Bild: Voller Einsatz für „SPOPSY4HEALTH“: Das Projektteam freut sich über den Startschuss (v.l.n.r.): Dr. Matthias Marckhoff, Prof. Nils Neuber, Dr. Kathrin Kohake, Prof. Maike Tietjens, Jelena Scherr, Pia Pickener, Ute Große-Westermann, Priv.-Doz. Dr. Manuel Föcker, Dr. Sebastian Salomon und Dr. Angela Rölver (Foto: privat/S. Maus)

Münster (mfm/jg) – Ob zu Fuß, zu Wasser oder auf Rädern: Sport hilft vielen Menschen, im Alltag aktiv und gesund zu bleiben. Da liegt der Schluss nahe, dass auch psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche von Bewegungs- und Spielformen profitieren. In welchem Maß diese Gruppen Zugang zu Sportangeboten haben, was sie antreibt und was sie hindert, wird jetzt ein Jahr lang in der Pilotstudie „SPOPSY4HEALTH“ untersucht. Dabei kooperieren das Universitätsklinikum Münster, das Institut für Sportwissenschaft der Westfälischen-Wilhelms-Universität (WWU) Münster und die Bezirksregierung Münster (ENTER-SPORTS-Projekt der Helen-Keller-Schule). Das Vorhaben wird von der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.

Ein ungesunder Lebensstil, zu dem auch ein Mangel an Bewegung zählt, kann die Wahrscheinlichkeit für psychische Erkrankungen erhöhen wie auch ihre Folge sein. „Die Corona-Pandemie hat diese Situation weiter verschärft: Diejenigen, die schon zuvor kaum Sport getrieben haben, bewegen sich oft noch weniger. Daher berücksichtigen wir die Folgen der Pandemie besonders“, erläutert Prof. Nils Neuber vom Institut für Sportwissenschaft. Zwar würden vielerorts Inklusionskonzepte vorgelegt, um psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche in Sportangebote zu integrieren; über die grundlegende „Sportteilhabe-Situation“ und die subjektiven Erfahrungen dieser besonders vulnerablen Gruppen wisse man aber wenig. „Dazu zählen auf der einen Seite Faktoren wie soziale Ängste, die die Betroffenen vom Sport abhalten. Neben diesen ‚Barrieren‘ stehen auf der anderen Seite die ‚Potenziale‘, sprich: Faktoren, die die Teilhabe fördern, etwa eine höhere soziale Eingebundenheit“, erklären Prof. Maike Tietjens und Dr. Dennis Dreiskämper, ebenfalls vom Institut für Sportwissenschaft. Aktuell fehle allerdings die wissenschaftliche Basis, um passgenaue Sportkonzepte für die Betroffenen zu entwickeln. „In unserer Pilotstudie wollen wir uns daher einen Überblick darüber verschaffen, wie und in welchem Maße Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen überhaupt Sport treiben und welche Faktoren den Zugang zu Sport- und Bewegungsangeboten beeinflussen“, hebt Dr. Matthias Marckhoff, einer der Projektleiter, hervor.

Um diese Grundlage zu schaffen, werden 30 bis 50 Patientinnen und Patienten im Alter von zehn bis 18 Jahren aus der Uniklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie befragt – dies geschieht auf zwei Wegen: „Durch Fragebögen wollen wir vor allem das Sport- und Bewegungsverhalten quantitativ erfassen, bei den Interviews von rund 15 Patientinnen und Patienten steht das Sport- und Bewegungserleben qualitativ im Vordergrund. Um mögliche Barrieren und Potenziale zu identifizieren, werden dabei Aspekte des Selbstkonzeptes und der seelischen Gesundheit untersucht, zum Beispiel soziale Ängste und Depression“, so Projektleiter Priv.-Doz. Dr. Manuel Föcker aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Indem die beteiligten Projektpartner ihre „von Haus aus“ unterschiedlichen Forschungsrichtungen zusammenbringen, sei es möglich, die Fragestellung aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und die Komplexität des Problems auch wissenschaftlich abzubilden.