Antibiotikaallergien: Das UKM wirbt  für eine erhöhte Sensibilität

Antibiotikaallergien: Das UKM wirbt für eine erhöhte Sensibilität

Bild: Visite des ABS-Teams: Die Kolleginnen und Kollegen beraten zu allen Themen rund um den Einsatz von Antibiotika – intern das Fachpersonal am UKM wie auch extern bei Anfragen anderer Häuser. (UKM/Heine)

Wenn Patientinnen und Patienten vermeintliche Antibiotikaallergien angeben, ist diese Einschätzung in neun von zehn Fällen nicht korrekt. Eine solche (Falsch-)Angabe hat konkrete Folgen für den Behandlungserfolg – anlässlich des Tages der Patientensicherheit am 17. September, der in diesem Jahr unter dem Motto „Diagnosesicherheit“ steht, wirbt das UKM für eine erhöhte Sensibilität im Zusammenhang mit möglichen Antibiotikaallergien.

Münster (ukm/jug) – Gibt ein Patient beim Arztbesuch an, eine Allergie etwa gegen Penicillin oder ein anderes Antibiotikum zu haben, hat dies entscheidende Auswirkungen auf die weitere Behandlung – doch längst ist diese (Selbst-) Einschätzung nicht immer korrekt. Die Diagnose von Antibiotikaallergien ist ein Thema, das im klinischen Alltag deshalb immer wieder zu Herausforderungen führt und auch für Patientinnen und Patienten sehr relevant ist. „Im Rahmen der regulären Visiten kommen wir regelmäßig mit dem Problem der vermeintlichen Antibiotikaallergie in Kontakt“, erklärt Dr. Christian Lanckohr, Arzt im Antibiotic Stewardship Team (ABS). Rund zehn Prozent der Bevölkerung geben an, an einer Antibiotikaallergie zu leiden; in neun von zehn Fällen, das belegen aktuelle Studien, ist dieser Verdacht allerdings nicht korrekt.

Wie kommt es zu dieser hohen Zahl an vermeintlichen Antibiotikaallergien? „Eine der Hauptursachen ist, dass die Diagnose zu leichtfertig gestellt wird: Manchmal reicht schon der vage Verdacht eines Vorliegens in der Familie dafür, dass beim Patienten die Diagnose gestellt wird“, so Dr. Mathias Sulk, Leiter der Allergologie in der Hautklinik am UKM (Universitätsklinikum Münster). Eine solche (Falsch-)Diagnose einer Antibiotikaallergie hat unmittelbare Auswirkungen auf die weiteren therapeutischen Entscheidungen: „Wenn Patienten sagen, sie vertragen zum Beispiel kein Penicillin, müssen wir auf Alternativen ausweichen. Das kann für die Behandlung ungünstige Folgen haben, etwa in einem schlechteren Abheilen der Infektion“, betont Sulk. „Wir wollen Medikamente einsetzen, die wirken – und den Einsatz von ungünstigen Mitteln auf ein Mindestmaß reduzieren.“ Eine exakte Diagnose aufgrund einer eindeutigen Anamnese ermöglicht eine Einschätzung, ob wirklich eine Antibiotikaallergie vorliegt. Hierdurch ist eine Risikoeinschätzung möglich, die vor unnötigen Einschränkungen in der Medikamentenauswahl schützen und somit auch dazu beitragen kann, eine effektive und sichere Behandlung zu gewährleisten. Im Verlauf sollte dennoch eine Vorstellung bei einem Allergologen erfolgen, um den eindeutigen Nachweis oder sicheren Ausschluss einer Antibiotikaallergie zu erbringen.

Video: UKM-Ärzte werben für eine erhöhte Sensibilität im Zusammenhang mit vermeintlichen Antibiotikaallergien.

Antibiotikaallergien: Diagnosesicherheit verbessern

Anlässlich des weltweiten Tags der Patientensicherheit am 17. September, der in diesem Jahr unter dem Motto „Diagnosesicherheit“ steht, werben die UKM-Ärzte für eine erhöhte Sensibilität im Umgang mit vermeintlichen Antibiotikaallergien. Dazu können auch Patientinnen und Patienten einen Teil beitragen:
Um die Diagnosesicherheit zu verbessern, sollten auftretende Reaktionen auf Medikamente nachgehalten werden. Sulk unterstreicht: „Ganz wichtig: Wenn eine Reaktion auftritt, sollte man das in einer Art Tagebuch notieren. Welche Medikamente wurden eingenommen, welche Reaktion trat auf und wann?“ Auf dieser Basis können die behandelnden Ärzte dann entscheiden, ob möglicherweise eine tatsächliche Antibiotikaallergie vorgelegen hat und die Therapie mit einem anderen Medikament fortgesetzt werden soll.

Im Zentrum einer korrekten Diagnosestellung steht aber nach wie vor die ärztliche Anamnese. „Wenn der Verdacht einer Antibiotikaallergie geäußert wird, müssen wir genau hinhören. Dieselben Fragen, die sich der Patient oder die Patientin im Vorfeld stellen sollte, stehen dann für uns im Fokus“, so Lanckohr.

Auch optisch sendet das UKM rund um den Welttag der Patientensicherheit ein Zeichen nach außen: Mit der Ebene 21 wird die oberste Etage des Ostturms in leuchtendem Orange erstrahlen und sowohl am Montag (16.09.) als auch am Dienstag (17.09.), dem Tag der Patientensicherheit selbst, jeweils in den Abendstunden auf den Aktionstag hinweisen.