Bild: Vier von zehn jungen Menschen zwischen 18 und 24 rauchen. Erstaunlich vielen ist dabei die Lungenkrebsgefahr nicht bewusst. Foto: DJD/Sanofi/Getty Images/Miodrag Ignjatovic
Rauchen: Junge Menschen greifen öfter zur Zigarette und wissen zu wenig über die Risiken
(DJD) – Jahrelang war die Zahl jugendlicher Raucherinnen und Raucher rückläufig. Doch nun zeigt sich eine Trendwende: Junge Menschen greifen wieder vermehrt zur Zigarette. Bei der „Deutschen Befragung zum Rauchverhalten“ (DEBRA) gaben 15,9 Prozent der 14- bis 17-Jährigen und sogar 40,8 Prozent der 18- bis 24-Jährigen an, aktuell zu rauchen. Über die Gründe für diese Entwicklung gibt die Befragung keine Auskunft, aber möglicherweise trägt dazu auch ein geringeres Risikobewusstsein bei. Der aktuelle Sanofi Gesundheitstrend zeigt jedenfalls, dass nur 82 Prozent der 18- bis 49-Jährigen wissen, dass aktives Rauchen Lungenkrebs auslösen kann. In der Altersgruppe ab 50 Jahren sind darüber 97 Prozent informiert. Beim Risikofaktor Passivrauchen zeigen sich ähnliche Wissensunterschiede.
Wissenslücken bei Lungenkrebsursachen
Angehörige medizinischer Fachkreise sehen dies mit Sorge, denn Tabakkonsum ist die Nummer eins der Lungenkrebsursachen – etwa 80 bis 90 Prozent der Erkrankungen lassen sich darauf zurückführen. Umgekehrt bedeutet dies, dass 10 bis 20 Prozent aller Fälle nichts mit Rauchen zu tun haben. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass dieser Anteil zunimmt. Mögliche Auslöser sind dann beispielsweise ungünstige Umwelteinflüsse wie Asbest, Dieselabgase, Feinstaub oder das natürlich vorkommende radioaktive Edelgas Radon. Auch Infektionskrankheiten, vor allem Tuberkulose, sowie die Erbanlagen können eine Rolle spielen. Hier zeigen sich bei den Befragten im Gesundheitstrend größere Wissenslücken. Fast jeder Fünfte wusste nicht, dass die genannten Luftschadstoffe Lungenkrebs verursachen können. Über die Bedeutung von Genetik, Infektionen und Radon wussten noch deutlich weniger Bescheid – unter www.sanofi.de finden sich alle Ergebnisse. Insgesamt waren die Risikofaktoren den über 50-Jährigen häufiger bekannt als den 18-49-Jährigen.
Die Symptome kennen Jüngere besser
Ein etwas anderes Bild ergibt sich bei der Bekanntheit von Lungenkrebs-Symptomen, zu denen anhaltender Husten, blutiger Auswurf, Atemnot, Brustschmerzen, geschwollene Fingerendglieder (Trommelschlegelfinger), Fieber, Gewichtsverlust, Schwäche, Knochenschmerzen und Nervenstörungen gehören. Hier waren die jüngeren Menschen besser informiert als die über 50-Jährigen, bekannt waren vor allem die direkt mit den Atemwegen zusammenhängenden Symptome. Da Lungenkrebs sich häufig für lange Zeit unbemerkt ausbreitet, ist es wichtig, mögliche Anzeichen früh zu erkennen und ärztlichen Rat einzuholen. Denn je früher die Erkrankung erkannt wird, desto besser ist sie behandelbar.
Bild: (v.l.) Priv.-Doz. Dr. Ulrich Peitz und Prof. Dr. Dr. Matthias Hoffmann leiten das Darmkrebszentrum Raphaelsklinik Münster.
Münster – Experten des Darmkrebszentrums der Raphaelsklinik, einem Krankenhaus der Alexianer, beobachten seit einiger Zeit eine beunruhigende Tendenz: „Während bei älteren Menschen dank der steigenden Nutzung der Vorsorgeangebote die Häufigkeit von Darmkrebs langsam sinkt, kommen in den letzten Jahren immer häufiger ungewöhnlich junge Patientinnen und Patienten zur Behandlung in unser Zentrum“, wie der Leiter des Darmkrebszentrums und Chefarzt der Raphaelsklinik, Prof. Dr. Dr. Matthias Hoffmann, erläutert. Mehrere Studien aus Europa und den USA bestätigen diese Entwicklung auch auf internationaler Ebene. So haben zum Beispiel Forscher der Erasmus-Universität in Rotterdam herausgefunden, dass es in den letzten 25 Jahren in Europa einen starken Zuwachs an Darmkrebserkrankungen bei jungen Erwachsenen gab. Zwischen 2004 und 2016 stiegen die Zahlen in jedem Jahr um acht Prozent.
Als Sebastian Krey vor zwei Jahren erstmals Blut im Stuhl entdeckte, dachte er an alles Mögliche, nur nicht an Darmkrebs, „Ich hatte in den letzten Jahren viel Stress, der Beruf war sehr fordernd, außerdem haben wir das Haus umgebaut, ich stand immer unter Volldampf“, wie der 35-Jährige berichtet. Oft war erst spät abends Zeit zum Essen und das kam dann meist aus der Tiefkühltruhe, „In der Zeit habe ich mich wirklich nicht sehr gesund ernährt“, bedauert Krey. Plötzlich litt der sportliche junge Mann unter ständiger Müdigkeit, die ihn schließlich zum Arzt gehen ließ. „Die Darmspiegelung hat dann gezeigt, dass ich einen Tumor habe. Ich war total überrascht, auch der Arzt hatte bei einem 35-Jährigen nicht damit gerechnet“, wie der Wettringer berichtet. „Das Problem ist, dass viele Ärztinnen und Ärzte bei jungen Patientinnen und Patienten trotz entsprechender Symptome zunächst nicht an eine Darmkrebserkrankung denken und erst in andere Richtungen therapieren. Dabei darf man bei der Behandlung keine Zeit verlieren“, stellt Hoffmann nachdrücklich fest.
Wird die Erkrankung zu spät erkannt, kommt es nicht selten zu Komplikationen wie Metastasen in der Leber, die eine Heilung deutlich erschweren. „Ich rate inzwischen in meinem Freundeskreis auch den Jüngeren, bei Symptomen wie Blut im Stuhl, Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfung oder unklarer Leistungsschwäche zum Arzt zu gehen und gegebenenfalls eine Darmspiegelung durchführen zu lassen. Jung zu sein, scheint nicht vor schweren Krankheiten zu schützen!“, wie Krey betont. Dies gilt ganz besonders auch vor dem 50. Lebensjahr, ab dem die Vorsorgekoloskopie normalerweise empfohlen wird.
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