UKM-OnlineTalk: „Inkontinenz – (k)ein Tabuthema“
Frauen wie Männer können betroffen sein – doch niemand spricht gerne darüber. Die Rede ist von Harninkontinenz, die verschiedenste Ursachen haben kann. „Betroffene brauchen lange, bis sie ihr Leiden offenbaren und wissen gar nicht, dass wir in den allermeisten Fällen die Inkontinenz beheben können“, sagt Dr. Fabian Queißert, Leiter des Kontinenz- und Beckenbodenzentrums in der Klinik für Urologie am UKM (Universitätsklinikum Münster). Zusammen mit der Urotherapeutin Daniela Schulz, die Betroffenen zahlreiche Übungen und Trainings zur besseren Blasenkontrolle anbieten kann, will Queißert im UKM-OnlineTalk am Dienstag, 19. März, ab 18:00 Uhr live auf dem YouTube-Kanal des UKM mit dem Tabu aufräumen.
Münster (ukm/aw) – Ob bei der Hausarbeit, beim Sport oder gar auf Partys: Die eigene Blase nicht mehr kontrollieren und den Urin nicht mehr halten zu können, ist immer mehr als einfach nur unnagenehm. Patientinnen und Patienten mit Harninkontinenz fühlen sich massiv in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt – ganz zu schweigen vom großen Tabu, das das Problem gesellschaftlich umgibt. „Je nach Ausprägung trauen sich manche kaum vor die Tür, wenn sie nicht wissen, wo die nächste Toilette zu finden ist. Und anders als gemeinhin bekannt, sind nicht nur Frauen, beispielsweise nach mehreren Geburten, betroffen“, sagt Dr. Fabian Queißert. „Auch Männer leiden unter Inkontinenz, insbesondere nach Prostataoperationen.“ Das Lebensalter sei dabei bei beiden Geschlechtern eine relevante Größe, was aber nicht heißt, dass nicht schon junge Menschen betroffen sein können, so Queißert.
Häufig sind es neurologischen Störungen, die dafür verantwortlich sind, dass die willentliche Kontrolle über den Blasenschließmuskel nicht mehr funktioniert, Die Folge können die sogenannte Dranginkontinenz, also Urinverlust im Harndrang, Stressinkontinenz (beispielsweise beim Husten, Laufen, Hüpfen etc.) oder der Harnverhalt sein. Sogar Potenz-, bzw. Gefühls- und Stuhlentleerungsstörungen können bei neurologischen Schädigungen im Bereich des Beckens damit einhergehen. Grundsätzlich ist es bei der Betrachtung von Inkontinenz nötig, andere Disziplinen hinzuzuziehen, die sich anatomisch betrachtet auch im großen Becken bewegen. Bei Frauen ist zum Beispiel die gynäkologische Expertise unverzichtbar. Das Kontinenz- und Beckenbodenzentrum des UKM arbeitet deshalb fachübergreifend.
Nicht immer ist eine Operation die einzige Lösung des Problems: Welche konservativen Maßnahmen ergriffen werden können, um eine operative Korrektur des insuffizienten Schließmuskels noch abzuwenden, dazu steht Urotherapeutin Daniela Schulz im UKM-OnlineTalk Rede und Antwort. „Wir legen generell Wert auf ein möglichst wenig belastendes und schonendes Therapiekonzept, das nach eingehender Untersuchung ganz individuell erstellt wird. Beckenbodentraining kennt wohl jeder, doch das ist nicht die einzige Maßnahme, die wir zunächst anbieten können“, sagt Schulz. Fakt ist: Erst nach Ausschöpfen aller konservativen Möglichkeiten bietet das Kontinenz- und Beckenbodenzentrum Betroffenen verschiedene und hochmoderne interventionelle und operative Behandlungsmöglichkeiten. Der Erhalt der Lebensqualität steht dabei im Mittelpunkt der therapeutischen Bemühungen.
Der UKM-OnlineTalk zum Thema „Tabuthema Inkontinenz“ ist am Dienstag, 19. März, ab 18.00 Uhr, über den YouTube-Kanal des UKM zu streamen. Interessierte können im Vorfeld per Mail an ukm-onlinetalk@ukmuenster.de ihre Fragen einreichen. Auch Kommentare direkt unter dem Stream werden entweder direkt oder nach der Ausstrahlung beantwortet. Weitere Informationen finden Sie auch unter www.ukm-onlinetalk.de