Mehr Organspender am UKM im laufenden Jahr

Mehr Organspender am UKM im laufenden Jahr

Bild: Aufklärung über den Hirntod: Die Teilnehmer der Schulung im UKM Trainingszentrum lernen aus den Ausführungen des Neurochirurgen Dr. Markus Holling. Den UKM-Transplantationsbeauftragten Dr. Jan Englbrecht und Dorothee Lamann (hintere Reihe v.l.) ist die interdisziplinäre Fortbildung von Pflegenden und Ärzt*innen dazu sehr wichtig. (Foto © UKM/Hauss)

Trotz der Pandemie sind nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) die Organspenden 2020 gegenüber dem Vorjahr stabil geblieben – wenn auch auf niedrigem Niveau. Im April 2019 hatte der Gesetzgeber Änderungen im Transplantationsgesetz vorgenommen. Diese Neuregelung sollte den Kliniken die Spenden-Akquise erleichtern und gleichzeitig durch eine Berichtspflicht für mehr Verbindlichkeit und Transparenz bei der Erkennung möglicher Organspender*innen sorgen. Am UKM (Universitätsklinikum Münster) ist Dr. Jan Englbrecht seit April 2020 (zusammen mit Dorothee Lamann) Transplantationsbeauftragter. Auf Grundlage der Gesetzesnovelle konnte er die Organspenden erkennbar steigern.

Münster (ukm/aw) – Von seiner Tätigkeit als Oberarzt in der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie ist Englbrecht als Transplantationsbeauftragter freigestellt. „Wenn man die Aufgabe des Transplantationsbeauftragten ernst nimmt, macht es Sinn, sich dem möglichst komplett zu widmen“, so Englbrecht. „Um mehr postmortale Organspenden zu ermöglichen, haben wir auf Grundlage der gesetzlichen Neuregelung aus 2019 entsprechende Maßnahmen ergriffen. Das hat tatsächlich dazu geführt, dass wir am UKM das Bewusstsein für das Thema Organspende fördern und die Identifikation potenzieller Spender*innen somit steigern konnten.“ Seit Englbrechts Amtsantritt hat sich die Zahl der Organspender*innen – und damit einhergehend auch die Zahl der postmortal entnommenen Organe – deutlich erhöht. „Im Jahr 2020 lag die Zahl der als Organspender*innen bei fünf“, sagt Englbrecht. „Das war genau im Schnitt der Vorjahre, wurde also auch durch die Corona-Pandemie nicht nennenswert beeinflusst. In diesem Jahr konnten wir die Zahl allerdings bis Ende November auf zehn verdoppeln“, freut sich Englbrecht.

Durch den Organspendeskandal 2012 sei deutschlandweit viel Vertrauen in der Bevölkerung verloren gegangen, meint Englbrecht. „Wir waren seitdem in Münster bei der Zahl der jährlichen Organspender*innen immer im einstelligen Bereich. Auch andere Transplantationszentren verzeichneten damals eine dramatische Abnahme der Spendenbereitschaft. Und das trotz eines in der Bevölkerung inzwischen geschärften Problembewusstseins in Bezug auf den Mangel an Spenderorganen.“

(v.l.) Transplantationsbeauftragter Dr. Jan Englbrecht und Neurochirurg Dr. Markus Holling erklären, was den Hirntod eines Patienten ausmacht. (© UKM/Hauss)

Bild: (v.l.) Transplantationsbeauftragter Dr. Jan Englbrecht und Neurochirurg Dr. Markus Holling erklären, was den Hirntod eines Patienten ausmacht. (Foto © UKM/Hauss)

Die Maßnahmen, die Englbrecht in den Kliniken des UKM ergriffen hat, umfassen unter anderem, dass er ein monatliches Reporting an die ärztlichen Leiter*innen der Intensivstationen schickt, in denen die aktuelle Zahl der potenziellen Organspender für jeden nachzuvollziehen ist. Außerdem bietet das UKM Trainingszentrum vierteljährlich spezielle Trainings, die das Wissen und den Umgang mit dem Hirntod, an den eine Organspende unabdingbar geknüpft ist, vertiefen soll. „So wird unter anderem das Bewusstsein geschärft, welche Patientinnen und Patienten für eine potenzielle postmortale Spende in Frage kämen und wie man die Angehörigen in dieser belastenden Situation bestmöglich betreuen kann“, sagt er. Englbrecht verweist in diesem Zusammenhang auch auf die psychische Ausnahmesituation, in der sich vor allem Pflegende befänden. „Sobald der Hirntod eingetreten ist, kommt den Pflegenden die belastende Aufgabe zu, einen vital wirkenden, de facto aber toten Menschen bestmöglich weiter zu versorgen, um eine Organspende realisieren zu können.“ Und das so lange, bis die Angehörigen genug Zeit hatten, sich vom verstorbenen Angehörigen zu verabschieden und die Organe von der DSO zur Transplantation freigegeben wurden.“

Eine weitere persönliche Aufgabe sieht Englbrecht darin, dass er regelmäßig die Stationen besucht und sein Anliegen mit den Mitarbeitenden bespricht. Hier sei seine jahrelange Vorerfahrung als Intensivmediziner des UKM von Vorteil. „Die Mitarbeitenden kennen mich aus den Zusammenhängen als Oberarzt einer Intensivstation. Das schafft Vertrauen, das externe Personen so schnell nicht aufbauen können.“ Englbrecht hofft, die Organspende-Zahlen am UKM langfristig wenigstens auf dem jetzigen Niveau stabilisieren zu können. „Als Transplantationszentrum haben wir ein hohes Interesse daran, nicht nur Organe zu implantieren, sondern auch dazu beizutragen, dass mehr Menschen ein Spenderorgan bekommen. Denn, so sagt er: „Egal, ob Spender oder Empfänger: Auf beiden Seiten steht ein menschliches Schicksal.“

Überleben trotz Schmetterlingskrankheit: Forscher aus Münster belegen Langzeiterfolg einer neuartigen Gen- und Stammzelltherapie

Überleben trotz Schmetterlingskrankheit: Forscher aus Münster belegen Langzeiterfolg einer neuartigen Gen- und Stammzelltherapie

Bild: Erforschen Behandlungsoptionen für die Schmetterlingskrankheit: Priv.-Doz. Dr. Maximilian Kückelhaus (l.) und sein Chef, der Lehrstuhlinhaber für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie an der WWU Münster, Prof. Tobias Hirsch (Foto: WWU / L. Jeremies)

Münster (mfm/sw) – Die Haut ist das größte Organ des menschlichen Körpers – doch was, wenn diese schon bei der kleinsten Berührung „zerfällt“? Genau dies geschieht bei Epidermolysis bullosa, landläufig auch Schmetterlingskrankheit genannt. Diese Hautkrankheit basiert auf Gendefekten und verläuft aufgrund fehlender Heilungsmöglichkeiten oft schon in jungen Jahren tödlich. Doch es gibt Hoffnung: Ein Behandlungsteam aus Deutschland und Italien konnte 2015 erstmals einen Patienten retten, dessen Hautoberfläche zu 80 Prozent zerstört war. Der heute 13-Jährige ist der weltweit einzige Mensch, der dauerhaft mit einem nahezu vollständig durch genmanipulierte Zellen ersetzten Organ lebt. Doch ob die Behandlung auch langfristig erfolgreich ist – und die Haut stabil bleibt -, war bislang nicht klar. Die Plastischen Chirurgen Priv.-Doz. Dr. Maximilian Kückelhaus und Prof. Tobias Hirsch von der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster haben sich dieser Frage angenommen – und zusammen mit ihren Teamkollegen den langfristigen Behandlungserfolg der experimentellen Therapie belegen können. Die Ergebnisse der Studie sind nun in der renommierten Fachzeitschrift The New England Journal of Medicine erschienen.

Bei der Schmetterlingskrankheit leiden die Betroffenen an einer Mutation jener Gene, die für den ordnungsgemäßen Aufbau der Haut zuständig sind. Schon bei kleinsten Berührungen kommt es zu Blasen und offenen Wunden. Die Krankheit gilt als unheilbar, doch die behandelnden Ärzte des damals siebenjährigen Jungen bewiesen – zumindest in diesem Einzelfall – vermeintlich das Gegenteil. Sie entschieden sich für eine experimentelle Behandlungsmethode, die in dieser Form nie am Menschen stattgefunden hatte: Sie transplantierten auf die Wundflächen rund einen Quadratmeter einer Haut, die zuvor im Labor aus genetisch veränderten Stammzellen gezüchtet worden war. Dafür hatten sie kranke Hautstammzellen des Jungen durch Einschleusen von Erbinformationen modifiziert. Diese genetische Veränderung sollte die Mutationen an den Genen kompensieren, die für den zellulären Aufbau der Haut zuständig sind – mit anderen Worten: Die Forscher schleusten eine gesunde Version des defekten Gens ein. Die Behandlung verlief erfolgreich und der Junge überlebte.

Im Hinblick auf den individuellen Fall, aber auch eine breitere Anwendung der Methode, war es wichtig, die Langzeiteffekte zu überprüfen und sicherzustellen, dass die transplantierte Haut stabil bleibt. Kückelhaus und Hirsch bewiesen mit ihrer über fünf Jahre gelaufenen Studie: Die genmodifizierte Haut hat eine sehr gute Qualität und eine hundertprozentige Stabilität. Zugleich fand das Forschungsteam keinerlei Nebenwirkungen der Transplantation. Die plastischen Chirurgen, die an der WWU forschen (Institut für Muskuloskelettale Medizin) und an der Fachklinik Hornheide sowie der Uniklinik Münster praktizieren, freuen sich daher, dass ihrer Studie weitere folgen werden: „Nach diesem positiven und erfolgversprechenden Ergebnis sollen nun großangelegte klinische Studien laufen, um die kombinierte Gen- und Stammzelltherapie als Behandlungsoption für viele Kinder mit der Schmetterlingskrankheit verfügbar zu machen“, blickt Prof. Hirsch nach vorn. (Link zur Studie)

St. Franziskus-Hospital startet Flexteam für Pflegekräfte

St. Franziskus-Hospital startet Flexteam für Pflegekräfte

Bild: Lydia Meinert und Benedikt Menke sind persönliche Ansprechpartner für die neuen Flexteam-Mitarbeitenden und koordinieren ihre Einsätze.

Arbeitszeiten selbst bestimmen

Münster – Das St. Franziskus-Hospital und vier weitere Häuser der Franziskus Stiftung führen ein neues Arbeitszeitmodell in der Pflege ein: Im Flexteam können Pflegekräfte ihre Arbeitszeiten individuell bestimmen. Die Mitarbeitenden des Flexteams unterstützen die bestehenden Teams der fünf Krankenhäuser in Münster, Hiltrup, Lüdinghausen, Telgte und Greven in den verschiedenen Fachbereichen. Sie werden auf den Stationen eingesetzt, wo aufgrund von Krankheitsausfällen oder temporär offenen Stellen Bedarf besteht. Dabei bestimmen die Kollegen selbst, wann und wie viel sie arbeiten möchten.

Dieses neue Arbeitsmodell kommt dem Wunsch vieler Pflegekräfte nach, ihren Dienstplan und private Belange wie die Familie, ein Hobby oder ein Studium besser aufeinander abstimmen zu können. Im klassischen Drei-Schicht-System ist das meist schwierig. Viele Fachkräfte kehren daher oftmals nach einer Elternzeit oder anderweitigen beruflichen Auszeiten nicht zurück in den Pflegeberuf. „Wir gehen individuell auf die Wünsche und Bedürfnisse unserer Mitarbeitenden ein. Ob jemand nur an bestimmten Tagen in der Woche oder immer nachts arbeiten möchte – im neuen Flexteam ist fast alles möglich. Voraussetzung für eine Mitarbeit im Flexteam ist eine abgeschlossene Ausbildung als Pflegefachkraft oder Pflegehilfskraft“, erläutert Benedikt Menke, Leiter des Flexbüros. Gemeinsam mit seiner Kollegin Lydia Meinert wird er die Einsätze der Pflegekräfte im Flexteam koordinieren und die neuen Mitarbeitenden persönlich betreuen.

Durch das Flexteam soll der Dienstplan für alle Pflegenden der fünf Kliniken verlässlicher werden: Sie sollen zukünftig nicht mehr einspringen, wenn auf den Stationen jemand ausfällt – das übernehmen die neuen Kollegen. Diese können einen favorisierten Einsatzort angeben. Nach Möglichkeit werden sie dort oder in bis zu zwei weiteren Häusern eingesetzt. Sie erhalten eine umfangreiche Einarbeitung und die gleichen tariflichen und betrieblichen Leistungen wie die Stamm-Mitarbeitenden auf den Stationen. Die Zusammenarbeit und Kooperation des Flexteams über fünf Häuser hinweg bietet neben einem stabilen Dienstplan für die Pflegekräfte viele weitere Vorteile. So sind z.B. Einsätze in 21 Fachrichtungen möglich und es gibt ein umfangreiches Fortbildungsangebot. Dadurch haben die Mitarbeitenden im Flexteam die Chance, sich fachlich weiter zu qualifizieren oder sich beispielsweise nach der Ausbildung erst einmal zu orientieren und die verschiedenen Arbeitsbereiche kennenzulernen.

Infos und Kontaktmöglichkeiten: www.flexteam-muensterland.de

Mesotheliom: Clemenshospital gründet erstes Behandlung-Zentrum

Mesotheliom: Clemenshospital gründet erstes Behandlung-Zentrum

Bild: Zahreiche Expertinnen und Experten haben sich zur Gründung des Mesotheliom-Zentrums im Clemenshospital versammelt

Münster – Bis in die 1970er Jahre des letzten Jahrhunderts galt Asbest als „Wunderfaser“. Als zunehmend deutlicher wurde, dass der Umgang mit Asbest zu Krebs führen kann, erfolgte nach und nach das Verbot dieses Werkstoffs. Schon früh stellte sich heraus, dass die mikroskopisch kleinen Fasern, die vom Körper nicht abgebaut werden, Lungenkrebs verursachen können. Jahre später zeigte sich ein weiteres, noch schwerwiegenderes Problem, die Entstehung sogenannter Mesotheliome, einer besonders aggressiven Krebsart, die hauptsächlich das Brustfell betrifft. Am Clemenshospital wurde jetzt das erste Mesotheliom-Zentrum der Region gegründet, um die Behandlung von Betroffenen optimal zu planen und umzusetzen.

„Wir befinden uns jetzt am Höchstpunkt der Mesotheliom-Fälle in Deutschland. Zwischen dem Einatmen der Fasern und dem Ausbruch der Krankheit liegen zwischen 15 und 50 Jahren, daher die aktuell auftretende Häufung der Fälle trotz des Herstellungsverbots“, wie Priv.-Doz. Dr. Jan Groetzner, Oberarzt der Klinik für Thoraxchirurgie des Clemenshospitals und einer der Gründer des Mesotheliom-Zentrums, erläutert. Grund für diese lange Zeitspanne ist das langsame „Ausschleusen“ der Fasern durch das Lungengewebe. Erst wenn sich diese außerhalb der Lunge befinden, können sie im Brustfell die gefürchteten Tumoren hervorrufen. Mit einem Ende des Auftretens von Mesotheliomen durch Asbest rechnet der Experte um das Jahr 2060.

Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung und die Deutsche Krebsgesellschaft haben sich gemeinsam für die Gründung eines Mesotheliom-Zentrums eingesetzt. Grundvoraussetzung hierfür ist ein bereits bestehendes, zertifiziertes Lungenkrebszentrum wie das des Clemenshospitals. Das neue Mesotheliom-Zentrum steht unter der Leitung des Chefarztes der Klinik für Thorax-Chirurgie, Prof. Dr. Peter Feindt, weitere Kooperationspartner sind die Kliniken für Radiologie, Strahlentherapie, Onkologie und Lungenheilkunde sowie das Institut für Pathologie am Clemenshospital.

Wie gefährlich ist Omikron?

Wie gefährlich ist Omikron?

Bild: Virologin Dr. Linda Brunotte vom Institut für Molekulare Virologie.

Münster (ukm/aw) – Dass das SARS-CoV-2-Virus immer weiter mutiert, ist zu erwarten, sagt Dr. Linda Brunotte, Virologin am Institut für Molekulare Virologie am UKM (Universitätsklinikum Münster). Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die Variante Omikron, die in dieser Woche auch in Großbritannien und in Dänemark zu Ausbrüchen mit rasant steigenden Fallzahlen geführt hat, als besorgniserregende Virusvariante benannt. Studien legen nahe, dass Omikron die Immunantwort umgeht, sodass eine erneute Infektion nach Genesung möglich ist. Dann sprechen Virologen von einer Immun-Escape-Variante. Ob die vorhandenen Impfstoffe angepasst werden müssen, wird derzeit getestet. Bisher ist Omikron auch für Virologen noch eine große Unbekannte, sagt Brunotte im Interview.

Video: Dr. Linda Brunotte erklärt, warum Omikron auch für Virologen noch eine große Unbekannte ist.

Frau Dr. Brunotte, geht von Omikron eine größere Gefahr aus als von der Delta-Variante?
Wahrscheinlich keine größere Gefahr, allerdings müssen wir die Situation beobachten, denn wir wissen einfach noch nicht, was diese neue Variante uns bringt. Wir wissen nicht, wie stark sie sich ausbreiten wird, wir wissen nicht, wie stark sie krankmacht, wir wissen nicht, ob sie einen starken Immun-Escape hat und ob wir deshalb eine Anpassung der vorhandenen Impfstoffe benötigen.

Die Variante ist in Südafrika entdeckt worden – ist das auch das Ursprungsland der Variante?
Davon kann man zurzeit nicht ausgehen. Wir haben keine Information darüber, wo die Variante wirklich entstanden ist. Interessanterweise sind in Europa schon Fälle von Omikron-Infektionen aufgetaucht, bei denen keine Reisehistorie zugrunde liegt. Das könnte heißen, dass das Virus schon länger unterwegs ist und es schwierig wird, den wahren Ursprung zu ergründen.

Was ist das Besondere an Omikron?
Wir sehen, dass die Variante über dreißig Mutationen alleine im Spike-Protein hat. Das sind sehr viele und das ist besorgniserregend. Einige der Mutationen sind auch schon in anderen Varianten aufgetreten und können mit einem Immun-Escape in Verbindung gebracht werden. Es könnte also sein, dass Omicron auch eine Immun-Escape Variante ist. Also eine Variante, bei der die Antikörper-Immunabwehr von Geimpften oder Genesenen nicht mehr vollständig vor Re-Infektion schützt. Allerdings müssen wir das erst weiter beobachten, bevor wir Schlüsse daraus ziehen.

Was wäre, wenn es sich bei Omikron um eine Immun-Escape-Variante handelt?
Im Falle eines Immun-Escapes können die Antikörper, die durch eine vorherige Erkrankung oder durch Impfung gebildet wurden die Variante nicht mehr so gut erkennen und entsprechend neutralisieren. Das könnte Re-Infektionen oder eventuell sogar schwerere Erkrankungen ermöglichen. Ob das wirklich so ist, dazu müssen wir nun schnell weiter forschen.

Müssen als Schluss daraus die vorhandenen Impfstoffe jetzt angepasst werden? Fangen wir wieder bei null an?
Wir fangen keinesfalls bei null an, es gibt auf jeden Fall eine gewisse Wirksamkeit der Impfungen gegen Omikron. Es könnte sein, dass diese nur schwächer ist. Dann müssten wir die Impfstoffe tatsächlich anpassen. Die Herstellerfirmen von BioNTech und Moderna testen das aber bereits und es sollte schnell möglich sein, die Impfstoffe innerhalb weniger Monate an Omikron anzupassen.

Ist vor diesem Hintergrund denn eine Booster-Impfung zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt sinnvoll?
Man sollte sich aufgrund der derzeitig hohen Infektions- und Inzidenzzahlen auf jeden Fall boostern lassen. Der Booster schützt uns vor einer Infektion mit der Delta-Variante, die im Moment die vorherrschende Variante ist. Außerdem schützt der Booster weiterhin vor schwerwiegenden Erkrankungen, weil er den Antikörper-Status hochhält.

Was weiß man über den Krankheitsverlauf mit Omikron?
Es gibt Daten aus Südafrika, wonach die Menschen nicht besonders schwer erkranken. Wohl aber sind die Symptome anders als bei den bisherigen Varianten: Die Menschen klagen über Ganzkörper-Schmerzen und über starke Müdigkeit. Es gibt allerdings keinen Geruchs- oder Geschmacksverlust, was uns sehr überrascht. Diese Informationen sind sehr wichtig, denn wenn sich Omikron bei uns verbreitet sollte, ist es wichtige, dass die Menschen sich schnell testen lassen, wenn sie diese Symptome verspüren, um der weiteren Verbreitung vorzubeugen.

Hat das Corona-Virus langfristig eine Perspektive oder wird es irgendwann schwächer?
Was wir eigentlich erwarten ist, dass sich SARS-CoV-2 zu einem epidemischen saisonalen Virus weiterentwickelt. Wir haben dann alle einen gewissen Immunschutz dagegen und das Virus wird sich vermutlich abschwächen, sodass wir alle – ähnlich wie mit dem Grippevirus – dann damit leben können.