Neues Verfahren im St. Franziskus-Hospital
Kleine Klammer lindert Herzprobleme bei älteren Patienten
Münster – Seit Kurzem wird im St. Franziskus-Hospital Münster ein neues katheterbasiertes Verfahren zur Behandlung von undichten Trikuspidal-Herzklappen angewendet. Dieses sogenannte PASCAL-Clip-Verfahren wird deutschlandweit erst in wenigen Zentren durchgeführt. Es ermöglicht es, deutlich mehr Patienten schonend und sicher, ohne eine offene Herz-Operation, zu behandeln. „Dass wir diesen innovativen Eingriff nun bei uns durchführen ist ein weiterer Meilenstein in der medizinischen und kardiologischen Versorgung gerade für ältere Patienten“, berichtet Prof. Dr. Sebastian Reith, Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Elektrophysiologe.
Eine der ersten Patientinnen, die im St. Franziskus-Hospital von dem neuen Verfahren profitieren, ist Anna B.. Die Hiltruperin leidet schon viele Jahre unter Herzproblemen und der damit verbundenen Luftnot durch eine undichte Herzklappe, die Trikuspidalklappe. Anfangs war sie nur ab und zu außer Atem, später konnte sie nur noch wenige Meter gehen. „Alles wurde sehr beschwerlich und ich habe bei jedem Schritt um Luft gerungen“, erzählt sie. Auch zwei Katheterablationen (Verödungen des Herzgewebes) brachten keine Linderung der Beschwerden. Das Herz der 75-Jährigen war schon sehr geschwächt und eine offene OP zu riskant, so dass sich die Ärzte gemeinsam mit der Patientin für das neue Clip-Verfahren entschieden haben.
Dieses minimal-invasive Verfahren selbst ist nicht neu. Es wird bereits seit längerem bei der Behandlung undichter Mitralklappen an der linken Herzkammer angewandt. An den Trikuspidalklappen der rechten Herzkammer wird es bislang jedoch nur an wenigen nicht-universitären Kliniken in Deutschland eingesetzt. Mit einem Katheter wird hierbei das Reparatur-System über einen winzigen Zugang über die Leistenvene an den Ort der größten Klappenundichtigkeit geführt. Dort werden die Segel der Herzklappe, die nicht korrekt schließen, mit dem Clip (Klammer) so gegriffen, dass das Leck beseitigt und der Blutfluss in die falsche Richtung drastisch reduziert wird. „Wir halten dieses Verfahren für einen weiteren wichtigen Meilenstein im Bereich der interventionellen Herzklappentherapie. Die Trikuspidalklappe galt in den vergangenen Jahren in der Kardiologie als vernachlässigte Klappe, da außer einer großen offenen herzchirurgischen Operation keine wirksame Therapie existierte. Dies war gerade für die oftmals älteren und in der Lebensqualität deutlich eingeschränkten Patienten ein großes Problem. Das kann mit dem neuen Therapieverfahren nun in vielen Fällen gelöst werden kann“, so Prof. Dr. Sebastian Reith.
Vier Tage nach der OP kann Anna B. bereits nach Hause entlassen werden. „Ich freue mich schon auf viele gemeinsame Radtouren mit meinem Mann, aufs Fotografieren in der Natur und auf die vielen Kleinigkeiten, die im Alltag bislang nicht mehr möglich waren“, blickt sie froh in die Zukunft. Auch die Ärzte sind zuversichtlich, dass sich die Lebensqualität durch den Eingriff deutlich verbessern wird.