Lungenkrebs-Früherkennung mittels CT auf dem Vormarsch
(Foto: Alexianer)
Studie am Clemenshospital erfolgreich abgeschlossen
Lungenkrebs – Innerhalb von zwei Wochen hat sich das Leben von Monika Weber aus Senden radikal geändert: 14 Tage lagen zwischen einem gemütlichen Frühstück, bei dem sie den Aufruf zu einer Studie mit Rauchern in der Zeitung las, und einer geglückten Operation, bei der ihr ein Karzinom in der Lunge entfernt wurde. „Ich hatte mit allem gerechnet, aber damit nicht“, erklärt die 66-jährige Patientin, die im Clemenshospital operiert wurde.
Ein diffuser Husten, erste Atemnot, verminderte Leistungsfähigkeit im Alltag – wenn Symptome auf einen Lungenkrebs hindeuten, ist dieser oft schon weit fortgeschritten und nur noch schwer zu bekämpfen. Ein Früherkennungsprogramm, das besonders gefährdeten Personengruppen einheitlich angeboten wird, könnte den Krebs sichtbar machen, bevor er ein spätes Stadium erreicht. Noch gibt es dieses nicht. Doch das Lungenkrebszentrum des Clemenshospitals in Münster hat an einer gemeinschaftlichen Studie zum Lungenkrebsscreening teilgenommen – mit eindeutigen Ergebnissen.
Gemeinsam mit dem Lungenkrebszentrum Heidelberg sowie dem Deutschen Zentrum für Lungenkrebsforschung Heidelberg haben die Mediziner unter anderem erforscht, wie viele der Studienteilnehmer, die im Vorfeld nicht den Verdacht auf eine Krebserkrankung hatten, auffällige Bilder zeigten. Untersucht wurden diese dabei mit einer besonders strahlendosisarmen Niedrigdosis-Computertomographie (CT).
Bei den Probanden mit auffälligen Befunden in der CT wiesen die meisten Personen auch Krebsherde in sehr frühen Stadien auf, die erfolgreich operativ entfernt werden konnten. Eine spätere Entdeckung dieser Krebsherde hätte die Prognosen für die Erkrankten wahrscheinlich deutlich verschlechtert. Alle Probanden eint, dass sie ehemalige oder aktive Raucher sind und mindestens eine, eher jedoch mehrere Packungen Zigaretten pro Tag geraucht haben.
Eine gute Schachtel hat auch Monika Weber pro Tag geraucht – mehr als 40 Jahre lang. Mit der Operation ist sie über Nacht zur Nichtraucherin geworden. Ihre Geschichte ist ein Musterbeispiel für den Sinn der Früherkennungsstudie.
Die Ergebnisse der über drei Jahre durchgeführten Untersuchung fügen sich in die positive Entwicklung der internationalen wissenschaftlichen Datenlage zur Lungenkrebsfrüherkennung ein. „Wir haben darüber hinaus durch die Kooperation mit beteiligten Haus- und Lungenfachärzten relevante Qualitäts- und Strukturmerkmale eines Früherkennungsprogrammes überprüfen können. Erkenntnisse, die für eine erfolgreiche praktische Umsetzung im deutschen Gesundheitssystem hilfreich sein können“, erläutert Prof. Dr. Johannes Weßling. Der Radiologe vertritt gemeinsam mit seinen Kollegen Dr. Andreas Gröschel (Pneumologe) und Prof. Dr. Peter Feindt (Ärztlicher Direktor und Thoraxchirurg) das interdisziplinäre Studien-Team des Lungenkrebszentrums am Clemenshospital in Münster, das in Trägerschaft des Alexianer Verbundes ist. Alle drei Ärzte waren an der Behandlung von Monika Weber beteiligt.
Die Mediziner betonen, dass mit den bundesweiten, zertifizierten Lungenkrebszentren – zu denen in Münster das Clemenshospital gehört – eine besonders hohe Untersuchungs- und Versorgungsqualität als wichtige Voraussetzung für die regionale Koordination von Früherkennungsprogrammen vorgehalten werde. „Unsere Teilnehmer werden individuell, ausführlich und mit hoher Expertise über Risiken und Nutzen aufgeklärt, erhalten konkrete Angebote zur Rauchentwöhnung und werden unter besonders geringer Strahlenbelastung diagnostiziert“, so Gröschel. „im Fall der Fälle werden unnötige und belastende Operationen zudem auf einem sehr niedrigen Niveau gehalten“, ergänzt Feindt.
Für Monika Weber kam die Untersuchung und die OP gerade rechtzeitig: Nur einen Zentimeter groß war ihr Tumor, der minimalinvasiv durch zwei kleine Öffnungen an der Seite des Körpers entfernt werden konnte. Beschwerden hatte die Sendenerin bis dato keine. Nur wenige Tage nach der OP konnte sie bereits das Clemenshospital verlassen. Für sie steht fest: „Ohne diese Vorsorgemöglichkeit hätte mich diese tückische Krankheit schlimm erwischt“.
Wann können betroffene Risikopatienten die Lungenkrebs-Früherkennung mittels Niedrigdosis-CT tatsächlich in Anspruch nehmen?
Die wissenschaftliche Datenlage zur Lungenkrebsfrüherkennung wurde zuletzt durch das Bundesamt für Strahlenschutz positiv bewertet. Der politische Entscheidungs- und Umsetzungsprozess liegt nun beim gemeinsamen Bundesauschuss. Wahrscheinlich 2023 entscheidet sich, wann und unter welchen Rahmenbedingungen die Lungenkrebsfrüherkennung mittels Niedrigdosis-CT in die medizinische Vorsorgeplanung und Kostenerstattung aufgenommen werden kann. Das große Interesse der Probanden zeigt, wie groß die Sorge um eine Lungenkrebserkrankung ist. Den größten Hebel dazu haben die Risikogruppen dazu jedoch selbst in der Hand: „Hören Sie mit dem Rauchen auf!“, appellieren die drei Mediziner einmütig, „jeder rauchfreie Tag zählt!“. [Mesotheliom: 1. Behandlungszentrum der Region am Clemenshospital]