ReKo – Das Ziel: Die Aufnahme in die Regelversorgung

ReKo – Das Ziel: Die Aufnahme in die Regelversorgung

Bild: Interessanter Austausch mit Blick in die Zukunft in der Diskussionsrunde. (von links nach rechts: Moderator Thomas Nerlinger und die Diskussionsteilnehmer Gert Lödden, Thomas Bodmer, Prof. Dr. Michael Monzer, Birgit Baumann, Prof. Dr. Manfred Hülsken-Giesler, Jonas Roosmann und Abed Daka)

Projekt ReKo endet nach drei Jahren in Grafschaft und Emsland / Landkreise schaffen Übergangslösungen

Nordhorn – Fast vier Jahre ist es her, dass im NINO-Hochbau in Nordhorn unter Anwesenheit des damaligen Bundesgesundheitsministers Jens Spahn der Startschuss für das Projekt „Regionales Pflegekompetenzzentrum“ (ReKo) gefallen ist. Mit einer Veranstaltung am selben Ort ist nun der Abschluss feierlich begangen worden. Die Beteiligten zeigten sich stolz auf das Erreichte und erfreut darüber, dass geschaffene Strukturen in den Landkreisen Emsland und Grafschaft Bentheim in Eigenregie fortgeführt werden. Die Abschlussveranstaltung bildete gleichzeitig das letzte Treffen der Regionalen Projektgruppe – und zugleich das erste, das nicht digital stattfand. Zentrale Inhalte von ReKo waren der Aufbau eines Case-Management-Systems sowie das Vorantreiben einer technikgestützten Infrastruktur im Gesundheitsbereich. Gefördert wurde das Projekt mit 10 Millionen Euro durch den Innovationsfonds.

Thomas Nerlinger, ReKo-Projektleiter und Geschäftsführer der Gesundheitsregion EUREGIO als ReKo-Trägerverein, sagte in seinen Begrüßungsworten: „Nach Beginn der Intervention durch die Gesundheitsregion EUREGIO im August 2020 konnten die gesteckten Ziele trotz der Pandemie erreicht werden: Sowohl die Versorgung von rund 1200 Klient*innen als auch der Aufbau eines digitalen Ökosystems sind gelungen.“ Sein ausdrücklicher Dank galt allen Mitstreiter*innen: „All das wäre nicht möglich gewesen ohne ein starkes Team und ein gutes Netzwerk: Ich möchte allen beteiligten rund 30 Kooperations- und Konsortialpartnern ganz herzlich danken.“ Nerlinger richtete aber auch den Blick nach vorn: „Pflegeunterstützungs- und Entlastungsgesetz (PUEG), Krankenhausreform, Digitalisierungsgesetze, Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG): Diese aktuellen Reformen im deutschen Gesundheitswesen geben uns gute Chancen, unser Care- und Case Management zu verstetigen. EUREGIO bedeutet EURopa REGIOnal und ist für die hier lebenden Menschen gedacht. Lassen Sie uns daher die Chancen gemeinsam nutzen“.

Dr. Arno Schumacher, Vorsitzender der Gesundheitsregion EUREGIO, schloss sich diesem Appell an: „Mit dem GVSG haben wir in unserer zwölfjährigen Vereinsgeschichte erstmalig die große Chance, unsere geschaffenen Strukturen durch die interessierten EUREGIO-Kommunen, die Länder Niedersachsen und NRW, sowie die Kranken- und Pflegekassen nachhaltig und regelhaft zu finanzieren“, sagte er und richtete das Wort direkt an die anwesenden Verwaltungsvertreter – namentlich an den Gesundheitsdezernenten des Landkreises Grafschaft Bentheim, Gert Lödden, sowie Wilfried Ripperda, Leiter des Fachbereichs Soziales im Landkreis Emsland, sowie Jonas Roosmann, Vorsitzender des Sozialausschusses im Landkreis Emsland: „Wie wäre es, in einer Managementgesellschaft die erreichte Zusammenarbeit unserer Case-Management-Organisation gemeinsam fortzusetzen? In der anstehenden Mitgliederversammlung am 24. August auf der Burg Bentheim könnten wir die Weichen hierfür stellen!“ Schumacher bekräftigte: „Ich würde mir sehr wünschen, auch weiterhin eng mit unseren Heimatlandkreisen Grafschaft Bentheim und Emsland und den Gesundheitsregionen zusammenzuarbeiten und die Kräfte zu bündeln. Das setzt Vertrauen, Verständnis für einander und Teamgeist voraus.“

Den Keynote-Vortrag hielt Thomas Bodmer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit. Auch er betonte: „Es wäre schade, wenn gute Projekte nicht in die Regelversorgung kommen, weil ihnen zwischenzeitlich die finanzielle Luft ausgeht.“ Er hob noch einmal die Chancen hervor, die sich aus ReKo ergeben – etwa die Vernetzung der Akteure vor Ort sowie die Vorbeugung von Fehlbehandlungen – und erklärte: „Es wurde ein Produkt geschaffen, das Strahlkraft hat und Nachahmer finden wird.“ Mit „Vorfreude und Spannung“ erwarte er die Ergebnisse der Evaluation durch die Universität Osnabrück, von denen er sich erhofft, dass mit „Zahlen, Daten und Fakten“ der Beweis für den ReKo-Mehrwert erbracht wird. Einblicke in die Arbeitsweise der Wissenschaftler*innen gaben Isabel Jalaß und Tim Arlinghaus von der Universität Osnabrück.

Was konkret in den vergangenen drei Jahren geschehen ist, präsentierten die ReKo-Koordinatorinnen Stefanie Göcken (Emsland) und Hanna Reurik (Grafschaft Bentheim). Demnach kommt man hinsichtlich des Case Managements im Emsland auf 437 betreute Klient*innen und 3051 dokumentierte Maßnahmen (zum Beispiel Beantragungen oder die Vermittlung von niederschwelligen Angeboten), in der Grafschaft sind es 700 Klient*innen und 3825 dokumentierte Maßnahmen. Die Koordinatorinnen berichten von einem konstruktiven Miteinander der Akteure und nennen in diesem Zusammenhang unter anderem gemeinsame Fallbesprechungen mit den Pflegestützpunkten und dem Entlassungsmanagement beziehungsweise Sozialdienst der Krankenhäuser. Im Emsland wurden sogar drei ReKo-Case-Manager*innen im Entlassungsmanagement übernommen. „Ohne die Case Manager*innen wäre mein Leben im vergangenen Jahr ärmer gewesen“, habe eine Klientin zurückgemeldet. Insgesamt 19 Case Managerinnen, die nach der Deutschen Gesellschaft für Care und Case Management (DGCC) zertifiziert wurden, waren für ReKo leitend und operativ im Einsatz.

Beifall für die Case-Manager*innen des Regionalen Kompetenzzentrum

Bild: Beifall für die Case-Manager*innen des Regionalen Kompetenzzentrum (Regionales Pflegekompetenzzentrum – kurz: ReKo)

Wie aber geht es nun weiter in der hiesigen Region? Darüber informierten die zuständigen Vertreter der beiden Landkreise, Wilfried Ripperda und Gert Lödden. Im Emsland hat der Kreistag im Dezember 2022 entschieden, die ReKo-Idee fortzuführen. Der Pflegestützpunkt soll um zwei Stellen erweitert werden, zudem sollen im Herbst dort vier Case Manager*innen ihren Dienst aufnehmen. In der Grafschaft werden sieben Case Manager*innen (eine Kraft pro Kommune) beim Pflegestützpunkt eingestellt, zunächst auf drei Jahre befristet. Die Kosten teilen sich der Landkreis und die Kommunen. Beide Landkreise wollen die von ReKo verwendete Software Quovero weiter einsetzen. Gert Lödden unterstrich: „Wir reden aktuell von einer Übergangslösung. Es muss unser Ziel sein, dauerhafte Strukturen zu schaffen, die auch durchfinanziert sind.“ Sowohl Lödden als auch Ripperda dankten dem ReKo-Team für die geleistete Arbeit. Auch Prof. Dr. Hugo Mennemann, 1. Vorsitzender der DGCC, ließ in einem Grußwort übermitteln: „Dem Projekt ist zu wünschen, dass die zuständigen Leistungsträger vor Ort die besondere Qualität für die Menschen, für ihre Bürger*innen und Versicherten erkennen und diese weiter unterstützen.“

In einer Diskussionsrunde, an welcher neben Nerlinger, Lödden, Roosmann und Bodmer auch Prof. Dr. Michael Monzer, Experte für Care und Case Management und Vorstandsmitglied der DGCC, Prof. Dr. Manfred Hülsken-Giesler, Pflegewissenschaftler und Berufspädagoge für Pflegewissenschaft Universität Osnabrück, Birgit Baumann, Geschäftsführerin der Freiwilligen-Agentur Grafschaft Bentheim, und Abed Daka, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Gesundheitsregion EUREGIO, teilnahmen, wurden die zuvor angesprochenen Themen abschließend vertieft. Das Ende der Veranstaltung im NINO-Hochbau läutete Prof. Dr. Philipp von Landenberg ein, der ebenfalls als stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Gesundheitsregion EUREGIO fungiert. Er ließ es sich nicht nehmen, seinen großen Dank an Thomas Nerlinger auszusprechen: „Ohne sein unglaubliches Engagement beim Netzwerken und seine Penetranz wäre es nicht gegangen“, sagte er. Das Publikum spendete kräftigen Beifall, ehe die Zusammenkunft bei einem Imbiss und geselligem Beisammensein ausklang.

Weitere Informationen zum ReKo-Projekt: Lingener Seniorenvertretung informiert sich über Regionales Pflegekompetenzzentrum der Gesundheitsregion EUREGIO

E-Rezept & Co.: Dem Mehrwert auf der Spur

E-Rezept & Co.: Dem Mehrwert auf der Spur

Bild: VDB-Physiotherapieverband Niedersachsen-Bremen: Thementag in Schüttorf beleuchtet hiesige Digital-Infrastrukturen / Lob von Bundespolitikerin Svenja Stadler für „Wir“-Denken der Gesundheitsregion Euregio

Schüttorf – Welche Vorteile bietet die elektronische Patientenakte ihren Nutzern? Wie kommt das E-Rezept vom Arzt zum Apotheker? Und warum kann eine E-Verordnung dazu beitragen, dass Therapeuten nicht auf ihren Kosten sitzen bleiben? Auch im Gesundheits- und Pflegesektor stehen die Zeichen auf Digitalisierung, die sogenannte Telematikinfrastruktur (TI) gewinnt als Datenautobahn mehr und mehr an Bedeutung. Nicht selten hapert es aber am Fortschritt, weil verschiedene Player zu sehr auf den eigenen Vorteil bedacht sind und sich gegenseitig auf die Füße treten: Mit der Gesundheitsregion Euregio und ihren mittlerweile mehr als 180 Mitgliedern besteht allerdings bereits seit 2011 ein breites Bündnis unterschiedlichster Akteure, die an einem Strang ziehen und sich gemeinsam den Herausforderungen der Zukunft stellen wollen.

Beeindruckt von diesem Engagement zeigte sich jüngst die SPD-Bundestagsabgeordnete Svenja Stadler: Auf Einladung des VDB-Physiotherapieverbands Niedersachsen-Bremen und dessen Vorsitzenden, dem Gildehauser Physiotherapeuten und Gesundheitsregion-Vorstandsmitglied Edgar Lerch, war sie am Montag in die Grafschaft gekommen, um sich über die Tätigkeiten vor Ort zu informieren und mit den weiteren Teilnehmern des Thementags im Schüttorfer Hotel Nickisch über Errungenschaften und noch bestehende Defizite zu sprechen.
Edgar Lerch hieß die Politikerin und weiteren Gäste ebenso willkommen wie Gesundheitsregion-Geschäftsführer und Projektleiter Thomas Nerlinger, der vorab eine kompakte Zusammenfassung zur Arbeit des Netzwerks lieferte – insbesondere mit Blick auf die drei Großprojekte Dorfgemeinschaft 2.0, Apotheke 2.0 und ReKo (Regionales Pflegekompetenzzentrum), die allesamt maßgeblich auf digitalen Infrastrukturen fußen. „Wir sind im Zentrum Europas und wollen gemeinsam mit unseren Mitgliedern und Projektpartnern in der ältesten Euregio-Region beispielhaft und lösungsorientiert vorangehen“, betonte Nerlinger und ergänzt: „Als Gesundheitsregion Euregio sind wir über unser ReKo-Projekt als eine der ersten Leistungsanbieter bundesweit an die TI angebunden. So können wir aus unserer praktischen Arbeit wichtige Impulse geben.“

Dies beginne schon bei der elektronischen Patientenakte (ePa): „Hand aufs Herz: Wer von Ihnen besitzt eine?“, fragte Nerlinger provokant ins Plenum. Die bundesweiten Zahlen sehen nämlich nüchtern aus: Gerade einmal 0,7 Prozent aller gesetzlich Versicherten nutzen das Angebot. Einig war man sich in der Runde, dass dies vor allem einer mangelnden Kommunikation geschuldet ist und die potentiellen Nutzer gar nicht wissen, welche Vorteile die ePa bietet.

„Beim digitalen Corona-Impfnachweis war das ganz anders“, wusste der Bad Bentheimer Apotheker und Gesundheitsregion-Vorstandsmitglied Abed Daka zu berichten. Dort hätten auch ältere Menschen den Nutzen erkannt und sich entsprechend interessiert gezeigt. Daka betreibt die beiden „wirfürdich“-Apotheken an der Diana und am Schlosspark in Bad Bentheim. In seinen Apotheken laufen zahlreiche Schritte – von der Kommunikation mit Pflegeheimen bis zur Logistik der Botendienste – schon digital ab, Apotheker Daka setzt jedoch große Hoffnungen in die Zukunft, um weg von „Insellösungen“ hin zu einem Gesamtkonzept gelangen.

Im Rahmen einer Exkursion zu der Apotheke wurden die Anwesenden nicht nur Zeugen einer Online-Sitzung der ReKo-Unter-AG Obergrafschaft, sondern erhielten dabei auch Informationen aus erster Hand zum Thema e-Rezept: Die ersten Rezepte dieser Art wurden erst vergangene Woche an die „wirfürdich“-Apotheke übermittelt. Der ausstellende Hausarzt und Altersmediziner Tobias Tegeder, ebenfalls Mitglied des Vereins und der ReKo-Unter-AG Obergrafschaft, fand dazu auch kritische Worte: Unter anderem müsse die Software noch deutlich flüssiger laufen, um zeitlich nicht gegenüber der analogen Arbeitsweise hintenan zu stehen. Gemeinsam mit Fachleuten der Universität Osnabrück soll der Gebrauch des e-Rezeptes in der Obergrafschaft bis zum Herbst dieses Jahres genau evaluiert werden.

Bad Bentheims Bürgermeister Dr. Volker Pannen richtete ein Grußwort an die Anwesenden und lobte das Projekt ReKo, das im kommenden Jahr ausläuft. Zu den Schwerpunkten von ReKo zählen ein pflegebezogenes Case Management und die (digitale) Vernetzung von regionalen Akteuren aus dem Pflege- und Gesundheitswesen mit Fokus auf die Unterstützung der ReKo-Nutzerinnen und Nutzer. Ein Jahr nach Ablauf des Projekts wird eine wissenschaftliche Bewertung zeigen, ob die geschaffenen Strukturen in die Regelversorgung eingehen können. Pannen zeigte sich aufgeschlossen für eine Brückenlösung, um eben jene Strukturen zur Unterstützung pflegebedürftiger Menschen und ihre An- und Zugehörigen bis zum Tag der Entscheidung aufrecht zu erhalten.

Ein ums andere Mal kam die Bundestagsabgeordnete Svenja Stadler an jenem Montag ins Staunen – auch bei den Ausführungen von Sebastian Cordes von der Firma Optadata, die unter anderem Abrechnungsdienstleistungen für Leistungserbringer wie Therapeuten anbietet. Palettenweise kommen dort täglich die abrechnungsrelevanten Belege in Papierform an, um dann gescannt und sortiert zu werden. Und bisweilen kommt es vor, dass solche Belege falsch ausgestellt wurden und die Therapeuten ihr Geld von Leistungsträgern wie Krankenkassen nicht erhalten – ein Ärgernis, dem bei e-Verordnungen durch eine Vorabprüfung mittels entsprechender Tools vorgebeugt werden kann.

Am meisten erstaunt – im positiven Sinne – zeigte sich die Politikerin jedoch angesichts des Miteinanders und des konstruktiven Geistes in der Gesundheitsregion Euregio. Und prompt fragte sie nach dem Geheimrezept für das Gelingen. „Hier steht eben die Sache im Vordergrund und nicht das Egomane, das Sich-selbst-Produzieren“, antwortete der stv. Gesundheitsregion-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Philipp von Landenberg. „Sensationell“, so das Fazit von Svenja Stadler. „Das wünsche ich mir auch für die Zukunft: dass wir mehr im ,Wir‘ denken“, sagte Stadler – und versprach, die gewonnenen Einsichten an zuständige Stellen weiterzutragen.

Alexianer Misericordia tritt der Gesundheitsregion EUREGIO bei

Alexianer Misericordia tritt der Gesundheitsregion EUREGIO bei

Bild: Sitzung des Beirates und erweiterten Vorstandes der Gesundheitsregion EUREGIO beim Neumitglied Alexianer Misericordia im Clemenshospital in Münster. Regionalgeschäftsführer Hartmut Hagmann, Vereinsvorsitzender Dr. Arno Schumacher, Prof. Dr. Hugo Van Aken, Geschäftsführer und ReKo-Projektleiter Thomas Nerlinger, UKM-Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Alex W. Friedrich und anwesende Vorstandsmitglieder Abed Daka, Prof. Dr. Philipp von Landenberg, Thomas Weber und Dr. Christian Goebel. Foto (von links): Alexianer Misericordia.

Die Krankenhausträgergesellschaft Alexianer Misericordia, zu der in Münster das Clemenshospital und die Raphaelsklinik gehören, sind der Vereinigung „Gesundheitsregion EUREGIO“ beigetreten. Die Organisation setzt sich gemeinsam mit den rund 180 Mitgliedern aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, den Niederlanden und darüber hinaus für eine grenzübergreifende Gesundheitsversorgung zur Stärkung der Gesundheitswirtschaft ein. Mitglieder sind unter anderem Ärzte, Zahnärzte, Apotheker, Therapeuten, Krankenhäuser, Banken, Unternehmer, Wirtschafts- und Marketingfachleute.

An der jetzt im Clemenshospital stattgefundenen Sitzung des erweiterten Vorstands nahmen, zum Teil als Videoschalte, auch die Mitglieder des Beirats Andreas Storm (Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit), Rob Welten (Präsident des EUREGIO-Zweckverbandes und Bürgermeister von Haaksbergen), Prof. Dr. Alex W. Friedrich (Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikum Münster, UKM), Prof. Dr. Hugo Van Aken (ehemaliger Ärztlicher Direktor des UKM) und Christine Vogler (Präsidentin des Deutschen Pflegerates) sowie als Gastreferentin Nadja Pecquet (Geschäftsführerin des Virtuellen Krankenhauses NRW gGmbH) teil. NRW-Gesundheitsminister und Beiratsvorsitzender Karl-Josef Laumann konnte aus terminlichen Gründen nicht teilnehmen.

Thomas Nerlinger, Geschäftsführer und ReKo-Projektleiter in der Gesundheitsregion EUREGIO, erläutert zu Sitzungsbeginn die Zielsetzung des Vereins: „Als Gestalter im Gesundheitswesen sorgen wir für eine regionale Vernetzung über Grenzen hinweg und koordinieren Kooperations- und Projektaktivitäten. Der Beitritt der Alexianer Misericordia und der heutige Austausch unter Beteiligung des UKM unterstreichen die Chancen zur Stärkung unserer grenzüberschreitenden Gesundheitsregion als Standort für exzellente medizinische Versorgung, innovative Forschung und Entwicklung intelligenter gesundheitswirtschaftlicher Dienstleistungen. Hierdurch leisten wir einen Beitrag zur Beschäftigungssicherung und schaffen Synergien und Strukturen zum Vorteil der Patientinnen und Patienten.“

Im Grußwort wird der Vereinsvorsitzende Dr. Arno Schumacher konkret: „Wir wollen bei der regionalen Versorgung mitgestalten und halten eine bedarfsgerechte sektorenübergreifende Grund-, Schwerpunkt und -Maximalversorgung für erforderlich. Mit der Sitzungspremiere von Beirat und erweitertem Vorstand stehen folgende Fragen im Fokus: Wie kann die regionale Vernetzung unter Beteiligung des Universitätsklinikums Münster (UKM) und der ‚Alexianer‘ konkret aussehen? Was bedeutet das für die Kliniken, die ambulanten Versorger und weitere Leistungserbringer (z. B. Apotheken, Pflegeeinrichtungen, Therapeuten) und deren Berufsgruppen? Wollen wir durch Unterstützung dieser Vernetzung das im Regionalen Pflegekompetenzzentrum (ReKo) durch den Innovationsfonds modellhaft etablierte sektorenübergreifende Care- und Case-Management in die Euregionale Regelversorgung bringen und in den Kommunen vor Ort nutzen – wie kann das bis 2023 gelingen?“

„Unsere beiden Länder verbinden leistungsfähige Gesundheitssysteme, die sich im Detail allerdings deutlich voneinander unterscheiden. Hier bietet die ‚Gesundheitsregion EUREGIO‘ die große Chance, gemeinsam voneinander zu lernen“, wie der Regionalgeschäftsführer der Alexianer Misericordia, Hartmut Hagmann, feststellt. Auch Beiratsmitglied Prof. Dr. Alex W. Friedrich betont die Vorteile einer grenzüberschreitenden Kooperation: „Krisen wie die Pandemie oder auch die Konsequenzen der Situation in der Ukraine verdeutlichen einmal mehr, dass die Gesundheitsversorgung ein wichtiger Teil der sicherheitsrelevanten Struktur unseres Landes ist. Hier kommt der internationalen Zusammenarbeit eine zentrale Rolle zu.“

Hierbei kann auch das ReKo-Projekt einen wichtigen Beitrag leisten, so Andreas Storm, Beiratsmitglied und Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit als Konsortialführer: „Der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) als Projektträger unterstützt unsere Innovationsstrategie für die Langzeitversorgung vor Ort und hat kürzlich erfreulicherweise eine Laufzeitverlängerung von sechs Monaten genehmigt. Hierdurch wird es der Case Management Organisation ermöglicht, die Case Managerinnen und Case Manager als Gesundheits- und Pflegelotsen bis Ende Juli 2023 zu beschäftigen. Das ist ein positives Signal, die optimale Pflege und Versorgung in der ländlich geprägten Gesundheitsregion EUREGIO fortzuführen.“

Nadja Pecquet, Geschäftsführerin des Virtuellen Krankenhauses NRW gGmbH, betont in ihrem Gastvortrag den Anspruch des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministeriums als Gründer und Alleingesellschafter, hochspezialisierte fachmedizinische Expertise sektorenübergreifend, flächendeckend und niederschwellig verfügbar zu machen. „Unser Ziel ist es, elektronisch gestützte digitale Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen Krankenhäusern sowie sektorenübergreifend erstmals in eine regelhafte Struktur zu überführen“, so Pecquet und ergänzt: „Die Beteiligung des UKM und der Kliniken der Krankenhausträgergesellschaft Alexianer Misericordia als Mitglieder der Gesundheitsregion EUREGIO ist hierbei sehr bedeutsam. Wissen und besondere Erfahrungswerte werden auf diese Weise in die Fläche gebracht, ohne dass die Spezialistinnen und Spezialisten vor Ort sein oder Patientinnen und Patienten in einem weit entfernten Krankenhaus vorstellig werden müssen“. Auf dem Weg in die Zukunft könnte eine Verknüpfung von Ansätzen wie dem Virtuellen Krankenhaus und dem ReKo-Netzwerk Synergien freisetzen und bei der Verstetigung der digital gestützten vernetzten Versorgung helfen.

Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerates, unterstreicht im Zuge ihrer Vorstellung als neues Beiratsmitglied die gemeinsamen Chancen: „Die Möglichkeit, dass Pflege- und Gesundheitsberufe in Ihrem beruflichen Handlungsfeld selbständig agieren und Ihre Profession ausüben können, ist in Deutschland längst überfällig. Dazu gehört es z.B., dass Pflegefachpersonen z.B. in der ambulanten Versorgung selbstverantwortlich Pflegehilfsmittel verschreiben, Gesundheitskompetenz mit Hilfe von Aufklärung vermitteln und pflegediagnostische Maßnahmen durchführen können. Und zwar direkt und ohne weiteren Rückgriff auf ärztliche Kolleginnen und Kollegen. So sichern wir zügige, sichere und direkte Gesundheitsversorgung in den Regionen.“

Die Intensivierung der deutsch-niederländischen Zusammenarbeit in der Gesundheitsregion EUREGIO wird im Jahresverlauf 2022 weiter an Dynamik zunehmen: Beiratsmitglied Rob Welten (Präsident des EUREGIO-Zweckverbandes und Bürgermeister von Haaksbergen) und Christoph Almering (Geschäftsführer des EUREGIO-Zweckverbandes und Vorstandsmitglied der Gesundheitsregion EUREGIO) laden im Namen des Niederländischen Botschafters Ronald van Roeden zur nächsten Sitzung am 22.06.2022 (am Abend des Auftakttages des Hauptstadtkongresses Medizin und Gesundheit) in die Niederländische Botschaft nach Berlin ein.

Die „Gesundheitsregion EUREGIO“ umfasst diesseits und jenseits der Grenze ein Gebiet mit etwa 3,4 Millionen Menschen in rund 130 Kommunen. Die Aktivitäten des Vereins sollen den Informationsaustausch, den Wissenstransfer, die Vernetzung und das Image der Gesundheitsregion EUREGIO fördern, wie die Initiatoren feststellen.

ReKo Schüttorf: Pflegeprojekt ReKo eröffnet weiteren Standort und Anlaufstelle in Schüttorf

ReKo Schüttorf: Pflegeprojekt ReKo eröffnet weiteren Standort und Anlaufstelle in Schüttorf

Bild: v.l.n.r. Schüttorfs ehrenamtlicher Bürgermeister Jörn Tüchter, Samtgemeindebürgermeister Manfred Windhaus, ReKo-Case-Managerin Nicole Bußmann, Projektleiter Thomas Nerlinger, Leiterin des Familien Service Büro Ellen Tessin, Stellv. Vorstandvorsitzender der Gesundheitsregion EUREGIO Prof. Dr. Philipp von Landenberg, ReKo-Koordinatorin Hanna Reurik.

Häusliche Versorgung zielgerichtet stärken

Schüttorf – Noch im vergangenen Jahr war Gesine Bönnen aus Schüttorf völlig fit, konnte für sich und ihren Haushalt selber sorgen – bis zu jenem Tag im Juni 2021, als sie unglücklich stürzte, sich eine komplizierte Beinfraktur zuzog und langwierige Klinik- und Reha-Aufenthalte durchstehen musste. „Ich wollte nach Hause und dachte, ich käme zurecht. Aber ich konnte gar nichts“, erinnert sich die 69-Jährige. Um buchstäblich wieder auf die Beine zu kommen, ist einiges an Unterstützung nötig: Maßgeblich in die Wege geleitet hat dies Nicole Bußmann, Case Managerin des Regionalen Pflegekompetenzzentrums (ReKo) der Gesundheitsregion EUREGIO. Seit Anfang Januar ist ReKo nun auch mit einem festen Standort in Schüttorf vertreten, angesiedelt im Familien-Service-Büro an der Sportplatzstraße 1. Immer donnerstags von 08:30 bis 13:00 Uhr steht Nicole Bußmann dort als Ansprechpartnerin zur Verfügung.

Hinter ReKo verbirgt sich ein zunächst auf vier Jahre angelegtes Projekt in der Grafschaft und im Emsland, das eine bessere Vernetzung und Digitalisierung in der regionalen Gesundheits- und Pflegelandschaft anstrebt. Die Umsetzung erfolgt in einem Konsortium mit der Gesundheitsregion EUREGIO, DAK-G (Konsortialführer) und Universität Osnabrück (Evaluation) unter fachlicher Begleitung von Prof. Dr. Thomas Klie und Prof. Dr. Michael Monzer. Kernelement von ReKo sind die sogenannten Case Manager, die konkrete Fälle betreuen und Betroffenen wie Gesine Bönnen sozusagen als Lotsen in der Vielfalt an Versorgungsangeboten vor Ort beiseite stehen. Als Kenner des Gesundheitssystems wissen sie, welche Hebel in Bewegung zu setzen und welche Anträge zu stellen sind, um die jeweils nötigen Hilfen zu erhalten – damit pflegebedürftige Menschen so lange wie möglich gut versorgt im häuslichen Umfeld bleiben können.

„Ich freue mich, nun hier bei den Klienten in Schüttorf angesiedelt zu sein. Das schafft mehr Flexibilität“, sagt Case Managerin Nicole Bußmann. Erfreut sind auch Samtgemeindebürgermeister Manfred Windhaus und Schüttorfs ehrenamtlicher Bürgermeister Jörn Tüchter. „ReKo greift eine wichtige Fragestellung auf – denn nur allzu oft wird das Tabuthema Pflege weit weggeschoben. Wir begrüßen es also sehr, dass nun auch in Schüttorf ein Standort als niedrigschwelliges Angebot geschaffen wurde, wo die Menschen sich informieren können“, so Windhaus. Er schätzt es zudem, dass mit Nicole Bußmann eine gebürtige Sameranerin dort ihren Dienst versieht. Jörn Tüchter fügt hinzu: „Ich weiß aus dem privaten Umfeld, wie schwierig es ist, die passende Versorgung zu bekommen. Der ReKo-Standort als zentrale Anlaufstelle leistet hier eine wichtige Unterstützung und kann zudem aufzeigen, an welchen Angeboten es vor Ort noch fehlt.“

Per Video aus Hannover zugeschaltet war auch der Landtagsabgeordnete Christian Fühner (CDU), der seine Glückwünsche zur Standort-Eröffnung übermittelte. Er unterstrich dabei die Vorreiterrolle, die das Emsland und die Grafschaft durch das ReKo-Projekt einnehmen und wertete dies als gemeinsamen Erfolg der Region: „Das Thema Beratung wird häufig unterschätzt, da wird noch einiges auf uns zukommen“, meinte Fühner mit Blick auf die Arbeit der Case Manager und versprach, sich auch nach Ablauf der Projektdauer in 2023 für einen Ausbau entsprechender Strukturen starkzumachen. Als Option stehe etwa eine Brückenfinanzierung durch Landesmittel nach einem Gespräch mit dem Staatssekretär Heiger Scholz im Nds. Sozialministerium erfreulicherweise in Aussicht. Ebenso wie Windhaus und Tüchter plädierte der Abgeordnete dafür, solche Vorhaben „größer zu denken“, die weitere Umsetzung Landkreis-übergreifend voranzutreiben und dabei die Kompetenzen der Gesundheitsregion EUREGIO über den EUREGIO-Zweckverband mit den 129 Mitgliedskommunen sowie in der Region Weser-Ems zu bündeln und dabei Akteure aus Wirtschaft und Wissenschaft einzubeziehen.

Groß ist die Freude über den ReKo-Fortschritt nicht zuletzt auch bei Thomas Nerlinger, Projektleiter und Geschäftsführer der Gesundheitsregion EUREGIO, und Hanna Reurik, ReKo-Koordinatorin für die Grafschaft Bentheim, die sich im Namen des ReKo-Teams für die tatkräftige Unterstützung bei allen mitwirkenden Akteuren bedanken. „Mit unserem Angebot möchten wir keinesfalls Doppelstrukturen schaffen, sondern vielmehr die gute Infrastruktur vor Ort mit unserem starken Netzwerk und den ReKo-Kooperationspartnern der Gesundheitsregion EUREGIO nutzen und weiterentwickeln“, sagte Thomas Nerlinger. Wie der Architekt beim Hausbau wolle ReKo die einzelnen „Gewerke“ im Pflegesektor zusammenführen, um die Versorgung der Menschen so zielgerichtet wie möglich zu gestalten. Hanna Reurik erklärt: „Gerade nach Krankenhaus-Entlassungen kann auf diese Weise einem Versorgungsbruch vorgebeugt werden, da ReKo auch die Häuslichkeit in den Blick nimmt.“

Gesine Bönnen hat noch einen längeren Genesungsprozess vor sich, doch es zeichnen sich Lichtblicke ab: „Als nächste Projekte sollen ein Handlauf an der Treppe vorm Haus und eine Rampe zum Garten hin beschafft werden“, sagt Nicole Bußmann. Verschiedene Dinge – etwa einen Fahrdienst durch die „Lutherengel“ oder die Genehmigung einer Haushaltshilfe – hat sie bereits organisiert. Die Case Managerin versteht sich als Sprachrohr für ihre Klientin, betont dabei aber, ausschließlich in deren Sinne zu handeln und nichts zu unternehmen, was sie nicht möchte. Gegenseitiges Vertrauen sei dabei unerlässlich. Gesine Bönnen, die auch Hilfe durch Nachbarn und Freunde erhält, zeigt sich jedenfalls sehr dankbar für die ReKo-Begleitung – und das nicht nur in fachlicher, sondern auch in menschlicher Hinsicht: „Wenn es mir einmal mies geht, ist Nicole diejenige, die mich wieder aufbaut.“

Weitere Informationen zum ReKo-Angebot unter www.rekopflege.de sowie über die zentrale Rufnummer 05921 / 961 844 und hier auf dem Gesundheitsportal

ReKo-Projekt:  Lingener Seniorenvertretung informiert sich über Regionales Pflegekompetenzzentrum der Gesundheitsregion EUREGIO

ReKo-Projekt: Lingener Seniorenvertretung informiert sich über Regionales Pflegekompetenzzentrum der Gesundheitsregion EUREGIO

Bild: Spannende Einsichten: Lingener Seniorenvertretung informiert sich über ReKo-Projekt in Zoom-Premiere der Gesundheitsregion EUREGIO

„Jeder verdient die optimale Pflege und Versorgung“

Lingen – Regelmäßig lädt die Seniorenvertretung in der Stadt Lingen (Ems) zu Infoveranstaltungen ein, wobei die unterschiedlichsten Themen beleuchtet werden. Bei der jüngsten Zusammenkunft – die erstmals als Zoom-Videokonferenz vonstattenging – stand das Regionale Pflegekompetenzzentrum (ReKo) der Gesundheitsregion EUREGIO im Fokus. Die Vorsitzende der Seniorenvertretung, Mechthild Goldschmitt, und Geschäftsführer Johannes Ripperda konnten hierzu sowohl Mitarbeiterinnen als auch Klientinnen des seit 2020 im Emsland und in der Grafschaft laufenden Projekts begrüßen. Die Veranstaltung stand unter dem Leitgedanken „Jeder verdient die optimale Pflege und Versorgung“.

Worum geht es eigentlich bei ReKo? Zu dieser Frage lieferte Stefanie Göcken, Projektkoordinatorin für den Bereich Emsland, umfassende Einsichten: Übergeordnetes Ziel von ReKo ist das Bestreben, pflegebedürftigen Menschen das Leben im häuslichen Umfeld so lange es geht zu ermöglichen – und dafür die notwendigen Schritte einzuleiten. Zu den Klient*innen zählen sowohl Menschen mit Pflegegrad oder anstehender Pflegebedürftigkeit als auch pflegende Angehörige.

Geleistet wird die Arbeit in erster Linie durch speziell geschulte Case Manager*innen, die an mittlerweile 12 Standorten in Emsland und Grafschaft sowie beim Universitätsklinikum Münster (UKM) tätig sind. Sie stehen den Betroffenen für ein Jahr als feste Ansprechpartner zur Seite, vermitteln ihnen als Lotsen im „Pflege-Dschungel“ die passenden Versorgungsangebote und machen sie „fit“, um später eigenständig für die nötige Hilfe sorgen zu können. Wissenschaftlich begleitet und ausgewertet wird das auf vier Jahre angelegte ReKo-Projekt durch die Universität Osnabrück. „ReKo ist sozusagen ein zusätzliches Bonbon in den bestehenden Versorgungssettings“, brachte es Stefanie Göcken auf den Punkt.

Eindrücke aus der Praxis schilderten die beim NSK Elisabeth Krankenhaus in Thuine angesiedelten Case Managerinnen Silke Jank und Kirstin Hüwe sowie deren Klientinnen Hannelore Stanojevic und Britta Schräder. Nach einem Krankenhausaufenthalt musste Hannelore Stanojevic zunächst zur Reha und konnte anschließend wieder nach Hause. Kurz vor Weihnachten 2020 lernte sie ReKo-Case-Managerin Silke Jank kennen, die daraufhin verschiedene Hilfen in die Wege leitete: „Sie hat mich bestens betreut und mir viel Mut zugesprochen – ich bin sehr zufrieden“, lobt Stanojevic ihre „Kümmerin“. Britta Schräder gehört zur Zielgruppe der pflegenden Angehörigen: Als Einzelkind hatte sie die Versorgung beider Elternteile zu stemmen und geriet bisweilen auch an den Rand der Überforderung. „Kirstin Hüwe hat mir viele Telefonate abgenommen, zu denen ich keine Kraft mehr hatte“, berichtet sie.

Grußworte sprachen der Vorstandsvorsitzender der Caritas Gemeinschaftsstiftung Osnabrück e.V., Ludger Abeln, und Lingens Erster Stadtrat Stefan Altmeppen. Letzterer würdigte besonders den vernetzenden Charakter von ReKo: „Es gibt zum Glück schon viele Angebote vor Ort, aber wo es diese genau gibt und wie man da herankommt, ist gerade für ältere Menschen ohne Angehörige schwierig herauszufinden“. ReKo sei daher „ein spannendes und wichtiges Projekt, das wir gerne weiter begleiten“. Ludger Abeln betonte, die „Idealsituation“, dass Kinder sich um ihre Eltern kümmern, sei heute nicht mehr so gegeben wie noch vor einigen Jahrzehnten. Gleichzeitig gerieten viele Pflegedienste und Arztpraxen an ihre Grenzen. ReKo biete hier eine Plattform, die alle Beteiligten in den Blick nimmt und „smart zusammenfügt“ – in jedem einzelnen Fall. „Wir als Caritas unterstützen das als ReKo-Kooperationspartner“, bekräftigte Abeln und verwies auf das Motto der diesjährigen Caritas-Kampagne, das gewissermaßen auch zum ReKo-Gedanken passt: „Wir machen das gemeinsam.“

Regionales Pflegekompetenzzentrum (ReKo) Standort gibt es jetzt auch in der Samtgemeinde Emlichheim

ReKo: Auf dem Foto v.l.n.r.: Projektleiter Thomas Nerlinger, Samtgemeindebürgermeister Ansgar Duling, ReKo-Koordinatorin Hanna Reurik, ReKo-Case-Managerin Gesine Helweg und Geschäftsführer des Senfkorns Dr. Norbert Reich. Foto: Gesundheitsregion EUREGIO

Bild (v.l.n.r.): Projektleiter Thomas Nerlinger, Samtgemeindebürgermeister Ansgar Duling, ReKo-Koordinatorin Hanna Reurik, ReKo-Case-Managerin Gesine Helweg und Geschäftsführer des Senfkorns Dr. Norbert Reich. Foto: Gesundheitsregion EUREGIO

Gerade in ländlichen Regionen hängt eine bedarfsgerechte häusliche Versorgung von einer guten Zusammenarbeit der Akteure im Gesundheits- und Pflegewesen ab. Seit dem Projektbeginn im August 2020 sind die Case Manager an verschieden Orten in der Grafschaft und im Emsland im Einsatz. Die intensive Unterstützung durch Case Manager im ReKo-Projekt in der Modellregion wird zunehmend nachgefragt. Es wurden bisher über 800 Hilfsbedürftige und pflegende Angehörige unterstützt.

Hanna Reurik, Pflegestützpunkt Landkreis Grafschaft Bentheim und Koordinatorin des ReKo-Projektes Grafschaft Bentheim bei der Gesundheitsregion EUREGIO begrüßt den Standort im Senfkorn Mehrgenerationenhaus in Emlichheim: „Das Mehrgenerationenhaus ist seit Jahren mit vielen Angeboten im vorpflegerischen Bereich, wie z. B. der Demenzberatung tätig. So ist das Mehrgenerationenhaus ein wichtiger Baustein bei der Unterstützung von Menschen mit einem Hilfebedarf“.

Gesine Helweg macht das Angebot in der Samtgemeinde Emlichheim rund. Gerade von der Samtgemeinde Emlichheim aus sind oftmals weite Wege in der Niedergrafschaft zu überwinden. Nun gibt es auch in Emlichheim eine kompetente ReKo-Case-Managerin vor Ort, die sich kümmert. Eine wohnortnahe Beratung im Senfkorn Mehrgenerationenhaus oder auf Wunsch durch einen Haubesuch ist für Menschen mit vielen Fragen rund um das Thema Pflege sehr hilfreich.

Gesine Helweg hat zum Jahresbeginn ein Büro im Mehrgenerationenhaus an der Wilsumer Straße 2 -4 in Emlichheim bezogen. Sie ist seit über 30 Jahren als Pflegefachkraft tätig. Gesine Helwegs Ziel ist es, dass die Betroffenen so lange wie möglich in ihrem vertrauten Umfeld bleiben können: „Neben meiner langjährigen Erfahrung als Pflegefachkraft freue ich mich nun auf diese neue Aufgabe. Die Samtgemeinde Emlichheim liegt mir natürlich besonders am Herzen, da hier mein Lebensmittelpunkt ist“.

„Durch das Beratungsangebot des ReKo-Case Managements wird die Rolle des Senfkorn Mehrgenerationenhauses als Emlichheimer Service-Zentrum für alle Generationen weiter ausgebaut“, freut sich Dr. Norbert Reich, Geschäftsführer des Senfkorns. „Das ReKo-Case Management ergänzt in hervorragender Weise die Angebote des Senioren- und Pflegestützpunktes, des Familienservicebüros, des DRK-Zentrums für Migration und Flüchtlinge sowie der EUTB – Unabhängige und kostenlose Beratung für Menschen mit Beeinträchtigungen, die bereits im Senfkorn angesiedelt sind.“

„Ich freue mich sehr, dass mit dem Case Management das bereits bestehende Beratungsangebot im Mehrgenerationenhaus Senfkorn für Senioren um das Thema Pflege ergänzt und damit aufgewertet wird“, erklärt Samtgemeindebürgermeister Ansgar Duling. „Die räumliche Nähe und die bereits bestehenden Netzwerke mit den Pflegediensten, Hausärzten, Therapeuten, Seniorenbeirat und Kirchen fördern eine bedarfsgerechte Zusammenarbeit zum Wohle der Ratsuchenden.“

ReKo-Projektleiter und Geschäftsführer der Gesundheitsregion EUREGIO Thomas Nerlinger: „Die Samtgemeinde Emlichheim liegt uns wegen der Herkunft zahlreicher Vereinsmitglieder der Gesundheitsregion EUREGIO und der guten Zusammenarbeit in direkter Nachbarschaft zum südlichen Teil der niederländischen Provinz Drenthe besonders am Herzen. Groß ist die Freude, mit unserem ReKo-Versorgungsangebot an unsere gemeinsamen Projektaktivitäten im Forschungsprojekt Dorfgemeinschaft mit der Pilotkommune Emlichheim anzuknüpfen. Die öffentliche Jahresveranstaltung am 29.08.2018 in Emlichheim mit mehr als 100 Gästen war ein bedeutender Grundstein der Zusammenarbeit. Dabei stand auch das Teilprojekt der präventiven Hausbesuche „DaHeim – in Emlichheim“ im Mittelpunkt, das in Kooperation mit Senfkorn gemeinsam durchgeführt wurde. Wir verfolgen mit ReKo weiterhin das Ziel, älteren Menschen möglichst lange ein Leben in ihrer gewohnten Umgebung zu ermöglichen und hierbei zu unterstützen. Ich danke auch im Namen unseres Vorstands der Gesundheitsregion EUREGIO und dem Reko-Team dem Samtgemeindebürgermeister Ansgar Duling und Dr. Norbert Reich mit seinem Team vom Mehrgenerationenhaus Senfkorn, den Akteuren aus Politik, Wirtschaft, Vereinen und Ehrenamt für die tatkräftige Unterstützung. Nur mit dieser vorbildlichen Teamarbeit ist die Einrichtung unseres elften ReKo-Standortes möglich geworden. Ich wünsche Hanna Reurik und Gesine Helweg einen guten Start in Emlichheim und hoffe, dass unser ReKo-Angebot gut angenommen und sich dauerhaft etablieren wird.“

Eine Kontaktaufnahme zum ReKo-Case-Management erfolgt über die Tel. 0592196 1844 Pflegestützpunkt Grafschaft Bentheim oder im Internet unter www.rekopflege.de