Bild: Standort- und fachübergreifende Zusammenarbeit: (v.l.) Dr. Georg Evers (Onkologie, UKM), Priv.-Doz. Dr. Michael Mohr (Pneumologie, UKM), Prof. Georg Lenz (Onkologie, UKM), Dr. Anne Bremer (Onkologie, SFH), Dr. Arne Wichmann (Pneumologie, SFH), Prof. Annalen Bleckmann (Onkologie, UKM) und Priv.-Doz. Dr. Karsten Wiebe (Thoraxchirurgie, UKM) – Foto (UKM/ Felsing)
Münster (ukm/lie) – Lungenkrebs ist in Deutschland die dritthäufigste Krebserkrankung. Rund 57.000 Menschen erkranken jährlich neu daran. Weil Symptome wie anhaltender Husten, Atemnot und Fieber zumeist erst auftreten, wenn die Erkrankung schon weit fortgeschritten ist, sind die Prognosen dann häufig sehr schlecht. Im Westfälischen Lungenkrebszentrum UKM – SFH versorgen die verschiedenen Spezialistinnen und Spezialisten des Universitätsklinikums Münster (UKM) und des St. Franziskus-Hospitals (SFH) Münster gemeinsam Patientinnen und Patienten mit bösartigen Erkrankungen der Lunge. Jetzt ist das Zentrum von OnkoZert im Auftrag der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) erfolgreich zertifiziert worden.
Vorab hatten externe Auditoren von OnkoZert, einem unabhängigen Zertifizierungsinstitut der DKG, die Versorgungsstrukturen innerhalb des standortübergreifenden Lungenkrebszentrums genau unter die Lupe genommen. „Ziel dieser Begutachtungen der DKG, die es in vielen unterschiedlichen Bereichen der Krebsmedizin gibt, ist die Betreuung onkologischer Patientinnen und Patienten zu verbessern und ihnen in jeder Phase ihrer Erkrankung die bestmögliche Behandlung nach dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Forschung zu ermöglichen“, sagt Prof. Annalen Bleckmann, Direktorin des WTZ (Westdeutsches Tumorzentrum) Münster und Leiterin der Thorakalen Onkologie am UKM. „Wir freuen uns sehr, dass wir gemeinsam im Team den hohen Anforderungen von OnkoZert gerecht werden und die Prüfer von der Qualität unserer Arbeit überzeugen konnten“, ergänzt Prof. Georg Lenz, Direktor der Medizinischen Klinik A am UKM. Das Westfälische Lungenkrebszentrum UKM – SFH sei damit das einzige zertifizierte universitäre Lungenkrebszentrum in Westfalen-Lippe. „Gerade bei dieser aggressiven Krebsform, an der jedes Jahr mehr Menschen sterben als an Brust-, Prostata- und Darmkrebs zusammen, sind der frühzeitige Austausch und die enge Zusammenarbeit aller beteiligten Behandlerinnen und Behandler entscheidend“, so der Onkologe.
Auch Dr. Anne Bremer, leitende Ärztin des Departments für Hämatologie und Onkologie am SFH, und ihr Kollege Dr. Arne Wichmann, Pneumologe am SFH, betonen die Vorteile der Kooperation. „Die Behandlung von Lungenkrebs ist eine Teamleistung. Wir bündeln die Kompetenzen beider Partner und die Patientinnen und Patienten erhalten direkten Zugang zu den Angeboten der beiden Standorte“, so Bremer. In der wöchentlich stattfindenden Tumorkonferenz gebe es zudem die Möglichkeit, bei komplizierten Krankheitsverläufen gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der verschiedenen Fachbereiche die bestmögliche Therapieoption zu diskutieren. Dazu zählen unter anderem die Pneumologie, die Thoraxchirurgie, die Onkologie, die Radiologie, die Strahlentherapie, die Nuklearmedizin und die Pathologie. „Wir wissen heute viel mehr über die molekulare Beschaffenheit vieler verschiedener Tumortypen und haben auch deutlich mehr Behandlungsmöglichkeiten wie zielgerichtete Therapien und Immuntherapien“, sagt Dr. Michael Mohr, Pneumologe am UKM. Auch die operativen Möglichkeiten verbesserten sich stetig, ergänzt sein Kollege, Thoraxchirurg Dr. Karsten Wiebe. Die modernen Verfahren seien inzwischen effektiver und zugleich schonender und sicherer.
Neben dem Bündeln von Kompetenzen ist es wichtig, sind sich die Medizinerinnen und Mediziner beider Häuser einig, die Früherkennung für Menschen mit einem erhöhten Risiko weiter auszubauen – mit dem Ziel, etwaige bösartige Veränderungen der Lunge schneller zu entdecken und so die Heilungschancen weiter zu steigern.
Bild (v.l.): Thomas Geir von der Firma Rivolution und Dr. Diego Gonzáles Rivas mit ihren Kolleginnen und Kollegen des Clemenshospitals, Dr. Matthias Holzer und Monika Niemann (Standortleitung Zentral-OP).
Ein neues Operationsverfahren zur Verbesserung der Patientensicherheit bei Eingriffen an der Lunge wurde jetzt am Clemenshospital erstmals im Münsterland eingesetzt. Der Erfinder der Methode, Dr. Diego Gonzáles Rivas vom Krankenhaus Quirónsalud im spanischen La Coruña, war vor Ort, um die Technik vorzustellen und die Ärzte des Clemenshospitals zu schulen.
Münster – Krebs ist eine tückische und lebensbedrohliche Erkrankung. Ein besonderes Problem beim Lungenkrebs ist die frühzeitige Erkennung. Die beste Therapieform im Frühstadium ist die operative Entfernung des Tumors. Frühzeitig erkannt, ist Lungenkrebs heilbar. Bis vor wenigen Jahren konnten derartige Eingriffe nur mir größeren Schnitten erfolgen. „Am Lungenkrebszentrum des Clemenshospitals führen wir solche Eingriffe seit vielen Jahren bevorzugt in minimalinvasiver Technik durch. Es werden also nur zwei oder drei kleine Schnitte vorgenommen, durch die wir mit Endoskopen arbeiten“, erklären Prof. Dr. Peter Feindt, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Thoraxchirurgie sowie Dr. Andreas Gröschel, Leiter des Lungenkrebszentrums am Clemenshospital. Die minimalinvasive Chirurgie bietet viele Vorteile für die Patientinnen und Patienten: weniger Schmerzen nach dem Eingriff, kürzerer Krankenhausaufenthalt und kosmetisch kaum sichtbare Narben.
Erstmals konnte jetzt im Münsterland bei mehreren Patienten diese Methode noch verfeinert werden. Über nur einen einzigen kleinen Hautschnitt von wenigen Zentimetern konnten nun mit Hilfe einer neuen Operationsmethode bösartige Lungentumore und ganze Lungenlappen erfolgreich entfernt werden. Der international renommierte Entwickler der sogenannten uniportalen videounterstützten Lungenchirurgie (VATS), Dr. Diego Gonzáles Rivas, Facharzt für Thoraxchirurgie am Krankenhaus Quirónsalud im spanischen La Coruña, unterstützte seine Kollegen in Münster während der ersten Eingriffe. „Bei kleineren thoraxchirurgischen Eingriffen haben wir bereits die uniportale Methode eingesetzt, mit der neuen Methode können wir jetzt auch bei größeren Eingriffen und Risikopatienten noch schonender operieren. Wir bieten unseren Patienten die Möglichkeit, so gering-invasiv wie nur möglich operiert zu werden“, skizziert der leitende Oberarzt Dr. Matthias Holzer die Vorteile dieser neuen Methode.
Bild: Dr. Diego Gonzáles Rivas (m.) demonstriert seinen Kolleginnen und Kollegen des Clemenshospitals die von ihm entwickelte uniportale Methode.
Die ersten Patienten konnten bereits nach wenigen Tagen das Clemenshospital, ein Krankenhaus der Alexianer, verlassen. Neben der neuen Operationsmethode kam bei den Eingriffen auch ein spezielles Narkoseverfahren zum Einsatz. Bei diesem Verfahren werden die Patientinnen und Patienten in einen künstlichen Tiefschlaf versetzt und können dabei selbstständig weiteratmen. Sie müssen nicht beatmet werden. „Das ist sicherlich zukunftsweisend in der Lungenchirurgie. Die schmerzfreie Durchführung komplexer Eingriffe über nur eine Körperöffnung am selbständig atmenden Patienten“, wie Feindt und Holzer betonen, „Die Betroffenen erholen sich viel schneller, haben deutlich weniger Nebenwirkungen zu erwarten und können wesentlich früher in ihre gewohnte Umgebung entlassen werden.“ Das Lungenkrebszentrum des Clemenshospitals ist Teil der „Münsteraner Allianz gegen Krebs – MAgKs“
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