Bild: Auftakt für die Fassadenmontage bei MedForCe und BBIM: Für viele Bereichen der Gebäude werden vorgefertigte Elemente verwendet, wie sie hier zu sehen sind. (Foto: WWU/M. Heine)
Münster (mfm/tb) – Die gute Nachricht ist: Es gibt keine schlechte. Bei der Großbaustelle der münsterschen Universitätsmedizin am Coesfelder Kreuz läuft weiterhin alles „nach Plan“. Zwar sind auch die Forschungsbauten MedForCe und BBIM, die dort entstehen und in denen ab 2025 bis zu 900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten sollen, von den derzeitigen Trends der Bauwirtschaft betroffen. Dank langfristiger Verträge haben sich aber die Lieferprobleme bei bestimmten Baustoffen wie Stahl und Holz bisher wenig bis gar nicht ausgewirkt. Dementsprechend steht für Anfang April das Richtfest an – mit Ministerbesuch. Als nächster Realisierungsschritt hat jetzt die Montage der Fassadenelemente begonnen.
Bei den beiden Forschungsbauten gibt es drei verschiedene Fassaden-Konstruktionen. Den größten Anteil hat eine „voll-elementierte Aluminiumkonstruktion“, die derzeit oberhalb des Erdgeschosses montiert wird. Die Elemente werden dabei inklusive Füllung und Verglasung im Werk vorgefertigt – mit dem großen Vorteil, dass die schrittweise und teils kleinteilige Vormontage unter optimalen Bedingungen in den Produktionshallen erfolgen kann. Über die hohe Qualität und Passgenauigkeit hinaus bringt die Montage auch einen Zeitvorteil. Weder Fassadengerüst noch Witterungsschutz werden benötigt; die Arbeiter hängen die Elemente lediglich in zuvor angebrachte Befestigungen ein.
Im Innenhof des künftigen Body & Brain Institute Münster (BBIM) – genauer: an drei Seiten davon – kommt hingegen eine „teil-elementierte Pfosten-Riegel-Konstruktion“ aus Aluminium zum Einsatz. Sie erhält erst nach Anbringung ihre Verglasung. Die vierte Seite des Innenhofs wird durch eine Stahlfassade geschlossen; diese überbrückt die gesamte Gebäudehöhe vom Untergeschoss bis zum Dach ohne weitere Zwischendecke.
Allein von den vorgefertigten Regelelementen werden 500 Stück benötigt, um das Äußere des Medizinischen ForschungsCentrums (MedForCe) und des BBIM im Laufe dieses Jahres zu verkleiden; jedes davon ist 2,30 mal 4,15 Meter groß und rund eine halbe Tonne schwer. Da maximal ein Dutzend dieser Teile auf einen Transport passt, bedeutet allein die Lieferung dieser Bauteile etwa 50 Fahrten auf die Baustelle – die trotz ihrer Dimension den Verkehr auf dem vorbeiführenden Stadtring bisher nicht beeinträchtigt hat. Der Fortschritt der Großprojekte lässt mittels einer Webcam live auf der Website fco.wwu.de mitverfolgen.
Bild 1: Zwischen dem jetzigen Medizin-Campus und der „Mensa am Ring“ erstreckt sich der künftige „Forschungscampus Ost“. Die vorbereitenden Maßnahmen für seine Errichtung sind angelaufen (FZ / S. Marschalowski).
Münster (mfm/tb) – Zwei Bagger machen das, was Bagger eben so machen. Metertiefe Gräben durchziehen das Gelände. Auf ihrer Sohle sind große Rohre zu erkennen. Es ist nicht zu übersehen: Es tut sich was auf dem Gelände des früheren Parkplatzes am Coesfelder Kreuz. Aber was genau? „Hier soll der künftige Forschungscampus Ost der Universitätsmedizin Münster entstehen“, klärt Prof. Sven Meuth auf. „Das Gelände an der zentralen Kreuzung in Richtung westliche Stadtteile ist Teil des ‚Masterplans Universitätsmedizin‘ und soll später mehrere große Gebäude mit vorwiegend wissenschaftlicher Nutzung beherbergen“, so der Neurologe, der der Medizinischen Fakultät der Universität Münster (WWU) als Dekan vorsteht. Doch damit diese Pläne Realität werden können, sind zunächst vorbereitende Maßnahmen notwendig. Die haben jetzt begonnen.
Die Forschungsinfrastruktur der Universitätsmedizin Münster hat zwei zentrale Limits, resultierend aus einer inzwischen rund hundert Jahre währenden Baugeschichte: eine dezentrale Gliederung mit über 100 Gebäuden und Anlagen sowie zweitens einen Mangel an geeigneten Räumen. „Ein Labor höherer Sicherheitsstufe in ein denkmalgeschütztes Klinikgebäude der 1920er Jahre einzubauen, ist logischerweise aufwändig und teuer“, erläutert Medizin-Dekan Meuth. Neubauten seien effizienter, nicht nur finanziell. Ein Tochterunternehmen der Uniklinik, die UKM IM GmbH, ist für die Bautätigkeit der Uni-Mediziner zuständig und managt auch das Großvorhaben am Coesfelder Kreuz. Dieses ist Bestandteil des “Masterplans“, den das UKM und die Medizinische Fakultät gemeinsam erarbeitet haben, und soll einen wesentlichen Beitrag leisten zu den Oberzielen des Konzepts, nämlich neue Räume zu schaffen, in denen gemeinsam geforscht werden kann, externe Anmietungen abzubauen und den Medizin-Campus stärker nach Nutzungsart – Krankenversorgung, Forschung oder Lehre – sowie nach kooperierenden Fachdisziplinen zu strukturieren.
In diesem Ansatz kommt dem Forschungscampus Ost – der Name sagt es – eine überwiegend forschende Rolle zu. Hier sollen Labore der Institute und Kliniken aus den am Standort Münster verfolgten Schwerpunkten Infektionsmedizin, Krebsforschung, Zell- und Regenerationstherapie sowie die neuropsychiatrische Forschung eine neue Heimat finden. Als bauliches Dach für einen großen Teil davon ist das „Medizinische Forschungs-Centrum“, kurz MedForCe, geplant. Hier ist zudem ein Gebäude vorgesehen, im dem Wissenschaftler verschiedener Fachdisziplinen gemeinsam der Frage nachgehen, wie Hirn und Körper interagieren. Daraus leitet sich auch der Name dieses Gebäudes ab, der mit dem „MedForCe“ einen zusammenhängenden Baukörper bilden soll: „Body & Brain Institute Münster“ (BB IM). Hier soll des Weiteren ein Parkhaus für die Beschäftigten errichtet werden und perspektivisch auch noch ein Bürogebäude. In Summe bekommt die Universitätsmedizin Münster ein großes Angebot modernster, fachübergreifend organisierte Forschungsflächen. „Das ist auch für die Gewinnung der besten Ärztinnen und Ärzte für das UKM eine wichtige Entwicklung“, sagt Prof. Robert Nitsch, Ärztlicher Direktor des UKM, „denn gemeinsam mit der Medizinischen Fakultät betreiben wir Spitzenforschung zum Wohle unserer Patienten“.
Die Bauvorhaben befinden sich in unterschiedlichen Planungs-, Finanzierungs- und Beantragungsphasen. Bevor es damit aber überhaupt losgehen kann, müssen die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden – und da kommt die Stadt Münster ins Spiel. „Die Verwaltung unterstützt uns hervorragend“ freut sich Dr. Christoph Hoppenheit, Kaufmännischer Direktor des UKM, über die kooperative Zusammenarbeit mit der Kommune, die sich als Wissenschaftsstadt versteht. Der neue Forschungscampus erstreckt sich an einer sehr sichtbaren und städtebaulichen bedeutsamen Stelle, weshalb von der ersten Rahmenplanung bis hin zur Gebäudearchitektur ein besonderer Qualitätsanspruch besteht. Um den umzusetzen, haben Stadt und UKM eigens eine Rahmenvereinbarung abgeschlossen.
Ein zentraler Punkt ist die geänderte Verkehrsführung. So sah der bestehende – aus den 1970er Jahren stammende – Bebauungsplan eine Fortführung der jetzigen Querspange zwischen Rishon-Le-Zion-Ring und Domagkstraße vor, um sie an die Albert-Schweitzer-Straße anzuschließen. „Diese Straße wäre mitten durch den Lindenpark an der psychiatrischen Klinik gegangen und hätte große Teile davon zerstört“, sagt Dr. Hoppenheit – und ergänzt: „Gut, dass das nie umgesetzt wurde“. Um MedForCe und BB IM parallel zum Rishon-Le-Zion-Ring errichten zu können, soll nun das Gegenteil der 1970er-Jahre-Idee gemacht werden: Die Querspange soll verschwinden und überbaut werden; im Gegenzug soll die ursprüngliche historische Erschließung der Uniklinik über die – derzeit abgeriegelte – Sertürnerstraße wieder hergestellt werden. Über diese neue Zufahrt gelangen Autofahrer in das vorgesehene Parkhaus. Die Domagkstraße will das UKM übernehmen, etwa ab der Unterführung schließen und sie – ihrem attraktiven Alleecharakter entsprechend – vorwiegend dem Radverkehr überlassen. Diese Änderungen an der Verkehrsführung setzen eine öffentliche Beteiligung inklusive Bürgeranhörung voraus, zu der die Stadt am kommenden Dienstag einlädt.
Neben planerischen Vorarbeiten sind für den Forschungscampus auch praktische zu leisten. Um die gesetzliche Frist einzuhalten, wurde zunächst das den Parkplatz umrahmende Buschwerk gerodet. Andernfalls wären diese Arbeiten in die Brutzeit gefallen. Was aktuell auf dem Gelände läuft, ist die Verlegung einer größeren Fernwärmeleitung. Auch müssen noch Bodenuntersuchungen folgen, denn nach derzeitigem Wissenstand dienten Teile des Geländes nach dem Krieg zur Ablagerung von Bauschutt. Wie bei jedem Vorhaben dieser Art wurde auch der Kampfmittelräumdienst eingeschaltet. „Anhaltspunkte für Bombenblindgänger haben sich erfreulicherweise nicht gefunden“, zeigt sich Dr. Hoppenheit zufrieden mit dem Ergebnis der Luftbildauswertung. Verlaufen alle Arbeiten, Fördermittel-Beantragungen und Genehmigungsverfahren nach Plan, hoffen die Verantwortlichen von UKM und WWU auf einen ersten Spatenstich im Herbst dieses Jahres.
Bild 2: Zur Baureifmachung gehört auch die Verlegung einer Fernwärmeleitung an den Rand des geplanten Forschungscampus Ost (Foto: FZ / S. Marschalkowski)
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