
Selidji Todagbe Agnandji tritt Professur in Münster an
Münster (mfm/jg) – Warum eigentlich „Albert-Schweitzer-Campus“? Die Bezeichnung für das Gelände der münsterschen Universitätsmedizin hängt mit der engen Verbindung von Münster und Lambaréné zusammen, wo der Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer ein Krankenhaus gründete und viele Jahre leitete. Diese Beziehung wurde jetzt erneuert und intensiviert: Dr. Selidji Todagbe Agnandji vom Forschungszentrum „Centre de Recherches Médicales de Lambaréné“ (CERMEL) ist seit Ende 2024 Professor für Geographisch-Epidemiologische Medizinische Mikrobiologie – und hat damit die erste gemeinsame Professur der Universität Münster mit einem afrikanischen Standort inne.
Nicht erst seit Corona arbeitet die Hochschule zur „Pandemic Preparedness“, also zur präventiven Vorbereitung auf die nächste Pandemie, denn: „Alles rückt näher zusammen, somit müssen wir international und global denken“. Das sagt Prof. Frieder Schaumburg, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, der nach dem Studium selbst in Lambaréné über Malaria-Therapien und Impfstoffe forschte. Neben ihm nutzten und nutzen auch zahlreiche Promovenden die Verbindung nach Lambaréné, um dort ihre Doktorarbeiten anzufertigen.
Aus dem berühmten „Urwaldhospital“ in Lambaréné hat sich mit dem CERMEL mittlerweile eines der fünf besten Forschungszentren Afrikas entwickelt, in dem vor allem Malaria und Wurmerkankungen untersucht werden. Agnandji selbst gilt als ausgewiesener Experte für Tropenkrankheiten: Als Direktor des CERMEL leitete er klinische Studien zur Kontrolle und Eliminierung von Infektionskrankheiten, war beispielsweise an der Entwicklung des neu lizenzierten RTS,S-Impfstoffs gegen Malaria beteiligt. Nachdem er langjährig im Bereich der Tropenmedizin gearbeitet hat, ist er außerdem zum Botschafter der Universität Tübingen für Zentral- und Westafrika ernannt worden.
Da Lambaréné ein großes Netzwerk innerhalb Afrikas und eine anerkannte Labor-Infrastruktur bietet, dazu viel Erfahrung in Verbundprojekten besitzt, verspricht sich Schaumburg viel von der neuen Professur: „Diese bringt einen Mehrwert für den gesamten Wissenschaftsstandort Münster.“ Die Professur wird hälftig vom CERMEL und der Medizinischen Fakultät der Uni Münster finanziert und ist zunächst auf fünf Jahre befristet. Mit einer gut besuchten Antrittsvorlesung stellte sich Prof. Agnandji im Dezember an der Uni Münster vor.