Bild: 60 Krankenhausbetten wurden von der Raphaelsklinik einem Krankenhaus in der Ukraine gespendet.
Münster – Für eine kurzzeitige Unterbrechung des Verkehrsflusses auf der Loerstraße sorgten rund 60 Krankenhausbetten, die von der Raphaelsklinik ihren Weg in die Ukraine angetreten haben. Ziel war das rund 300 Kilometer westlich von Kiew gelegene zentrale Stadtkrankenhaus der Kleinstadt Sdolbuniw. „Die Betten sind in einem technisch einwandfreien Zustand, ihr Austausch war lediglich im Laufe der letzten Jahre aus Modernisierungsgründen notwendig“, erklärt der Leiter der Haustechnik des Innenstadtkrankenhauses der Alexianer, Michael Auth. Er stellte auch den Kontakt zum Deutsch-Ukrainischen Verein „Blau-Gelbes Kreuz“ her, der den Transport im LKW organisierte.
Zahlreiche Helferinnen und Helfer des Vereins schoben die Betten gemeinsam mit Mitarbeitern der Haustechnik auf die Ladefläche eines bereitstehenden LKW. Wenige Tage später trafen schon erste Fotos aus der Klinik in Sdolbuniw ein, auf denen nicht nur der neue Einsatzort der Betten aus Münster zu sehen ist, sondern auch die ersten Patientinnen und Patienten, die in den Betten liegend behandelt werden. „Wir freuen uns, dass die Klinikbetten in der Ukraine weiterhin sinnvoll genutzt werden und nun den Patientinnen und Patienten dort eine komfortable Behandlung ermöglichen“, freut sich Auth über den erfolgreichen Transport der Klinikbetten in die Ukraine.
Bild: Zahlreiche Helferinnen und Helfer des Vereins „Blau-Gelbes Kreuz“ verstauten die Betten, unterstützt von Mitarbeitern der Krankenhaustechnik, im LKW.
Bild: Während der Übergabe im Clemenshospital (v.l.): Der Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Clemenshospitals, Dr. Otfried Debus und die Leiterin des Fundraisings, Dr. Martina Klein freuen sich über die Buchspende des Coppenrath Verlags, die von Sabine Vieler, Frauke Maydorn und Tomas Rensing übergeben wurde.
Münster – „Unser therapeutisches Team hat jetzt etwas in der Hand, wenn es darum geht, mit ukrainischen Kindern Deutsch zu lernen.“ Dr. Martina Klein, Leiterin des Fundraisings des Clemenshospitals, freut sich über die Spende des Coppenrath Verlags, dessen Vertreterinnen und Vertreter während eines Besuchs in der Klinik am Düesbergweg mehrere Hundert gedruckte Exemplare eines Wörterbuchs für ukrainische Kinder und Erwachsene überreichten. „Das Wörterbuch basiert auf einem bereits bestehenden Buch von Yayo Kawamura für Kinder, die Sprechen lernen“, wie die Lektorin Sabine Vieler erläutert, die das Projekt gemeinsam mit der Grafikerin Frauke Maydorn umgesetzt hat. Ins Ukrainische übersetzt wurde das Wörterbuch von Anna Formaniuk. „Viele Eltern und ihre Kinder sind wegen des Kriegs in der Ukraine auf der Flucht und kommen zu uns nach Deutschland. Ihnen die Ankunft und die ersten Schritte zu erleichtern, ist uns ein großes Anliegen“, wie der Sprecher des Verlags, Tomas Rensing, während der Übergabe betont.
Bild: Carolin Bylitza leitet die Kinderintensiv- Die Kinderneurologische Frührehabilitationsstation des Clemenshospitals.
Münster – Wer die Bilder aus der Ukraine und den von dort flüchtenden Menschen sieht, der verspürt den Drang zu helfen. Carolin Bylitza ging es da nicht anders. Die gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin, die seit 2021 die Kinderintensivstation- und Kinderfrührehabilitation im Clemenshospital leitet, hat dazu besondere Möglichkeiten: Gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Emanuel Raue und dessen Brüdern Benjamin und Raphael Raue leitet sie die Raue-Familienstiftung für Kinder und Medien, eine Treuhandstiftung unter dem Dach von Plan International.
Als sie erfuhr, dass Plan International eine Nothilfeaktion für die Ukraine initiiert, beschlossen sie und ihr Lebenspartner sich mit ihrer Stiftung anzuschließen. „Wir haben unsere Unterstützerinnen und Unterstützer angeschrieben und um Spenden gebeten. Bis zu einem Betrag von 5000 Euro verdoppeln wir die eingegangenen Spenden. Unser Gesamtziel sind also 10.000 Euro“, sagt sie. Das Geld fließt in Projekte in der Ukraine und den angrenzenden Ländern sowie an die in Deutschland ankommenden Flüchtlinge.
„Wir möchten Menschen ermöglichen, dass sie ihre Fähigkeiten ausleben und einen Beruf erlernen können. Bildung und das Recht auf Selbstbestimmung sind für Kinder und Gesellschaften ein wichtiger Schritt hin zu mehr Chancengleichheit. Hierbei sind Medien ein mächtiges Mittel und ermöglichen es, Menschen in vielen Regionen zu erreichen und zu informieren. Das ist das Ziel der Raue-Familienstiftung, und deswegen bringen wir uns jetzt mit der Ukraine-Hilfe akut ein“, sagt Carolin Bylitza. In anderen Projekten unterstützt die Stiftung Kinder und ihre Familien in Laos, Guatemala, El Salvador, Peru und Nepal. „Uns geht es gut und deshalb möchten wir Menschen, denen es nicht so ergeht, helfen“, sagt die 30-Jährige.
Die Stiftung, die sie gemeinsam mit den drei Brüdern nebenberuflich leitet, liegt ihr am Herzen. Sie ist das Erbe des Vaters ihres Lebensgefährten Paul-Josef Raue, einem bekannten Journalisten, der 2019 starb. „Wir haben uns damals entschlossen, die Stiftung weiterzuführen, um Menschen in armen Regionen unserer Welt zu unterstützen. Wir möchten Mädchen und Jungen den Zugang zu Bildung ermöglichen, etwa über die Nutzung von Medien. Damit möchten wir ihr Leben und das Leben in ihrem Dorf und ihrem Land etwas besser machen und mehr Chancengleichheit herstellen.“
Als Teil der Stifterfamilie der Stiftung Hilfe mit Plan akquirieren Carolin Bylitza und die Raue-Brüder Spenden, um diese jedes Jahr in Hilfsprojekte von Plan International zu geben. Die Entscheidung, sich an der Ukraine-Nothilfe zu beteiligen, war schnell gefällt. „Das sind Menschen wie wir, mit Familien und einem regelhaften Einkommen, die plötzlich von einem Tag auf den anderen ihre Sachen packen und ihre Heimat verlassen müssen. Wir möchten dafür sorgen, dass sie in Deutschland und den anderen helfenden Ländern einen guten Start haben.“
Spendenkonto: Raue Familienstiftung für Kinder und Medien
IBAN DE24 7002 0500 3782 1002 10
BIC: BFSWDE33MUE
Stichwort: Ukraine Nothilfe
Bild: Univ.-Prof. Dr. med. Dr. theol. Gereon Heuft entwickelte Anfang der 90er-Jahre im Rahmen einer Studie der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) das Konzept der Trauma-Reaktivierung und forscht seitdem an der Verarbeitung von Kriegs- und Gewalterfahrungen und den Auswirkungen auf den menschlichen Körper und die Psyche.
Münster (ukm/maz) – Seit mehr als drei Jahrzehnten beschäftigt sich Prof. Gereon Heuft, Direktor der Sektion für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am UKM (Universitätsklinikum Münster), mit traumatischen Erfahrungen von Überlebenden des Zweiten Weltkrieges. Seit der ersten Veröffentlichung 1993 sind Medizinerinnen und Mediziner sensibilisiert, dass Patientinnen und Patienten nach Jahrzehnten des Verdrängens auf einem OP-Tisch liegend zum Beispiel in eine ähnliche Hilflosigkeit zurückversetzt werden können, wie sie sie im Zweiten Weltkrieg erlebt haben. Nicht nur durch solche Erfahrungen, sondern auch durch die aktuelle Lage in der Ukraine kann eine Trauma-Reaktivierung ausgelöst werden – insbesondere, weil Betroffene damals selbst Kinder waren und zum Teil Assoziationen mit Ländernamen wie Polen und Russland haben.
Lieber Herr Prof. Heuft, die Bilder über den Krieg gegen die Ukraine machen viele von uns betroffen. In Gesprächen mit Überlebenden des Zweiten Weltkrieges wird jedoch deutlich, dass ihnen diese Situation besonders zu schaffen macht.
Was bewirken die aktuellen Bilder aus der Krisenregion bei ihnen? Heuft: Es gibt ja die letzten Jahrzehnte immer schon weltweit kriegerische Konflikte, die auch in den Medien abgebildet werden. Die Besonderheit jetzt ist, dass der Krieg in Europa stattfindet, mehr oder weniger vor unserer Haustür, und nicht wenige der Überlebenden des Zweiten Weltkrieges mit den jetzt häufig genannten Ländern wie Polen und eben auch Russland ganz vielfältige Assoziationen haben. Dazu kommt die unmittelbare Bedrohungserfahrung bis hin zu diesen Andeutungen, es könnte noch einmal zu einem globalen Krieg kommen – das alles lässt mehr Wunden aufreißen, als wenn es ein Krieg in Afrika wäre, und die eigens erlebten, bedrückenden Erfahrungen lassen sich weniger gut verdrängen.
Spielt zum jetzigen Zeitpunkt möglicherweise auch das Alter eine Rolle, da Überlebende des Zweiten Weltkrieges damals selbst Kinder waren und nun mit Bildern von flüchtenden Frauen und Kindern konfrontiert werden? Heuft: Das stimmt, das ist ein ganz zentraler Punkt. Wir hatten das im Jahr 2015 schon einmal, als es viele Spielfilme anlässlich des Weltkriegsendes vor 70 Jahren gab. Die Geschichten wurden oft anhand von Familien erzählt und das war für Überlebende schon sehr bedrückend. Viele konnten sich das nicht anschauen, da sie sich in ihre eigene Situation zurückversetzt gefühlt haben. Nur sind es jetzt mit dem Ukraine-Krieg reale Bilder, die sie an ihre eigene Kindheit erinnern.
Melden sich dazu aktuell bereits Betroffene oder Angehörige bei Ihnen? Heuft: Nein, dafür sind die aktuellen Geschehnisse auch noch zu neu. Viele Kriegsüberlebende versuchen ja – das wissen wir aus unseren langjährigen Untersuchungen –, sich weiter zusammenzureißen. Wir dürfen nicht vergessen, dass nach dem Zweiten Weltkrieg die Überlebensstrategie auf gut Deutsch „Halt die Klappe und sei froh, dass du überlebt hast!“ hieß, anschließend mit viel Disziplin der Wiederaufbau gelang und dann Jahre des Wohlstands folgten, in denen es unpassend wirkte, auf sein eigenes Leiden aufmerksam zu machen. Und ein Großteil der Betroffenen hat bis heute an diesem Muster festgehalten. Die derzeit viel diskutierten „Hamsterkäufe“ weisen zum Beispiel wie in einem Brennglas auf die verborgene Angst vor einem bedrohlichen Mangel an existenzieller Sicherheit hin, den viele dieser Generation durchgemacht haben.
Wenn vor allem Bilder diese Erinnerungen wecken: Können Sie eine Empfehlung aussprechen, wie Kriegsüberlebende mit den Informationen zum Krieg umgehen sollten? Heuft: Meine Empfehlung ist, nicht zu viele Nachrichten zu konsumieren. Dabei sind vor allem die Bilder das Eindrücklichste! Generell sollte man sich nur gezielt informieren, das reicht ein-, maximal zweimal täglich. Menschen, die selbst schon einen Krieg überlebt haben, würde ich raten, sich eher über das Zeitunglesen und Radiohören zu informieren, anstatt sich immer Bilder im Fernsehen oder Bilderstrecken im Internet zuzumuten.
Was kann ich als Angehöriger tun, wenn ich mir Sorgen um meine Eltern oder Großeltern mache? Oder wie verhält es sich mit Mitarbeitenden in der Altenpflege? Heuft: Ich empfehle, dass Thema nicht zu forcieren, also keine Fragen dahingehend zu provozieren, aber auf Signale zu hören. Das heißt, wenn jemand den Ukraine-Krieg oder den selbst erlebten Krieg anspricht, sollte man vorsichtig nachfragen und dann erst einmal zuhören. Wenn jemand allerdings erkennbare Symptome entwickelt, zum Beispiel Albträume oder sichtbar verängstigt Sätze fallen wie „Jetzt fangen die Bomben wieder an zu fallen“, die damit eine Posttraumatische Belastungsstörung skizzieren, sollte das Gespräch mit dem Hausarzt gesucht und dann geprüft werden, ob fachliche Hilfe im Sinne einer Psychotherapie den Betroffenen helfen könnte.
Bild: Solidarität in Blau-Gelb (v.l.n.r.): Dr. Christoph Hoppenheit (Kaufmännischer Direktor), Prof. Alex W. Friedrich (Ärztlicher Direktor) und Thomas van den Hooven (Pflegedirektor) setzen an diesem Wochenende mit der Beleuchtung der Türme des UKM unterstützt von der stellvertretenden Ärztlichen Direktorin Prof. Claudia Rössig und Dekan Prof. Frank Müller (beide aus Termingründen nicht im Bild) als Vorstand des Klinikums stellvertretend ein Zeichen für alle Menschen, die sich für den Frieden stark machen.
Mit einer großflächigen Projektion der Türme sowie einer Friedensbeflaggung auf dem Gelände stehen das UKM und die Medizinische Fakultät in diesen Tagen für eine klare Botschaft: Solidarität mit allen Menschen, die sich für Frieden aussprechen und stark machen. Ab 20 Uhr erstrahlt das Klinikum am heutigen Freitag (04.03.) gemeinsam mit dem Schloss der Westfälischen Wilhelms-Universität in den Farben Blau und Gelb (für Ukraine). In Abstimmung mit der Stadt Münster und bundesweiten Koordinierungsstellen laufen zudem Gespräche über konkrete Hilfsangebote (für die Ukraine) seitens des UKM.
Münster (ukm/maz) – Sie sind ein Wahrzeichen im Stadtbild von Münster und an diesem Wochenende mit einer klaren Botschaft versehen: Die Türme des UKM (Universitätsklinikum Münster) leuchten ab heute Abend für drei Tage in den Farben der ukrainischen Nationalflagge. „Wir möchten mit dieser Geste ein Zeichen setzen. Ein Zeichen für die Menschen in der Ukraine und ein Zeichen für alle Menschen, auch in Russland, die sich für Frieden aussprechen und stark machen. Frieden ist das höchste Gut!“, sagt Prof. Alex W. Friedrich, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender, der in seine Gedanken insbesondere auch die Mitarbeitenden des UKM, die aus der Ukraine und Russland kommen, einbezieht. Nicht nur am heutigen Freitag, sondern auch am Samstag und Sonntag erstrahlen beide Türme des Klinikums in den Farben Blau und Gelb, um diese Botschaft des UKM zu unterstreichen. Darüber hinaus sind die Gebäude des UKM und der Medizinischen Fakultät seit heute Mittag mit Friedensfahnen beflaggt.
Bereits seit Tagen werden im Hintergrund Möglichkeiten der Unterstützung (für die Ukraine) seitens des UKM geprüft. „Wir als Vorstand sind sehr beeindruckt von den Aktivitäten, die viele unserer Beschäftigten bereits entwickelt haben. Wir haben beschlossen, dass das UKM in Abstimmung mit der Stadt Münster, dem Land NRW und bundesweiten Koordinierungsstellen helfen wird. Wir können Material oder technische Geräte zur Verfügung stellen. Gegenüber dem Land NRW haben wir bereits zugesagt, bei Bedarf Opfer und Verletzte aufzunehmen. Uns ist es wichtig, entsprechend unserer Profession als Gesundheitseinrichtung zu helfen, daher stehen wir im Austausch mit den zuständigen Institutionen“, erklärt Dr. Christoph Hoppenheit, Kaufmännischer Direktor des UKM.
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