Neue Klinik für Plastische Chirurgie am UKM
Hochspezialisiert und vernetzt mit vielen Disziplinen
Ende 2018 wurde die Plastische Chirurgie erstmals am UKM etabliert. Seither schreibt die Sektion innerhalb der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie eine Erfolgsgeschichte. Um dem durch die medizinische Spezialisierung fortschreitenden Bedarf an wiederherstellenden Operationen gerecht zu werden, ist die Plastische Chirurgie am UKM nun eigenständige Klinik geworden, bei der sich andere medizinischen Rat und operative Tat einholen. Direktor der neuen Klinik für Plastische Chirurgie ist Prof. Tobias Hirsch, der in enger Kooperation mit der Fachklinik Hornheide in Münster auf beiden Seiten ein ärztliches Team anführt.
Münster (ukm/aw) – Der Bedarf ist da: In der Region nördliches Westfalen ist das UKM (Universitätsklinikum Münster) der einzige Maximalversorger, der plastische und rekonstruierende Operationen mit den Möglichkeiten einer Universitätsklinik durchführen kann. „Wir sind immer dort gefragt, wo es um die Wiederherstellung von Form und Funktion des menschlichen Körpers geht“, sagt Prof. Tobias Hirsch, „Je früher wir in die Behandlung miteingebunden werden, desto besser. Offene Brüche, Gewebstransplantationen oder Lymphchirurgie: Überall, wo es um millimetergroße Strukturen des Körpers geht, nähen Plastische Chirurginnen und Chirurgen Haut, Nerven, Muskeln und Gefäße – oft dünner als ein Haar und nur unter der Lupe zu erkennen – wieder aneinander oder ersetzen diese notfalls durch Transplantationen aus anderen Körperregionen. Um das chirurgisch leisten zu können, braucht es eine mindestens sechsjährige Facharztausbildung und große Erfahrung.“
Diese Erfahrung sichert seit 2018 ein Kooperationsmodell mit der Fachklinik Hornheide in Münster, wo das Team aus fünf Oberärztinnen und Oberärzten und weiteren 13 Assistentinnen und Assistenten neben der Beschäftigung am UKM in unterschiedlichen Beschäftigungsanteilen ebenfalls tätig ist. Der Vorteil für die ärztliche Weiterbildung liegt auf der Hand: UKM und Fachklinik bieten das breitestmögliche Spektrum an Operationen kombiniert mit universitären Forschungs- und Versorgungsstandards.
Und noch in anderer Hinsicht ist das Kooperationsmodell zwischen den beiden Kliniken innovativ, denn es hebt die im Zuge der geplanten Krankenhausreform besondere Verantwortlichkeit der Universitätskliniken für ihre Region hervor. Für den Ärztlichen Direktor und Vorstandsvorsitzenden des UKM, Prof. Alex W. Friedrich, ist deswegen die enge Zusammenarbeit von UKM und Fachklinik Hornheide eine Blaupause dafür, wie zukünftig der Wissenstransfer zwischen Krankenhäusern verschiedener Versorgungslevel funktionieren sollte: „Wir werden künftig über Telemedizin und IT-Anwendungen unser Wissen vom UKM aus in die Breite tragen, sodass Krankenhäuser anderer Versorgungsstufen davon profitieren. Schon heute arbeiten wir innerhalb des digitalen Extremitätenboards unter Leitung der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am UKM, mit anderen Kliniken konsiliarisch an der gemeinsamen Behandlung von Patientinnen und Patienten. Das schafft Synergien und nutzt knappe Personalressourcen auf beiden Seiten optimal. Gleichzeitig können die Patientinnen und Patienten heimatnah behandelt werden, ohne verlegt zu werden.“
Nicht nur in seiner großen Versorgungsregion, auch am UKM selbst, arbeitet die neue Klinik für Plastische Chirurgie quer durch alle medizinischen Disziplinen mit vielen Spezialistinnen und Spezialisten zusammen. Die Hand-in-Hand-Behandlung zusammen mit allen chirurgischen Kliniken des UKM, dem Westdeutschen Tumor Zentrum (WTZ Münster), dem Brustzentrum, sowie der Dermatologie oder auch dem Center for Transgender Health (CTH) ist Teil des interdisziplinär umfassenden Behandlungskonzepts. Beispielhaft zu nennen ist dabei die Versorgung von Schwerverletzten oder Brandverletzten mit rekonstruierenden Operationen. Hier wurde in den Jahren seit 2018 eine Behandlungslücke geschlossen. Aber auch in der Gefäßchirurgie, der Lymphchirurgie und vor allem in der robotischen Mikrochirurgie liegen noch ungeahnte Therapiechancen, die durch die Verwendung von Digitalanwendungen und KI immer genauer werden.
Insbesondere für das robotische Operieren setzen sich Hirsch und sein Team Ziele für die Zukunft. „Wir sind durch ein durch die Europäische Union und die Universität Münster gefördertes europaweites Forschungsprojekt weltweit führend in der Robotischen Mikrochirurgie. Wir nutzen dazu eine einzigartige Kombination zweier mikrochirurgischen robotergestützter OP-Systeme. Als Zentrum der ersten Stunde können wir in der Anwendung diese robotischen Systeme sinnvoll weiterentwickeln. Mittelfristig könnte es möglich werden, dass wir uns bei komplexen Operationen aus dem UKM zuschalten können, auch wenn die beiden Teile des Roboters örtlich voneinander getrennt stehen“, formuliert Hirsch die Herausforderung der nächsten Jahre.