ReKo Schüttorf: Pflegeprojekt ReKo eröffnet weiteren Standort und Anlaufstelle in Schüttorf
Häusliche Versorgung zielgerichtet stärken
Schüttorf – Noch im vergangenen Jahr war Gesine Bönnen aus Schüttorf völlig fit, konnte für sich und ihren Haushalt selber sorgen – bis zu jenem Tag im Juni 2021, als sie unglücklich stürzte, sich eine komplizierte Beinfraktur zuzog und langwierige Klinik- und Reha-Aufenthalte durchstehen musste. „Ich wollte nach Hause und dachte, ich käme zurecht. Aber ich konnte gar nichts“, erinnert sich die 69-Jährige. Um buchstäblich wieder auf die Beine zu kommen, ist einiges an Unterstützung nötig: Maßgeblich in die Wege geleitet hat dies Nicole Bußmann, Case Managerin des Regionalen Pflegekompetenzzentrums (ReKo) der Gesundheitsregion EUREGIO. Seit Anfang Januar ist ReKo nun auch mit einem festen Standort in Schüttorf vertreten, angesiedelt im Familien-Service-Büro an der Sportplatzstraße 1. Immer donnerstags von 08:30 bis 13:00 Uhr steht Nicole Bußmann dort als Ansprechpartnerin zur Verfügung.
Hinter ReKo verbirgt sich ein zunächst auf vier Jahre angelegtes Projekt in der Grafschaft und im Emsland, das eine bessere Vernetzung und Digitalisierung in der regionalen Gesundheits- und Pflegelandschaft anstrebt. Die Umsetzung erfolgt in einem Konsortium mit der Gesundheitsregion EUREGIO, DAK-G (Konsortialführer) und Universität Osnabrück (Evaluation) unter fachlicher Begleitung von Prof. Dr. Thomas Klie und Prof. Dr. Michael Monzer. Kernelement von ReKo sind die sogenannten Case Manager, die konkrete Fälle betreuen und Betroffenen wie Gesine Bönnen sozusagen als Lotsen in der Vielfalt an Versorgungsangeboten vor Ort beiseite stehen. Als Kenner des Gesundheitssystems wissen sie, welche Hebel in Bewegung zu setzen und welche Anträge zu stellen sind, um die jeweils nötigen Hilfen zu erhalten – damit pflegebedürftige Menschen so lange wie möglich gut versorgt im häuslichen Umfeld bleiben können.
„Ich freue mich, nun hier bei den Klienten in Schüttorf angesiedelt zu sein. Das schafft mehr Flexibilität“, sagt Case Managerin Nicole Bußmann. Erfreut sind auch Samtgemeindebürgermeister Manfred Windhaus und Schüttorfs ehrenamtlicher Bürgermeister Jörn Tüchter. „ReKo greift eine wichtige Fragestellung auf – denn nur allzu oft wird das Tabuthema Pflege weit weggeschoben. Wir begrüßen es also sehr, dass nun auch in Schüttorf ein Standort als niedrigschwelliges Angebot geschaffen wurde, wo die Menschen sich informieren können“, so Windhaus. Er schätzt es zudem, dass mit Nicole Bußmann eine gebürtige Sameranerin dort ihren Dienst versieht. Jörn Tüchter fügt hinzu: „Ich weiß aus dem privaten Umfeld, wie schwierig es ist, die passende Versorgung zu bekommen. Der ReKo-Standort als zentrale Anlaufstelle leistet hier eine wichtige Unterstützung und kann zudem aufzeigen, an welchen Angeboten es vor Ort noch fehlt.“
Per Video aus Hannover zugeschaltet war auch der Landtagsabgeordnete Christian Fühner (CDU), der seine Glückwünsche zur Standort-Eröffnung übermittelte. Er unterstrich dabei die Vorreiterrolle, die das Emsland und die Grafschaft durch das ReKo-Projekt einnehmen und wertete dies als gemeinsamen Erfolg der Region: „Das Thema Beratung wird häufig unterschätzt, da wird noch einiges auf uns zukommen“, meinte Fühner mit Blick auf die Arbeit der Case Manager und versprach, sich auch nach Ablauf der Projektdauer in 2023 für einen Ausbau entsprechender Strukturen starkzumachen. Als Option stehe etwa eine Brückenfinanzierung durch Landesmittel nach einem Gespräch mit dem Staatssekretär Heiger Scholz im Nds. Sozialministerium erfreulicherweise in Aussicht. Ebenso wie Windhaus und Tüchter plädierte der Abgeordnete dafür, solche Vorhaben „größer zu denken“, die weitere Umsetzung Landkreis-übergreifend voranzutreiben und dabei die Kompetenzen der Gesundheitsregion EUREGIO über den EUREGIO-Zweckverband mit den 129 Mitgliedskommunen sowie in der Region Weser-Ems zu bündeln und dabei Akteure aus Wirtschaft und Wissenschaft einzubeziehen.
Groß ist die Freude über den ReKo-Fortschritt nicht zuletzt auch bei Thomas Nerlinger, Projektleiter und Geschäftsführer der Gesundheitsregion EUREGIO, und Hanna Reurik, ReKo-Koordinatorin für die Grafschaft Bentheim, die sich im Namen des ReKo-Teams für die tatkräftige Unterstützung bei allen mitwirkenden Akteuren bedanken. „Mit unserem Angebot möchten wir keinesfalls Doppelstrukturen schaffen, sondern vielmehr die gute Infrastruktur vor Ort mit unserem starken Netzwerk und den ReKo-Kooperationspartnern der Gesundheitsregion EUREGIO nutzen und weiterentwickeln“, sagte Thomas Nerlinger. Wie der Architekt beim Hausbau wolle ReKo die einzelnen „Gewerke“ im Pflegesektor zusammenführen, um die Versorgung der Menschen so zielgerichtet wie möglich zu gestalten. Hanna Reurik erklärt: „Gerade nach Krankenhaus-Entlassungen kann auf diese Weise einem Versorgungsbruch vorgebeugt werden, da ReKo auch die Häuslichkeit in den Blick nimmt.“
Gesine Bönnen hat noch einen längeren Genesungsprozess vor sich, doch es zeichnen sich Lichtblicke ab: „Als nächste Projekte sollen ein Handlauf an der Treppe vorm Haus und eine Rampe zum Garten hin beschafft werden“, sagt Nicole Bußmann. Verschiedene Dinge – etwa einen Fahrdienst durch die „Lutherengel“ oder die Genehmigung einer Haushaltshilfe – hat sie bereits organisiert. Die Case Managerin versteht sich als Sprachrohr für ihre Klientin, betont dabei aber, ausschließlich in deren Sinne zu handeln und nichts zu unternehmen, was sie nicht möchte. Gegenseitiges Vertrauen sei dabei unerlässlich. Gesine Bönnen, die auch Hilfe durch Nachbarn und Freunde erhält, zeigt sich jedenfalls sehr dankbar für die ReKo-Begleitung – und das nicht nur in fachlicher, sondern auch in menschlicher Hinsicht: „Wenn es mir einmal mies geht, ist Nicole diejenige, die mich wieder aufbaut.“
Weitere Informationen zum ReKo-Angebot unter www.rekopflege.de sowie über die zentrale Rufnummer 05921 / 961 844 und hier auf dem Gesundheitsportal