heimatstadt und in Münster. Fit hält sich der junge Mann mit Boxtraining und dabei passierte es. „Ich hatte plötzlich starke Kopfschmerzen und mir wurde schwindelig“, an mehr erinnert er sich nicht mehr, auch nicht an die Tage und Wochen danach. In seinem Kopf hat eine sogenannte arteriovenöse Malformation (AVM) plötzlich angefangen zu bluten, eine seltene Fehlbildung, die vermutlich nur einer von 5.000 Menschen in sich trägt, oft bleibt sie unentdeckt.

Bei Ege Ercigiz mussten in seiner Heimatstadt notfallmäßig an beiden Seiten große Teile der Schädeldecke entfernt werden, ein riskanter Eingriff, der dafür sorgte, dass der Druck auf das Gehirn nachließ. Dennoch waren die Schädigungen des empfindlichen Organs erheblich. Nach einem Monat kam Ege dann in die Neurotraumatologische Frührehabilitation des Clemenshospitals, einem Krankenhaus der Alexianer-Gruppe. „Zu dem Zeitpunkt, das war Anfang des Jahres, konnte er sich kaum bewegen, alle Muskeln waren krampfartig angespannt“, erinnert sich Jule Eising, Assistenzärztin der Klinik für Neurochirurgie. Die Neurotraumatologische Frührehabilitation ist eine Abteilung der Klinik für Neurochirurgie unter der Leitung von Prof. Dr. Uta Schick und spezialisiert auf Fälle wie die von Ercigiz. „Wir konnten uns anfangs nur mit Blicken fixieren und so den ersten Kontakt herstellen“, berichtet Physiotherapeut Michael Altfeld.

Die medizinischen, pflegerischen und therapeutischen Teams erarbeiteten gemeinsam einen abgestimmten Therapieplan, der den jungen Mann Schritt für Schritt aus seinem Zustand zurück in die Eigenständigkeit bringen sollte. Angesichts der gravierenden Schädigung seines Gehirns eine schwere Aufgabe. Seine Eltern Mümtaz und Keziban Ercigiz jedoch wissen um die Energie, die in ihrem Sohn steckt: „Ege ist immer motiviert, setzt sich Ziele und gibt nie auf. Wir sind jeden Tag hier in Münster und stehen voll hinter unserem Sohn!“

In den Körper des jungen Mannes wurde eine kleine Pumpe implantiert, die regelmäßig ein Medikament zur Muskelentspannung in den Rückenmarkskanal freigibt. Dank dieser Therapie und des Wiedereinsetzens der beiden entfernten Teile der Schädeldecke, wurde Ege Ercigiz zunehmend wacher, konnte sich nach und nach wieder bewegen und sprechen. Das Therapeutenteam trifft sich regelmäßig, um die Therapie an Eges Erfolge anzupassen. Die Beatmungskanüle, die Ernährungssonde und zuletzt der Blasenkatheter konnten nach und nach entfernt werden. „Er kann sich wieder selber waschen, alleine essen und das Handy bedienen. Aktuell arbeiten wir am Stehen. Wenn man bedenkt, wie Ege am Anfang war, sind die Fortschritte unglaublich. Wir sind auf einem sehr guten Weg!“, ist sich die leitende Therapeutin Karen Heimann sicher. Jetzt steht Ege Ercigiz kurz vor der Entlassung. „Ich bin sehr stolz auf das, was ich geschafft habe, meine Familie und Freunde haben mich dabei immer unterstützt. Und das Team im Clemenshospital ist sehr gut, ich werde alle vermissen!“

Carreras-Stiftung vergibt Promotionsstipendium an Finn Lamp

Carreras-Stiftung vergibt Promotionsstipendium an Finn Lamp

Bild: Hofft, dass er mit seiner Forschung jungen T-LBL-Erkrankten helfen kann: Doktorand Finn Lamp bei der Arbeit im Labor (Foto: DJCLS)

Für eine bessere Typisierung junger Leukämiekranker

Münster (mfm/nn) – Eine von 25 Leukämieerkrankungen in Deutschland betrifft einen Menschen unter 15 Jahren. Gerade wenn es um das Leben eines Kindes geht, gibt es wohl kaum eine größere Herausforderung als die Diagnose Blutkrebs. Allerdings können die Betroffenen und ihr Umfeld hoffen: Heute überleben etwa 90 Prozent der Kinder, die vor einem Jahrzehnt noch an ihrer Leukämie gestorben wären. Entscheidend sind ein frühzeitiges Erkennen der Krankheit sowie die Wahl eines adäquaten Therapieansatzes. Mit der Einordnung von Kindern mit T-Zell-lymphoblastischem Lymphom (T-LBL) in die richtige Risikogruppe befasst sich an der Universität Münster der Doktorand Finn Lamp. Für seine Forschungsarbeit wurde ihm jetzt von der José-Carreras-Leukämie-Stiftung ein Promotionsstipendium in Höhe von 12.000 Euro zuerkannt.

In seiner Doktorarbeit untersucht Lamp die Bedeutung bestimmter Genmutationen für den Krankheitsverlauf von Kindern mit T-LBL. Ziel ist es, mittels verbesserter Einteilung der Betroffenen in Risikogruppen eine präzisere Therapie zu gewährleisten. T-LBL sind Erkrankungen des lymphatischen Systems. Zusammen mit anderen Erkrankungen werden sie unter dem Oberbegriff „bösartige Lymphknotengeschwulste“ – im Fachjargon: Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) – zusammengefasst. Fast alle NHL im Kindes- und Jugendalter sind hochgradig bösartig; sie breiten sich rasch im gesamten Körper aus und verursachen schwere Krankheitsverläufe bis hin zum Tod. Dies gilt auch für T-LBL.

Die Arbeitsgruppe an der münsterschen Uniklinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, der Lamp angehört, konnte nachweisen, dass T-LBL häufig mit Mutationen verbunden sind, welche eine entscheidende Bedeutung für den Krankheitsverlauf haben: Die Mutationen beeinflussen das Verhalten der Krebszellen. Insbesondere drei Gene spielen eine zentrale Rolle: NOTCH1, FBXW7 und KMT2D. „Die ersten beiden gehen mit einem besseren Verlauf der Erkrankung einher, das mutierte KMT2D hingegen wurde öfter bei Patientinnen und Patienten mit einem schlechteren Verlauf und einem Rückfall beobachtet“, erklärt Finn Lamp. Für seine Dissertation nimmt er gezielt diese Mutationen in den Blick und untersucht sie im Labor. „Durch die Analyse des Mutationsstatus bei den Betroffenen sollen diese präzise klassifiziert werden können“, blick Lamp hoffnungsvoll nach vorn.

Mithilfe des Promotionsstipendiums der José-Carreras-Leukämie-Stiftung will Lamp möglichst viel Zeit in die Forschung investieren. „Das Geld dient der Deckung meiner Lebenshaltungskosten und ermöglicht mir, auch ohne Nebenjob die Arbeit an dem Projekt zu finanzieren“, erzählt der 23-jährige Nachwuchsforscher. Er plant, innerhalb des Förderzeitraums seine Promotionsarbeit abzuschließen, um dann die letzten Semester seines Studiums zu absolvieren.

Handy-Sucht: Neue Suchtambulanz bietet Hilfe

Handy-Sucht: Neue Suchtambulanz bietet Hilfe

Bild: Prof. Bernhard Baune (l.), Leiter der Suchtambulanz und Direktor der Klinik für Psychische Gesundheit, zusammen mit Dr. Sophia Mursal Brockmöller und Benedikt Bradtke aus dem klinischen Leitungsteam. (Foto © UKM)

„Die Süchte sind diverser geworden“, sagt der Psychiater Prof. Bernhard Baune. Doch ob materielles oder nicht-materielles Verlangen, ob Zigaretten oder das Smartphone – Menschen, die aufgrund eines Suchtmittels Probleme haben, ihren Alltag zu bewältigen, benötigen Hilfe, und die wird ihnen in der Suchtambulanz am UKM angeboten.

Münster (ukm/lwi) – Das Smartphone zur Hand nehmen, wie im Autopiloten durch die endlosen Timelines der sozialen Medien scrollen, sich dann fragen: Was mache ich hier eigentlich? Ein Phänomen, das vermutlich viele Menschen kennen. Wird allerdings so viel und immer mehr „On-Screen-Time“ verbracht, dass der Alltag leidet oder es ohne Handy nicht mehr geht, muss vermutlich von einer Sucht gesprochen werden. Denn Süchte beziehen sich nicht nur auf stoffgebundene Substanzen wie Alkohol, Nikotin oder andere Drogen, sondern auch auf nicht-stoffgebundene Suchtmittel wie Medien, also etwa Social-Media-Plattformen oder Computerspiele.

Auf letzteren liegt – neben Medikamenten, Cannabis, Alkohol und Nikotin – auch ein Fokus der neuen Suchtambulanz, die das UKM (Universitätsklinikum Münster) mit Beginn dieses Jahres geschaffen hat. Angegliedert ist die Ambulanz an die Klinik für Psychische Gesundheit. Deren Direktor, Prof. Dr. Bernhard Baune, leitet die neue Ambulanz, mit der das UKM sich für die Behandlung verschiedener Suchterkrankungen breiter aufstellen und für Betroffene sichtbarer werden möchte. Und an Suchterkrankungen mangelt es nicht. „Insgesamt sind die Zahlen zu den Süchten in Deutschland relativ stabil geblieben in den vergangenen Jahrzehnten, allerdings bleibt die Alkoholsucht auf einem hohen Niveau und es haben sich auch neue Substanzen hinzugesellt sowie auch nicht-substanzabhängige Süchte entwickelt“, sagt Baune. „Die Süchte sind in den vergangenen 20, 30 Jahren diverser geworden. Es gibt also mehr verschiedene Suchtmittel und mit der Mediensucht haben wir ein besonderes Phänomen unserer Zeit.“

Anzeichen einer Sucht im allgemeinen und Handy-Sucht im speziellen

Doch ab wann muss eigentlich von einer Sucht gesprochen werden? Für Baune sind dabei vor allem drei Aspekte wichtig: Die Dosis bzw. die Häufigkeit des Konsums wird nach und nach erhöht, gleichzeitig findet eine Gewöhnung statt und bei Ausbleiben des Suchtmittels treten psychische oder körperliche Entzugserscheinungen auf. „Die Sucht hat damit in der Konsequenz bei Betroffenen häufig Auswirkungen auf das psychosoziale Umfeld. Dann dominiert sie das Leben derartig, dass der Schul- oder Arbeitsalltag nicht mehr funktioniert, oder es zu sozialer Isolation kommen kann.“

Neben der Behandlung suchtmedizinischer Notfälle, Kriseninterventionen und Entgiftungstherapien im stationären Rahmen besteht in der neuen Suchtambulanz auch ein suchtmedizinisches Angebot zur ambulanten Behandlung stoffgebundener sowie nicht-stoffgebundener Süchte in Form von Einzel- und Gruppentherapien. Die Patientinnen und Patienten werden entweder vom Haus- oder Facharzt überwiesen, kommen aus anderen Kliniken oder stellen sich selbst vor. Termine können von montags bis freitags in der Suchtsprechstunde der Ambulanz vereinbart werden.

Bei der Behandlung wird dann je nach Ausgangslage sozusagen in beide Richtungen gearbeitet: So kann sich aus einer ambulanten Diagnose eine Weiterbehandlung mit stationärem Aufenthalt ergeben, oder aber an eine stationäre Entgiftung eine ambulante Therapie anschließen. Das Behandlungsspektrum reicht dabei von leichten bis zu schweren Suchtformen.

Kontakt und weitere Informationen: https://web.ukm.de/psychiatrie-ambulanzen

Podcast „Risiko und Nebenwirkung“

Podcast „Risiko und Nebenwirkung“

Bild: Machen den Podcast „Risiko und Nebenwirkung“: Felia Holtermann und Anja Wengenroth reden mit Expertinnen und Experten des UKM zu modernen Medizinthemen. (Foto © UKM/heine)

Podcast: Das UKM gibt es jetzt auch zum Hören

Reiseinfektionen und Klimawandel, geschlechtersensible Medizin oder die Pille für den Mann – das sind die ersten drei Themen des neuen UKM-Podcast, der seit dieser Woche auf allen dafür gängigen Plattformen zu finden ist. „Risiko und Nebenwirkung“: Das sind auf der einen Seite des Tisches Felia Holtermann und Anja Wengenroth aus der UKM-Unternehmenskommunikation, die frisch drauflos fragen. Rede und Antwort stehen am Mikrofon gegenüber die Expertinnen und Experten des UKM, die mit Fachwissen und Charme Zusammenhänge erklären. Ein Podcast für den es keinen medizinischen Hintergrund braucht. Und den jeder und jede Hörerin über die Kanäle des UKM selbst mitgestalten kann.

Münster (ukm/aw) – Egal wie alt: Der Podcast ist für alle, die sich für Gesundheitsthemen und medizinischen Fortschritt im Lichte aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen interessieren. Wie bleiben wir lange gesund? Was müssen wir dafür tun? Welche medizinische Entwicklung sollten wir keinesfalls verpassen? – es sind Themen wie diese, die quasi „im Vorbeihören“ geklärt werden und im Podcast-Format künftig zu jeder Tageszeit zur Verfügung stehen. Im Mittelpunkt stehen Themen der Gesunderhaltung und Prävention. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, dafür niederschwellig und unterhaltsam.

Felia Holtermann und Anja Wengenroth reden dabei nicht mit dem erhobenen Zeigefinger – sondern mit Expertinnen und Experten, die sich in ihren Themen wirklich auskennen. In Folge 3 „Von A(siatische Tigermücke) bis Z(ecke): Wie schütze ich mich vor Reiseinfektionen?“ erklärt beispielsweise Prof. Frieder Schaumburg, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie am Universitätsklinikum Münster (UKM) und Wissenschaftler an der Universität Münster, welche Reiseimpfungen wirklich relevant sind und warum es sich bei Fieber in Zukunft sogar um Erkrankungen wie das Dengue- oder das West-Nil-Fieber handeln könnte. Und auch andere bis dato tropische Erkrankungen nicht unbedingt auszuschließen sind – sogar wenn Sie nicht auf Reisen waren.

„Risiko und Nebenwirkung“ wird in der UKM-Unternehmenskommunikation vollständig selbst produziert und versteht sich interaktiv, das heißt, alle Hörerinnen und Hörer können entweder per Mail (podcast@ukmuenster.de) oder über die Social Media-Kanäle des UKM Fragen zu kommenden Themen stellen und auch selbst Themen vorschlagen.

Die ersten drei Folgen des Podcast sind frisch hochgeladen und auf allen gängigen Plattformen sowie über die UKM-Website zu finden.

Risiko und Nebenwirkung:
Folge 1 : „Verhütung 2.0: Wann kommt die Pille für den Mann?“ – Prof. Michael Zitzmann, Zentrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie (CeRA) am UKM

Folge 2: „Weibliche Hysterie und schlimme Männergrippe? So wird Medizin geschlechtersensibel“ – Prof. Bettina Pfleiderer, ehemalige Präsidentin des Welt-Ärztinnenbundes und klinische Radiologin

Folge 3: „Von A(siatische Tigermücke) bis Z(ecke): Wie schütze ich mich vor Reise-infektionen?“ – Prof. Frieder Schaumburg, Institut für Medizinische Mikrobiologie am Universitätsklinikum Münster

Nach Nierenlebendspende: Der 9. Geburtstag kurz vor dem Ruhestand

Nach Nierenlebendspende: Der 9. Geburtstag kurz vor dem Ruhestand

Bild: Bernd Kampmann (l.) und seine Ehefrau Maren haben sich bewusst für eine Nierenlebendspende entschieden. Prof. Stefan Reuter weiß, dass es dafür auch medizinisch gesehen gute Gründe gibt. (Foto © UKM)

Bernd Kampmann konnte gerade erst seinen neunten Geburtstag feiern. Denn für den laut Ausweis 65-Jährigen begann am 27. Mai 2015 eine neue Zeitrechnung, als seine Ehefrau Maren entschied, ihm durch eine sogenannte Lebendspende eine ihrer Nieren zu schenken. „Jedes Jahr feiern wir diesen zweiten Geburtstag“, verraten die Kampmanns. Damit in Zukunft mehr Menschen von der Möglichkeit einer Nierenlebendspende profitieren können, will der Gesetzgeber im kommenden Jahr vorhandene Hürden abbauen. Ein wichtiger Schritt, findet Prof. Stefan Reuter, leitender Oberarzt der Transplantationsnephrologie am UKM (Universitätsklinikum Münster).

Münster (ukm/aw) – Auf den Transplantationswartelisten warten derzeit deutschlandweit mehr als 8.400 Menschen darauf, ein für sie lebensrettendes Organ zu erhalten. Allein für eine Niere waren im Jahr 2022 laut der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) 6.683 Menschen gelistet. „Leider ist es aber so, dass rund 18 Prozent der Patientinnen und Patienten versterben, noch während sie auf der Warteliste stehen“, so Reuter. Die geplante Änderung des Transplantationsgesetzes im Sinne einer Neuregelung der Nierenlebendspende (siehe Infokasten) solle ab dem kommenden Jahr den Mangel an Organen abmildern, erklärt er.

Medizinisch gesehen bietet die Nierenlebendspende gegenüber der Transplantation eines postmortalen Spenderorgans viele Vorteile. „Die Organe aus Lebendspenden sind meist in besserem Zustand. Und weil Spender und Empfänger meist in derselben Klinik operiert werden, fallen auch Transportzeiten weg: Das Spende-Organ bleibt vitaler“, so Nierenexperte Reuter. Und er fügt hinzu: „Bis zu einem Drittel der transplantierten Nieren in Deutschland stammen aus einer Nierenlebendspende. Spender und Empfänger werden im Vorfeld eingehend untersucht, um für beide Seiten Risiken zu minimieren. Das langfristige Überleben der Transplantierten ist aber in fast allen Fällen besser als im Vergleich zur postmortalen Spende.“

Dafür ist Bernd Kampmann ein gutes Beispiel. Trotz einiger zwischenzeitlich eingetretener Komplikationen, wie zum Beispiel einer schweren Gürtelrose aufgrund der immunsuppressiven Medikamente, die er täglich nehmen muss, hat er viel Lebensqualität gewonnen. „Die Einschränkung, dass ich alle 28 Tage zur Kontrolle in die nephrologische Ambulanz des UKM kommen muss, ist nicht zu vergleichen mit den Belastungen einer andauernden Dialyse“, stellt er klar. Vor dieser Situation stand er vor der Transplantation. Damals hatte sich seine Gesundheit aufgrund von Zysten-Nieren so akut verschlechtert, dass er drei Monate lang alle drei Tage zur Dialyse musste. „Eine Strapaze für uns beide“, erinnert sich Maren Kampmann. Dann kam ihre Entscheidung zur Nierenlebendspende. Ein Geschenk und ein „Ja!“ zum Leben. Bernd Kampmann hat in seiner Frau Maren „privat wie genetisch ein kompatibles Cross-Match“ gefunden, sagt er rückblickend. Im August wird der Jurist pensioniert. An Plänen für die Zukunft mangelt es nicht.

Info:
Das Bundesgesundheitsministerium will die sogenannte Überkreuz-Nierenlebendspende ab 2025 erleichtern. Überkreuz-Spenden sind dann notwendig, wenn ein Paar nicht immunologisch miteinander kompatibel und die Gefahr einer Abstoßung des Organs gegeben ist. In solchen Fällen, in denen Nieren-Spender und -Empfänger nicht „matchen“, besteht auch jetzt schon die Möglichkeit, mit einem immunologisch „passenden“ Paar überkreuz zu spenden. Das allerdings bisher nur, wenn ein persönliches Näheverhältnis besteht. Der aktuelle Referentenentwurf des Transplantationsgesetzes plant nun eine Anonymität in der Überkreuzspende einzuführen, d.h. Spender und Empfänger sollen sich nicht kennen. Die anonyme Überkreuzspende soll etwaigem Organhandel vorbeugen. Auch das sogenannte Subsidaritätsprinzip, also der Umstand, dass eine Nierenlebendspende nur dann in Betracht kommt, wenn kein passendes postmortal gespendetes Organ zur Verfügung steht, soll nach den Plänen der Bundesregierung wegfallen. Empfänger könnten sich dann also frei zwischen einem postmortalen Organangebot und, wenn ein Lebendnierenspender zur Verfügung steht, einer Lebendspende entscheiden. Darüber hinaus sieht der Entwurf auch die Möglichkeit altruistischer Nierenspenden vor. So könnten Menschen aus selbstlosen Motiven eine Niere spenden, ohne dass sie wissen, an wen sie geht.