Familie Müter Stiftung spendet Taschenübersetzer an EVK Münster

Familie Müter Stiftung spendet Taschenübersetzer an EVK Münster

Bild: Testen den im EVK Münster neu angeschafften Taschenübersetzer: Peggy Müller, Alexandra Windau und Dr. Martina Klein. Foto: © Alexianer

Taschenübersetzer: Hilfsmittel für eine gelungene Kommunikation im Krankenhaus

Münster – Sprachbarrieren können gerade im Krankenhaus zu Unsicherheit und Angst führen. Was passiert mit mir, was habe ich für eine Erkrankung? Mit einem kleinen Hilfsmittel kann diese Barriere überwunden werden: mit einem Taschenübersetzer. Sieben Geräte sind jetzt im EVK im Einsatz und erleichtern die Verständigung zwischen Mitarbeitenden und Patient*innen. Dadurch, dass die Übersetzung in Sprach- und Textausgabe vorgenommen wird, profitieren auch hörgeschädigte und taube Menschen: Sie können ablesen, was ihr Gegenüber gesagt hat.

„Ganz besonders im Erstkontakt sind die Geräte eine wichtige Unterstützung, da die gelungene Kommunikation unseren Patientinnen und Patienten von Beginn an ein gutes Gefühl vermittelt“, sagt Lena Burkert, stellvertretende Pflegedirektorin im EVK. Von der Frage nach dem Wohlbefinden bis zur Erklärung der Therapie – die Teams in der Notaufnahme, auf der Intensivstation und auf den Normalstationen freuen sich über die Taschenübersetzer, die 76 Sprachen abdecken.

Gespendet hat die sieben Geräte im Wert von insgesamt rund 2000 Euro die Familie Müter Stiftung aus Oer-Erkenschwick. Eine kleine Familienstiftung, die den Alexianern sehr verbunden ist, wie Dr. Martina Klein, Leiterin des Fundraisings, betont. „Familie Müter war sofort überzeugt, dass es sinnvoll ist, den Menschen, die die deutsche Sprache nicht beherrschen, auf diesem einfachen Weg entgegenzukommen“, sagt sie.

Nach Raphaelsklinik und Clemenshospital ist das EVK das dritte Krankenhaus der Alexianer in Münster, das mit den Taschenübersetzern ausgestattet werden konnte. Auch am Alexianer-Martinistift in Nottuln, einer Jugendhilfe-Einrichtung, sind die Geräte im Einsatz.

BRIDGE: Deutsch-niederländische Zusammenarbeit

BRIDGE: Deutsch-niederländische Zusammenarbeit

Bild (v.l.): Prof. Dr. Oliver Treib (Universität Münster), Dr. Caroline Fischer (Universität Twente) und Dr. Vincent Hofbauer (Universitätsklinikum Münster) im NRW-Wirtschaftsministerium, wo sie den BRIDGE-Antrag bei den Geldgebern vorstellen mussten und zur großen Freude am Ende den Zuschlag von knapp 1,5 Millionen Euro erhielten.

Medizinische Ressourcen effektiv, sicher und grenzüberschreitend einsetzen

Nicht zuletzt die Covid19-Pandemie hat gezeigt, dass öffentliche Gesundheit nicht an der Grenze haltmacht. Deshalb wird sich mit einem Zuschuss von rund 1,5 Millionen Euro aus dem europäischen Förderprogramm Interreg zukünftig ein Team von niederländischen und deutschen Expertinnen und Experten u.a. aus der Medizin damit beschäftigen, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Gesundheitswesen zu verbessern und damit ein robustes, widerstandsfähiges Gesundheitssystem in der Region zu konzipieren. Deutscher klinischer Partner des Euregio-Projekts BRIDGE, das im Frühjahr 2024 anlaufen wird, ist das UKM.

Münster (ukm/maz) – Menschen, die in Grenzgebieten leben, kennen das Dilemma: Das nächste Krankenhaus ist zwar nah, liegt aber auf der anderen Länderseite und ist damit nicht unmittelbar zugänglich – oder möglicherweise aufgrund der dünnbesiedelten Region nicht optimal ausgestattet. Denn Ressourcen wie Intensivbetten, Personal und Medikamente werden nicht im regionalen Verbund gesehen, sondern Länderweise. Eine Situation, die ein interdisziplinäres Team aus Politik- und Sozialwissenschaftlern, Medizinern, Ingenieuren und Informatikern der Universität Twente, dem Bureau Acute Zorg Euregio, dem UKM (Universitätsklinikum Münster) und der Universität Münster nun im Rahmen des Projektes BRIDGE nicht nur analysieren, sondern verbessern will. Denn klar ist: „Wenn wir in Versorgungsregionen über Bundesländer- und sogar Ländergrenzen hinweg denken und voneinander lernen, profitieren alle davon, die Patientinnen und Patienten, die Häuser selbst und das medizinische Personal“, sagt Prof. Alex W. Friedrich, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKM, der von 2010 bis 2021 selbst in den Niederlanden tätig war und daher die Notwendigkeit und Vorteile der grenzübergreifenden Zusammenarbeit sehr gut kennt.

Finanziert wird das Projekt BRIDGE, das ein Gesamtvolumen von rund 2 Millionen Euro hat, zu einem Großteil durch das EU-Förderprogramm Interreg und das NRW-Wissenschaftsministerium mit einem Zuschuss von knapp 1,5 Millionen Euro. Damit sollen laufende Prozesse und Kooperationen begutachtet sowie weitere Bedarfe ermittelt und Hindernisse für die gemeinsame Nutzung von Ressourcen analysiert und abgebaut werden. „Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Bereich der Gesundheitsversorgung ist. Wir wollen mit BRIDGE ein digitales, 360°-umfassendes Gesundheitsnetzwerk etablieren, welches alle Akteure miteinander dauerhaft vernetzt und den sicheren Austausch von Ressourcen auch in Nicht-Pandemiezeiten zwischen den Niederlanden und Deutschland ermöglicht“, erklärt Dr. Vincent Hofbauer, Leiter der Stabsstelle UKM International. Entscheidend dafür wird das grenzüberschreitende Pooling von Ressourcen sein. Durch die gemeinsame Nutzung von beispielsweise Materialien, Kapazitäten und Personal verfügen die Krankenhäuser in der deutsch-niederländischen Grenzregion im Falle eines plötzlichen Notfalls schnell über die benötigten Ressourcen, ohne sie überall rund um die Uhr vorhalten zu müssen. Für Patientinnen und Patienten bedeutet dies kürzere Wege und schnellerer Zugang zu spezialisierter Versorgung.

Vorbild für eine digitale, grenzübergreifende Plattform: Die Datenbank für Covid19-Intensivpatienten

Derzeit findet in der Region bereits ein grenzüberschreitender Austausch von Hubschraubern und Krankenwagen statt, ebenso in der Notfall- und pädiatrischen Akutversorgung. Diese Projekte sind jedoch getrennt organisiert und die Zusammenarbeit basiert auf individuellen Vereinbarungen, sorgt außerdem für einen enormen Verwaltungsaufwand. Im Zuge von BRIDGE soll eine digitale Plattform implementiert werden, um die Koordination zu erleichtern. Vorbild für solch ein System ist die Datenbank für Covid19-Intensivpatienten, die das UKM im ersten Pandemiejahr im Auftrag des Landes NRW eingerichtet hatte, um eine zentrale Bettensteuerung der Krankenhäuser in NRW zu ermöglichen. Mittels dieser Plattform konnten Patientenübernahmen auch aus den Niederlanden, Belgien und Frankreich unbürokratisch ermöglicht werden. Aktuell wird die Datenbank für die Koordinierung der medizinischen Versorgung von Kriegsverletzen aus der Ukraine eingesetzt und soll im Rahmen des Projekts BRIDGE weiterentwickelt werden, um zukünftige Ressourcen effektiv, sicher und grenzüberschreitend zu teilen.

Erklärtes Ziel ist es, die deutsch-niederländische Plattform allen Akteuren in der Gesundheitsversorgung zur Verfügung zu stellen, die an einem Austausch der Ressourcen interessiert sind. „Hier sind in erster Linie alle Krankenhäuser auf beiden Seiten der Grenze gemeint“, erklärt Hofbauer die freiwillige Teilnahme am Netzwerk. „Wir gehen aber davon aus, dass wir viele Krankenhäuser in NRW, Niedersachsen und Niederlanden gewinnen können, da diese von dem großen Netzwerk profitieren werden.“ Die gegenseitige Zusammenarbeit fällt mit der kürzlich unterzeichneten Absichtserklärung zwischen den grenzüberschreitenden Parteien zusammen. Angelegt ist das Projekt im Rahmen der Interreg-Förderung bis 31.12.2027.

Bundespolitische Reformkonzepte im Realitätscheck

Bundespolitische Reformkonzepte im Realitätscheck

Bild: Zum Austausch trafen sich beim Vor-Ort-Termin (v. l.): Chefarzt Dr. Stephan Braune und weitere Vertreter des St. Franziskus Hospitals, Maria Klein-Schmeink MdB, die Vorstände der Franziskus Stiftung Dr. Ulrich Knopp und Dr. Nils Brüggemann, Dr. Janosch Dahmen MdB und Europawahl-Kandidat Dr. Philipp Mathmann. (Foto © St. Franziskus-Stiftung Münster)

Reformkonzepte: Bedarfsgerechte Versorgung in der Notaufnahme

Münster – Die anstehende Reform der Notfallversorgung war Anlass für einen offenen Austausch zwischen Vertretern von Franziskus Stiftung und St. Franziskus-Hospital Münster mit der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Maria Klein-Schmeink und Dr. Janosch Dahmen, dem gesundheitspolitischen Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen. Die Bundespolitiker wollten die bundespolitischen Reformansätze gemeinsam mit ihrem Parteikollegen Dr. Philipp Mathmann einem Realitätscheck unterziehen.

Kommen Hilfe suchende Patientinnen oder Patienten ohne ärztliche Überweisung in die Notaufnahme eines Krankenhauses, stellt sich oft die Frage: „Medizinischer
Notfall, oder nicht?“ Seit vielen Jahren weisen Krankenhäuser auf eine Überlastung ihrer Notaufnahmen hin. Eine wesentliche Ursache der Überlastung liege dabei in der Inanspruchnahme der Notfallversorgung durch Patientinnen und Patienten, die eigentlich in der vertragsärztlichen Versorgung behandelt werden könnten, fasste Dr. Stephan Braune, Chefarzt der Notaufnahme des St. Franziskus-Hospitals zusammen. Jährlich gäbe es rund 30.000 Patientenkontakte in der Notaufnahme der Klinik, da sei ein optimales Ineinandergreifen der Prozesse bei eindeutigen Verantwortlichkeiten elementar wichtig. Mit der kassenärztlichen Portalpraxis, die zu Rand- und Nachtzeiten direkt vor Ort Seite an Seite am „blauen Tresen“ die Notaufnahme entlaste, gäbe es ein hervorragendes Miteinander.

Alle Beteiligten sahen Optimierungsbedarf beim gesetzlichen Rahmen (z.B. durch eine systematische, effiziente und qualifizierte Vernetzung der Notfalltelefonnummern 116117 und 112) – die Vertreter aus der Politik ebenso wie die Vertreter vom Krankenhausträger und aus der klinischen Praxis. Beim Vor-Ort-Termin wurde die Reform der Notfallversorgung und deren erfolgreiche Ausgestaltung aus den verschiedenen Blickwinkeln diskutiert. Das Bundesgesundheitsministerium hatte hierzu kürzlich ein Eckpunktepapier vorgelegt.

Dr. Nils Brüggemann, Vorstandsvorsitzender der Franziskus Stiftung erläuterte, was aus Sicht der Krankenhäuser für den Reformerfolg entscheidend sei: „Es muss zu einer Fokussierung des Fachpersonals auf die eigentliche Notfallbehandlung kommen statt zu erhöhtem Aufwand in Triage und Administration. Insbesondere für die Kliniken auf dem Land muss die Finanzierung gut durchdacht sein und auch die Vorhalteleistungen abdecken.“

Gesundheitspolitiker Dr. Janosch Dahmen, selbst ehemaliger Notfallmediziner, hebt die besondere Rolle der Notaufnahmen in der Notfallversorgung hervor: “Notaufnahmen müssen rund um die Uhr zur Behandlung von Notfällen zur Verfügung stehen. Doch der durch den Fachkräftemangel bedingte Exit Block, also lange Liegezeiten in der Notaufnahme bis zur Weiterleitung in die Fachabteilung, sowie fehlende ambulante und telemedizinische Versorgungsalternativen führen zu einer hohen Belastung. Die Vernetzung und Zusammenarbeit mit allen Versorgungsebenen ist deshalb entscheidend und ein Schwerpunkt der geplanten Notfallreform. Gerade für eine verlässliche Steuerung der Patientinnen und Patienten zwischen Notaufnahmen und Notdienstpraxis ist es außerdem wichtig, dass Ärzte in den Notdienstpraxen einheitlich qualifiziert sind und so eine verlässliche Versorgungsoption darstellen“. Zusätzlich war es Dr. Dahmen wichtig, auch auf die besonderen Anforderungen in der Notfallversorgung von Kindern und Senioren einzugehen.

Die politischen Vertreter bedankten sich im Anschluss für die informativen, fach- und praxisnahen Impulse. Gemeinsames Ziel sei, dass das Gesundheitssystem die richtige Hilfe zur richtigen Zeit am richtigen Ort liefere.

Die St. Franziskus-Stiftung Münster zählt zu den größten konfessionellen Krankenhausgruppen Deutschlands. Die Stiftung trägt Verantwortung für derzeit 14 Krankenhäuser sowie zehn Behinderten- und Senioreneinrichtungen in den Ländern Nordrhein-Westfalen und Bremen. Darüber hinaus hält sie Beteiligungen u.a. an ambulanten Rehabilitationszentren, Pflegediensten und Hospizen. In den Einrichtungen der Franziskus Stiftung werden jährlich über 570.000 Menschen stationär und ambulant behandelt, in den Langzeiteinrichtungen etwa 1.000 Menschen betreut. Über 15.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen für kranke, behinderte und alte Menschen. Der Vorstand besteht aus Dr. Nils Brüggemann (Vorsitzender) und Dr. med. Ulrich Knopp.
UKM-OnlineTalk: „Revolution in der Krebstherapie? Bispezifische Antikörper und ADCs“

UKM-OnlineTalk: „Revolution in der Krebstherapie? Bispezifische Antikörper und ADCs“

Bild: Prof. Annalen Bleckmann, Direktorin des Westdeutschen Tumorzentrums (WTZ) Münster und Prof. Georg Lenz, Wissenschaftlicher Direktor des WTZ Münster und Direktor der Medizinischen Klinik A am UKM (© Foto/UKM/Wibberg)

Der medizinische Fortschritt ist unaufhaltsam, aber gerade in der Krebstherapie wachsen die Behandlungsmöglichkeiten fast exponentiell. Der UKM-OnlineTalk aus Anlass des bevorstehenden Welt-Krebstages will am kommenden Mittwoch, 07. Februar, ab 18 Uhr, Betroffenen, ihren Angehörigen und anderen Interessierten die Möglichkeit geben, sich diesbezüglich auf den neuesten Stand zu bringen. Prof. Annalen Bleckmann und Prof. Georg Lenz vom Westdeutschen Tumorzentrum (WTZ) Münster geben ein Update zu Therapien, die – verglichen mit den bisherigen Behandlungsstandards – echte Gamechanger im Kampf gegen die zweithäufigste Todesursache sein können.

Münster (ukm/aw) – Für Patientinnen und Patienten der Krebstherapie ist es eine gute Nachricht: Mit den bispezifischen Antikörpern und den ADCs (Antibody-Drug-Conjugates/ Deutsch: Antikörper-Wirkstoff-Konjugate) stehen Onkologinnen und Onkologen neuerdings zwei ganz neue und sehr innovative Therapieprinzipien für Krebspatientinnen und -patienten zur Verfügung. „Der Fortschritt ist hier rasant und wenn wir uns anschauen, wie viele Medikamente dieser Art schon zugelassen worden sind, werden sie die klassische Chemotherapie, wie wir sie heute noch kennen, in Zukunft sicher ablösen“, sagt Prof. Annalen Bleckmann, Direktorin des WTZ Münster am UKM (Universitätsklinikum Münster).

Sowohl Bispezifische Antikörper als auch ADCs bringen die „Feinde“ der Krebszelle direkt in die Krebszelle und sind in der Regel ärmer an Nebenwirkungen als die herkömmlichen Therapien wie Chemotherapie und Strahlentherapie. „Bei den neuen innovativen Methoden wird nicht mehr jede Körperzelle in Mitleidenschaft gezogen. Mit den bispezifischen Antikörpern steht uns beispielsweise eine ganz neue Klasse an Krebsmedikamenten zur Verfügung. Über ein spezifisches Oberflächenmerkmal binden sie einerseits an die Tumorzellen und andererseits binden sie an die T-Zellen der körpereigenen Abwehr. Diese werden so in die Nähe des Tumors gebracht und töten ihn ab“, beschreibt Prof. Georg Lenz, Wissenschaftlicher Direktor des WTZ Münster, der am UKM auch die Medizinische Klinik A, Hämatologie und Onkologie, leitet, den taktischen Doppelschlag. Die ADCs dagegen binden direkt an die Zellen eines bestehenden Tumors und haben im Sinne eines Rucksack-Prinzips ein Chemotherapeutikum an Bord, das in den Tumorzellen zur Wirkung kommt.

Im Moment sind die ADCs vor allem im Einsatz bei hämatologischen Erkrankungen sowie gegen Brustkrebs, Lungenkrebs und uro-genitale Karzinome. Die bispezifischen Antikörper finden bei verschiedenen Leukämiearten und Lymphomen breite Anwendung. Für weitere Anwendungsgebiete laufen weltweit hunderte Studien.

„Mit rasanten und guten Ergebnissen“, wie Annalen Bleckmann berichtet, „insbesondere die Lebensqualität unserer Patientinnen und Patienten verbessert sich deutlich.“, so Bleckmann. „Nebenwirkungen wie Haarausfall, andauernde Übelkeit und Erbrechen, wie sie leider bei Chemotherapie, Strahlentherapie oder auch der Kombination aus beidem normal sind, bleiben aus“, ergänzt Georg Lenz. Studien zeigen, dass bei einigen Tumorerkrankungen auch die Überlebensrate mit den neuen Therapieprinzipien signifikant gesteigert werden kann.

Der UKM-OnlineTalk zum Thema „Revolution in der Krebstherapie? Bispezifische Antikörper und ADCs“ ist am Mittwoch, 07. Februar, ab 18.00 Uhr, über den YouTube-Kanal des UKM zu streamen. Interessierte können im Vorfeld per Mail an ukm-onlinetalk@ukmuenster.de ihre Fragen einreichen. Auch Kommentare direkt unter dem Stream werden entweder direkt oder nach der Ausstrahlung beantwortet. Weitere Informationen finden Sie auch unter www.ukm-onlinetalk.de
Neue Klinik für Plastische Chirurgie am UKM

Neue Klinik für Plastische Chirurgie am UKM

Bild: Das Team der Klinik für Plastische Chirurgie um Prof. Tobias Hirsch (vorne Mitte). (© Foto/UKM/Wibberg)

Hochspezialisiert und vernetzt mit vielen Disziplinen

Ende 2018 wurde die Plastische Chirurgie erstmals am UKM etabliert. Seither schreibt die Sektion innerhalb der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie eine Erfolgsgeschichte. Um dem durch die medizinische Spezialisierung fortschreitenden Bedarf an wiederherstellenden Operationen gerecht zu werden, ist die Plastische Chirurgie am UKM nun eigenständige Klinik geworden, bei der sich andere medizinischen Rat und operative Tat einholen. Direktor der neuen Klinik für Plastische Chirurgie ist Prof. Tobias Hirsch, der in enger Kooperation mit der Fachklinik Hornheide in Münster auf beiden Seiten ein ärztliches Team anführt.

Münster (ukm/aw) – Der Bedarf ist da: In der Region nördliches Westfalen ist das UKM (Universitätsklinikum Münster) der einzige Maximalversorger, der plastische und rekonstruierende Operationen mit den Möglichkeiten einer Universitätsklinik durchführen kann. „Wir sind immer dort gefragt, wo es um die Wiederherstellung von Form und Funktion des menschlichen Körpers geht“, sagt Prof. Tobias Hirsch, „Je früher wir in die Behandlung miteingebunden werden, desto besser. Offene Brüche, Gewebstransplantationen oder Lymphchirurgie: Überall, wo es um millimetergroße Strukturen des Körpers geht, nähen Plastische Chirurginnen und Chirurgen Haut, Nerven, Muskeln und Gefäße – oft dünner als ein Haar und nur unter der Lupe zu erkennen – wieder aneinander oder ersetzen diese notfalls durch Transplantationen aus anderen Körperregionen. Um das chirurgisch leisten zu können, braucht es eine mindestens sechsjährige Facharztausbildung und große Erfahrung.“

Diese Erfahrung sichert seit 2018 ein Kooperationsmodell mit der Fachklinik Hornheide in Münster, wo das Team aus fünf Oberärztinnen und Oberärzten und weiteren 13 Assistentinnen und Assistenten neben der Beschäftigung am UKM in unterschiedlichen Beschäftigungsanteilen ebenfalls tätig ist. Der Vorteil für die ärztliche Weiterbildung liegt auf der Hand: UKM und Fachklinik bieten das breitestmögliche Spektrum an Operationen kombiniert mit universitären Forschungs- und Versorgungsstandards.

Und noch in anderer Hinsicht ist das Kooperationsmodell zwischen den beiden Kliniken innovativ, denn es hebt die im Zuge der geplanten Krankenhausreform besondere Verantwortlichkeit der Universitätskliniken für ihre Region hervor. Für den Ärztlichen Direktor und Vorstandsvorsitzenden des UKM, Prof. Alex W. Friedrich, ist deswegen die enge Zusammenarbeit von UKM und Fachklinik Hornheide eine Blaupause dafür, wie zukünftig der Wissenstransfer zwischen Krankenhäusern verschiedener Versorgungslevel funktionieren sollte: „Wir werden künftig über Telemedizin und IT-Anwendungen unser Wissen vom UKM aus in die Breite tragen, sodass Krankenhäuser anderer Versorgungsstufen davon profitieren. Schon heute arbeiten wir innerhalb des digitalen Extremitätenboards unter Leitung der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am UKM, mit anderen Kliniken konsiliarisch an der gemeinsamen Behandlung von Patientinnen und Patienten. Das schafft Synergien und nutzt knappe Personalressourcen auf beiden Seiten optimal. Gleichzeitig können die Patientinnen und Patienten heimatnah behandelt werden, ohne verlegt zu werden.“

Freuen sich, dass die Plastische Chirurgie unter Prof. Tobias Hirsch (Mitte) am UKM nun eigenständige Klinik wird: Der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende, Prof. Alex W. Friedrich (l.) und Prof. Michael J. Raschke, Direktor der Klinik für Unfall-, Hand-, und Wiederherstellungschirurgie.

Bild: Freuen sich, dass die Plastische Chirurgie unter Prof. Tobias Hirsch (Mitte) am UKM nun eigenständige Klinik wird: Der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende, Prof. Alex W. Friedrich (l.) und Prof. Michael J. Raschke, Direktor der Klinik für Unfall-, Hand-, und Wiederherstellungschirurgie. (© Foto/UKM/Wibberg)

Nicht nur in seiner großen Versorgungsregion, auch am UKM selbst, arbeitet die neue Klinik für Plastische Chirurgie quer durch alle medizinischen Disziplinen mit vielen Spezialistinnen und Spezialisten zusammen. Die Hand-in-Hand-Behandlung zusammen mit allen chirurgischen Kliniken des UKM, dem Westdeutschen Tumor Zentrum (WTZ Münster), dem Brustzentrum, sowie der Dermatologie oder auch dem Center for Transgender Health (CTH) ist Teil des interdisziplinär umfassenden Behandlungskonzepts. Beispielhaft zu nennen ist dabei die Versorgung von Schwerverletzten oder Brandverletzten mit rekonstruierenden Operationen. Hier wurde in den Jahren seit 2018 eine Behandlungslücke geschlossen. Aber auch in der Gefäßchirurgie, der Lymphchirurgie und vor allem in der robotischen Mikrochirurgie liegen noch ungeahnte Therapiechancen, die durch die Verwendung von Digitalanwendungen und KI immer genauer werden.

Insbesondere für das robotische Operieren setzen sich Hirsch und sein Team Ziele für die Zukunft. „Wir sind durch ein durch die Europäische Union und die Universität Münster gefördertes europaweites Forschungsprojekt weltweit führend in der Robotischen Mikrochirurgie. Wir nutzen dazu eine einzigartige Kombination zweier mikrochirurgischen robotergestützter OP-Systeme. Als Zentrum der ersten Stunde können wir in der Anwendung diese robotischen Systeme sinnvoll weiterentwickeln. Mittelfristig könnte es möglich werden, dass wir uns bei komplexen Operationen aus dem UKM zuschalten können, auch wenn die beiden Teile des Roboters örtlich voneinander getrennt stehen“, formuliert Hirsch die Herausforderung der nächsten Jahre.

Winterdepression – saisonale Effekte auf das seelische Befinden

Winterdepression – saisonale Effekte auf das seelische Befinden

Bild: Prof. Udo Dannlowski, Leiter der Sektion Transitionspsychiatrie in der Klinik für Psychische Gesundheit am UKM.

Münster (ukm/kw) – Kalt, dunkel und regnerisch: Die Wettervorhersagen waren wochenlang kaum verändert. Das wirkt sich auf die Stimmungslage von vielen Menschen aus – sie haben schlechte Laune und sind antrieblos. Aber handelt es sich dabei schon um eine Winterdepression? Im Interview grenzt Prof. Udo Dannlowski, Leiter der Sektion für Transitionspsychiatrie in der Klinik für Psychische Gesundheit am UKM, die Winterdepression vom Winterblues ab und verrät, ab wann sich Betroffene professionelle Hilfe suchen sollten.

Herr Prof. Dannlowski, im Winter berichten viele von einer erhöhten Müdigkeit und einer gedrückten Stimmung. Handelt es sich bei solchen Empfindungen bereits um eine Winterdepression?
Fast alle kennen das: Es ist kalt und dunkel draußen und dadurch bekommen wir schlechte Laune, fühlen und energielos und werden häufiger krank. Diese depressiven Symptome treten im Winter bei vielen Menschen gehäuft auf. Erst wenn die Verstimmungen klinisch relevant werden, bezeichnen Expertinnen und Experten sie als Winterdepression.

Können Sie beschreiben, was eine Winterdepression im klinischen Sinne ist?
Die Winterdepression gehört allgemein zu den affektiven, depressiven Störungen mit saisonalen Mustern. Der Begriff ist missverständlich, denn nicht jede Depression, die im Winter auftritt, ist eine Winterdepression. Auch die „normale“ wiederkehrende depressive Störung hat Episoden, die sich im Winter zeigen können. Generell ähnelt die Winterdepression anderen Depressionen sehr, weshalb die Abgrenzung im klinischen Sinne kaum eine Rolle spielt. Dennoch gibt es einige atypische Symptome, die die Winterdepression von anderen Formen der Depression unterscheiden. Beispielsweise haben Erkrankte meist mehr – und nicht wie bei anderen depressiven Störungen – weniger Appetit. Außerdem äußert sich ihre Müdigkeit in vermehrtem Schlaf und nicht in Schlafstörungen wie bei chronischen Depressionen.

Welche Gegebenheiten begünstigen eine Winterdepression?
Es gibt vielfältige Gründe, wieso Menschen eine Depression entwickeln. Umweltbedingungen können eine externe Ursache für Depressionen sein. Besonders der geringe Lichteinfall im Herbst und Winter hat Einfluss auf Patientinnen und Patienten mit saisonalen depressiven Mustern. Im Winter ist es oft dunkel und daher fällt weniger Licht auf die Netzhaut. Dadurch verändert sich die körpereigene Produktion von Melatonin, was Auswirkungen auf Immunsystem, den Kortisolspiegel und andere körpereigene Abläufe hat, die depressive Verstimmungen hemmen oder fördern können. Noch dazu gehen Menschen wegen des kalten und oft ungemütlichen Wetters seltener an die frische Luft, um sich dort zu bewegen. Ausreichend Bewegung gehört aber zu den Aktivitäten, die Menschen körperlich und seelisch stärken – gerade im Winter.

Neben Umwelteinflüssen – gibt es auch genetische oder psychologische Ursachen für Winterdepressionen?
Menschen, deren Körper genetisch bedingt mehr oder weniger Melantonin produziert, sind anfälliger für eine Winterdepression. Außerdem können auch familiärer oder persönlicher Stress sowie Schwierigkeiten in der Partnerschaft oder im Beruf eine depressive Episode auslösen. Traumata aus der Kindheit und Jugend kommen oft auch über Weihnachten hoch und wirken länger nach, weshalb einige Menschen diese Zeit als sehr emotional belastend und stressig empfinden.

Gibt es Möglichkeiten, wie sich Menschen davor schützen können, an einer Winterdepression zu erkranken?
Die Prävention ist immer besser als die Behandlung. Wenn Menschen wissen, dass sie in der dunklen Jahreszeit oft schlecht gelaunt und demotiviert sind, sollten sie auf einen guten Tag-Nacht-Rhythmus achten. Ich empfehle auch, viel Zeit im Freien zu verbringen. Die Mittagspause kann super für einen ausgiebigen Spaziergang genutzt werden – sogar wenn die Sonne nicht scheint und es bewölkt ist. Viele Menschen wissen nicht, dass der Lichteinfall selbst bei bewölktem Himmel höher als bei Kunstlicht ist. Es gibt viele Patientinnen und Patienten, die auf Tageslichtlampen schwören. Die wirken bei einer Winterdepression nachweislich prophylaktisch, sind in vielen Fachmärkten erhältlich und werden von einigen Krankenkassen bezuschusst.

Wann ist der Zeitpunkt erreicht, an dem sich Betroffene nicht mehr selbst helfen können und sich professionelle Hilfe suchen sollten?
Wenn Betroffene über mindestens zwei Wochen andauernd unter schweren Symptomen leiden und lebensverneinende Gedanken oder sogar Suizidgedanken dazu kommen, dann sollten sie sich schnellstmöglich an ihren Hausarzt oder eine Klinik wenden. Zu den schweren Symptomen gehören beispielsweise eine dauerhaft stark gedrückte Stimmung, schwere Antriebslosigkeit, Schwierigkeiten den Alltag zu bewältigen oder der Verlust an Freude bei Aktivitäten, die ihnen sonst Spaß gemacht haben.