Sprachentwicklungsstörungen können flexibel behandelt werden

Sprachentwicklungsstörungen können flexibel behandelt werden

Bild: Online-Therapien bei Sprachentwicklungsstörungen haben sich im Rahmen der Studie als sehr wirksam herausgestellt.

Sprachentwicklungsstörungen: Jedes zehnte Kind betroffen

Fast zehn Prozent aller Kinder in Deutschland haben eine Sprachentwicklungsstörung bzw. -verzögerung. Die gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Folgen sind enorm, denn Sprachentwicklungsstörungen sind oft Vorläufer für Schwierigkeiten beim Lese-Rechtschreib-Erwerb. Die THESES-Studie der Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie am UKM hat sich seit 2020 mit der Wirksamkeit verschiedener Therapieansätze befasst. Gefördert wurde das Projekt von der Albert und Barbara von Metzler-Stiftung* und der Leopold-Klinge-Stiftung. Jetzt liegen die Ergebnisse der randomisiert-kontrollierten zweiarmigen Studie an insgesamt 354 Kindern vor.

Münster (ukm/aw) – Spricht mein Kind altersgemäß? Oder hat es Schwierigkeiten grammatikalisch korrekte Sätze zu bilden oder Wörter richtig auszusprechen? Das sind Fragen, die sich Eltern von kleinen Kindern stellen. Bis zu einem Alter von drei Jahren hat vieles, was (Vor-)Schulkinder vorübergehend sprachlich als Phänomen zeigen, nicht unbedingt Krankheitswert. „Es gibt sogenannte ‚Late-Talker‘, von denen ein Teil mit wachsendem Alter sprachliche Rückstände wieder aufholt“, sagt die Studienleiterin der THESES-Studie, Prof. Katrin Neumann, Direktorin der Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie am UKM (Universitätsklinikum Münster). „Wenn aber doch eine Sprachentwicklungsstörung diagnostiziert wird, ist es enorm wichtig, diese schnell und gezielt zu behandeln. Denn Sprachentwicklungsstörungen wirken sich lebenslang auf Bildungs-, Berufs- und Partnerschaftschancen aus.“ Neumann leitet vier vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) geförderte Projekte zu Sprachentwicklungs- und Hörstörungen und koordinierte die kürzlich veröffentlichten interdisziplinären S3-Leitlinien „Therapie von Sprachentwicklungsstörungen“.

Sprachentwicklungsstörungen (SES) stellen mit 57 Prozent die häufigste Diagnose dar, bei der eine sprachtherapeutische Behandlung angezeigt ist. Gleichzeitig wurden die Erfolge der verschiedenen Therapiesettings in ihrer Wirksamkeit bisher kaum überprüft. In der THESES-Studie wurden anhand der Datenanalyse von insgesamt 354 Kindern zum einen die Standardtherapie in Form einer ambulanten Einzeltherapie, die stationäre Intensivtherapie sowie die ambulante Kleingruppentherapie als Intensiv- und Wiederauffrischungstherapie untersucht. „Die Ergebnisse belegen die Wirksamkeit vor allem der ambulanten Kleingruppentherapie, die auch online stattfinden kann, aber auch die stationäre Therapie zeigt Vorteile“, schildert Neumann die Hauptergebnisse. „Im Nachhinein hat es sich als Glücksfall für die Studie herausgestellt, dass die Forschungsgruppe während der Corona-Pandemie spontan Online-Therapien mit ins Studiendesign mit aufnehmen mussten, die sich dann nicht als Notbehelf, sondern im Gegenteil als mit am wirksamsten herausgestellt haben“, freut sich Sigrun Stosius, Vorstand der Frankfurter Metzler-Stiftung*. Im Ergebnis seien Online-Therapien den Standardtherapien sogar überlegen, wahrscheinlich wegen des Einbezugs der Eltern zuhause und des hohen kommunikativen Anteils, folgern die Forschenden.

Mit den Ergebnissen aus der THESES-Studie plädiert Logopädiewissenschaftlerin und Studienkoordinatorin Dr. Denise Siemons-Lühring dafür, die Therapie-Landschaft bunter zu gestalten: „Aktuell muss schon bei Verordnung in der Arztpraxis das jeweilige Behandlungssetting festgelegt werden. Dies macht den flexiblen Einsatz verschiedener Therapiesettings unmöglich. Therapien in Präsenz fallen häufiger aus, wenn beispielsweise ein Geschwisterkind krank ist und die Eltern nicht zur Praxis kommen können. Ersatzweise die Therapie online durchzuführen, wäre Stand jetzt nicht möglich. Da müsste die Verordnungspraxis flexibler werden, vor allem sollte es keine Obergrenze für online durchgeführte Sprachtherapien geben.“

Einblick in die künftige Weiterentwicklung von Sprachtherapien gibt der Neuro- und Sprachwissenschaftler Dr. habil. Lars Meyer, Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften und zugleich Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Pädaudiologie am UKM. Seine Mitarbeit zielt darauf ab, neurowissenschaftliche Methoden, insbesondere bildgebende Verfahren, zur Steigerung der Effizienz von Sprachtherapie nutzbar zu machen, teils unter Zuhilfenahme von KI. Auch setzen die Forschenden inzwischen auf moderne Medien: Das Team um Prof. Katrin Neumann erforscht neue Projekte zur Therapie phonologischer Aussprachestörungen und setzt dabei Hör- und Bilderbücher ein. Das – zusammen mit dem Ansatz der Online-Therapien – wird Eltern und Kinder entlasten und bietet neue Möglichkeiten, dem häufigen Phänomen der Sprachentwicklungsstörung zu begegnen, bevor sich deren Folgen im weiteren Leben manifestieren.

Die im Text genannten Verantwortlichen der Studie stehen der interessierten Öffentlichkeit und Medienvertreterinnen und -vertretern am Freitag, 29. November, vormittags für Rückfragen und weitere Informationen zur Verfügung. Wenn Sie Interesse an einem persönlichen Gespräch bzw. einem Austausch per Telefon oder Videocall haben, kommen Sie gerne auf uns zu.
Generalistische Pflegeausbildung

Generalistische Pflegeausbildung

Bild: „Ich finde, die Onkologie ist ein total breiter und spannender Bereich. Nach meiner Ausbildung habe ich mich ganz bewusst die Arbeit hier entschieden“, erzählt Anna Mohrig, die am UKM eine generalistische Pflegeausbildung absolviert hat. (UKM/Ibrahim)

Generalistische Pflegeausbildung: Als Allround-Talent der Pflege auf der Kinderkrebsstation

Die 2020 in Deutschland eingeführte generalistische Pflegeausbildung bietet im Vergleich zu den früheren, spezialisierten Ausbildungswegen ein breiteres Profil. Während Pflegende zuvor eine spezifische Ausbildung in der Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege oder Kinderkrankenpflege absolvierten, vereint die neue Ausbildung diese Bereiche zu einem umfassenden, einheitlichen Qualifikationsmix. Am UKM sind im Oktober wieder 50 Auszubildende in die generalistische Pflegeausbildung gestartet, die am vergangenen Wochenende – neben vielen anderen Ausbildungsberufen am UKM – auch auf der „Jobmesse Münster | Osnabrück“ am FMO beworben wurde.

Münster (ukm/jug) – Im Pflegestützpunkt der Station 17 A West sitzt Anna Mohrig, von hier aus hat sie die Zimmer aller jungen Patientinnen und Patienten im Blick. Auf der Kinderkrebsstation des UKM (Universitätsklinikum Münster) versorgt sie Kinder und Jugendliche mit Krebserkrankungen. „Ich finde, die Onkologie ist ein total breiter und spannender Bereich. Nach meiner Ausbildung habe ich mich ganz bewusst die Arbeit hier entschieden“, erzählt die Pflegefachfrau.

Anna Mohrig hat im vergangenen Jahr ihr Examen gemacht, davor hat sie die generalistische Pflegeausbildung absolviert: Die Ausbildung qualifiziert Pflegefachkräfte umfassend für die Pflege von Menschen aller Altersgruppen in unterschiedlichen Versorgungsbereichen – in der stationären Akutpflege, der Langzeitpflege und der ambulanten Pflege. Nach bestandenem Examen erhalten die Absolventinnen und Absolventen den Titel Pflegefachfrau/-mann/-person.

„Das Ziel der generalistischen Ausbildung in der Pflege besteht darin, eine breiter angelegte Qualifikation zu schaffen, die Pflegekräfte umfassender auf verschiedene Versorgungsbereiche vorbereitet. Im Vergleich zur früheren, spezialisierten Ausbildung verfolgt sie mehrere Ziele: breitere Fachkompetenz, Anpassung an den gesellschaftlichen Pflegebedarf, EU-weite Anerkennung, Stärkung der Attraktivität des Berufs durch mehr Flexibilität“, fasst Klaus Lenfers, Leiter der UKM-Pflegeschule, zusammen. Seit der Einführung der neuen Ausbildung haben am UKM bislang 150 Auszubildende die generalistische Pflegeausbildung durchlaufen.

Anna Mohrig sieht vor allem die Vorteile der Generalistik, die ihr einen breiten Horizont ermöglicht: „In der Ausbildung habe ich sehr viel Verschiedenes gesehen. Einsätze in der Chirurgie oder etwa internistische Bereiche gehörten dazu, auch mein Einsatz auf der Intensivstation war total interessant.“ Hinzu kommt die Vielfalt eines Universitätsklinikums: „Ich habe mich damals bewusst für die Ausbildung in der Uniklinik entschieden, weil ich bei einem Maximalversorger spezialisierte Diagnostik und Therapien kennenlernen wollte.“

Mit dem Abschluss als Pflegefachfrau oder Pflegefachmann können Examinierte später zwischen den Bereichen wechseln – sie sind nicht mehr auf einen bestimmten Pflegebereich festgelegt. Je nach persönlichen Interessen können die Pflegenden in verschiedenen Versorgungsbereichen tätig werden, am UKM also in den pädiatrischen oder Erwachsenen-Bereichen. „Die generalistisch ausgebildeten Pflegefachpersonen bringen ein höheres Maß an Flexibilität mit, haben in ihrer Ausbildung schon mal ‚über den Tellerrand‘ geschaut. Davon können die Teams auf den Stationen auf Dauer profitieren“, betont UKM-Pflegedirektor Thomas van den Hooven. Doch was bedeutet der niedrigere Grad an Spezialisierung? „Natürlich hat die Generalistik einen Preis. Gerade hier in der Klinik sind die Einsatzdauern verkürzt und die Auszubildenden sehen weniger Bereiche des UKM. Um dies zu adressieren, sind wir gerade dabei, für alle Absolventinnen und Absolventen der Generalistik Angebote zu schaffen, mit denen wir einen guten Einstieg in den Klinikalltag ermöglichen.“

Für Anna Mohrig war die generalistische Ausbildung genau der richtige Weg in den Pflegeberuf, sie hat im Sommer bereits die Fachweiterbildung Onkologie & Palliativpflege begonnen. Im Oktober sind am UKM die nächsten 50 Auszubildenden in den vielseitigen Pflegeberuf gestartet.

Video: Mit der generalistischen Pflege-Ausbildung in den onkologischen Bereich – diesen Weg hat Anna Mohrig gewählt. Im Video berichtet sie, warum sie sich für diesen Weg entschieden hat.
Marcumar® besser als sein Ruf?

Marcumar® besser als sein Ruf?

Bild: Der Gerinnungshemmer Marcumar® ist vielen ein Begriff. Doch der Blutverdünner wurde in der Behandlung inzwischen meist von moderneren nicht-oralen Antikoagulantien (NOAKs) verdrängt.

Der Gerinnungshemmer Marcumar® ist vielen ein Begriff. Doch der Blutverdünner wurde in der Behandlung inzwischen meist von moderneren nicht-oralen Antikoagulantien (NOAKs) verdrängt. Umso überraschender ist das Ergebnis einer großangelegten Real-World-Studie, die die Patientendatensätze von 570.000 BARMER-Versicherten ausgewertet hat: Herz-Kreislauf-Erkrankte, die wegen eines Schlaganfall- oder Thromboembolie-Risikos auf eine vorbeugende Blutverdünnung angewiesen sind, haben geringere Komplikationsraten mit dem Vitamin-K-Antagonisten Phenprocoumon. Der im Gerinnungshemmer Marcumar® enthaltende Wirkstoff ist laut einer Studie der Arbeitsgruppe um Prof. Holger Reinecke, Direktor der Klinik für Kardiologie I am UKM (Universitätsklinikum Münster), mit einer höheren Überlebenswahrscheinlichkeit verbunden als NOAKs.

 (UKM/Heine): Prof. Holger Reinecke, Direktor der Klinik für Kardiologie I am UKM und Arbeitsgruppenleiter.Münster (ukm/aw) – Die Arbeitsgruppe unter Leitung von Reinecke hat in Zusammenarbeit mit dem BARMER Institut für Gesundheitssystemforschung (bifg) die Patientendatensätze der Krankenkasse aus zehn Jahren retrospektiv ausgewertet: Das Ergebnis könnte eine Kehrtwende bei der Verordnung von Blutverdünnern in Deutschland bedeuten. „Seit ihrer Markteinführung vor rund zwölf Jahren haben sich die in den modernen NOAKs enthaltenen Wirkstoffe am Markt gegenüber den Vitamin-K-Antagonisten (VKA) der ersten Stunde durchgesetzt. Vereinfacht gesprochen hat unsere Langzeitstudie an den Daten von fast 600.000 Patientinnen und Patienten nun herausgefunden, dass der Vitamin-K-Antagonist Phenprocoumon (Marcumar®) den NOAKs in seiner Wirkung insbesondere mit Blick auf ein besseres Überleben überlegen sein könnte“, so Reinecke. Kurz gesagt, sei das in den 80er Jahren markteingeführte Marcumar® mit einer höheren Überlebenswahrscheinlichkeit der Betroffenen assoziiert als die moderneren NOAKs, führt er weiter aus. „Für Niedergelassene und Betroffene ist das eine Nachricht, die nicht ignoriert werden sollte, zumal es weitere Studien aus dem In- und Ausland gibt, die zu ähnlichen Ergebnissen kommen.“ Reinecke räumt aber auch ein, dass es nun zunächst zur Absicherung der These randomisierte prospektive Studien mit einer breit aufgestellten Altersgruppe geben müsse, die die Wirksamkeit und das Überleben von Phenprocoumon im Vergleich zu den jeweils einzelnen Wirkstoffen der neueren NOAKs 1:1 untersuchen.

Der große Vorteil einer groß angelegte Real-World-Studie erklärt sich vor allem dadurch, dass sie die medizinischen Ergebnisse von hunderttausenden Betroffenen analysiert und sich nicht auf eine beschränkte, meist jüngere und recht gesunde Probandengruppe bezieht, wie Zulassungsstudien es häufig tun. Bei der hier untersuchten Gruppe handelt es sich um das gesamte Spektrum an Patientinnen und Patienten aus Deutschland, die bei neu diagnostiziertem thromboembolischem Risiko durch Schlaganfall, Thrombose oder Lungenembolie zuvor noch nie auf Blutverdünnung angewiesen waren. Die NOAKs wurden dagegen bei Zulassung am Markt Anfang der 2010er Jahre ausschließlich an jungen und gesunden Patientinnen und Patienten getestet. Darin könnte nun die Begründung liegen, warum für ein langfristiges Überleben bei den in dieser Studie untersuchten, meist älteren und doch erheblich kränkeren Patienten, doch Marcumar die bessere Wahl sein könnte.

In der ärztlichen Verordnungspraxis liegt der große Vorteil der NOAKs gegenüber dem kontrollintensiven Marcumar® vor allem in der einfachen Anwendung für die Patientinnen und Patienten. Die Gabe von NOAKs erfordert weniger ärztliche Überwachung als die Gabe von Phenprocoumon, bei der engmaschig am besten wöchentlich die Blutgerinnung labordiagnostisch erhoben werden muss. Für den Laien schwer einzuschätzende Einflussfaktoren, wie der Konsum von viel Vitamin-K durch beispielsweise grünes Gemüse, könnten nämlich unter Marcumar®-Einnahme die Blutgerinnung gefährlich beeinflussen.

Teure NOAK-Wirkstoffe führen zu hohen Kostensteigerungen

Neben dem fehlenden Therapievorteil macht Reinecke aber noch ein weiteres Argument geltend: Im Jahr 2022 machten die Verordnungen von NOAKs 99 Prozent des Gesamtumsatzes aller Antikoagulantien aus. Der Anteil bei den Verordnungen an Blutverdünnern wächst stetig, der Marktanteil des Wirkstoffs Phenprocoumon ist dagegen deutlich zurückgegangen. „Wir wollen den Betroffenen keine Sorge bereiten, denn NOAKs sind natürlich auch wirksam, wenn wir auch eine tendenziell bessere Überlebensdauer für Marcumar® ermitteln konnten. Definitiv muss man aber die Frage nach dem therapeutischen Zusatznutzen dieser enorm teuren Medikamente stellen“, so Reinecke.

Die prozentuale Zunahme bei den Verordnungen der verhältnismäßig teuren NOAKs hat zu einer hohen Kostensteigerung bei den Arzneimittelausgaben der Kostenträger geführt. Allein die beiden NOAK-Wirkstoffe Apixaban und Rivaroxaban belegten u.a. im Jahr 2022 Platz zwei und drei der Medikamente, für die die höchsten Ausgaben getätigt wurden, in der Summe über zwei Milliarden Euro für beide zusammen. Damit zählen diese Präparate eindeutig zu den größten Kostentreibern. „Marcumar kostet dagegen pro Tablette nicht einmal dreißig Cent“, gibt Reinecke zu bedenken. Bei der Verordnungspraxis sollte deswegen nach Meinung der Studienautoren noch einmal überdacht werden, welches Präparat verordnet wird.

Sehen Sie auch den Artkel der Herzstiftung: Alles Wichtige zum Gerinnungshemmer Marcumar®

Tag des offenen OP: Blick hinter die OP-Kulissen

Tag des offenen OP: Blick hinter die OP-Kulissen

Bild: Einblicke in die Arbeit des OP-Funktionsdienstes, Demonstrationen, interaktive Übungen und informative Präsentationen stehen auf dem Programm, wenn das UKM am 29. November zum „Tag des offenen OP“ ins Ambulante OP-Zentrum einlädt. (Foto © UKM)

Am „Tag des offenen OP“ lädt das UKM (Universitätsklinikum Münster) zu einem Besuch ins Ambulante OP-Zentrum ein: Spezialisiertes Fachpersonal wie auch interessierte Laien können am 29. November von 10 bis 18 Uhr einen Überblick über das Spektrum der operativen Versorgung der Patienten am UKM bekommen und haben zudem die Möglichkeit, sich mit Expertinnen und Experten vor Ort über die Möglichkeiten und Chancen in der Anästhesie und den OP-Funktionsdiensten am UKM zu informieren.

Münster (ukm/jug) – Der OP-Trakt ist das Herzstück eines Klinikums, hier führen die chirurgischen Teams komplexe Operationen durch und retten Menschenleben. Um Besucherinnen und Besuchern einen Blick in diesen besonderen Funktionsbereich zu geben, veranstaltet das UKM (Universitätsklinikum Münster) in diesem Jahr erstmals den „Tag des offenen OP“: Einen Tag lang können Interessierte im Ambulanten OP-Zentrum (AOZ) des UKM den OP-Bereich betreten, spannende Demonstrationen erleben und mit Fachpersonal unterschiedlicher Berufe vor Ort ins Gespräch kommen.

„Die Veranstaltung ist eine herzliche Einladung an alle, einen Blick hinter die Kulissen unserer hochmodernen OP-Abteilungen zu werfen und mit den dort tätigen Kolleginnen und Kollegen des Anästhesie- und OP-Funktionsdienstes ins Gespräch zu kommen, die im Zusammenspiel unterschiedlicher Berufsgruppen jeden Tag komplexe Eingriffe vornehmen“, erklärt Florian Kokscht, Organisator und Pflegerische Gesamtleitung im AOZ. „Mit dem ‚Tag des offenen OP‘ möchten wir insbesondere auch examinierte Kolleginnen und Kollegen ansprechen, die die breite operative Versorgung eines Klinikums der Maximalversorgung so kennenlernen können.“

Video: Florian Kokscht, Pflegerische Leitung des AOZ, lädt im Video zum „Tag des offenen OP“ ein und sagt, was Besucherinnen und Besucher am 29. November erwartet.

Praxisnahe Demonstrationen, interaktive Übungen und informative Präsentationen bilden das Programm der Veranstaltung. Auch Vorträge zu beruflichen Perspektiven und Weiterbildungsmöglichkeiten werden angeboten. Gäste erhalten eine Übersicht über das Spektrum der operativen Möglichkeiten eines Universitätsklinikums und zugleich Einblick in die vielfältigen und interessanten Aufgaben der verschiedenen Fachberufe, die während Operationen für eine angemessene und sichere Versorgung der Patientinnen und Patienten sorgen.

Tag des offenen OP am UKM
Datum: 29.11.2024
Uhrzeit: 10:00 bis 18:00 Uhr
Ort: Ambulantes OP-Zentrum, Waldeyerstraße 30
Bemerkung: Der Eintritt ist frei.
UKM ist Hospitationszentrum für robotische Leberchirurgie

UKM ist Hospitationszentrum für robotische Leberchirurgie

Bild: Die Gäste vom Universitätsklinikum Marburg, Prof. Detlef K. Bartsch (2.v.l.), Direktor der „Klinik für Visceral-, Thorax- und Gefäßchirurgie“, und Dott. Mag. Michele Fiodarliso (Mitte), Oberarzt, wurden im Rahmen der ersten Hospitation am Universitätsklinikum Münster empfangen von Prof. Andreas Pascher (r.), Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Dr. Benjamin Strücker (l.), Leitender Oberarzt und Bereichsleitung Leber- und Pankreaschirurgie (HPB), und Dr. Mehmet Haluk Morgül (2.v.r.), Oberarzt und Lehrbeauftragter. (Foto © UKM)

Robotische Leberchirurgie: Erfahrungen und Wissen weitergeben

Münster (ukm/lwi) – „Es ist ein bedeutender Schritt in Richtung Demokratisierung einer Technologie, die bisher als eine Art Königswissen behandelt wurde“, sagt Prof. Andreas Pascher. Der Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie am UKM (Universitätsklinikum Münster) hat im Oktober gemeinsam mit seinem Team die ersten Gäste im „Hospitationszentrum für robotische Leberchirurgie“ empfangen. Medizinerinnen und Mediziner aus ganz Europa können hier an robotergestützten leberchirurgischen Eingriffen partizipieren, um einerseits ihr eigenes Wissen weiterzuentwickeln und andererseits auch eigene Erfahrungen für den Austausch mit nach Münster zu bringen. „Weiterbildung in der operativen Chirurgie darf kein Zufall sein“, sagt Pascher. „Und diese Form ist der beste und sicherste Weg, unsere Erfahrung weiterzugeben – und zwar getragen vom gesamten Team.“

In etwa Dreiviertel der Leberresektionen (Entfernung von z.B. tumorösem Gewebe aus der Leber) am UKM kommt inzwischen der von Chirurginnen und Chirurgen gesteuerte Da-Vinci-Operationsroboter zum Einsatz. Mit seiner Hilfe können die Medizinerinnen und Mediziner minimalinvasiv, und gleichzeitig noch präziser operieren als bei einer klassischen Laparoskopie, also einer Bauchspieglung „von Hand“. Am UKM wird inzwischen jede Form der Leberchirurgie robotisch angeboten.

Entsprechend attraktiv und vielfältig ist das Angebot des Hospitationszentrums für anfragende Kliniken und Zentren. „Das ist aber typischerweise niemand, der neu mit der robotischen Operation anfängt“, sagt Pascher, „sondern in der Regel erfahrene und geschätzte Kolleginnen und Kollegen, die einen nächsten Entwicklungsschritt machen möchten“. Konkret geben die Gäste im Vorfeld der Hospitation ihren Ausbildungsstand an und fragen nach einer Teilnahme an spezifischen Operationen und Verfahren. „Wenn die Hospitanten da sind, erklären wir am Anfang erstmal das ganze Setup, weil auch das ein wichtiger Teil der robotischen Operation ist: Wie ist der Patient bzw. die Patientin gelagert, wie werden die Trokare (Punktionsinstrumente) und wie wird der Roboter positioniert; das machen wir alles gemeinsam. Dann wird die Operation durchgeführt und danach gibt es natürlich noch ein Abschlussgespräch und auch darüber hinaus weiteren Kontakt zu den Kliniken,“ erläutert Dr. Benjamin Strücker, leitender Oberarzt und Bereichsleiter der Leber- und Pankreaschirurgie am UKM, den Tagesablauf einer Hospitation.

Video: Dr. Benjamin Strücker, leitender Oberarzt und Bereichsleitung Leber- und Pankreaschirurgie (HPB) am UKM, erkläutert im Video den Ablauf einer Hospitation.

Die ersten Gäste vom Universitätsklinikum Marburg hat das UKM nun empfangen: Prof. Detlef K. Bartsch, Direktor der dortigen „Klinik für Visceral-, Thorax- und Gefäßchirurgie“ sowie Oberarzt Dott. Mag. Michele Fiodarliso waren am 11. Oktober in der Viszeralchirurgie in Münster zu Gast: „Prof. Bartsch und ich sind heute hier und wollen die Zusammenarbeit mit dem UKM starten, um Tipps und Tricks über die robotische Leberchirurgie zu lernen. Heute ist der erste Tag, aber sicher nicht der letzte“, blickt Fiodarliso in die Zukunft der Zusammenarbeit mit dem UKM. Von der hat auch Strücker bereits eine Vorstellung: „Wir rechnen im Moment damit, dass wir eine bis zwei Hospitationen im Monat ableisten werden“, sagt er.