Als Nachtwache im Krankenhaus – arbeiten, wenn andere schlafen
Auf die rege Betriebsamkeit des Tages kommt im Uniklinikum Münster die scheinbare Ruhe der Nacht – auf den Stationen übernehmen die Nachtwachen. Dass Gesundheits- und Krankenpfleger Philipp Pasternak gerne nachts arbeitet, liegt zum einem an seinem Biorhythmus. Zum anderen schätzt er die intensive, von den strikten Tagesabläufen losgelöste Arbeit mit Patientinnen und Patienten und bereut es bisher keinen Tag, seinem Job als Fachinformatiker den Rücken gekehrt zu haben.
Münster (ukm/ik) – Um halb neun Uhr abends trifft Philipp Pasternak an seinem Arbeitsort im UKM (Universitätsklinikum Münster) ein. In den nächsten zehn Stunden (der Nachtwache) trägt der examinierte Gesundheits- und Krankenpfleger die Verantwortung für die Versorgung der Patientinnen und Patienten, die sich momentan auf der herz- und thoraxchirurgischen Station 18A Ost in Behandlung befinden. „Wir betreuen meist frisch operierte Menschen, die ein Kunstherz haben. Das sind Fälle, die eine besondere Pflege brauchen“, erzählt der 30-Jährige. Jeden Abend erfolgt das gleiche Ritual auf der Station: Die Mitarbeitenden der Tag- und Nachtschicht treffen sich zu einer kurzen Besprechung, um sich auszutauschen. Sind besondere Ereignisse tagsüber geschehen? Wurden Medikationen geändert? Braucht jemand eine Schlaf- oder Schmerztablette? Kommen neue Patienten? „Die Übergabegespräche sind ein unentbehrlicher Teil meiner Arbeit – sie geben wichtige Hinweise für die Nacht“, erklärt Pasternak. Ab dann heißt es in der Nachtwache: überwachen, dokumentieren und reagieren.
2019 hat der gebürtige Münsteraner die Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger abgeschlossen und arbeitet seitdem im Uniklinikum. Dass er als studierter Fachinformatiker für Systemintegration in den Pflegeberuf wechselte, bereut er bis heute nicht: „Ich habe schnell gemerkt, dass die typische Büroarbeit mich nicht glücklich macht. Und ich wollte schon immer mit Menschen arbeiten.“ Warum er als Pfleger gerne nachts arbeitet, hat unterschiedliche Gründe: „Es liegt einfach an meinem Biorhythmus – ich gehe immer spät ins Bett und kann mit Vormittagen nichts anfangen.“ Und gerade in den Nachtdiensten habe man genug Zeit, sich um die Patientinnen und Patienten zu kümmern. „Diejenigen, die schlafen können, lasse ich schlafen, und diejenigen, denen es nicht gut geht und die besonders viel Zuwendung brauchen, denen helfe ich umso besser. Und das macht mich mit meiner Arbeit zufriedener“, so Pasternak.
Um neun Uhr abends macht sich die Nachtwache auf durch die abgedunkelten Gänge der Station. Der erste von vier Rundgängen steht an, auf dem er bei jedem Patienten reinschaut und kontrolliert, ob alles für das Schlafengehen bereit ist. Alle zwei Stunden kommt er dieser Routine nach und kontrolliert jedes Zimmer noch einmal. Und in der Zwischenzeit kümmert sich Pasternak um die Dokumentation und Kontrolle von Vitalzeichen, Medikamentenvergabe und Infusionstherapien, die bei den meisten Patientinnen und Patienten mit bestimmten Abständen über die Nacht laufen sollen. Hinzu kommen noch die Wünsche von den Patientinnen und Patienten, die in der Nacht nicht schlafen können.
Nachtarbeit fordert zwar den Körper, dennoch hat sie auch einige Vorteile: So lässt sich zum Beispiel die Nachtschicht gut mit der Familie vereinbaren, da man tagsüber zu Hause ist und nachmittags die Kinder betreuen kann. „Der nächtliche Arbeitsalltag ist oft viel ruhiger als tagsüber. Das Telefon schweigt die meiste Zeit, außer in Notfällen. Und als Ausgleich für die Nachtschicht bekomme ich auch mehrere freie Tage“, so Pasternak. Ab sechs Uhr trifft das Team der Frühschicht zur Übergabe ein. Dann geht die Nachtwache in den Feierabend oder besser gesagt in den „Feiermorgen“. Einen persönlichen Tipp verrät er noch: „Wenn ich nach der langen Nachtschicht nach Hause radle, trage ich immer eine Sonnenbrille, da der Sonnenaufgang einen wachmacht. So kann man den eigenen Körper ein wenig austricksen, um anschließend gut in den Schlaf zu finden.“