Handy-Sucht: Neue Suchtambulanz bietet Hilfe

Handy-Sucht: Neue Suchtambulanz bietet Hilfe

Bild: Prof. Bernhard Baune (l.), Leiter der Suchtambulanz und Direktor der Klinik für Psychische Gesundheit, zusammen mit Dr. Sophia Mursal Brockmöller und Benedikt Bradtke aus dem klinischen Leitungsteam. (Foto © UKM)

„Die Süchte sind diverser geworden“, sagt der Psychiater Prof. Bernhard Baune. Doch ob materielles oder nicht-materielles Verlangen, ob Zigaretten oder das Smartphone – Menschen, die aufgrund eines Suchtmittels Probleme haben, ihren Alltag zu bewältigen, benötigen Hilfe, und die wird ihnen in der Suchtambulanz am UKM angeboten.

Münster (ukm/lwi) – Das Smartphone zur Hand nehmen, wie im Autopiloten durch die endlosen Timelines der sozialen Medien scrollen, sich dann fragen: Was mache ich hier eigentlich? Ein Phänomen, das vermutlich viele Menschen kennen. Wird allerdings so viel und immer mehr „On-Screen-Time“ verbracht, dass der Alltag leidet oder es ohne Handy nicht mehr geht, muss vermutlich von einer Sucht gesprochen werden. Denn Süchte beziehen sich nicht nur auf stoffgebundene Substanzen wie Alkohol, Nikotin oder andere Drogen, sondern auch auf nicht-stoffgebundene Suchtmittel wie Medien, also etwa Social-Media-Plattformen oder Computerspiele.

Auf letzteren liegt – neben Medikamenten, Cannabis, Alkohol und Nikotin – auch ein Fokus der neuen Suchtambulanz, die das UKM (Universitätsklinikum Münster) mit Beginn dieses Jahres geschaffen hat. Angegliedert ist die Ambulanz an die Klinik für Psychische Gesundheit. Deren Direktor, Prof. Dr. Bernhard Baune, leitet die neue Ambulanz, mit der das UKM sich für die Behandlung verschiedener Suchterkrankungen breiter aufstellen und für Betroffene sichtbarer werden möchte. Und an Suchterkrankungen mangelt es nicht. „Insgesamt sind die Zahlen zu den Süchten in Deutschland relativ stabil geblieben in den vergangenen Jahrzehnten, allerdings bleibt die Alkoholsucht auf einem hohen Niveau und es haben sich auch neue Substanzen hinzugesellt sowie auch nicht-substanzabhängige Süchte entwickelt“, sagt Baune. „Die Süchte sind in den vergangenen 20, 30 Jahren diverser geworden. Es gibt also mehr verschiedene Suchtmittel und mit der Mediensucht haben wir ein besonderes Phänomen unserer Zeit.“

Anzeichen einer Sucht im allgemeinen und Handy-Sucht im speziellen

Doch ab wann muss eigentlich von einer Sucht gesprochen werden? Für Baune sind dabei vor allem drei Aspekte wichtig: Die Dosis bzw. die Häufigkeit des Konsums wird nach und nach erhöht, gleichzeitig findet eine Gewöhnung statt und bei Ausbleiben des Suchtmittels treten psychische oder körperliche Entzugserscheinungen auf. „Die Sucht hat damit in der Konsequenz bei Betroffenen häufig Auswirkungen auf das psychosoziale Umfeld. Dann dominiert sie das Leben derartig, dass der Schul- oder Arbeitsalltag nicht mehr funktioniert, oder es zu sozialer Isolation kommen kann.“

Neben der Behandlung suchtmedizinischer Notfälle, Kriseninterventionen und Entgiftungstherapien im stationären Rahmen besteht in der neuen Suchtambulanz auch ein suchtmedizinisches Angebot zur ambulanten Behandlung stoffgebundener sowie nicht-stoffgebundener Süchte in Form von Einzel- und Gruppentherapien. Die Patientinnen und Patienten werden entweder vom Haus- oder Facharzt überwiesen, kommen aus anderen Kliniken oder stellen sich selbst vor. Termine können von montags bis freitags in der Suchtsprechstunde der Ambulanz vereinbart werden.

Bei der Behandlung wird dann je nach Ausgangslage sozusagen in beide Richtungen gearbeitet: So kann sich aus einer ambulanten Diagnose eine Weiterbehandlung mit stationärem Aufenthalt ergeben, oder aber an eine stationäre Entgiftung eine ambulante Therapie anschließen. Das Behandlungsspektrum reicht dabei von leichten bis zu schweren Suchtformen.

Kontakt und weitere Informationen: https://web.ukm.de/psychiatrie-ambulanzen