Bild: (v.r.n.l.) Der Ärztliche Leiter Prof. Philipp Kümpers und Sandra Schwenner, Stationsleitung der Notaufnahme, machen mit ihrem Team gute Erfahrungen mit den Marvel-Helden als Lebensretter.(Foto UKM/Wibberg)
Iron Man, Vision, Black Widow und Thor: Nach Superhelden benannte Notfallprotokolle und Merkhilfen standardisieren die Abläufe zwischen Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegefachkräften. Die Superhelden-Abkürzungen sind keine Spielerei, sondern verbessern die realen medizinischen Abläufe – und wurden inzwischen teilweise auch vom städtischen Rettungsdienst und anderen Notaufnahmen übernommen.
Münster (ukm/jug) – „Wir haben einen Vision-positiven Patienten, den wir euch als Iron Man bringen.“ Was wie ein Comic-Dialog klingt, ist ein realer Austausch zwischen dem Rettungsdienst und dem Personal der Notaufnahme am UKM (Universitätsklinikum Münster). Erfüllen Notfallpatientinnen und -patienten bestimmte Kriterien, werden sie dem Team der UKM Notaufnahme mit einem Superheldennamen angekündigt – dahinter verbergen sich konkrete Protokolle und standardisierte Abläufe, die dem pflegerischen und ärztlichen Personal den Fahrplan für die Versorgung von nichttraumatologischen, kritisch kranken Personen im Schockraum vorgeben.
„Wir haben nach einprägsamen Akronymen gesucht, mit denen wir kritische Notfälle ankündigen können, ohne die anwesenden Patientinnen und Patienten gleich zu beunruhigen“, erklärt Prof. Philipp Kümpers, Leiter der Notaufnahme am UKM, die Idee hinter den Superhelden-Abkürzungen. „Was muss ich – bei einem bestimmten Patienten – im Notfall tun, was ist meine Aufgabe? Mit den Superhelden-Protokollen wollen wir erreichen, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Versorgung im Schockraum eine einheitliche Struktur und Kommunikation nutzen.“
Die Superhelden-Abkürzungen sind nicht nur Spielerei, sondern verbessern die tatsächliche Zusammenarbeit im Team, wie Stationsleitung Sandra Schwenner betont: „Wenn der Rettungsdienst einen Iron Man-Fall ankündigt, besprechen wir im Team, wer von ärztlicher und pflegerischer Seite in den Schockraum geht.“ Die nächsten Schritte sind dann für alle klar, auch dank der eingeübten Protokolle. Im Grunde handelt es sich dabei um Checklisten, deren Punkte je nach Versorgungssituation nacheinander abgearbeitet werden müssen. Darin ist zum Beispiel geregelt, in welcher Reihenfolge die Untersuchung abläuft, welche Notfallmaßnahmen Vorrang haben und wie die anschließende Diagnostik durchgeführt wird.
Auch in der Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst der Stadt Münster werden die Akronyme Iron Man (Interdisciplinary resuscitation room management in acutely ill nontraumpatic patients) und Vision (eine Merkhilfe für auffällige Vitalwerte) mittlerweile verwendet. „Die Notfallversorgung in ganz Deutschland steht derzeit unter einem sehr hohen Leistungsdruck – alles, was unsere Zusammenarbeit zu verbessern hilft, ist wertvoll. Ich bin daher dem Team der UKM Notaufnahme sehr dankbar für einen Impuls, der schnell Schule gemacht hat und uns nicht nur in der Zusammenarbeit mit dem UKM hilft“, betont Prof. Andreas Bohn, ärztliche Leitung des Rettungsdienstes der Stadt Münster. Die Pflegekräfte und Ärztinnen und Ärzte in der UKM Notaufnahme haben zudem die Protokolle Thor (Transportation of High risk patients with Own Team to Radiology or Intervention) und Black Widow (Bypassing the Emergency Room for fast-lane CT scan with Intubated Patient & Doctor from Anesthesia or without) trainiert, diese werden bislang aber nur UKM-intern eingesetzt.
Video: Prof. Philipp Kümpers und Sandra Schwenner erklären, wie die Marvel-Helden-Protokolle die Kommunikation in der UKM Notaufnahme bereichern.
Dass Iron Man und Vision seit nunmehr einem Jahr fester Bestandteil der Kommunikation zwischen Rettungsdienst und Notaufnahmen (inzwischen auch anderer Krankenhäuser) innerhalb Münsters sind, ist das Ergebnis monatelanger interdisziplinärer Zusammenarbeit. Allein am UKM dauerten die Schulungen rund zwei Jahre, bis die ersten Superhelden-Protokolle vom gesamten Team beherrscht wurden. Kümpers: „Nach anfänglicher Skepsis stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter voll hinter dem Ansatz. Und ärztliche und pflegerische Kolleginnen und Kollegen aus anderen Häusern sprechen mich inzwischen auf Kongressen und Veranstaltungen darauf an, was es in Münster mit den Superhelden auf sich hat.“
Bild: Team-Timeout in der UKM Notaufnahme: Zwei Mal täglich stimmen sich Prof. Philipp Kümpers (Ärztlicher Leiter) und die Pflegerische Leiterin, Sandra Schwenner (hinten im Bild), mit allen pflegerischen und ärztlichen Mitarbeitenden am Tresen der Notaufnahme ab.
Die Notfallversorgung ist ein Dauergeschäft, Schließzeiten gibt es ebenso wenig wie planbare Patientenströme. Umso wichtiger sind funktionierende Abläufe und gute Absprachen innerhalb des Teams – unabhängig von der Berufsgruppe. Das Leitungsteam der Notaufnahme des UKM sah in den eigenen Reihen Verbesserungspotential und führte u.a. ein Team-Timeout ein. Davon profitieren nicht nur Patientinnen und Patienten, sondern auch alle pflegerischen und ärztlichen Mitarbeitenden.
Münster (ukm/maz) – Ruhe ist eher unüblich im teils hektischen Alltag einer Notaufnahme. Doch zwei Mal täglich steht die Notaufnahme am UKM (Universitätsklinikum Münster) seit Kurzem für 7 bis maximal 15 Minuten pro Tag weitestgehend still: Immer dann, wenn alle Mitarbeitenden des Teams von Prof. Philipp Kümpers (Ärztlicher Leiter) und Sandra Schwenner (Pflegerische Leiterin) zur Abstimmung zusammenkommen. „Was früher die klassische Visite war, an der jedoch nur ein Teil des Teams teilgenommen hat oder wir auf den Zimmern unterbrochen wurden, ist jetzt unser Team-Timeout“, erklärt Kümpers das Format, das „kurz und knackig“ mit allen anwesenden pflegerischen und ärztlichen Mitarbeitenden am Tresen der Notaufnahme stattfindet. Denn das Notfallgeschäft hat besondere Herausforderungen: Rund um die Uhr dienstbereit, 365 Tage im Jahr. Wie viele Patientinnen und Patienten kommen, mit welchen Krankheitsbildern – das alles ist nicht planbar. „Die Arbeit in einer Notaufnahme unterscheidet sich in diesem Punkt schon sehr von anderen Bereichen im Krankenhaus. Deshalb sind feste Strukturen und Abläufe für das gesamte Team in diesem nicht planbaren Arbeitsalltag besonders wichtig“, erklärt Schwenner.
Wie viele Patientinnen und Patienten liegen in den Zimmern der Notaufnahme? Wo gibt es Probleme, sind instabile Patienten vom Rettungsdienst angekündigt? Und wie sieht der weitere Tagesplan aus, wer wird wann weiterverlegt? All das ist nun einmal morgens und einmal am frühen Nachmittag Thema, sodass interprofessionell alle im Dienst befindlichen Mitarbeitenden einen gemeinsamen Wissenstand über den aktuellen Patientenstatus haben. „Der Weg dorthin war nicht immer einfach, aber wir merken wie sehr es uns als Team hilft“, sagt Prof. Philipp Kümpers. Dabei ist die Einführung des Team-Timeouts nur eine Maßnahme von mehreren strukturellen Veränderungen in der Notaufnahme am UKM, auch umfangreiche Umbaumaßnahmen haben nicht nur den Aufenthalt für Patientinnen und Patienten, sondern eben auch die Arbeit für die Mitarbeitenden verbessert. Und das scheint sich herumgesprochen zu haben: „Wir registrieren eine verstärkte Nachfrage von Studierenden der Medizin, die bei uns eine Praxiseinheit absolvieren möchten. Bei den Pflegenden gibt es sogar eine Warteliste für interne wie externe Bewerberinnen und Bewerber“, freut sich das Leitungs-Duo Schwenner/Kümpers, das in der eigenen Arbeit täglich den Mehrwert des Schulterschlusses zwischen Pflege und Ärztlichem Personal vorlebt.
Video: Prof. Philipp Kümpers und Sandra Schwenner erklären den Sinn des sogenannten Teams-Timeouts in der UKM Notaufnahme
Damit ist die UKM Notaufnahme eines der Beispiele, die im Rahmen des großangelegten Fokusprojektes „Magnet“ am UKM bereits spürbare Erfolge erzielt haben. Ziel des Projekts ist es, den Fokus auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu legen und in diesem Zusammenhang die Arbeitsorganisation und -struktur des Stationsalltags positiv zu verändern. Den auf Nachhaltigkeit angelegten, zertifizierten Prozess haben fast alle Top-Krankenhäuser der USA durchlaufen und konnten damit die Arbeitszufriedenheit der Pflegenden steigern und gleichzeitig eine bessere Versorgungsqualität bei den Patientinnen und Patienten erreichen. Das UKM strebt diese Zertifizierung, für die das Konzept schrittweise im gesamten Haus implementiert wird, für das Jahr 2027 an.
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