Corona-Impfung: Warum es nicht mehr wichtig ist, welche Variante gerade vorherrscht
Münster (ukm/aw) – Eigentlich möchte man ja lieber nichts mehr von diesem Virus hören. Dennoch steht die Infektsaison vor der Tür und zumindest die Frage nach der Impfung taucht erneut auf. Prof. Stephan Ludwig, Direktor des Instituts für Molekulare Virologie am UKM, fasst im Sinne eines FAQ zusammen, für wen eine Impfung mit den neuen angepassten Corona-Impfstoffen wichtig ist, und er erklärt auch, warum wir eigentlich gar nicht mehr wissen, welche Corona-Variante gerade aktuell ist.
Herr Prof. Ludwig, muss ich mich – dreieinhalb Jahre nach dem Auftauchen von SARS-CoV-2 – auch in diesem Herbst wieder impfen lassen?
Die STIKO empfiehlt das Impfen nicht mehr für die gesamte Bevölkerung, sondern erst für Menschen ab 60 Jahren. Außerdem natürlich für Menschen mit Vorerkrankungen oder Immunsupprimierte. Auch für Menschen, die im Gesundheitssystem arbeiten oder in Altenheimen ist eine Auffrischung der Impfung sinnvoll. Ebenso für Schwangere oder für Frauen, die sich mit einem Kinderwunsch tragen, weil das Risiko einer Corona-Infektion in der Schwangerschaft größer ist.
Wenn ich jetzt geimpft bin oder die Infektion mit SARS-CoV-2 gerade erst durchgemacht habe, wie lange bin ich danach noch geschützt?
Hier geht man davon aus, dass ein dreimaliger Kontakt mit dem Antigen – also entweder geimpft oder infiziert – ausreicht, um auch gegen neue Varianten einen relativ guten Schutz zu haben. Falls der letzte Kontakt mit dem Antigen schon ein Jahr oder noch länger zurückliegt, sollte man aber in jedem Fall über eine Auffrischung nachdenken.
Wie früh oder spät im Jahr soll ich mich impfen lassen?
Es ist sinnvoll, wenn man für die Corona-Auffrischungsimpfungen in einen Zyklus kommt ähnlich wie bei der Grippeimpfung. Da ist es ja auch so, dass man sich im Herbst impfen lässt und die Wirkung über den ganzen Winter hält. Es braucht ja auch eine Zeit, bis der Impfschutz nach der Impfung aufgebaut ist, sodass er eigentlich bis ins späte Frühjahr halten sollte.
Wie sinnvoll ist eine Doppel-Impfung gegen SARS-CoV-2 und Grippe?
Die Doppel-Impfung ist alleine schon deshalb sinnvoll, weil sie nur einen Arztbesuch erfordert. Außerdem hat es den Vorteil, dass man nur einmal mit möglichen Impfreaktionen zu tun hat, wie Schmerzen an der Einstichstelle oder erhöhter Temperatur, was bei empfindlichen Menschen nie ganz auszuschließen ist. Es ist auf keinen Fall so, dass sich – gleichzeitig verabreicht – beide Impfungen in irgendeiner Weise stören.
An welche Varianten sind die aktuellen Impfstoffe angepasst und welche Varianten herrschen eigentlich gerade vor?
Die aktuellen Impfstoffe sind an die XBB-Variante angepasst, die seit März/April in Deutschland quasi die Kontrolle übernommen hat. Dabei handelt es sich aber immer noch um eine Omikron-Variante. Wir wissen tatsächlich nicht, welche Variante gerade vorherrschend ist. Das ist aber auch nicht schlimm. Es handelt sich bei den jetzigen Subvarianten im Umlauf immer um solche, die sich im genetische Korsett von Omikron bewegen. Das sind also nicht mehr grundlegend neue Varianten, die starke Krankheitssymptome verursachen. Wir gehen daher davon aus, dass die angepassten Impfstoffe gegen alle weiteren Subtypen von Omikron wirksam sind.
Cerberus, Eris, Pirola: Wer legt eigentlich die Namen für die Corona-Varianten fest?
Die eigentliche Nomenklatur der SARS-CoV-Viren, die auch die WHO offiziell nutzt, ist das was wir in Abkürzungen kennen, also XBB.1.5, eg.5, BQ.1.1. Tatsächlich sind diese Namen, die man sonst so hört, also beispielsweise Cerberus, der Höllenhund oder aktuell Eris, von Wissenschaftlern ausgedacht und sie finden dann, weil sie so griffig sind, Eingang in die Umgangssprache. Das sind aber keine offiziellen Bezeichnungen für die Varianten.
Infektionen mit Omikron verlaufen in der Regel weit weniger schwer als solche mit früheren Varianten. Warum hat sich das Virus so entwickelt, dass es weniger gefährlich ist?
Die ersten Varianten von SARS-CoV-2 haben sich noch sehr tief in der Lunge vermehrt. Das macht die Menschen sehr schnell sehr krank. Mit der Folge, dass die Betroffenen im Bett liegen müssen, sich das Virus so aber auch nicht gut weiterverbreiten kann. Die neueren Varianten haben sich deswegen so selektioniert, dass sie sich meist im oberen Bereich der Lunge vermehren. Wenn ein Virus weit oben ist, wird es leichter ausgehustet. Außerdem sind die Patientinnen und Patienten weniger krank, können unter Leute gehen und so kann sich das Virus besser verbreiten. Der bessere Übertragungsweg ist von Vorteil für das Virus und deshalb haben sich Omikron-Varianten durchgesetzt.
Bild: Die Medizinerin Luise Erpenbeck ist seit August 2021 Professorin für Translationale und Experimentelle Immundermatologie an der münsterschen Uniklinik für Hautkrankheiten (Foto: WWU/E. Wibberg)
Münster/Göttingen – Weltweit wurden in verhältnismäßig kurzer Zeit verschiedene Impfstoffe gegen das Corona-Virus Sars-Cov-2 entwickelt, teils mit neuartigen Technologien. Dennoch gibt es noch offene Fragen zu der optimalen Kombination von Impfstoffen und zu der durch die Impfung hervorgerufenen Immunantwort. Ein Forschungsteam, dem auch die inzwischen an der Universität Münster tätige Professorin Luise Erpenbeck angehörte, hat die komplexe Immunantwort nach unterschiedlichen Impfregimen untersucht. Die Ergebnisse der COV-ADAPT-Studie („Humorale und zelluläre Immunantwort des adaptiven Immunsystems nach Impfung oder natürlicher COVID-Infektion“) sind jetzt in der renommierten Fachzeitschrift „Allergy“ (Europan Journal of Allergy and Clinical Immunology) erschienen.
Die Arbeitsgruppe der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) fand in Untersuchungen an einem Kollektiv von mehr als 400 Probanden – sämtlich Mitarbeitende der eigenen Einrichtung – heraus: Die Zweitimpfung mit dem mRNA-Impfstoff von Biontech (BNT162b2) steigert sehr wirksam die Immunantwort. „Dabei war es unwichtig, ob die Probanden zuvor bei der Erstimpfung den Impfstoff von AstraZeneca (ChAdOx1 nCoV-19) oder von Biontech erhalten hatten. Hingegen konnte eine Zweitimpfung mit AstraZeneca die Immunantwort kaum verbessern“, sagt Prof. Erpenbeck, eine der Senior-Autoren der Publikation, Mitglied der UMG-Arbeitsgruppe und 2021 an die Universität Münster berufen.
In der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten COV-ADAPT-Studie wurden drei unterschiedliche Kombinationen von Erst- und Zweitimpfungen im Zeitraum von Mai bis Juli 2021 genauer auf ihre Wirkung hin betrachtet. Darunter waren Impfregime mit nur einem Impfstoff (Erst- und Zweitimpfung mit Astra bzw. Biontech) und die Kombination aus Astra als Erstimpfung sowie Biontech als Zweitimpfung. Das Team analysierte nicht nur die Antikörper-Bildung nach der Impfung, sondern auch die Aktivität bestimmter Abwehrzellen (T-Zellen), die besonders wichtig für die Abwehr von Virusinfektionen sind. Dabei zeigte sich, dass die Antikörper-Entwicklung – die sogenannte „humorale Immunantwort“ – und die T-Zell-Aktivität – die „zelluläre Immunantwort“ – voneinander abhängig waren. Es sei daher nicht davon auszugehen, dass ein niedriger Antikörper-Spiegel nach Impfung durch eine hohe T-Zell-Antwort ausgeglichen wird, so eine zentrale Erkenntnis der interdisziplinär angelegten Studie. Das Forscherteam plant, die Immunantwort der Probanden weiter zu verfolgen, um auch Langzeit-Erkenntnisse über diese zu erlangen. [PubMed-Link zur Studie]
Originalveröffentlichung: Interdependencies of cellular and humoral immune responses in heterologous and homologous SARS-CoV-2 vaccination. Moritz M. Hollstein, Lennart Münsterkötter, Michael P. Schön, Armin Bergmann, Thea M. Husar, Anna Abratis, Abass Eidizadeh, Meike Schaffrinski, Karolin Zachmann, Anne Schmitz, Jason S. Holsapple, Hedwig Stanisz-Bogeski, Julie Schanz, Andreas Fischer, Uwe Groß, Andreas Leha, Andreas E. Zautner, Moritz Schnelle, Luise Erpenbeck. Allergy. First Published: 06 February 2022. https://doi.org/10.1111/all.15247
Münster (ukm/äkwl) – Die Prognosen hinsichtlich der Patientenzahlen für die anstehenden Wintermonate sind beunruhigend. Vor dem Hintergrund des exponentiellen Wachstums der Fallzahlen bei gleichzeitig sehr geringen Bettenkapazitäten auf den Intensivstationen haben heute der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. Hans-Albert Gehle und der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des UKM (Universitätsklinikum Münster), Univ.-Prof. Dr. med. Dr. h.c. Hugo Van Aken an die Bevölkerung appelliert, sich schnell um eine Booster-Impfung zu kümmern. Im Folgenden haben wir die Hauptaussagen der Pressekonferenz zusammengetragen. Außerdem stellen wir Ihnen hier tagesaktuelle Videostatements zu den relevanten Fragestellungen der Pressekonferenz zur Verfügung.
Video: Prof. Hugo Van Aken, Einschätzungen zur Covid-Lage.
Zitate
Einschätzung der generellen Corona-Lage
Gehle:
„Die Infektionszahlen erreichen immer neue Pandemie-Höchstwert, deshalb müssen die Corona-Grundregeln weiterhin unbedingt eingehalten werden: medizinische Masken tragen, Abstandsregeln einhalten, Distanz halten, Kontakte einschränken. Wo es beruflich zu engeren Kontakten kommt, wie etwa in Gesundheits- und Pflegeberufen oder in Schulen und Kitas, muss die 2G-Regel gelten, besser noch 2G-Plus. Sollten die Zahlen weiterhin steigen, müssen wir gegebenenfalls über eine Impfpflicht nicht nur für die Gesundheitsberufe nachdenken.“ Van Aken:
„Die Situation ist dramatischer als man denkt. Ein Virus kennt keine Grenzen. Die hohen Inzidenzzahlen im Süden werden in den nächsten Wochen dazu führen, dass auch bei uns mehr Patienten in die Krankenhäuser kommen. Gegen eine weitere Zunahme bei den Inzidenzzahlen sehe ich in erster Linie eine Beschleunigung bei den Booster-Impfungen. Der Booster ist die beste Maßnahme. Eine neue noch unveröffentlichte Studie aus Schweden legt nahe, dass der Schutz der Impfungen nach sechs Monaten sehr nachlässt. Bei vielen Menschen liegt der Schutz nach Impfung nach dieser Zeit nur noch bei 40 Prozent. Allen voran gefährdet sind Vorerkrankte, Immunsupprimierte und ältere Menschen. Sie sind besonders gefährdet, ernsthaft zu erkranken und in die Krankenhäuser zu müssen.“
Beschleunigung bei Booster-Impfungen
Gehle:
„Boostern auf breiter Front: Die Boosterimpfungen müssen nun schnell, flexibel und unbürokratisch durchgeführt werden. Und alle, die impfen können, müssen mitimpfen: Impfzentren, niedergelassene Kolleginnen und Kollegen, Krankenhäuser, Betriebsärzte.“ Van Aken:
Weite Teile der Bevölkerung sollte noch vor Weihnachten eine Booster-Impfung angeboten bekommen. Dazu müssen wir die Impfzentren wiedereröffnen. Auch unkonventionelle Lösungen wie Impfbusse, mobile Impfteams oder Impfangebote bei kulturellen oder sportlichen Veranstaltungen sollten wir nutzen, um den Impfschutz der Menschen deutlich zu verbessern. Ohne den Booster ist der Impfschutz nach Ablauf von sechs Monaten nicht mehr vollständig. Das sollte jeder wissen.“
Schließen von Impflücken
Gehle:
„Um die Impflücken zu schließen, sind verstärkt mobile Impfteams sowie ein aufsuchendes Impfangebot notwendig. Die Erfahrung zeigt: Wo Impfbusse stehen, gibt es Warteschlangen, Es gibt also ein Interesse in der Bevölkerung. Die Kommunen können die Impf-Brennpunkte identifizieren, dorthin muss der Impfstoff gebracht werden. In den Betrieben können Betriebsärzte beraten und über das Impfen und Boostern informieren.“ Van Aken:
Es ist für mich unverständlich, dass es noch Menschen gibt, die den Ernst der Lage für sich nicht erkannt haben und sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht haben impfen lassen. Wir können dem nur begegnen, indem wir Impfangebote niederschwellig, ohne große Hürden zugänglich machen. Impfbusse und mobile Angebote werden spontan genutzt. Das gilt selbstverständlich nicht nur für den Booster, sondern auch für alle die, die sich doch noch zu einer Impfung durchringen.“
Impfungen von Kindern zwischen 5 und 11 Jahren
Gehle:
„Eine rasche Entscheidung der STIKO alternativ der EMA zur Impfempfehlung und ein schnelles Freigabeverfahren für Kinder zwischen 5 und 12 Jahren sind wünschenswert. Man kann bereits jetzt mit den Impfvorbereitungen starten, um zur gegebenen Zeit zügig mit den Impfungen beginnen zu können.“ Van Aken:
„Ich selbst würde meine eigenen Enkelkinder impfen lassen. Gesunde Kinder erkranken meist nicht schwer an Covid-19, aber wir wissen bisher leider zu wenig über Langzeitfolgen. Anders als bei den Jugendlichen über 12 Jahren, ist die Altersgruppe zwischen 5 und 11 Jahren nicht überregional mobil. Ich hoffe auf eine baldige Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO).“
2-G oder 3-G? Oder gar 2-G-plus?
Gehle:
„Im Freizeitbereich, bei Sportveranstaltungen, kulturellen Veranstaltungen oder nun bald den Weihnachtsmärkten, müssen scharfe Kontrollen zur Einhaltung der Corona-Regeln gewährleistet sein. Große Veranstaltungen draußen sind nur noch vertretbar mit 2-G, besser mit 2-G-plus, das müsste bundesweit gelten. Außerdem sollten alle Veranstaltungs-Teilnehmer Masken tragen und die Abstände einhalten, um einen kompletten Lockdown zu verhindern. Sollten die Infektionszahlen noch weiter deutlich steigen, wird man darüber reden müssen, auf Großveranstaltungen ganz zu verzichten.“ Van Aken:
„Gestern hat Nordrhein-Westfalen sich sinnvollerweise für eine 2-G-Regelung für alle Veranstaltungen im Freizeitbereich entschieden. Es ist die richtige Entscheidung, dass nur Geimpfte und Genesene zu Freizeitveranstaltungen zugelassen werden, aber meiner Meinung nach wird das nicht ausreichen. Eine neue Studie aus Israel legt nahe, dass Geimpfte ebenso Überträger des Virus sind wie Ungeimpfte. Daher halte ich eine 2-G-plus-Regelung für wesentlich sicherer. Wir schlagen vor, dass bei Veranstaltungen und Versammlungen alle zusätzlich zu 2-G einen Antigen-Schnelltest vor Ort machen. Das gilt auch im Außenbereich für Weihnachtsmärkte. 2-G-plus ist auch ein Plus an Sicherheit.“
Video: Dr. Hans-Albert Gehle, Einschätzungen zur Covid-Lage
Bild: TV-Star Horst Lichter engagiert sich aktiv für den Grippeschutz. So nahm er im Oktober an der NoFluenza Tour teil, einer mobilen Informationskampagne. Foto: DJD/Sanofi/Christian Berg
Horst Lichter: So wichtig ist die Grippeimpfung
(DJD) – Seit Oktober sind wieder Grippeviren vermehrt im Umlauf. Wie wichtig Grippeschutz ist, weiß Horst Lichter (61) aus eigener Erfahrung. Nachdem er im vergangenen Herbst aufgrund einer Corona-Infektion die Grippeimpfung verpasst hatte, erkrankte er schwer. Der TV-Star steht beispielhaft für viele in seinem Alter: Achtsam mit ihrer Gesundheit, fit und mitten im Leben stehend, kann die Grippe für sie dennoch schwerwiegende Folgen haben. Aus diesem Grund setzt sich Lichter für die jährliche Grippeimpfung ein: „Wer einmal eine richtige Grippe bekommen hat, weiß, was das für eine gefährliche Krankheit ist. Da ist man sehr glücklich, wenn man für die Zukunft etwas dagegen tun kann. Ich kann nur immer wiederholen: So eine Grippeimpfung ist einfach und schnell erledigt.“
Das Ansteckungsrisiko wird oft unterschätzt
Der Moderator, Entertainer, Buchautor und Fernsehkoch ist viel unterwegs. Seine Gesundheit hat daher einen hohen Stellenwert für ihn: „Ohne sie kann man all die schönen Dinge, von denen man träumt, die man gerne tut, nicht wirklich machen.“ Zum Gesundheitsbewusstsein gehört auch, im Herbst und Winter auf Grippeschutz zu achten. Denn viele unterschätzen, wie schnell man sich anstecken und wie schwer die Erkrankung wirklich sein kann. Eine Grippe kann insbesondere für Menschen ab 60 Jahren schwerwiegende Folgen haben, da ihr Immunsystem mit zunehmendem Alter schwächer wird. Sie haben zudem häufiger Grunderkrankungen, die sich durch eine Grippe verschlechtern können und brauchen nach der Erkrankung oft eine lange Erholungsphase.
Jetzt vorbeugen mit der Grippeimpfung
Den bestmöglichen Schutz vor einer Erkrankung und möglichen langfristigen Folgen bietet die jährliche Grippeimpfung. Sie wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) unter anderem für Menschen ab 60 Jahren und alle Menschen mit Grunderkrankungen wie Asthma, Diabetes mellitus und Herz-Kreislauf-Erkrankungen empfohlen. Der ideale Impfzeitpunkt ist ab Oktober bis Mitte Dezember. Die Grippeimpfung ist aber auch später in der Saison und bis ins Frühjahr hinein noch wichtig und sinnvoll, da die Grippewelle häufig erst nach dem Jahreswechsel ihren Höhepunkt erreicht. Einen Termin für die Grippeimpfung kann man in der Arztpraxis oder Apotheke vereinbaren.
„Der Grippe-Impfstoff passt in diesem Jahr besonders gut auf die zirkulierenden Stämme“
Münster (ukm/maz) – Während die COVID-19-Impfstoffe und die durchgemachten Infektionen dafür sorgen, dass Experten bei der Corona-Pandemie den Übergang zu einer endemischen Lage erreicht sehen, sind die Zahlen an RS-Virus- und Influenza-Erkrankten nach wie vor ungewöhnlich hoch. Dabei zeigt der diesjährige Grippe-Impfstoff eine sehr gute Wirksamkeit – doch von der angestrebten Impfquote, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei älteren Menschen mit 75 Prozent angegeben wird, ist Deutschland weit entfernt. Wieso sich eine Impfung auch jetzt noch lohnt und wer davon profitiert, erklärt Prof. Stephan Ludwig, Direktor des Instituts für Virologie am UKM (Universitätsklinikum Münster).
Video: Grippewelle-Update: Warum sich eine Grippeimpfung auch jetzt noch lohnt
Herr Prof. Ludwig, die Grippe-Welle begann in diesem Herbst nicht nur ungewöhnlich früh, sondern auch mit vielen ausgeprägten Verläufen. Wo stehen wir jetzt zum Ende des Jahres?
„Wir sind aktuell immer noch in einer Phase, in der die Zahlen ansteigen, auch wenn es in der letzten Woche eine kleine Abflachung gab. Dies würde ich aber eher auf geringere Testungen rund um die Feiertage zurückführen. Wir müssen damit rechnen, dass die Zahlen im Januar noch weiter ansteigen.“
Eine Grippe-Impfung wird eigentlich im Herbst empfohlen. Wenn die ohnehin schon hohen Zahlen nach der Prognose jedoch noch weiter ansteigen, lohnt sich dann in diesem Winter eine Impfung auch zum jetzigen Zeitpunkt noch?
„Die lohnt sich auf jeden Fall noch und das aus zwei Gründen. Zum einen sehen wir normalerweise die Grippe-Peaks, also die höchsten Zahlen, Ende Januar und Anfang Februar, das steht uns also noch bevor und da der Impfstoff nach zwei Wochen seine volle Wirkung entfaltet, hat man dafür mit einer jetzigen Impfung eine gute Schutzwirkung. Und der zweite Grund, wieso man sich jetzt noch impfen lassen sollte, ist, dass der Impfstoff in diesem Jahr besonders gut auf die zirkulierenden Stämme passt und damit einen sehr, sehr guten Impfschutz bietet.“
Der Hinweis auf die besonders gute Wirksamkeit – die zugegebenermaßen ja nicht jedes Jahr gelingt – könnte die Impfbereitschaft diesen Winter möglicherweise noch erhöhen. Wer sollte sich in jedem Fall impfen lassen?
„Die Impfung empfiehlt sich immer für die gefährdeten Gruppen, also für die ältere Bevölkerung, aber natürlich auch für Menschen mit Vorerkrankungen und einem geschwächten Immunsystem. Aber wer nicht unbedingt eine schwere Grippe durchmachen will, da empfiehlt es sich im Grunde für jeden und wir haben ja bei der Corona-Pandemie gesehen, dass ein breiter Immunschutz in der Bevölkerung sehr wichtig ist, um eine Erkrankung zurückzudrängen und das würden wir uns bei der Grippe auch wünschen.“
Gilt diese Empfehlung auch für Kinder?
„Bei Kindern würde ich es zunächst auf die beschränken, die chronische Vorerkrankungen haben oder die generell häufig krank werden. Es ist schon so, dass Kinder, insbesondere auch kleine Kinder, sehr schwer an Grippe erkranken können und deshalb sollte ich als Eltern, wenn ich ein Kind habe, was sehr häufig krank wird, schon über eine Impfung nachdenken.“
Jetzt ist die Influenza nicht die einzige Atemwegserkrankung, die derzeit zirkuliert. Welche Rolle spielen das RS-Virus und die aktuellen Corona-Zahlen?
„Bei COVID-19 sind die Zahlen sehr ermutigend. Wir haben jetzt im Winter keine massive Zunahme an Erkrankungen gesehen. Das heißt, man kann so langsam davon ausgehen, dass wir in eine endemische Lage kommen. Bei anderen Atemwegserkrankungen ist das leider ganz und gar nicht so. Derzeit dominieren die Influenza und das RS-Virus, letzteres vor allem bei Kindern, und wir haben im Moment, was die schweren Atemwegserkrankungen angeht, den höchsten Peak seit vielen Jahren. Dabei ist nicht zu vergessen: Wir stehen noch mitten im Winter, da kommen also noch ein paar kalte Monate und da kann uns noch einiges erwischen. Deshalb kann man insgesamt, was die Atemwegserkrankungen angeht, aktuell noch keine Entwarnung geben.“
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