Sommerfest am UKM: Ein buntes Programm für die ganze Familie

Sommerfest am UKM: Ein buntes Programm für die ganze Familie

Bild: Gute Tradition: Das UKM Kinder-Familien-Sommerfest im Dekanatsgarten. (Foto: UKM)

Das Universitätsklinikum Münster (UKM) und die Medizinische Fakultät laden am kommenden Samstag, 07. September, zu einem fröhlichen Sommerfest auf den UKM-Campus ein. Kinder und Familien erwartet ein vielfältiges Programm mit musikalischer Unterhaltung und vielem mehr. Ein besonderes Highlight: In diesem Jahr können die kuscheligen Begleiter der kleinen Gäste im Teddybärkrankenhaus liebevoll verarztet werden.

Münster (ukm/lw) – Das diesjährige Sommerfest des Universitätsklinikums Münster (UKM) und der Medizinischen Fakultät der Universität Münster bietet am Samstag, den 07. September, ein vielseitiges Programm für Kinder und Familien. Ab 15 Uhr startet das Fest mit dem ersten Highlight: dem Teddybärkrankenhaus. Dort stehen die Teddydocs, Medizinstudierende der Universität Münster bereit, um die kleinen Patienten professionell zu versorgen. Ob ein Arm geschient oder eine Diagnose wie Husten oder Scharlach gestellt werden muss, jedes Kuscheltier bekommt die nötige Behandlung. Eine weitere Gelegenheit zum Bestaunen bietet die Werkfeuerwehr, welche mit einem ihrer Löschfahrzeuge Anfassen vorbeikommt. Dann heißt es: Wasser marsch! Ab 15.45 Uhr sorgt dann die preisgekrönte Band RADAU! mit einem mitreißenden Konzert für gute Laune. Die humorvollen Texte laden zum Mitsingen ein und garantieren einen fröhlichen Nachmittag. Neben Musik und Medizin gibt es aber noch mehr zu entdecken: Clinic-Clownin Fritzi und ihre Freundin Rosinchen bringen gemeinsam mit Jongleur Micha Schwung in das Fest. Am Aktionsstand der Mitmachkinder können die Kinder ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Ausgelassenes Toben auf der Hüpfburg und Verwandlungen beim Kinderschminken, sorgen darüber hinaus für jede Menge Spaß. Neben dem abwechslungsreichen Programm dürfen natürlich leckere Speisen und Getränke zu familienfreundlichen Preisen nicht fehlen.

Der Eintritt auf das Gelände im Dekanatsgarten (Rückseite der Medizinischen Fakultät an der Domagkstraße 3) ist frei. Auch der Parkplatz am Pottkamp (Anfahrtsadresse: Pottkamp 15, 48149 Münster) ist an diesem Tag gebührenfrei, trotzdem wird eine Anreise mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln empfohlen.

Hier können Sie sich über alle Details sowie das komplette Programm informieren.

Prof. Gerhard Diller übernimmt Klinikleitung von Prof. Helmut Baumgartner

Prof. Gerhard Diller übernimmt Klinikleitung von Prof. Helmut Baumgartner

Bild: Prof. Alex W. Friedrich (r.), Ärztlicher Direktor des UKM, verabschiedet Prof. Helmut Baumgartner (l.), der sich um den Aufbau der EMAH-Klinik am UKM verdient gemacht hat, und übergibt UKM-Schlüsselbänder an Prof. Gerhard Diller, der nun die Klinikdirektion übernimmt. (UKM/Wibberg)

Münster war mit Berlin und München die erste deutsche Klinik, die als EMAH-Zentrum zertifiziert wurde. Bis heute ist das Konzept der Klinik einzigartig: Es reicht von der Diagnostik über Bildgebung und konservative Therapien bis hin zu Katheter-Interventionen bei angeborenen Herzfehlern und Klappenerkrankungen im Erwachsenalter. Von Anfang an mit dabei: Prof. Helmut Baumgartner. Es war ein Risiko, sagt er selbst. Aber die eigenommene Vorreiterrolle wurde bestätigt. Die Zahlen in Münster haben sich seit dem Antritt von Baumgartner im Jahr 2008 versechsfacht, die Klinik ist international anerkannt. Jetzt übergibt er den Staffelstab an seinen Nachfolger.

Erwachsene mit angeborenen und erworbenen Herzfehlern

Münster (ukm/maz) – Die Klinik für Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern (EMAH) und Klappenerkrankungen am UKM (Universitätsklinikum Münster) hat es ihrem Fach gleichgetan: Sie ist in den vergangenen 16 Jahren aus den Kinderschuhen herausgewachsen und zu einer gestandenen Institution geworden. 2008 als EMAH-Zentrum mit vier Mitarbeitenden und dem damals neu nach Münster gekommenen Prof. Helmut Baumgartner gegründet, arbeiten heute 23 Mitarbeitende unter seiner Leitung. Bis jetzt. Denn der 66-Jährige hat zu August die Klinikdirektion an seinen Nachfolger Prof. Gerhard Diller übergeben. „Diesen Bereich am UKM neu aufzubauen, das war schon ein Risiko für mich damals bei meinem Wechsel von Wien nach Münster“, gibt Baumgartner offen zu. Aber sein Vertrauen in den damaligen Vorstand hat sich ausgezahlt. Nur fünf Jahre später wurde aus dem Zentrum die erste eigenständige universitäre Klinik für EMAH unter Einbezug anderer struktureller Herzerkrankungen – insbesondere Klappenfehlern –, einem Fach, das es zu Beginn der medizinischen und wissenschaftlichen Karriere des Kardiologen Baumgartner noch gar nicht gab. Erst dank des medizinischen Fortschritts insbesondere der Kinderherzchirurgie und Kinderkardiologie erreichen heute 90 Prozent der Patientinnen und Patienten mit angeborenem Herzfehler das Erwachsenenalter und benötigen eine hochspezialisierte Versorgung.

Rückblickend lässt sich sagen: Der Mut hat sich gelohnt. Von zu Beginn rund 1100 ambulanten Patientinnen und Patienten werden heute über 6000 jährlich in der EMAH-Klinik versorgt, stationär hat sich die Zahl auf knapp 1400 Patientinnen und Patienten seit dem Start vervierfacht. „Ich bin sehr dankbar und glücklich über diese sehr erfreuliche Entwicklung“, sagt Baumgartner, die er nicht zuletzt seinem tollen Team zuschreibt, das eine große Beständigkeit aufweist. Auch dadurch sei die kontinuierliche Weiterentwicklung möglich gewesen, ebenso zeichne die Strukturen am UKM die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit den hiesigen Kliniken für Herzchirurgie und Kinderkardiologie aus. Ein besonderer Dank gelte zudem der EMAH Stiftung Karla Völlm, die maßgeblich an der Gründung beteiligt war und bis heute für eine Förderung in Millionenhöhe gesorgt hat.

Prof. Gerhard Diller entscheidet sich für Münster

Die Übergabe an Prof. Gerhard Diller freut nicht nur Baumgartner selbst, sondern auch den ärztlichen Direktor und Vorstandsvorsitzenden des UKM, Prof. Alex W. Friedrich. „Herr Diller hatte Rufe nach London und Toronto, an die renommiertesten EMAH-Zentren weltweit, und wir sind stolz, dass er sich für unseren Standort entschieden hat und die ausgezeichnete Arbeit von Herrn Baumgartner fortführen wird“, so Friedrich. „Herr Diller wird das nach wie vor dynamische Fach mit seiner medizinischen wie wissenschaftlichen Expertise weiter voranbringen.“ An seiner Seite ist Dr. Gerrit Kaleschke als Oberarzt und Leiter des Bereichs Intervention struktureller Herzerkrankungen für die Weiterentwicklung der katheter-interventionellen Therapie verantwortlich.

Gerhard Diller hat an der LMU München Medizin studiert und in der dortigen Kinderkardiologie promoviert, verfügt durch Aufenthalte in London unter anderem auch über einen Master in Gesundheitsökonomie. „Das Thema Herzmedizin und insbesondere die Behandlung angeborener Herzfehler hat mich immer fasziniert, da jede Patientin und jeder Patient einzigartig ist und einer lebenslangen spezialisierten Nachsorge bedarf“, sagt der 50-Jährige, der seit seiner Rückkehr aus London 2013 fest zum Team von Helmut Baumgartner gehört. Für ihn ist der Standort Münster nicht nur eine „Herzensangelegenheit“, sondern auch einzigartig. „Münster ist die zukunftsweisende Integration von strukturellen und angeborenen Herzfehlern in einer erwachsenenkardiologischen Klinik und von diesen wichtigen Synergieeffekten profitieren Patienten.“

Seine Ziele hat er fest im Blick; sie betreffen nicht nur die Bedürfnisse von Patientinnen und Patienten mit angeborenen Herzfehlern, sondern auch die translationale Forschung. „Es gibt konkrete akademische Projektideen insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz beziehungsweise Big-Data-Analyse, von denen wir hoffen, dass sie baldmöglichst die klinische Versorgung von EMAH-Patienten verbessern“, erklärt Diller. „Und wir werden weiterhin in den Schwerpunkt innovativer Bildgebung investieren, da ich überzeugt bin, dass das Verständnis der zugrundeliegenden Herzanatomie und -funktion die Basis der lebenslangen optimalen Behandlung von EMAH-Patienten bleibt.“

3D-Modell hilft, Amputation bei ukrainischem Kriegsversehrten abzuwenden

3D-Modell hilft, Amputation bei ukrainischem Kriegsversehrten abzuwenden

Bild: OP-Planung anhand eine 3D-Modells: Unfallchirurg Prof. Steffen Roßlenbroich, der Leiter des 3D-Centers, Priv.-Doz. Dr. Martin Schulze, und Prof. Tobias Hirsch, Plastischer Chirurg. (Foto © UKM)

Immer wieder werden im Rahmen der Solidaritätsvereinbarung mit der Ukraine auch am UKM ukrainische Patientinnen und Patienten behandelt, die dort wegen der Kriegshandlungen nicht ausreichend versorgt werden können. Ein 26 Jahre alter Soldat, dessen Oberschenkel direkt unterhalb der Hüfte durch einen Granatsplitter zerschmettert worden war, konnte in seinem Heimatland gerettet werden – aber die komplexe Operation, die nötig war, um sein rechtes Bein vor einer vollständigen Amputation zu bewahren, konnte man dort nicht leisten. Am UKM behandeln den jungen Mann zahlreiche Disziplinen in engem Austausch. Um perfekt vorbereitet zu sein, haben die Operateure den Eingriff an einem 3D-Modell geplant.

Münster (ukm/aw) – Es ist auch für die Spezialistinnen und Spezialisten einer Universitätsmedizin eine Herausforderung: Wie kann ein Oberschenkelknochen, bei dem nach den ersten Operationen zehn Zentimeter fehlen, so ersetzt werden, dass der Patient sein Bein nicht verliert und im Idealfall wieder laufen kann? „Nicht nur, dass im Oberschenkel ein großer knöcherner Defekt ist, auch der Hauptnerv ist betroffen. Zusätzlich hat der Mann noch Granatsplitter rund um die Hüfte. Der Eingriff ist so komplex, dass hier viele Disziplinen mit im Boot sind – vom ABS-Team, das uns zur richtigen Antibiose berät, über die Gefäßchirurgie bis hin zur Mikrobiologie“, sagt Prof. Steffen Roßlenbroich. Diese interdisziplinäre Abstimmung wurde auf Grundlage des G-BA geförderten
EXPERT-Projekts am UKM etabliert. In diesem Projekt, bei welchem neun Fachdisziplinen interdisziplinär komplexe Patienten besprechen, werden 31 Krankenhäuser in Nordwest-Deutschland mit universitärer Expertise versorgt. In diesem Fall profitiert auch ein Patient aus der Ukraine von dieser Struktur.

Planungen am 3D-Druck-Modell

Am Tag vor der geplanten Operation hat sich der Geschäftsführende Oberarzt der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am UKM (Universitätsklinikum Münster) mit seinem Kollegen Prof. Tobias Hirsch, Direktor der Plastischen Chirurgie, und mit Priv.-Doz. Martin Schulze, Leiter des 3D-Centers der Universitätsmedizin Münster, getroffen. „Heute kommen wir alle gemeinsam ins Spiel, weil wir überlegen müssen: Wie können wir diesen Defekt ersetzen? Wenn wir das nicht schaffen, müssen wir den Patienten auf Hüfthöhe amputieren – und das wäre tragisch“, so Hirsch. „Die Anforderung an das 3D-Center war: Zeigt uns diesen Defekt, zeigt uns die jetzige Situation im Oberschenkel, zeigt uns, was wir aus dem Wadenbein entnehmen müssen und zeigt uns, wo wir es ans Blutgefäßsystem anschließen können“, fasst Hirsch die komplexe Herausforderung zusammen. Wobei das Team um Schulz seine Mission erfüllt hat: Vor den Experten liegt ein aus verschiedenen Materialien gedrucktes, lebensgroßes „Puzzle“ des Operationsgebiets. Die relevanten Knochen und das versorgende Gefäßsystem sind farblich unterscheidbar.

Den Weg über ein teures 3D-Modell gehen die Universitätsmediziner immer dann, wenn die Ausgangssituation schwierig ist und die Operationsschritte der verschiedenen Disziplinen aufeinander aufbauen, weiß Priv.-Doz. Martin Schulze: „Es muss natürlich eine gute Begründung geben, die den Aufwand rechtfertigt. Und da sind komplexe Fälle wie dieser einfach prädestiniert. Das Zusammenspiel aus zu ersetzenden Oberschenkelknochen, Venen und Arterien muss verstanden werden. Jeder Chirurg bekommt durch unser Modell die 1:1-Verhältnisse, wie sie ihn im OP erwarten, direkt vor Augen geführt. Da hilft es natürlich der Konfiguration auch, selbst Chirurg zu sein, denn man spricht die gleicher Sprache und kennt die Herausforderungen“, so der 3D-Zentrumsleiter.

Der ukrainische Patient konnte am Folgetag der interdisziplinären Beratungen erfolgreich operiert werden. „Diese komplizierte Operation hat sehr gut geklappt, jetzt muss es nur noch heilen, freut sich Unfallchirurg Roßlenbroich. Und fügt hinzu: „Wir wünschen ihm und uns sehr, dass das Bein erhalten bleibt und tragfähig genug sein wird, damit weiter durchs Leben gehen zu können.“

Video: Planungen am 3D-Druck-Modell: Die Experten des UKM am Vortag vor der Operation des ukrainischen kriegsverletzten Patienten.
UKM lädt zur Langen Nacht der Robotik am 23. August 2024 ein

UKM lädt zur Langen Nacht der Robotik am 23. August 2024 ein

Bild: Dr. Jens Peter Hölzen vom Zentrum für Robotische Chirurgie führt bei der Langen Nacht der Robotik wieder durch das Programm. (Foto © UKM)

Am 23. August 2024 von 16 bis 22 Uhr öffnet das UKM (Universitätsklinikum Münster) seine Türen zur vierten „Langen Nacht der Robotik“. Auch in diesem Jahr wird die Veranstaltung wieder für einen großen Andrang im Gebäude der Chirurgie des UKM an der Waldeyerstraße sorgen. Im Mittelpunkt steht die neueste Generation des Operationsrobotersystems da Vinci®. Mit ihm führen die Chirurginnen und Chirurgen des Zentrums für Robotische Chirurgie komplexe Eingriffe minimalinvasiv durch.

Münster (ukm/fh) – Interessierte aller Altersgruppen haben bei der Langen Nacht der Robotik die Möglichkeit, sich das Operationssystem des Da-Vinci-XI-Systems erklären zu lassen und es anschließend selbst unter Anleitung auszuprobieren. Im Hörsaal der Chirurgie im Klinikgebäude an der Waldeyerstr. 1 werden dafür mehrere Operationsroboter zur Verfügung stehen.
Prof. Andreas Pascher, Direktor der Klinik für Chirurgie und Sprecher des UKM Robotik-Zentrums, und Dr. Jens Peter Hölzen, Stellvertretender Klinikdirektor, laden im Namen des UKM Robotik-Zentrums ein und führen durch das Programm.

Unter anderem werden auf einem da Vinci Xi-System® mit Doppelkonsole unblutige Live-Übertragungen von Operationen an Kuscheltieren oder das Schälen von Weintrauben und Tomaten mit dem OP-Roboter gezeigt. „Spielerische Übungen demonstrieren die enorme Präzision und Beweglichkeit des Systems“, freut sich Hölzen auf die Veranstaltung. An einer weiteren Roboter-Konsole können sich vor allem kleine, aber auch große Gäste am daVinci®-Simulator ausprobieren und in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden beweisen.

UKM Lange Nacht der Robotik

Bild: Im Hörsaal der Klinik für Allgemeinchirurgie an der Waldeyerstr. können Interessierte mit dem Operationsroboter eigene Erfahrungen machen.

Zusätzlich gibt es Kurzvorträge von Expertinnen und Experten der verschiedenen Fachabteilungen im UKM Robotik-Zentrum, bestehend aus der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, der Plastischen Chirurgie, der Klinik für Urologie sowie der Klinik für Frauenheilkunde am UKM. Denn auch wenn der Spaß bei der Veranstaltung im Vordergrund stehen soll, werden bei der Langen Nacht der Robotik auch ernste Themen wie der Einsatz bei Krebsoperationen beleuchtet.

Lange Nacht der Robotik
Datum: Freitag, 23. August 2024, 16.00 – 22.00 Uhr
Ort: Universitätsklinikum Münster
Hörsaal Klinik für Allgemein-, Viszeral und Transplantationschirurgie
Adresse: Albert-Schweitzer-Campus 1, Gebäude W1, 48149 Münster
Würdemann: Telenotärzt:innen können viel verbessern

Würdemann: Telenotärzt:innen können viel verbessern

Bild: Patienten, Vitaldaten und Vieles mehr im Blick: Dr. Till Würdemann an seinem Telenotarzt-Arbeitsplatz in der Feuerwehr-Leitstelle am York-Ring in Münster. Von hier sollen künftig 150 bis 180 Rettungswagen telemedizinisch betreut werden. (Foto © UKM)

Es ist die größte Kooperation der Rettungsdienste in der Region: Anfang Juni startete in Münster sowie den Kreisen Borken, Coesfeld, Steinfurt, Warendorf und Recklinghausen ein Pilotprojekt, bei dem Notärztinnen und Notärzte nicht mehr gemeinsam mit dem Rettungsdienst ausrücken, sondern per Videotechnik zu den Einsatzorten geschaltet werden. Dr. Till Würdemann, der als Telenotarzt seit Juli Dienste aus der Feuerwehr-Leitstelle am York-Ring in Münster absolviert, zieht ein erstes Praxis-Fazit des Systems, das schon jetzt für Entlastung bei den Einsatzkräften sorgt.

Münster (ukm/lwi) – Die Zahlen variieren stark, doch in rund einem Drittel aller Rettungsdiensteinsätze wird zur Sicherheit auch ein Notarzt angefordert. Vor Ort stellt dieser dann in knapp der Hälfte der Fälle fest, dass sein Eingreifen gar nicht notwendig ist – und fährt unverrichteter Dinge wieder ab. Um die Expertise besser zu nutzen und dahin zu bringen, wo sie wirklich gebraucht wird, kommen seit Juni dieses Jahres in der Region so genannte Telenotärzte zum Einsatz. Sie können sich audio-visuell mit dem Rettungsdienst verbinden, mit Notfallsanitätern und Betroffenen kommunizieren, anleiten und unterstützen – und damit wesentlich schneller, häufiger und weiträumiger helfen als im klassischen Notarzt-Dienst.

Einer, der dieses System gerade erprobt, ist Dr. Till Würdemann, der in der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie am UKM (Universitätsklinikum Münster) beschäftigt ist, und zu 50 Prozent als Telenotarzt in der Feuerwehrleitstelle am York-Ring in Münster arbeitet. „Bei einem Einsatz bekomme ich sämtliche Vitaldaten übertragen“, sagt Würdemann, „von der Sauerstoffsättigung über den Blutdruck bis hin zu EKG-Kurven, dazu ein Videostreaming aus dem RTW, Fotos, die vom Personal im RTW gemacht werden und direkt auf meinem Bildschirm landen sowie GPS-Daten, um zu bestimmen, welche Wege gegebenenfalls sinnvoll sind“.

In der Feuerwehr-Leitstelle ist Würdemann derzeit wochenweise werktags im Einsatz für das Pilotprojekt, das in ganz Nordrhein-Westfalen läuft. Aus Münster wird die größte der insgesamt elf Trägergemeinschaften abgedeckt: Von der Telenotarztzentrale am York-Ring werden derzeit testweise zwölf Rettungswagen (je zwei in Münster, den Kreisen Borken, Coesfeld, Steinfurt, Warendorf und Recklinghausen) betreut – eine Region mit 2,3 Millionen Bürgerinnen und Bürgern. Perspektivisch sollen es ab dem kommenden Jahr 150 bis 180 Fahrzeuge sein, und die Dienste dann nach und nach auf eine 24/7-Versorgung ausgeweitet werden. „Es ist ein extrem spannendes neues Feld, in dem ich jeden Tag neue Dinge dazulerne“, sagt Würdemann und sieht vor allem die Vorteile des Systems: „Ohne das Drumherum des Einsatzes vor Ort ist das ein Arbeiten, in dem ich mich noch besser auf die medizinischen Aspekte fokussieren kann.“

Hinter dem Projekt des NRW-Gesundheitsministeriums stehen vor allem zwei Überlegungen: Zum einen soll der Rettungsdienst entlastet werden; statt eines Notarztes können häufiger Notfallsanitäter zunächst alleine zum Einsatz fahren. Sollten dann vor Ort Fragen aufkommen oder Kompetenzgrenzen für die Sanitäter erreicht werden, kann ein erfahrener Telenotarzt schnell hinzugeschaltet werden, zum Beispiel um grünes Licht für das Verabreichen eines Medikamentes zu geben – das spart Wege und damit Zeit. Zum anderen sollen unnötige Transporte in die Notaufnahmen vermeiden werden, indem schon vorab – und ohne dass ein Notarzt physisch vor Ort sein muss – geklärt werden kann, dass etwa eine Patientin zu Hause bleiben darf und nicht (umsonst) zunächst in ein Krankenhaus gefahren werden muss.

Perspektivisch könnten die Telenotärztinnen und -notärzte aber auch andere Notärzte vor Ort beraten, etwa bei seltenen Situationen wie Vergiftungen, um bei größeren Schadenslagen auszuhelfen, oder die Verlegung in ein Krankenhaus zu besprechen, für die der Notarzt während des Einsatzes noch keine Zeit hat und für die dem Leitstellen-Personal unter Umständen das spezifische ärztliche Spezialwissen fehlt. „Wir haben dann von außen vielleicht einen anderen Blick auf die Situation und haben in der Zentrale medizinische Datenbanken zur Hand, die dem Notarzt vor Ort nicht so schnell nicht zur Verfügung stehen“, sagt Würdemann. „Da gibt es sehr viele Feinheiten, die durch Telenotärzte durchaus verbessert werden können. Aber klar ist auch: Das ist ein System, das wachsen muss, und in dem wir schauen müssen, was gut klappt und was nicht.“

Eine weitere wichtige Rolle könnte Telenotärztinnen und -notärzten künftig im Rahmen von Patienten-Verlegungen zukommen, bei denen sie häufig auch anwesend sein müssen. Funktioniert das auch digital, gäbe es – im Sinne der Krankenhausreform – auch Maximalversorgern wie dem UKM die Möglichkeit, stabile Patienten schneller in andere Krankenhäuser zu verlegen, um selbst wieder Kapazitäten für die dann schwereren Fälle zu haben.