Schuppenflechte bei Menschen mit dunkler Hautfarbe

Schuppenflechte bei Menschen mit dunkler Hautfarbe

Bild: Dankbar für die erfolgreiche Therapie (bei der Schuppenflechte): Psoriasis-Patient Amadu Manjo Keita mit Oberärztin Dr. Nina Magnolo (li.) und Assistenzärztin Paloma Aitana Seidel. (Foto: UKM)

Schuppenflechte bei dunkler Haut oft nicht einfach zu erkennen

Schuppenflechte ist die häufigste entzündliche Hauterkrankung in Deutschland – leicht zu erkennen ist sie für Ärztinnen und Ärzte deshalb aber nicht immer. Vor allem bei Menschen mit dunkler Haut reicht eine Blickdiagnose häufig nicht aus und Betroffene geraten erst spät und über Umwege an die richtige Therapie, so wie Amadu Manjo Keita.

Münster (ukm/lwi) – „Der ganze Körper war kaputt.“ Mit diesen drastischen Worten beschreibt Amadu Manjo Keita heute seine Hauterkrankung. Schuppen, Juckreiz und Hitze plagten den 43-Jährigen über mehrere Monate, sorgten für schlaflose Nächte und eine insgesamt stark eingeschränkte Lebensqualität. „Ich war bei vielen Ärzten“, erzählt er von seiner ganz persönlichen Behandlungs-Odyssee. Keiner davon diagnostizierte die Schuppenflechte, an der Keita – wie etwa zwei bis drei Prozent der Weltbevölkerung – leidet. Das Problem hinter der erschwerten Diagnose schildert Paloma Aitana Seidel, Assistenzärztin an der Hautklinik am UKM (Universitätsklinikum Münster): „Bei dunkler Haut ist die Rötung oft schlechter erkennbar. Auch in Lehrbüchern sind häufig Bilder heller Haut gezeigt, also mit einer typischen starken Rötung und der weißlichen Schuppung. Bei dunkler Hautfarbe ist das nicht immer so gut sichtbar, weshalb die Diagnose da auch etwas schwieriger zu stellen ist, zumindest mit dem Blick.“ Aufschlussreich kann in diesem Fall eine Hautprobe der Betroffenen sein, weiß Seidel: „Dem Mikroskop ist es egal, wie dunkel oder wie hell die Haut ist. Da lässt sich dann anhand von Mustern erkennen, ob es sich um eine Schuppenflechte handelt.“

So war es auch bei Keita, der mit vielen, am ganzen Körper verteilten, bräunlich verhornenden Hautveränderungen in der Spezialsprechstunde „Psoriasis“ am UKM vorstellig wurde. „In Zusammenschau von Anamnese, klinischem Befund und dem histologischen Ergebnis diagnostizierten wir eine Schuppenflechte“, erinnert sich Seidel. Nachdem eine erste Behandlung mit Tabletten schnell nicht mehr wirkte, ist Keita inzwischen auf eine Biologikatherapie eingestellt. „Dabei handelt es sich um Antikörper, die – in diesem Fall alle drei Monate – gespritzt werden und die gezielt in die Entzündungskaskade eingreifen“, so Seidel. „Mit dem neuem Biologikum ist Herr Keita sehr zufrieden. An der Haut sind nur noch vereinzelt Hautveränderungen der Schuppenflechte erkennbar. Auch der Juckreiz und die Gelenkschmerzen sind vollständig zurückgegangen. Die Lebensqualität ist deutlich gebessert und die Therapie wird gut vertragen“, fasst Seidel die nach vielen Umwegen schließlich erfolgreiche Therapie zusammen.

Video: Schuppenflechte bei „People of Color“ diagnostizieren

Ziel: Mehr Studien an UKM-Hautklinik mit „People of Color“

„Damit Menschen, die keine weiße Haut haben, besser in klinischen Studien repräsentiert sind, versuchen wir in unseren Studien an der UKM-Hautklinik mehr ,People of Color´ (wörtlich aus dem Englischen: „Menschen von Farbe“) einzuschließen“, sagt Oberärztin Dr. Nina Magnolo, die auch Leiterin des Studienzentrum für innovative Dermatologie ist. Auch in Vorträgen und Fortbildungen werde das Thema mittlerweile mehr ins Zentrum gerückt. „Damit die Patienten schneller ihre Diagnose erhalten und versorgt werden können.“

Wietere Informationen zu Shcuppenflechte finden Sie zum Beispiel im Ärzteblatt | Häufige Dermatosen: Besonderheiten bei dunkler Haut
Mit Schuppenflechte besser leben

Mit Schuppenflechte besser leben

Bild: Flecken und Schuppen auf der Haut belasten die Betroffenen meist ganz erheblich. Foto: djd/www.janssenwithme.de/Getty Images/Natalie Abbey-Allan

Betroffene leiden äußerlich und innerlich: Kampagne klärt auf und unterstützt

(djd) – Die Krankheitsbelastung ist enorm. Scharf abgegrenzter Hautausschlag mit starker, weißlicher Schuppung bildet das Leitsymptom, dazu kommen oft Schmerzen, Brennen und quälender Juckreiz. Zudem werden Menschen mit Schuppenflechte, der sogenannten Psoriasis, immer wieder Opfer von Mobbing und Ausgrenzung. Laut dem Deutschen Psoriasis Bund (DPB) haben neun von zehn der Betroffenen schon abfällige Blicke oder sogar abwertende Bemerkungen erlebt. In Deutschland sind etwa 2,4 Prozent der Bevölkerung, also rund zwei Millionen Menschen, an Schuppenflechte erkrankt. Schätzungsweise 400.000 von ihnen leiden an einer mittelschweren bis schweren Form.

Moderne Therapien tragen zur Symptomfreiheit bei

Zwar ist die Hauterkrankung nicht heilbar, jedoch gut zu behandeln. Mit sogenannten Biologika ist bei einer mittelschweren bis schweren Form der Psoriasis eine erscheinungsfreie Haut möglich. Diese biotechnologisch hergestellten Stoffe unterdrücken die Wirkung bestimmter Botenstoffe, die stark am Entzündungsgeschehen der Schuppenflechte beteiligt sind. Die modernen Biologika kommen bisher aber nur sehr zurückhaltend zum Einsatz. Maßgeblich für eine erfolgreiche Behandlung ist daher der Zugang zu einem Spezialisten, denn nicht alle Dermatologen schöpfen das Therapiespektrum aus. Viele Patientinnen und Patienten sind deshalb unzureichend versorgt und bleiben aufgrund der Erkrankung in vielen Bereichen des Lebens hinter ihren Möglichkeiten zurück. Die Kampagne „Schuppenflechte Hilfe“ hat sich daher zum Ziel gesetzt, Betroffene zu informieren, dass sie mit einer entsprechenden Therapie eine möglichst erscheinungsfreie Haut erreichen können. Unter www.schuppenflechtehilfe.de werden sie Schritt für Schritt auf ihrem Weg dahin begleitet. Es beginnt mit einem Selbsttest, um den Schweregrad der eigenen Erkrankung zu ermitteln. Je nach Ergebnis werden dann verschiedene Behandlungsoptionen vorgestellt. Darüber hinaus finden sich Anlaufstellen zu spezialisierten Dermatologen.

Vieles kann man selbst tun

Neben einer gezielten Therapie ist auch der persönliche Umgang mit der Hauterkrankung entscheidend für eine verbesserte Lebensqualität. Dazu trägt etwa eine gesunde Ernährung bei – Rezepte gibt es ebenfalls auf der Website. Zudem sollte man die psychische Gesundheit im Blick behalten. So kann regelmäßige Bewegung das Stressempfinden reduzieren, denn Stress führt nicht selten zu erneuten Krankheitsschüben und Juckreiz. Die Hilfe eines Psychologen und der Austausch mit anderen Betroffenen – zum Beispiel in Selbsthilfegruppen – können der Seele und damit auch der Haut guttun.