Bild: Selbst sind die Studierenden: Beim interprofessionellen Training standen das gemeinsame Arbeiten und gegenseitige Vermitteln im Vordergrund (Foto: WWU/Marcus Heine)
Geburt aus zwei Perspektiven
Münster (mfm/jg) – So geht Integration: Den Studiengang Hebammenwissenschaft gibt es an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster erst seit diesem Wintersemester – dennoch wird er dort immer präsenter. Ein interprofessionelles Training hat die Studierenden der Hebammenwissenschaft und Humanmedizin jetzt auf die Zusammenarbeit in Studium und Beruf vorbereitet. Geplant und umgesetzt wurde die Veranstaltung vom Institut für Anatomie und Molekulare Neurobiologie in enger Absprache mit der Hebammenwissenschaft.
„Forschen und Lehren werden immer interprofessioneller – auch in der Medizin“, betont Dr. Dogus Darici vom Institut für Anatomie. „Dementsprechend fordert der ‚Nationale Kompetenzbasierte Lernzielkatalog Medizin‘, dass die Zusammenarbeit unterschiedlicher Bereiche, die in der Praxis eng verzahnt sind, vermehrt im Studium berücksichtigt wird.“ Indem die Hebammenwissenschaft nun Teil der universitären Lehre ist, kann diese Fachdisziplin besser eingebunden werden; zuvor war dies nicht möglich, da die Ausbildung überwiegend schulisch verlief.
Die Trainingseinheit bestand aus einem Parcours: Jeweils ein/e Studierende/r der Hebammenwissenschaft und der Humanmedizin bildeten ein Paar und bearbeiteten gemeinsam die Stationen, die sowohl theoretische als auch praktische Fähigkeiten erforderten. „Die Aufgaben stammten alle aus dem Gebiet der Anatomie, mit gynäkologischen und geburtshilflichen Anwendungsbeispielen, boten aber zahlreiche Variationen – von Kaiserschnittvideos über Spermiogrammen bis zu Arbeiten an einer Leiche. Wichtig war uns, dass die Studierenden beider Studiengänge ihre Lerninhalte und Kompetenzen einbringen müssen, um die Stationen zu lösen“, erläutert Sandra Kroner-Beike aus der Studiengangleitung der Hebammenwissenschaft. „Ihre“ Studierenden konnten dabei vor allem mit praktischen Fertigkeiten punkten.
Das Echo zu der rund vierstündigen Veranstaltung war eindeutig: „Insgesamt haben wir eine fast schon überschwängliche Rückmeldung erhalten“, so Dr. Martina Schmitz vom Institut für Anatomie. Und: „Neben dem Austausch auf professioneller Ebene wurden auch persönliche Kontakte geknüpft“. Nach dem erfolgreichen Debüt ist nun geplant, derartige Veranstaltungen regelmäßig anzubieten.
Bild: Harmonie erwünscht: Um Beziehungsprobleme zu vermeiden, sollten Männer Prostataprobleme behandeln lassen. Foto: DJD/www.apoprostat.de/zinkevych – stock.adobe.com
Bei der altersbedingten Prostatavergrößerung leidet auch die Frau – was tun?
(djd) – Es ist in so manchem Ehebett ein typisches Szenario: Wenn der Mann nachts immer wieder „raus muss“, ist es für viele Frauen mit der Ruhe vorbei. Sie werden geweckt und können nicht gleich wieder einschlafen. Schuld an dem Problem ist meist eine vergrößerte Prostata (Vorsteherdrüse). Eines der ersten Symptome dieser natürlichen Gewebezunahme ist nämlich der nächtliche Harndrang. Bei schätzungsweise 20 Prozent aller Männer ab 50 hat sich die Prostata altersbedingt bereits gutartig vergrößert. Von den über 60-Jährigen ist jeder Zweite betroffen. Der Prozess passiert schleichend. Nicht nur der häufigere Harndrang, sondern auch ein schwächerer Strahl sowie „Nachtröpfeln“ sind typische Symptome des Benignen (gutartigen) Prostatasyndroms (BPS).
Von Harndrang bis Lustverlust
Dazu kommt es, weil die Prostata unterhalb der Blase die Harnröhre umschließt. Mit den Jahren kann sie von der Größe einer Kastanie bis zum Volumen einer Orange wachsen. Durch die Vergrößerung drückt sie immer stärker auf Harnröhre und Blase, was den Urinabfluss stört. Da eine vergrößerte Prostata eher zu Entzündungen (Prostatitis) neigt, kann dies zudem Schmerzen beim Sex bereiten. Ein echter Lustkiller, der Beziehungsstress oftmals zusätzlich befeuert. Hier ist ärztlicher Rat gefragt – allerdings gehen viele Männer nicht gern zum Urologen. Als Partnerin lohnt es sich jedoch, den Liebsten vom Arztbesuch zu überzeugen. Denn in vielen Fällen lassen sich die Beschwerden gut behandeln. Eine effektive Option sind pflanzliche Therapien. Sogenannte Phytosterole wie im rezeptfreien Apoprostat forte werden unter anderem aus Pinienrinde gewonnen, sind gut verträglich und haben sich in Studien als wirkungsvoll erwiesen. Voraussetzung: Das Phytosterol besteht zu mindestens 70 Prozent aus sogenanntem β-Sitosterol.
Tipps für eine gesunde Prostata
In den Untersuchungen konnten mehrere Effekte belegt werden. So wirkt Phytosterol abschwellend, entspannend und entzündungshemmend auf das Prostatagewebe, die Beschwerden rund ums Wasserlassen gehen deutlich zurück. Genauere Infos gibt es unter www.apoprostat.de. Ein wichtiger Punkt ist auch, dass die Sexualfunktion nicht beeinträchtigt wird. Denn Phytosterole greifen nicht wie manche chemischen Alternativen in den Hormonhaushalt ein, was etwa zu vermindertem Lustempfinden und Erektionsstörungen führen kann. Für eine gesunde Prostata raten Experten zudem zu ausreichendem Trinken, Sport, regelmäßigen Toilettengängen und einer gesunden Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und wenig tierischen Lebensmitteln. Nicht zu vergessen: Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen.
Bild: Erstautor der jetzt veröffentlichten Studie zur Therapie der Akuten Myeloischen Leukämie: Prof. Matthias Stelljes (Foto: WWU/Erk Wibberg)
Myeloische Leukämie: Klinische Studie stellt den bisherigen Therapie-Standard in Frage
Münster (mfm/mew) – Für Patienten mit Akuter Myeloischer Leukämie, insbesondere nach einem Rückfall oder Nicht-Ansprechen auf eine konventionelle Chemotherapie, ist die Stammzelltransplantation die einzige Behandlungsoption mit Aussicht auf Heilung. Bevor jedoch die Stammzellen transplantiert werden, wird eine Komplettremission angestrebt. Um diese zu erreichen, wird eine hochdosierte Chemotherapie angewandt, bis keine Leukämiezellen mehr nachweisbar sind. In der Behandlung dieser Form des Blutkrebses war ein solches stufenweises Vorgehen bisher der „Goldstandard“. Aber der gerät nun ins Wanken: Eine neue Studie mit Beteiligung von Forschenden der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster zeigt, dass eine nur elf- bis zwölftägige vorbereitende Therapie mit anschließender sofortiger Stammzelltransplantation auch ohne vorherige Komplettremission einen vergleichbaren Behandlungserfolg erzielt – und das mit weniger Nebenwirkungen und einem kürzeren Krankenhausaufenthalt.
Die Akute Myeloische Leukämie (AML) ist die häufigste Form der akuten Leukämie bei Erwachsenen und führt, wird sie nicht behandelt, innerhalb weniger Wochen zum Tod. Bei Patienten mit therapieresistenter oder wiederkehrender AML ist die Transplantation von allogenen, also nicht-patienteneigenen, blutbildenden Stammzellen die effektivste Behandlungsmöglichkeit. Bislang stand diese Möglichkeit jedoch standardmäßig nur Patienten in Komplettremission zur Verfügung. „Die Ergebnisse unserer Studie bringen einen internationalen Standard der Leukämie-Therapie ins Wanken und waren auch für uns selbst überraschend“, betont Studienleiter Prof. Johannes Schetelig vom Universitätsklinikum Dresden. „Sie legen nahe, dass bei Verfügbarkeit eines kompatiblen Stammzellspenders die Transplantation so schnell wie möglich erfolgen sollte, auch wenn im Körper des Patienten noch Leukämiezellen nachweisbar sind.“
Der Erstautor der Studie, Medizinprofessor Matthias Stelljes von der Universität Münster, erläutert die Auswirkungen der neuen Erkenntnisse auf AML-Patienten: „Die bislang angestrebte vorherige Komplettremission ist selbst mit intensiven Chemotherapien nur bei etwa der Hälfte der Betroffenen überhaupt erreichbar. Ist die entsprechende Behandlung nicht erfolgreich, erhalten Patienten in Deutschland oft weitere Therapien mit ähnlich unbefriedigenden Erfolgschancen“, so Stelljes, der den Bereich Knochenmarktransplantation am Universitätsklinikum Münster leitet. Auch global könne das Leben vieler AML-Patienten durch die alternative Therapie verlängert werden: So erfolge in Ländern mit weniger umfassender Gesundheitsversorgung nach einer gescheiterten Komplettremission aus Kostengründen häufig auch keine Stammzelltransplantation mehr. „Durch Verzicht auf den kostenintensiven Zwischenschritt könnte somit weltweit mehr Patienten die Möglichkeit einer Stammzelltransplantation eröffnet werden, die vielfach die einzige Chance auf Heilung bedeutet“, sagt der münstersche Unimediziner.
Das am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Dresden geleitete Forschungsprojekt wurde von der Deutschen Knochemarkspenderdatei als arzneimittelrechtlichem Sponsor ermöglicht sowie von der Studienallianz Leukämie und der Kooperativen Deutschen Transplantationsstudiengruppe getragen. Die auf dem weltgrößten Hämatologiekongress – der Jahrestagung der American Society of Hematology – erstmals vorgestellte Studie umfasste rund 280 Patientinnen und Patienten mit therapieresistenter oder wiederkehrender AML. Die Teilnehmenden wurden nach dem Zufallsprinzip einer von zwei Gruppen zugeordnet. Eine erhielt eine hochdosierte Chemotherapie mit dem Ziel einer Komplettremission, während die zweite Gruppe nach vorbereitender Therapie direkt eine Stammzelltransplantation bekam. Patientinnen und Patienten der zweiten Gruppe wurden bereits nach durchschnittlich vier Wochen transplantiert, während dies bei solchen der anderen erst nach etwa acht Wochen erfolgte. In Bezug auf das leukämiefreie Überleben ein Jahr nach der Transplantation (ca. 70 Prozent) zeigten sich keine signifikanten Unterschiede, ebenso wie beim Gesamtüberleben ein und drei Jahre nach Studienschluss (ca. 70 beziehungsweise ca. 50 Prozent) [Link zur Studie].
Bild: Ein Team aus ärztlichem und pflegerischem Personal sowie Experten der Physiotherapie und Psychologie bilden das interdisziplinäre Team um Prof. Esther Pogatzki-Zahn (Mitte), das Patientinnen und Patienten besser vor chronischen Schmerzen und den damit einhergehenden Einschränkungen der Lebensqualität schützen soll.(UKM/Wibberg)
Um eine Chronifizierung akuter Schmerzen nach Operationen zu verhindern, startet an der Uniklinik Münster jetzt das Projekt POET-Pain, das aus Mitteln des Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) gefördert wird. Für Patientinnen und Patienten entwickelt ein interdisziplinäres Team aus Schmerzmedizinern, Physiotherapeuten und Psychologen einen individuell angepassten Behandlungsplan für die Zeit während und nach dem Klinikaufenthalt.
Münster (ukm) – Angst vor einer Operation ist das eine – viele Menschen fürchten sich aber vor allem vor den Schmerzen danach. Doch während akute Schmerzen heute sehr gut durch Schmerzkatheter oder Medikamentenpumpen reguliert werden können, können bestimmte Risikofaktoren dazu führen, dass postoperative Schmerzen länger anhalten als gewöhnlich und daraus sogar chronische Schmerzen werden, die oftmals mit einer großen Einschränkung der Lebensqualität einhergehen. An dieser Stelle setzt das neue Innovationsfondsprojekt POET-Pain (Prävention Operationsbedingter anhaltender Schmerzen durch die Einführung eines perioperativen Transitional Pain-Service) an, dessen Ziel es ist, die Schmerzversorgung von Patientinnen und Patienten in Krankenhäusern nach Operationen zu verbessern. „Prävention ist in der Medizin immer noch ein stiefmütterlich behandeltes Thema“, sagt Prof. Esther Pogatzki-Zahn, Oberärztin an der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie des UKM (Universitätsklinikum Münster) und Leiterin der Arbeitsgruppe „Translationale Schmerzforschung“ der Universität Münster, die das Projekt POET-Pain wissenschaftlich leitet. „Deshalb sind wir froh, mit diesem Projekt die Möglichkeit bekommen zu haben, eine eigens für die Prävention chronischer Schmerzen eingerichtete neue Versorgungsform einrichten und evaluieren zu dürfen.“
Dazu hat das Projektteam um die Medizinprofessorin einen sogenannten „Transitional Pain Service“, kurz „TPS“, entwickelt und an sechs Universitätskliniken in Deutschland eingeführt, bestehend aus dem ärztlichen und pflegerischen Personal sowie Experten der Physiotherapie und Psychologie. Dieses interdisziplinäre Team untersucht Risikopatientinnen und -patienten bereits vor einer Operation und schätzt so die Wahrscheinlichkeit einer postoperativen Chronifizierung der Schmerzen ein. „Das TPS-Team spricht sich dann über die Präventionsziele ab und entwickelt einen individuell angepassten Behandlungsplan für die Zeit während und nach dem Klinikaufenthalt für eine Zeitdauer von sechs Monaten“, erläutert Pogatzki-Zahn. Nach der Entlassung aus der Klinik sollen die Patientinnen und Patienten darüber hinaus durch eine eHealth-App unterstützt werden.
Bild: Patienten nach einer Operation so zu versorgen und zu begleiten, dass keine chronischen Schmerzen entstehen, ist Ziel des Projekt POET-Pain, das von Prof. Esther Pogatzki-Zahn wissenschaftlich geleitet wird.
Um den Erfolg der neuen Versorgungsform zu beurteilen, ob ein solches Konzept die Entwicklung chronischer postoperativer Schmerzen beeinflussen kann, ist jetzt eine randomisiert-kontrollierte Studie am UKM und den fünf anderen Universitätskliniken gestartet, die ein TPS-Team auf die Effektivität überprüfen soll. „Unser gemeinsames Ziel ist es, den „Transitional Pain Service“ langfristig im deutschen Gesundheitswesen ergänzend zur bisherigen Regelversorgung zu implementieren, um Patientinnen und Patienten besser vor chronischen Schmerzen und den damit einhergehenden Einschränkungen der Lebensqualität zu schützen“, sagt Pogatzki-Zahn.
Zum Hintergrund:
Das Projekt POET-Pain unter Federführung der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. umfasst ein Konsortium von zwölf Partnern. Die Deutsche Schmerzgesellschaft erhielt für das Projekt rund sieben Millionen Euro aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA). Neben den Universitätskliniken (neben Münster auch Bochum, Dresden, Göttingen, Lübeck und Würzburg), an denen der TPS für die Dauer des Projektes etabliert und evaluiert wird, sind unter anderem auch zwei Krankenkassen und ein unabhängiges Evaluationsinstitut am Großprojekt beteiligt.
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