Choose and care: Erst wählen, dann festlegen

Choose and care: Erst wählen, dann festlegen

Bild: Choose-and-Care – Seray Kurt arbeitet auf der Station 1A der Raphaelsklinik in Münster.

Clemenshospital und Raphaelsklinik bieten neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Pflege Wahlmöglichkeit

Münster – „Entweder sollte man diesen Beruf mit Spaß und Freude machen oder gar nicht!“, ist sich Seray Kurt sicher. Für die 22-Jährige gab es seit frühester Kindheit keinen anderen Wunsch, als Krankenschwester zu werden. Im Sommer ist ihr Traumberuf, der inzwischen Pflegefachfrau heißt, für sie Wirklichkeit geworden. „Ich komme aus Schüttorf und habe in Gronau gelernt, aber wo man ausgebildet wurde, sollte man nicht arbeiten“, weiß die junge Frau und bewarb sich an mehreren Kliniken, ihre Wahl fiel schließlich auf die Raphaelsklinik in Münster. Grund war ein neues einjähriges Berufseinsteigerprogramm namens Choose and Care, das dort und an der Schwesterklinik Clemenshospital, beides Kliniken der Alexianer, angeboten wird.

„Choose and Care bedeutet, dass die neuen Kollegeninnen und Kollegen in der Pflege innerhalb des Jahres drei unterschiedliche Abteilungen auswählen können. Sie legen sich damit aber noch nicht fest, wo sie dauerhaft arbeiten möchten. Erstmal im Unternehmen ankommen, die unterschiedlichen Menschen und Abteilungen kennenlernen, sich persönlich und fachlich entwickeln und einfach mal was ausprobieren, darum geht‘s“, erklärt Elke Alaze, die das Programm koordiniert. Während dieser Zeit ist sie feste Ansprechpartnerin und sorgt dafür, dass das Konzept umgesetzt wird und sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer regelmäßig zum Erfahrungsaustausch treffen können. „Wenn man gerade sein Examen gemacht hat, weiß man ja nicht unbedingt, in welcher Abteilung man gerne arbeiten möchte und ob das Team zu einem passt“, berichtet Seray Kurt.

Zufällig war bei ihr direkt die erste Station ein Volltreffer und so hat sie darauf verzichtet, auch in den anderen beiden Abteilungen zu arbeiten. Elke Alaze freut sich, dass Seray Kurt direkt auf der ersten Station so zufrieden ist, dass sie dort bleiben möchte: „Das ist natürlich auch jederzeit möglich, denn wir möchten, dass die Kollegeninnen und Kollegen dort bleiben, wo sie gerne arbeiten. Manchmal braucht es aber auch mehr Zeit für diese Entscheidung. Dann ist es gut, dass alle drei Fachabteilungen durchlaufen werden können.“

Für Alaze bietet das Programm noch weitere Vorteile: „Bei uns sind es ja nicht nur die drei Abteilungen, mit dem Clemenshospital und der Raphaelsklinik lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer direkt zwei unterschiedliche Krankenhäuser kennen. Die Häuser sind Teil des großen Alexianer-​Verbundes und auf Wunsch organisieren wir gerne Einsätze in anderen Alexianer-Einrichtungen in Deutschland“, wie Alaze berichtet. Seray Kurt fühlt sich in ihrem neuen Team wohl, das der jungen Frau sogar eine Wohnung in Münster organisiert hat, so dass die tägliche Pendeltour zwischen Schüttorf und Münster der Vergangenheit angehört. „Münster ist super, hier möchte ich gerne bleiben! Das Team ist toll und die Arbeit macht mir Spaß, es passt einfach!“

Palliativstation: Gesundheits- und Krankenpflegerin Ann-Christin Friemel arbeitet seit zehn Jahren in der Palliativpflege der Raphaelsklinik

Palliativstation: Gesundheits- und Krankenpflegerin Ann-Christin Friemel arbeitet seit zehn Jahren in der Palliativpflege der Raphaelsklinik

Bild: Ann-Christin Friemel arbeitet seit zehn Jahren auf der Palliativstation der Raphaelsklinik (©Foto RAK).

Münster – Seit Gründung der Abteilung vor zehn Jahren arbeitet die Gesundheits- und Krankenpflegerin Ann-Christin Friemel auf der Palliativstation der Raphaelsklinik. Unmittelbar nach ihrer Ausbildung hat die heute 33-Jährige angefangen in einem Bereich zu arbeiten, in dem es nicht um Heilung sondern vielmehr um Zuwendung und Unterstützung geht, wie sie sagt. „Viele Menschen wissen gar nicht, was Palliativpflege und Palliativmedizin können. Es geht bei uns darum, Symptome zu lindern und dafür zu sorgen, dass die Menschen am Ende ihrer Lebenszeit möglichst keine Schmerzen haben. Wir führen sehr viele Gespräche, nicht nur mit den Patienten sondern auch mit den Angehörigen. Beides gehört für uns sehr eng zusammen!“

Als Jugendliche hat Ann-Christin Friemel miterlebt, wie ihr Vater in einem niedersächsischen Uniklinikum gestorben ist, umgeben von der Hektik eines medizinischen Großbetriebs. „Das muss auch anders gehen können“, sagte sie sich damals und erlebte diesen anderen Umgang mit Tod und Sterben bei ihrem Ausbildungseinsatz im münsterischen Johannes-Hospiz. Als dann die Palliativstation in der Raphaelsklinik eröffnet wurde, hat sie sich sofort beworben, „Ich wollte von Anfang an dabei sein, mit aufbauen und mitgestalten.“

Auf der Palliativstation gibt es die Zeit für intensive Gespräche, die Menschen brauchen, die sich des nahenden Lebensendes bewusst werden, „Bei uns gibt es noch die Situationen, in denen sich Pflegende und Ärzte mit dem Stuhl an das Bett des Patienten setzen und lange Gespräche führen.“ Dinge, die eigentlich selbstverständlich sein sollten, unter dem Druck des Klinikalltags aber oft unmöglich geworden sind, wie Friemel bedauernd feststellt, „Krankenpflege ist ein toller Beruf, aber die Rahmenbedingungen machen ganz viel kaputt!“

Der Begriff Palliativstation löst oft Ängste aus, dabei geht es nicht um das Sterben sondern darum, Schmerzen und andere Symptome der Krankheit zu lindern oder soziale und psychologische Hilfen anzubieten, um Sorgen zu nehmen und der verbleibenden Zeit mehr Lebensqualität zu geben. „Viele Menschen wundern sich, wenn ich erzähle, dass etwa 70 Prozent unserer Patientinnen und Patienten nach durchschnittlich drei bis vier Wochen wieder entlassen werden“, berichtet die Gesundheits- und Krankenpflegerin, die ihre Station in der Raphaelsklinik, einem Krankenhaus der Alexianer, als Bindeglied zwischen dem vorangegangenen Leben der Patientinnen und Patienten und dem sieht, was danach kommt, zum Beispiel dem Hospiz.

Für ihre Arbeit hat sie nach ihrer Ausbildung spezielle Fort- und Weiterbildungen im Bereich der Palliativpflege absolviert, so wie die meisten ihrer Kolleginnen und Kollegen auf der Station. Trotzdem gehen die Schicksale, die sie täglich begleitet, nicht spurlos an der jungen Frau vorüber. Die sterbende 40-jährige Mutter mit ihren Kindern, der junge Mann, der seine tödliche Krankheit nicht akzeptieren und loslassen konnte, viele berufliche Erlebnisse sind selbst für die erfahrene Gesundheits- und Krankenpflegerin nicht leicht zu verarbeiten, „Das geht ans Gemüt, das kannst du allein nicht tragen“, wie sie sagt. Hier kommt das eingespielte Team der Palliativstation zum Tragen, „Wir unterstützen uns bei der Arbeit gegenseitig, dieser Zusammenhalt ist sehr wichtig! Wir sprechen sehr viel miteinander, auch über unsere Patienten. Außerdem findet vier Mal im Jahr eine Supervision mit der Psychoonkologin statt, die aber auch zwischendurch immer für uns da ist.“

Trotz der belastenden Erlebnisse kann sich Ann-Christin Friemel kaum vorstellen, in einem anderen Bereich als der Palliativpflege zu arbeiten, „höchstens mal ganz kurz, um danach ganz schnell wieder zurückzukehren“, wie sie lachend sagt. Das eingeschworene Stationsteam, die vertrauensvolle Zusammenarbeit von Pflege und Medizin auf Augenhöhe, das enge Verhältnis zu den Patientinnen und Patienten und deren Angehörigen und das Bewusstsein, diesen Menschen in einer schwierigen Lebensphase zu helfen und Mut zu machen, sind Dinge, die sie nicht missen möchte. Einen Wunsch hat sie allerdings, dass Ärzte und Patienten frühzeitig an die Palliativversorgung denken und nicht erst, wenn es gar nicht mehr anders geht, „Unsere Möglichkeiten setzen sehr früh an, eigentlich schon in dem Moment, in dem klar ist, dass eine Erkrankung nicht mehr heilbar ist. Wir können so viel machen, aber nur, wenn wir früh genug mit ins Boot geholt werden!“

Weitere Informationen unter: Palliativstation der Raphaelsklinik Münster

Pflegeberufe: Im Aufwind dank Corona

Pflegeberufe: Im Aufwind dank Corona

Bild: Die Leiterin der Zentralschule für Gesundheitsberufe St. Hildegard, Regula Toellner, am Rande der diesjährigen Abschlussfeier.

Münster – „Corona ist ein Marathon, gerade für Sie im Gesundheitswesen. Diese Dauersituation ist emotional und körperlich sehr belastend. Unter solchen Umständen das Examen mit all seinen Prüfungen abzulegen, ist eine ganz besondere Leistung!“, Regula Toellner von der Zentralschule für Gesundheitsberufe St. Hildegard ist während ihrer Rede zur Abschlussfeier (der Pflegeberufe) sichtbar beeindruckt von dem, was die ehemaligen Auszubildenden in der zurückliegenden Zeit geleistet haben.

Trotz dieser zusätzlichen Belastung erfahren die Pflegeberufe während der Pandemie einen spürbaren Aufschwung, da sind sich Toellner und ihr Kollege Peter Ahaus sicher. Die Schule, an der das Clemenshospitals und die Raphaelsklinik den beruflichen Nachwuchs ausbilden, verzeichnet seit anderthalb Jahren eine deutliche Zunahme an Bewerberinnen und Bewerbern. „Wir werden am 1. August mit drei Kursen starten, in denen jeweils 28 Auszubildende zu Pflegefachrauen und Pflegefachmännern ausgebildet werden. Das sind wesentlich mehr als in den Vorjahren“, freut sich die Leiterin der Schule, Regula Toellner. „Das zunehmende Interesse der Medien, in deren Berichten die Pflegeberufe oft als hochqualifiziert und sehr anspruchsvoll dargestellt werden, hat offenbar viele junge Menschen dazu gebracht, diese berufliche Laufbahn einzuschlagen“, wie der stellvertretende Schulleiter Peter Ahaus vermutet.

Ein weiterer Grund könnte nach Meinung der Pflegepädagogen die Einführung der generalistischen Ausbildung sein, in der es keine Unterscheidung zwischen Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege mehr gibt, „das macht den Beruf attraktiver.“ „Für diejenigen, die aktuell an der Zentralschule ihre Ausbildung absolvieren, ist die Pandemie eine außergewöhnliche, herausfordernde und sehr komplexe Situation, wie sie keiner von uns bislang erlebt hat“, betont Ahaus. Seine Kollegin Toellner glaubt, dass dies bei vielen Auszubildenden zu einer Stärkung des Selbstbewusstseins geführt hat, „Die Corona-Krise hat die Absolventen aufgebaut, sie sind sich ihrer Bedeutung bewusster geworden. Die Pflege ist der Pfeiler eines zukunftsfähigen Gesundheitssystems, das wissen viele von ihnen.“

Andererseits haben rund 20 Prozent der jungen Menschen während der Ausbildung das Handtuch geworfen, wie Toellner und Ahaus berichten. Aus Angst vor einer Infektion mit Covid-19 oder wegen zusätzlicher Belastungen, die der Lockdown oder das E-Learning mit sich gebracht haben, „Die Auszubildenden, die jetzt ihr Examen machen, haben wirklich mächtig was geleistet, das war kein einfaches Jahr!“

Transformator ausgefallen

Transformator ausgefallen

Bild: Wegen eines defekten Transformators kam es am Morgen zu einem größeren Feuerwehreinsatz an der Raphaelsklinik

Münster – Wegen eines technischen Defektes am Transformator der Raphaelsklinik wurde gegen 8.15 Uhr ein Alarm ausgelöst, auf den die Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr Münster sehr schnell und gewohnt professionell reagiert haben. Es kam durch den Defekt weder zu einem Brand noch zu Rauch- oder Geruchsentwicklung. Der Transformator befindet sich in einem separaten Gebäude außerhalb der Raphaelsklinik, zu keiner Zeit waren Patientinnen, Patienten, Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter der Raphaelsklinik oder des vorgelagerten Ambulanzzentrums in Gefahr. Aktuell übernimmt das Notstromaggregat routinemäßig die Versorgung der Klinik, es kommt allerdings vereinzelt zu Beeinträchtigungen, da weniger wichtige Stromkreise nicht von dem Aggregat versorgt werden.

Experten der Haustechnik der Raphaelsklinik sowie einer Spezialfirma für Energieversorgung, die gegenwärtig am Clemenshospital tätig ist, sind im Einsatz, um das Problem zu lösen. „Wir danken der Berufsfeuerwehr für ihren Einsatz, der uns mal wieder gezeigt hat, dass wir uns in Münster sicher fühlen können“, betont der Kaufmännische Direktor der Raphaelsklinik, Andreas Mönnig und fügt hinzu: „Einen großen Dank auch an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die besonnen und professionell auf die Störung reagiert haben.“

Beherztes Eingreifen rettet Leben

Beherztes Eingreifen rettet Leben

Bild: Cosima (r.) übt an einer Puppe die Herzdruckmassage, während Paula auf ihrem Smartphone überprüft, ob ihre Klassenkameradin alles richtig macht.

Münster – „Das ist schon anstrengend!“, sagt Cosima, während sie an einer Puppe die Herzdruckmassage übt. Der Krankenpfleger und Notfalltrainer Ralf Epping von der Raphaelsklinik hat ihr und den anderen Schülerinnen und Schülern der Klasse 7d des Wilhelm-Hittorf-Gymnasiums vorher genau erklärt, wie eine Herzdruckmassage ablaufen muss. Ob Cosima alle richtig macht, verrät ihr dabei eine App auf dem Smartphone ihrer Klassenkameradin Paula. „Der Strich muss sich zwischen den beiden grünen Balken bewegen und der Zeiger muss in der Mitte stehen“, wissen die beiden, denn nur dann ist der Druck auf die Brust der Übungspuppe nicht zu schwach und nicht zu stark.

Viele ihrer Klassenkameradinnen und -kameraden haben bereits Situationen erlebt, in denen schnelle Hilfe notwendig war und Leben gerettet hat. „Bei einem Fahrradrennen ist plötzlich ein Fahrer einfach umgefallen. Der Notarzt kam sofort und hat mit der Wiederbelebung angefangen“, beschreibt zum Beispiel Sefkan ein solches Erlebnis. „Leben retten können aber nicht nur Ärzte, das könnt ihr auch. Wenn ihr wisst, wie“, betont Epping. Nur 15 bis 20 Prozent der Deutschen beherrschen die Herzdruckmassage, in Skandinavien sind es über 70 Prozent berichtet der Experte. Dabei geht es buchstäblich um jede Sekunde, denn wenn das Gehirn nicht mehr mit Sauerstoff versorgt wird, treten bereits nach wenigen Minuten Schäden auf, die nicht mehr rückgängig zu machen sind. Die Schüler des Wilhelm-Hittorf-Gymnasiums wissen jetzt jedenfalls, wie sie im Ernstfall beherzt eingreifen können.

Bild: Nermin (l.) und Anna (r.) üben die Herzdruckmassage an einer Puppe, während Anton (m.) auf seinem Smartphone überprüft, ob die beiden dabei alles richtig machen.