Blutkrebs: Neue Hoffnung bei aggressiven Formen

Blutkrebs: Neue Hoffnung bei aggressiven Formen

Bild: Dank klinischer Studien verbessern sich die Behandlungsmöglichkeiten stetig: Rüdiger Meyer zu Hörste (M.) mit den Studienassistentinnen Joanie Marie Simon (l.) und Sabrina de Jesus Pereira Lopes sowie Prof. Georg Lenz (2.v.l.) und Dr. Evgenii Shumilov. (Foto UKM/ Wibberg)

Am 28. Mai ist Welt-Blutkrebs-Tag
Innovative Therapien verbessern die Heilungschancen von Patientinnen und Patienten mit bösartigen Erkrankungen des blutbildenden Systems. Rüdiger Meyer zu Hörste ist einer von ihnen.

 

Münster (ukm/lie) – „Ich bin in vollem Galopp vom Pferd geschossen worden“, beschreibt Rüdiger Meyer zu Hörste das Gefühl, nachdem er im März vergangenen Jahres die Diagnose „diffuses großzelliges B-Zell-Lymphom“ erhalten hatte – eine aggressive Form von Lymphdrüsenkrebs. Der wohlverdiente Ruhestand nach fast 40 Jahren als Lehrer für Englisch und Sport an einem Versmolder Gymnasium stand damals kurz bevor. Doch statt die Zeit danach mit der Familie genießen zu können, waren da plötzlich all die mit einer Krebserkrankung verbundenen Ängste und Sorgen. Für die Behandlung kam der heute 67-Jährige ans UKM (Universitätsklinikum Münster) und erfuhr hier von der Möglichkeit, an einer klinischen Studie teilzunehmen. „Dank der Therapie habe ich mich inzwischen vollständig erholt und bin wieder voll im Leben“, ist er erleichtert, dass bei den regelmäßigen Nachsorgeuntersuchungen keine Krebszellen mehr nachweisbar sind.

„Das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom zählt zu den aggressiven, schnellwachsenden Blutkrebsarten, sagt Prof. Georg Lenz, Direktor der Medizinischen Klinik A und Wissenschaftlicher Direktor des WTZ (Westdeutsches Tumorzentrum) Münster am UKM. Typische Anzeichen für diese Krebsform seien schnelle Lymphknotenschwellungen, Fieber, Nachtschweiß und Abgeschlagenheit, so der Lymphom-Experte. Diese Symptome seien insgesamt eher unspezifisch, da sie auftreten können, aber nicht müssen und auch auf viele andere Erkrankungen hinweisen können. „Ich hatte nur einen Knubbel seitlich unten rechts am Hals – sonst nichts“, machte sich auch Meyer zu Hörste anfangs keine großen Sorgen und dachte an eine Zerrung vom Sport. „Der Knubbel wuchs dann aber rasant – fast jeden Tag, wenn ich in den Spiegel geschaut habe, sah er größer aus.“

Weil die Erkrankung so schnell voranschreitet und sich die bösartigen Zellen über das lymphatische System im Körper ausbreiten können, sind eine frühe Diagnose und zeitnaher Behandlungsbeginn wichtig für die Prognose. „Bei Herrn Meyer zu Hörste lagen mehrere Risikofaktoren inklusive einem Knochenbefall vor“, sagt Dr. Evgenii Shumilov, Oberarzt in der Medizinischen Klinik A. „Deswegen haben wir ihm die Teilnahme an der sogenannten COPA-R-CHOP-Studie angeboten, um die Heilungschancen verbessern zu können“, verweist der Onkologe auf eine von Prof. Lenz und seinem Team entwickelte und geleitete, bundesweite Studie, bei der die Teilnehmenden zusätzlich zur etablierten Immunchemotherapie noch den neuen Wirkstoff Copanlisib erhalten. „Copanlisib zählt zu den sogenannten Kinasehemmern“, erklärt Shumilov. „Mit deren Hilfe können bestimmte Signalwege in den Lymphomzellen blockiert und ihr Wachstum reduziert werden.“

Als Meyer zu Hörste von der Möglichkeit erfuhr, an der Studie teilzunehmen, zögerte er nicht lange: „Alles, was meine Chancen erhöht, mache ich gerne.“ Die Unterstützung durch seine Familie und die enge Betreuung durch die behandelnden Ärztinnen und Ärzte und das erfahrene Studienteam halfen ihm durch die körperlich und seelisch anstrengende Zeit: „Ich habe zwischenzeitlich Haare, Gewicht und Geschmack verloren, aber nie den Mut!“

„Die Therapieoptionen für Patientinnen und Patienten mit Lymphomen und Leukämien haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert“, verweist Prof. Lenz auf den wissenschaftlichen Fortschritt. „Spezifische Behandlungen mit Antikörpern oder zielgerichteten Medikamenten, die in den Stoffwechsel der bösartigen Zellen eingreifen, mit gentechnisch veränderten Abwehrzellen – den sogenannten CAR-T-Zellen – sowie mit Immuntherapeutika zeigen sehr vielversprechende Ergebnisse. Es hat sich viel getan, und die Entwicklung schreitet stetig weiter voran.“

Gründung einer neuen Selbsthilfegruppe für Leukämie- und Lymphom-Erkrankte in Münster

Programm am 22. Mai 2023

  • Begrüßung und Vorstellung durch Peter Michalski, Leiter der „Leukämie und Lymphom Selbsthilfegruppe Münsterland e.V.“ am Standort Ahlen/ Beckum
  • Vorstellung des WTZ (Westdeutsches Tumorzentrum) Münster durch den Geschäftsführer Prof. Philipp Lenz
  • Vortrag zum Thema „Neue Entwicklungen bei der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Lymphomen“ von Prof. Georg Lenz, Direktor der Medizinischen Klinik A des UKM und Wissenschaftlicher Direktor des WTZ Münster

Zeit: Montag, 22.05.2023, 17.30 bis 19.00 Uhr
Ort: Universitätsklinikum Münster, Albert-Schweitzer-Campus 1, 48149 Münster, Großer Konferenzraum Ost (R. 05.403), Ostturm, Ebene 05.

Weitere Informationen: wtz.ukmuenster.de → Aktuelles → Veranstaltungen