Bild: Jetzt auch an der Medizinischen Fakultät: Das bewährte ATMS-Konzept wurde von Gesundheits- und Krankenpfleger Dominik Lüttgen (2.v.l.) und Tutorin Hanna Gesthuysen für die universitäre Lehre angepasst. Auch Dr. Tim Güß, Ärztlicher Leiter des UKM-Trainingszentrums (1.v.l.) und Dr. Hendrik Ohlenburg, Leiter des Studienhospitals, freuen sich über die studentische Version des „Room of safety“ (Foto: Uni MS/E. Wibberg)

Arzneimittel: Uni Münster schickt Studierende in eine simulierte Stationsapotheke

Münster (mfm/sw) – Die Dosis macht das Gift – auch in ärztlicher Obhut: In deutschen Krankenhäusern erleiden fünf bis acht Prozent aller Patientinnen und Patienten während ihres Aufenthaltes sogenannte „Arzneimittelereignisse“ – also unerwünschte oder gar gefährliche Wirkungen von Medikamenten. Die Zahl verdeutliche einen dringenden Handlungsbedarf im Bereich der Arzneimittel-Therapiesicherheit, dessen ist sich Dr. Hendrik Ohlenburg sicher. Der Ärztliche Leiter des Studienhospitals der Universität Münster lässt „seine“ Medizinstudierenden trainieren, wie sich Medikationsfehler vermeiden lassen – und das zusammen mit angehenden Hebammen. Die Integration einer simulierten Stationsapotheke in den curricularen – also verpflichtenden – Unterricht für Medizinstudierende und Hebammen ist bundesweit einmalig.

Das Konzept folgt der Devise „Besser früh richtig lernen, als später nachbessern müssen“. Ohlenburg: „Fehler können vermieden werden, wenn ganz früh im Studium schon ein präziser Blick auf riskante Aspekte gelenkt und der wachsame Umgang mit Medikamenten geübt wird. Dann entsteht eine Kultur der Sicherheit. Wir müssen anhand konkreter Beispiele aufzeigen, welche Auswirkung schon kleine Unachtsamkeiten und Ungenauigkeiten bei der Arbeit mit Arzneimittel haben können.“ Leicht könne man beispielsweise ähnlich aussehende Medikamente verwechseln, so der Facharzt für Anästhesiologie. Daher hat er einen Kursteil zur Arzneimittel-Therapiesicherheit (AMTS) in das Basiscurriculum der studentischen Ausbildung im Studienhospital übernommen. Im Mittelpunkt steht der „Room of Safety“, die Simulation einer Stationsapotheke, in der die Teilnehmenden der Schulung aktiv Fehler identifizieren und dokumentieren sollen. Dabei reflektieren sie gemeinsam die Herausforderungen und erarbeiten Lösungsansätze, um die Sicherheit zu optimieren. „Durch diese praxisnahe Herangehensweise werden berufsübergreifend die an der Patientenversorgung Beteiligten sensibilisiert und lernen, Risikofaktoren sowie Regelverstöße zu erkennen“, so Ohlenburg.

Arzneimittel: Die richtige Medikation soll gelernt sein: Studierende der Medizin und der Hebammenwissenschaft lernen gemeinsam den korrekten Umgang mit Arzneimitteln (Foto: Uni MS/E. Wibberg)

Bild: Die richtige Medikation soll gelernt sein: Studierende der Medizin und der Hebammenwissenschaft lernen gemeinsam den korrekten Umgang mit Arzneimittel (Foto: Uni MS/E. Wibberg)

Dominik Lüttgen, Tutor am Studienhospital sowie examinierter Gesundheits- und Krankenpfleger und seine Kollegin Hanna Gesthuysen, studentische Tutorin, haben das Konzept mit Sabine Tegelmann vom Trainingszentrum der Uniklinik an die studentische Ausbildung angepasst. „Der Room of Safety ist ein wegweisendes Konzept, mit dem sich die Studierenden frühzeitig in ihre spätere Rolle einfinden können und lernen, Verantwortung zu übernehmen sowie eine aufmerksame und kritische Haltung im Umgang mit Medikamenten einzunehmen“, begrüßt der Studiendekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Bernhard Marschall, die Innovation. „Mit dem neuen Kurs schaffen wir eine solide Basis für eine achtsame Haltung, für fundierte Entscheidungen und eine sichere Arzneimitteltherapie.“