Bild: Ca. 2.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland leben mit MS. Für sie ist Halt und Unterstützung durch die Familie besonders wichtig. Foto: djd/Sanofi/Getty Images/Galina Zhigalova

(djd) – Multiple Sklerose (MS) gilt weitgehend als Erwachsenenkrankheit, die Mehrzahl der Diagnosen wird im Alter von 20 bis 40 Jahren gestellt. Doch MS bei Kindern [https://www.ms-begleiter.de/wissen/koennen-kinder-auch-ms-bekommen] kommt ebenfalls vor: Etwa drei bis fünf Prozent der Betroffenen sind bei der Diagnose noch keine 17 Jahre alt. Hier gibt es wichtige Fragen und Antworten dazu.

1. Verläuft Multipler Sklerose bei Kindern genauso wie bei Erwachsenen?

Es handelt sich zwar um dieselbe Krankheit, aber dennoch gibt es Unterschiede: Bei Kindern tritt MS fast immer schubförmig auf. Vor der Pubertät werden meist mehrere Symptome in einem Schub festgestellt, und oft ist die Motorik betroffen. Jugendliche leiden eher unter Taubheitsgefühlen oder Missempfindungen und haben in der Regel während eines Schubes nur ein Symptom.

2. Sind Jungen und Mädchen gleich oft betroffen?

Ja, vor der Pubertät erkranken etwa gleich viele Jungen und Mädchen. Bei den Erwachsenen sind dagegen Frauen doppelt so häufig von MS betroffen.

3. Wie wird Multipler Sklerose bei Kindern therapiert?

Kinder können nicht einfach mit einer kleineren Dosis der gleichen MS-Medikamente wie Erwachsene behandelt werden. Sie bekommen zwar ebenfalls Steroide (Kortison) in akuten Schüben und verlaufsmodulierende Arzneimittel, die Langzeitschäden verhindern sollen. Doch viele Mittel sind erst ab 18 oder höchstens ab 12 Jahren zugelassen. Für Kinder und Jugendliche ab 10 Jahren mit schubförmig-remittierender Multipler Sklerose (RRMS) gibt es seit 2021 ein zugelassenes Arzneimittel. Das MS-Medikament muss unabhängig von den Mahlzeiten einmal täglich oral eingenommen werden.

4. Ist Multipler Sklerose bei Kindern heilbar?

Nein, ebenso wie bei Erwachsenen ist Multiple Sklerose bei Kindern noch nicht heilbar. Sie kann aber durch die modernen MS-Medikamente in ihrem Verlauf gebremst werden. Oft bilden sich die Symptome zwischen zwei Schüben (fast) vollständig zurück, da das junge Gehirn noch flexibler und regenerationsfähiger ist.

5. Wie wird Multipler Sklerose bei Kindern diagnostiziert?

Da viele Symptome der Multipler Sklerose unspezifisch sind (z.B. Konzentrationsstörungen) oder gerade im Kindesalter kaum bemerkt werden, dauert es bis zur richtigen Diagnose [https://www.ms-begleiter.de/wissen/wie-wird-multiple-sklerose-diagnostiziert] oft lange. Sie erfolgt im Prinzip wie bei Erwachsenen. Zunächst wird die Vorgeschichte des Kindes hinsichtlich eventuell schon früher aufgetretener Symptome erfragt, es folgen standardisierte Tests auf klinische Symptome wie Einschränkungen der Beweglichkeit oder Fatigue. Zentral für die Diagnose ist auch eine Magnetresonanztomografie – kurz MRT – des Gehirns und des Rückenmarks, um Schädigungen festzustellen. Schließlich wird mit einer Lumbalpunktion Nervenwasser am unteren Ende der Wirbelsäule entnommen und auf MS-spezifische Antikörper untersucht.

6. Soll man anderen von der Diagnose erzählen?

Zwar wollen Kinder und Jugendliche mit Multipler Sklerose meist ein möglichst normales Leben führen – und oft ist das auch möglich. Dennoch können Probleme auftreten, auf die etwa Lehrer und Freunde eingestellt sein sollten. Behutsame Gespräche unter Einbeziehung der Betroffenen sorgen hier für das nötige Verständnis, ohne „abzustempeln“.