Hebammenwissenschaft startet mit 24 Studierenden
Geburts-Stunde für ersten dualen Studiengang der WWU
Münster (mfm/hh) – Eine Geburt ist immer etwas besonders – das gilt erst recht, wenn es das erste Kind ist. So auch an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster: Dort begrüßte Rektor Prof. Johannes Wessels jetzt persönlich die erste Kohorte des Studiengangs Hebammenwissenschaft. Eine Premiere an der WWU ist nicht nur das Fach, sondern auch dessen Ausrichtung: „Es handelt sich um den ersten dualen Studiengang unserer Universität. Wir sind sehr stolz, diesen Weg mit der Hebammenwissenschaft zu gehen“, so Wessels. Eine weitere Besonderheit: Die 24 Studentinnen sind nicht nur an der WWU eingeschrieben, sondern haben auch einen Arbeitsvertrag mit dem Universitätsklinikum Münster (UKM). Dessen Pflegedirektor Thomas van den Hooven sieht darin eine Chance für Gesundheitsfachberufe in Münster. „Wir hoffen, perspektivisch weitere solche Studiengänge an der WWU zu etablieren.“
Die jungen Frauen studieren an der Medizinischen Fakultät der WWU. Aus deren Leitung hießen der Prodekan für klinische Angelegenheiten Prof. Sven Martens und der Studiendekan Prof. Bernhard Marschall die Erstsemester willkommen. „Wir werden überall mit offenen Armen empfangen“, freut sich die Studiengangsleiterin Sandra Kroner-Beike über die Rückendeckung. Die Abstimmung der verschiedenen Partner sei herausfordernd gewesen, letztendlich habe die Zusammenarbeit aber reibungslos funktioniert.
Das war auch deshalb wichtig, weil das Interesse am neuen Studiengang groß war und ist: Über 200 Bewerbungen gingen für die ersten 24 Studienplätze ein – ein Verhältnis von rund 8 zu 1. Nur wer eine sehr gute Abiturnote hatte, konnte daher einen Studienplatz erhalten. Die zwei Dutzend junge Frauen, die es geschafft haben, sind zwischen 18 und 30 Jahren alt; viele von ihnen wechseln aus einem anderen Hochschulstudium in die Hebammenwissenschaft – so wie Charlott Schlosser. Die 22-Jährige hat vorher zwei Semester Landschaftsarchitektur studiert. Jetzt möchte sie lieber etwas Praktisches machen: „Ich habe schon im Kreissaal hospitiert, das hat mir viel Spaß gemacht“, erzählt sie.
In den nächsten vier Jahren wird Schlosser mit ihren Kommilitoninnen auf ihre Tätigkeit als Hebamme vorbereitet. Bevor die praktische Arbeit beginnt, warten zwei Semester Theorie auf die Studentinnen. „Wir finden es wichtig, zunächst eine gute Wissensbasis zu legen“, erklärt Kroner-Beike. In den ersten beiden Semestern bekommen die Studentinnen ein Grundverständnis für den menschlichen Körper, für die physiologische Schwangerschaft und das Wochenbett. Praxisfähigkeiten trainieren sie im Skills-Training des „Studienhospitals“ der Medizinischen Fakultät. „Wir sind überzeugt, dass die Studentinnen dadurch in ihrem ersten Praxiseinsatz besser mitarbeiten und das Erlebte zudem besser reflektieren können“, sagt Kroner-Beike. Eine weitere Besonderheit des Studiums sei die interdisziplinäre Lehre, die durch die Angliederung an die Medizinische Fakultät ermöglicht wird. „Wir profitieren von der bestehenden Lehre der Anatomie und Physiologie. Die Konzepte werden für die Bedürfnisse der Hebammenstudentinnen angepasst“, sagt Kroner-Beike.
Zum neuen Fach gehört auch eine neue Professur; das Berufungsverfahren dafür steht kurz vor dem Abschluss. Auch das Akkreditierungsverfahren des Studiengangs ist auf der Zielgerade; es liegt bereits ein positives Fachgutachten vor. Pünktlich zum Studienstart erteilte die Bezirksregierung Münster die berufsrechtliche Eignung des Konzeptes, sodass die Studierenden nach erfolgreichem Abschluss des Studiums die Berufsbezeichnung „Hebamme Bachelor of Science“ tragen dürfen. In voraussichtlich vier Jahren werden die ersten Absolventinnen von der WWU ihr Zeugnis erhalten und dürfen mit ihrem Abschluss dann EU-weit als Hebamme praktizieren. Linkzum Studiengang:»Angewandte Hebammenwissenschaft«