Laienreanimation für Schülerinnen und Schüler

Laienreanimation für Schülerinnen und Schüler

Bild: Gemeinsam für die Laienreanimation in Schulen: (v.l.n.r.) Münsters Bürgermeisterin Angela Stähler, der ehemalige Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des UKM, Prof. Hugo Van Aken, NRW-Schulministerin Dorothee Feller und der Schulleiter des Gymnasiums Paulinum, Dr. Tobias Franke.

100 beats per minute fürs Überleben

Ein plötzlicher Herzstillstand erfordert schnelles und beherztes Eingreifen, damit ein Mensch gut und ohne bleibende Schäden überleben kann. Wenn Laienreanimation schon an Schulen vermittelt wird, dann kann das jungen Menschen Sicherheit geben, in solchen Ausnahmesituationen ohne Angst entschlossen und bewusst Wiederbelebungsmaßnahmen einzuleiten. In anderen Ländern konnte gezeigt werden, dass die Wiederbelebungsquote durch solche Maßnahmen deutlich ansteigt. NRW-Schulministerin Dorothee Feller hat heute in Münster eine große Veranstaltung mit Schülerinnen und Schülern besucht und am Wiederbelebungstraining teilgenommen.

Münster (ukm/aw) – 113 Schülerinnen und Schüler der Klassen 9 des Gymnasium Paulinum und ihre Lehrerinnen und Lehrer knien vor ihren Reanimationspuppen und drücken im Takt zum Bee Gees-Klassiker „Staying alive“ 100 Mal pro Minute auf den Brustkorb der Puppe. Schul- und Bildungsministerin Dorothee Feller: „Auch Kinder und Jugendliche können Leben retten, wenn sie entsprechend vorbereitet sind. Im Ernstfall sind Mut und Wissen erforderlich, um in einer solchen Situation schnell zu handeln. Ich bin überzeugt, dass mehr Menschenleben gerettet werden können, wenn das Wissen um Reanimation frühzeitig vermittelt wird. Deshalb unterstütze ich Reanimationstrainings und wir arbeiten daran, dass das Thema Wiederbelebung an unseren Schulen mehr Aufmerksamkeit bekommt.“

Für den ehemaligen Ärztlichen Direktor und Vorstandsvorsitzenden des UKM (Universitätsklinikum Münster), Univ.-Prof. Dr. med. Dr. h.c. Hugo Van Aken, seines Zeichens auch Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI): „Die Laienreanimation war mir persönlich immer ein wichtiges Anliegen. Mit dieser einfachen Maßnahme können wir viele Menschenleben retten und Betroffenen und deren Angehörigen gleichzeitig viel Leid ersparen.“ Denn wenn nicht zeitnah und richtig animiert werde, drohe im Fall des Überlebens unter Umständen eine schwere neurologische Hirnschädigung. „Das Gehirn beginnt nach fünf Minuten ohne Sauerstoff zu sterben – mit den entsprechenden Folgen für den Betroffenen. Der Tod durch Herzstillstand oder schwere neurologische Folgen können künftige Generationen sehr viel weniger häufig betreffen, wenn möglichst viele Schülerinnen und Schüler die Wiederbelebung schon in der Schule erlernen“, so Van Aken.

In den skandinavischen Ländern gebe es bereits sehr gute Erfahrungen mit der Aufnahme der Laienreanimation als Bestandteil des Unterrichts, ergänzt auch der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. Hans Gehle: „Während in Deutschland nur etwa ein Drittel aller Menschen bei einem Herzstillstand zielsicher Wiederbelebungsmaßnahmen einleitet, sind es bei den Skandinaviern zwischen 60 und 80 Prozent. Das zeigt, dass wir da viel Potential nach oben haben.“

Die Schülerinnen und Schüler der Klassen 9 des Gymnasiums Paulinum lernen die Wiederbelebung für den Ernstfall eines Herz-Kreislauf-Versagens an Dummies.

Bild: Die Schülerinnen und Schüler der Klassen 9 des Gymnasiums Paulinum lernen die Wiederbelebung für den Ernstfall eines Herz-Kreislauf-Versagens an Dummies.

Damit auch die Lehrkräfte dafür gut gerüstet sind, können Lehrerinnen und Lehrer auch von den jeweils vor Ort ansässigen anerkannten Hilfsorganisationen sowie weiteren von den Unfallversicherungsträgern anerkannten Institutionen, auch etwa Universitätskrankenhäusern, unterstützt werden. Das können also auch regionale Kliniken sein, aber auch Freiwillige, zum Beispiel Medizinstudentinnen und Medizinstudenten. Ärztekammerpräsident Gehle, sicherte die Unterstützung aus der Ärzteschaft für dieses wichtige Anliegen heute zu. Schwer zu erlernen sei die Laienreanimation jedenfalls für niemanden. Voraussetzungen oder Einschränkungen die Inhalte der Laienreanimation sicher zu erlernen und selbst zu vermitteln gebe es schlicht nicht.

Für die Stadt Münster war heute Bürgermeisterin Angela Stähler vor Ort. Sie zeigte sich begeistert von der Motivation der Schülerinnen und Schüler: „Die Schülerinnen und Schüler lernen etwas, bei dem sie selbst unmittelbar das Gefühl haben, im Ernstfall etwas Sinnvolles tun zu können. Das gibt ihnen ein Gefühl von Handlungsfähigkeit statt Hilflosigkeit.“

Medizinische Fakultät der WWU als EULAR-Exzellenzzentrum ausgezeichnet

Medizinische Fakultät der WWU als EULAR-Exzellenzzentrum ausgezeichnet

Bild (v.l.): Freuen sich auf fünf Jahre (noch) engerer Zusammenarbeit unter dem Dach des „EULAR Centre“ (v.l.n.r.): Prof. Richard Stange, Prof. Dirk Föll, Prof. Thomas Pap, Prof. Martin Kriegel, Prof. Christine Hartmann und Prof. Tobias Hirsch (Foto: WWU / Marcus Heine)

Münster (mfm/jg) – Die Zukunft hat viele Namen – die der europäischen Rheumatologie heißt nun auch Münster: Für zunächst fünf Jahre – von 2022 bis 2027 – erhält die Medizinische Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster die Auszeichnung „EULAR Centre of Exellence of Rheumatology“. Den Titel verleiht der Dachverband Europäischer rheumatologischer Fachgesellschaften „European Alliance of Associations for Rheumatology“ (EULAR) an Standorte, deren Forschungsarbeit das Potenzial zeigt, die Zukunft der internationalen Rheumatologie richtungsweisend mitzugestalten.

Die Auszeichnung geht an die auf dem Gebiet der Rheumatologie arbeitenden Einrichtungen der Medizinischen Fakultät, die neben den Standorten Berlin und Erlangen nun das dritte EULAR-Centre in Deutschland bilden. „Da wir zu verschiedenen Schwerpunkten arbeiten, stammen unsere Projekte aus mehreren Bereichen mit unterschiedlichen Protagonisten“, erläutert Prof. Thomas Pap, Direktor des Instituts für Muskuloskelettale Medizin. „Diese Vielseitigkeit hat uns erleichtert, die für eine Bewerbung als EULAR-Centre geforderte Mindestzahl an ‚Impact-Factor-Points‘ zu erreichen. Anhand dieser Werte wird der Einfluss publizierter Forschungsergebnisse auf die Fachwelt gemessen.“

Für die erfolgreiche Bewerbung Münsters war das von Pap geleitete Institut mit der Abteilung für Translationale Rheumatologie und Immunologie unter der Führung von Prof. Martin Kriegel, die Sektion für Rheumatologie und Klinische Immunologie am Universitätsklinikum Münster (ebenfalls unter Kriegel) sowie die Klinik für Pädiatrische Rheumatologie und Immunologie unter Leitung ihres Direktors Prof. Dirk Föll verantwortlich. Während Pap vor allem neue Ansätze zur Behandlung der Gelenkzerstörung bei rheumatischen Erkrankungen untersucht, erforscht Kriegel als Mikrobiom-Experte, wie die bakterielle Zusammensetzung des Darms mit der Entstehung von autoimmunen und entzündlich-rheumatischen Erkrankungen zusammenhängt. Föll arbeitet mit seinem Team vor allem zur Diagnostik und Therapie rheumatischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen.

Das EULAR-Zertifikat erkennt zum einen bisherige Leistungen an, hat zugleich aber auch eine langfristige Perspektive. „Unsere Stärke ist schon jetzt, dass und wie eng wir trotz der unterschiedlichen Schwerpunkte zusammenarbeiten – motiviert von der Auszeichnung werden wir in Zukunft sowohl in der Forschung als auch der Klinik noch weiter zusammenrücken“, so Kriegel. Damit nicht genug: „Bei künftigen Projekten wird EULAR primär mit den ausgezeichneten Standorten zusammenarbeiten“, ergänzt Föll und nennt ein konkretes Beispiel: „Für die Entwicklung von Empfehlungen, die die Gesellschaft für europäische Kinder und Erwachsene mit rheumatischen Erkrankungen herausgibt, werden vorwiegend Forschende aus den EULAR-Exzellenzzentren berufen.“ Als einziger deutscher Standort ist Münster mit zwei Mitgliedern – Pap und Föll – in dem 24-köpfigen „EULAR Research Committee“ vertreten, das über die Forschungsrichtung des Europäischen Dachverbandes in den nächsten Jahren entscheidet. Zudem ist Kriegel Gründungsmitglied in einer kürzlich formierten EULAR-Arbeitsgruppe zum Thema Mikrobiom.