Familiale Pflege unterstützt pflegende Angehörige

Familiale Pflege unterstützt pflegende Angehörige

Bild: Klaudia Bexte (l.) von der Familialen Pflege berät über Angebote für Pflegebedürftige. (Foto: Michael Buehrke)

Familiale Pflege: Kostenloser Pflegekurs in Clemenshospital und Raphaelsklinik

Münster – „Ich wollte vorbereitet sein. Wir wussten nicht, was auf uns zukommt. Und meine größte Angst war, in einer kritischen Situation nicht zu wissen, wie ich reagieren kann.“ Anna Lammers erinnert sich noch gut daran, warum sie am Kurs der Familialen Pflege im Clemenshospital teilgenommen hat. Ihre Mutter war schwer erkrankt – als Tochter wollte sie aktiv sein können.

So wie Anna Lammers geht es vielen pflegenden Angehörigen. Um ihnen Sicherheit und praktische Tipps für den Alltag zu geben, bietet das Team der Familialen Pflege in Clemenshospital und Raphaelsklinik Pflegekurse in Kleingruppen an. Es geht zum Beispiel um Hilfe bei der Körperpflege oder um Mobilisation und Bewegung, aber ebenso um Informationen zu Pflegegraden oder zusätzlichen Leistungen der Pflegeversicherung. Individuelle Kurse zu Hause können anschließen. „Vor allem leben die Pflegekurse von dem Kontakt und dem Austausch untereinander“, sagt Gesundheitsmanagerin Klaudia Bexte, die das Team in den beiden Krankenhäusern der Alexianer in Münster leitet. Anna Lammers nickt: „Es war sehr eindrucksvoll, zu sehen, wie Menschen mit unterschiedlichen Situationen umgehen.“

Auch Claudia Lammers (trotz Namensgleichheit nicht mit Anna Lammers verwandt) hat im vergangenen Jahr einen der Pflegekurse im Clemenshospital belegt. „,Meine Eltern bekommen ihren Alltag noch gut geregelt, aber in kritischen Situationen bin sehr unsicher, was notwendig ist.‘ Das habe ich gedacht, als ich meine Mutter im letzten Jahr ein paar Tage intensiver unterstützt habe, als mein Vater verhindert war“, erinnert sie sich. Beim Umziehen bemerkte sie abends die geschwollenen und druckempfindlichen Beine ihrer Mutter. Die betonte, das sei ganz normal. „Aber was ist, wenn es sich sogar um eine Thrombose handelt und ich es nicht bemerke?“, fragte sich Claudia Lammers. „Ich habe es mit der Angst zu tun bekommen, weil ich mich nicht genug auskannte.“ Glücklicherweise behielt ihre Mutter Recht, es handelte sich nicht um eine Thrombose, aber der Entschluss von Claudia Lammers stand fest: „Ich muss mich fortbilden. So wie man einen Erste-Hilfe-Kurs belegt, sollte man auch einen Kurs für pflegende Angehörige belegen.“

In den Kursen der Familialen Pflege in Clemenshospital und Raphaelsklinik erfahren die Teilnehmenden auch, wie wichtig es ist, die zu pflegende Person mitzunehmen: Fragen stellen, erklären, auf Augenhöhe kommunizieren – all das hilft dabei, das Verhältnis untereinander zu wahren. „Plötzlich verändern sich die Rollen. Die Kinder kümmern sich um ihre Eltern. Partner in einer Beziehung fühlen sich nicht mehr gleichberechtigt, wenn einer von beiden gepflegt werden muss“, erklärt Klaudia Bexte. Um ein erniedrigendes Gefühl zu vermeiden, sei es wichtig, zugewandt zu sein. Und gleichzeitig eigene Grenzen zu kennen, um das eigene Wohlergehen nicht aus den Augen zu verlieren.

Familiale Pflege: Zum Pflegekurs der Familialen Pflege von Clemenshospital und Raphaelsklinik gehören viele praktische Tipps. Individuelle Kurse zu Hause können anschließen. (Foto: Michael Buehrke)

Bild: Zum Pflegekurs der Familialen Pflege von Clemenshospital und Raphaelsklinik gehören viele praktische Tipps. Individuelle Kurse zu Hause können anschließen.

Für sie sei der Kurs eine große Bereicherung bei der Begleitung und Pflege ihrer Mutter gewesen, sagt Anna Lammers. Weil sie anschließend wusste, wie sie aktiv werden kann. „Und auch wenn es bei uns nicht so war, ist bei vielen das Thema Krankheit und der Umgang mit Krankheit und Sterben sehr schwierig. Der Pflegekurs senkt die Hemmschwelle, miteinander ins Gespräch zu kommen“, sagt sie. „Er ist nicht nur Entlastung für die pflegenden Angehörigen, sondern auch für die zu Pflegenden. Das hat mir meine Mutter gesagt. Es entsteht eine Sicherheit. Die zu pflegende Person weiß: Sie ist gut aufgehoben.“

Die Pflegekurse der Familialen Pflege von Clemenshospital und Raphaelsklinik sind kostenlos. Der nächste Kurs findet am 23. August, 15-18 Uhr, und 24. August, 9-16 Uhr, statt. Ein weiterer Kurs folgt am 8., 15. und 22. Oktober jeweils von 10 bis 13.30 Uhr. Anmeldung und Information bei Klaudia Bexte, Tel. 0251/976-5989 oder per Mail an pflegeberatung.ludgeruskliniken@alexianer.de