Das Kontinenz- und Beckenboden-Zentrum Münster-Coesfeld ist jetzt durch das unabhängige Gremium Cert-IQ und die am Verfahren beteiligten zuständigen medizinischen Fachgesellschaften zertifiziert worden. Damit besitzt das gemeinsame Zentrum von UKM (Universitätsklinikum Münster) und den Christophorus Kliniken in Coesfeld für Münster und Umgebung ein regionales Alleinstellungsmerkmal. Der Vorteil für Patient:innen: Die Expert:innen des Zentrums können alle Facetten von Blasen- und Beckenbodenfunktionsstörungen auf höchstem Niveau bedienen.
Münster (ukm/aw) – Blasenschwäche oder gar Harn- oder Stuhlinkontinenz sind gesellschaftlich immer noch mit einem Tabu besetzte Themen. Umso wichtiger ist es, dass es Zentren gibt, an die sich Betroffene vertrauensvoll wenden können. Die Expert:innen des gemeinsamen Kontinenz- und Beckenbodenzentrums Münster-Coesfeld erfüllen nach einem Vor-Ort-Audit durch Cert-IQ alle für die Zertifizierung notwendigen Kriterien. Begutachtet wurden Prävention, Diagnostik, das Angebot konservativer wie operativer Therapieformen sowie die Rehabilitation bei Patientinnen und Patienten, die eine Blasen-, Darm- oder Beckenbodenerkrankung haben. Auch der interdisziplinäre Austausch alle ärztlichen und nicht-ärztlichen Spezialist:innen des Zentrums fließt in die Bewertung mit ein, ebenso die Punkte Weiterbildung, sowie das Angebot an Informationsveranstaltungen und Aufklärungsarbeit.
Der Leiter des Kontinenz- und Beckenbodenzentrums auf Seiten des UKM, Dr. Fabian Queißert, sieht die Arbeit der Teams beider Kliniken belohnt. „Wir haben langjährige Erfahrung sowohl bei Diagnostik als auch bei therapeutischen Maßnahmen. In regelmäßigen Fallkonferenzen stellen auf beiden Seiten die jeweiligen Expert:innen aus den einzelnen Fachdisziplinen all ihr Wissen und Können zur Verfügung. Neueste Therapiestandards und Operationsverfahren ermöglichen Betroffenen in Münster wie in Coesfeld die beste Behandlung.“
Das Kontinenz- und Beckenbodenzentrum Münster-Coesfeld hatte die Zertifizierung über Cert IQ erstmals beantragt. Das Zertifikat hat zunächst eine Laufzeit von drei Jahren. „Beide Standorte waren bisher bereits langjährig als gemeinsames Zentrum von der Deutschen Kontinenz Gesellschaft e.V. zertifiziert“, ergänzt Dr. Claudia Fischäß-Pfeiffer, Leiterin des Zentrums auf Seiten der Christophorus Kliniken.
Bild: Experten des Clemenshospitals und der Raphaelsklinik haben sich zum Kontinenz- und Beckenbodenzentrum zusammengeschlossen, das jetzt erfolgreich zertifiziert wurde.
Münster – Stuhl- und Harninkontinenz gehören sicherlich nicht zu den Lieblingsthemen der meisten Menschen, genau genommen handelt es sich hierbei noch immer um Tabuthemen. Das Unvermögen, die Ausscheidung von Stuhl und Urin zu kontrollieren, ist weit verbreitet, rund sechs Millionen Menschen leiden in Deutschland unter einer Blasenschwäche, etwa drei Millionen unter einer Darmschwäche.
„Es dauert bei einer Harninkontinenz im Schnitt drei Jahre, bei einer Stuhlinkontinenz sogar bis zu sieben Jahre, bis die Betroffenen zum ersten Mal mit einem Arzt darüber sprechen“, erläutert Dr. Erik Allemeyer, Leiter der Sektion Proktologie an der Raphaelsklinik. Dabei gibt es je nach Ursache inzwischen viele medizinische Möglichkeiten, eine Inkontinenz erfolgreich zu behandeln. Um alle beteiligten Fachgebiete von der Proktologie über die Urologie bis zur Gynäkologie und Radiologie zu verknüpfen und in den Dialog miteinander zu bringen, wurde im Clemenshospital und in der Raphaelsklinik ein gemeinsames Kontinenz- und Beckenbodenzentrum gegründet. Das Zentrum wurde nun von der Deutschen Kontinenzgesellschaft zertifiziert. „Die Übergänge zwischen den medizinischen Fachgebieten sind bei der Behandlung einer Inkontinenz fließend. Daher ist eine erfolgreiche Behandlung nur in einem Zentrum wirklich erfolgversprechend“, erläutert Dr. Rüdiger Langenberg, Chefarzt der Frauenklinik des Clemenshospitals.
Viele Hausärzte, so bedauern die Experten des Zentrums, nehmen den Leidensdruck der Betroffenen nicht ernst genug, dabei kann eine Inkontinenz die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. „Vorlagen, Binden, Schicksal“, so beschreiben Allemeyer und Langenberg den ebenso kurzen wie erfolglosen Behandlungsweg vieler Betroffener. In regelmäßigen Konferenzen beraten die Mediziner des Zentrums, welche Therapie für den jeweiligen Patienten die größte Aussicht auf Erfolg hat. „Im Gespräch mit den Betroffenen ist es von großer Bedeutung, eine vertrauensvolle Atmosphäre aufzubauen“, erläutert Dr. Erik Allemeyer und sein Kollege Dr. Rüdiger Langenberg pflichtet ihm bei: „Die Patienten haben oft einen langen Leidensweg hinter sich und der Schritt, mit einem Arzt darüber zu sprechen, fällt vielen nicht leicht“. Doch dieser Mut wird oft belohnt, in den meisten Fällen ist eine Therapie erfolgreich und die Betroffenen können wieder ohne Einschränkungen am Leben teilnehmen.
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